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... uns beide kaum oder noch gar nicht? Dann sind Sie auf unserer Willkommen-Seite am rechten Ort. Dort erhalten Sie erste Informationen zu uns, unserer Arbeit, unserem Leben – aber auch zu unseren Tätigkeiten und Freunden. Von dieser Seite aus finden Sie gut zu allen weiteren Hinweisen. ... Ulrike Bittner noch nicht und wollen mehr über sie wissen? Dann führt sie diese Seite weiter. ... Wolfgang J. Bittner noch nicht und möchten sich über ihn informieren? Dann klicken Sie hier. ... bereits uns beide?! Dann ist diese Seite mit den untenstehenden Neuigkeiten wahrscheinlich das Richtige für Sie. Lesen und Blättern Sie doch. Sie erfahren dabei, wo und wozu wir in letzter Zeit unterwegs waren. |
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... informieren wir Sie in der Form eines Journals über Neuigkeiten, die es bei uns bzw. in unserem beruflichen Umfeld gibt: was wir erleben, was uns auffällt, was wir beobachten und was uns fragend macht. Interessiert? Echos freuen uns. Schreiben Sie an ulrike.bittner@bluewin.ch oder an wbittner@bluewin.ch. Wir antworten gerne und so schnell wir können. |
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Mittwoch, 22. März 2023 Ulrike schreibt: Für Samstag, den 1. April 2023, laden wir zum Oasentag nach Liestal ein. Wolfgang und ich haben solche Oasentage über viele Jahre hin angeboten. Manchmal mit Übernachtung von Sonntag zu Montag, was dann ‹Geistlicher Montag› hiess, manchmal als Stille Wochenenden. Wenn ich zurück denke .... In der Schweiz waren wir regelmässig in Kloster Kappel und im Nidelbad, in Seewis und in Wildberg/ZH; in Berlin waren wir im Haus der Stille in Wannsee, im Stadtkloster Segen, in Kloster Lehnin, in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche usw.. Das waren die regelmässigen Orte. Für den 1. April lade ich in unsere eigene Kirchgemeinde als Stille-Ort ein. Impulse gibt es von der Geschichte der Hagar her. Wer solch einen halben Tag mit sich selbst und mit Gott verbringen möchte, den bitte ich bis Ende der Woche um Anmeldung. Hier findet ihr den Flyer mit mehr Informationen: 2023.04-Oasentag-HAGAR Ein gemeinsames Stille Wochenende in Riehen bieten Wolfgang und ich vom 24.-26. November 2023 an. Wir lesen und übersetzen gerade miteinander das Buch Hiob und werden dann mit euch Impulse zu Gott und Hiob teilen. Sonntag, 19. März 2023 Ulrike schreibt: DREIFACHE DUNKELHEIT: Drei Meditationsimpulse von Ulrike zu Lukas 23,44-47 an der Abendfeier in der Stadtkirche in Liestal. Sie können diese Meditationsimpulse gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »2023-dreifache Dunkelheit« Hier ist der biblische Abschnitt, Lukas 23,44-47 (eingefügt ist Markus 15,34-36): Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. [Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: «Eli, Eli, lama asabtani?» Das heisst übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: «Siehe, er ruft den Elia.» Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: «Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!»] Und Jesus rief laut: «Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!» Und als er das gesagt hatte, starb er. Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: «Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen!» (1) DA KAM EINE FINSTERNIS ÜBER DAS LAND. Erfahrungen von Dunkelheit. Jesus fühlt sich verlassen von Gott. Das ist Teil eines Weges, wie auch Psalm 22 einen Weg beschreibt. Es ist nicht das „Ende“. (2) MISSVERSTANDEN UND VERSTANDEN Über Begleitung in Zeiten der Dunkelheit. Jesus wird missverstanden (= er ruft nach Elia, um sich retten zu lassen.) Und er wird verstanden, interessanterweise vom römischem Hauptmann, der nicht Jude ist. (3) WAS TUN? - SICH ÜBERLASSEN Jesus kann nichts für sich selbst tun. Er befiehlt seinen Geist in die Hände seines Vaters. Auf alles eigene Tun verzichten. Sonntag, 19. März 2023 Wolfgang schreibt: GEHEIMNIS UM JESU TOD: Griechen fragen nach, weil sie Jesus sehen wollen. Für Jesus war das der Schlüssel, das Geheimnis um seinen Tod zu verstehen: jetzt ist es soweit - er wird erhöht - Erhöhung meint seine Kreuzigung … Ulrike hat heute über diesen Abschnitt aus Johannes 12 gepredigt. Sie können diese Predigt gleich hier nachhören. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »2023-JOH12,21-24.32« Samstag, 18. März 2023 Ulrike schreibt: Für Morgen herzliche Einladung zum Gottesdienst - am Morgen um 9 Uhr in Liestal, um 11 Uhr auf dem Seltisberg. "Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Wege" (Psalm 119,105) ist morgen Taufspruch für ein Kind und damit auch Gegenstand der Predigt. Was es heisst, seinen Weg vom Wort Gottes her sehen zu können, werde ich am Evangelium des Sonntags - Johannes 12,20-24 - entfalten. Um 18 Uhr dann Einladung zur Abendfeier nach Liestal. Wir hatten ja drei Offene Abende über Erfahrungen von Dunkelheit. Ich werde morgen im Blick auf Jesus weiter entfalten, was die "Dunkle Nacht der Seele" (Johannes vom Kreuz) ist. Mit Anbetungsliedern, Stille und Feier des Abendmahls. Donnerstag, 16. März 2023 Ulrike schreibt: Heute ist Abreisetag in Rasa. Nach dem Frühstück feiern wir Gottesdienst und Wolfgang gibt einen letzten - den zehnten Impuls - zum Psalm 27. Ich habe viel gelernt, besonders in den letzten beiden Impulsen. Was heisst es, das Angesicht eines anderen Menschen oder das Angesicht Gottes zu schauen (Vers 8)? Und warum kann David in Vers 9 und 10 seine Ängste zur Sprache und vor Gott bringen? Dass das nur derjenige kann, der zuvor gewiss und fest geworden ist über Gott (Vers 1-3). Dass Rasa als Ort wunderschön ist, wissen die meisten. Auch das Wetter war sonnig, nachts hat es manchmal geregnet. Ich war gestern Nachmittag in Ascona; ich liebe ja den Strand und das Wasser, auch wenn es noch zu kalt zum Baden ist. In der öffentlichen Badi gibt es vor Wind schützende Mauern - wunderbar - von denen aus man auf den See schauen kann. Da lagen ein paar Italiener auf Liegestühlen in der Sonne. Eine ältere Frau war auch schwimmen, ein paar Minuten im Wasser, wobei das Wasser wirklich nur 7 Grad hat. Oben Fotos von gestern. Vielleicht kommen ja einige von euch im Augst nach Rasa zu den nächsten Schweige-Exerzitien - und ihr macht einen Abstecher in die Badi in Ascona :-) Dienstag, 14. März 2023 Ulrike schreibt: Hier stellen wir euch den Impuls von Wolfgang Bittner zu Psalm 27, Vers 4, zur Verfügung: Ich habe euch ein Lied mitgebracht, das zu unserem Psalm passt. Es ist von Paul Gerhardt und heisst: «Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich». Paul Gerhardt hat das Lied nicht zum Psalm 27 geschrieben, sondern zum Römerbrief, Kapitel 8, ab Vers 38. Es ist wahrscheinlich eine Meditation über folgende Verse: «Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel, noch Mächte, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.» (Römer 8,38f) Glaube hat es damit zu tun, dass er angefochten ist, dass es Menschen gibt, Bewegungen gibt, Regungen von aussen und Regungen von innen, die mich vom Glauben wegziehen wollen, die mich von Gott wegziehen wollen. Paulus schreibt in Römer 8: Wer Christus erfahren hat, der lernt im Glauben, dass es nichts gibt, was mich von Gott wegbringen kann. Das liegt nicht an mir, an meinem Bemühen, sondern das liegt an dem, was Gott getan hat, was Christus für mich getan hat. David bringt die Grundeinsicht «Es kann mich niemand und nichts wegbringen von ihm» in Psalm 27 zum Ausdruck. Es ist David und seine Lebensgeschichte, an der wir uns das deutlich machen können. In seiner Lebensgeschichte kommt vieles vor. Äussere Umstände, Menschen, Saul, seine eigenen Söhne, seine Mitarbeiter, am Ende er selber. Da liegt unglaublich viel an Dynamik und Kraft, die ihn wegbringen könnte von Gott. Man kann es gar nicht abwägen, was das Schwerere ist: Sind das die Anderen, bin ich das selber? DAVIDS GESCHICHTE IST URBILD UNSERER GESCHICHTE Am Ende ist es das, was Gott tut und verspricht, das ihn – David – und seine Geschichte zur messianischen Geschichte werden lässt. Das heisst, nichts bringt dich und deine Geschichte, deine Familie bis hin zum Messias, von Gott weg. So haben wir den grossen Bogen, der bei David beginnt und sich zu Jesus, dem Messias, spannt. Wir als Christen sind ebenfalls messianische Menschen. Es ist unsere Geschichte, die wir bei David lesen. Denn auch bei uns wiederholt sich das in einer je anderen, eigenen, persönlichen Form und Biografie. Was uns hier von David gesagt wird. Die Beziehung zu Gott, das Gute, das Schwere und eben auch all das, was uns wegziehen kann und wegziehen will. Das, was von aussen kommt und das, was von innen kommt. Es ist eine Wiederholungsgeschichte. Und ich kann sagen: das ist meine Geschichte. ES IST AUCH PAULS GERHARDTS GESCHICHTE Ich habe euch das Lied von Paul Gerhardt kopiert. Auch bei Paul Gerhardt war es so: Er hat seine Kinder verloren mit Ausnahme von einem, er hat seine Frau verloren. Seinen Beruf, das heisst seinen Heimatruf in seine Berliner Heimatkirche, er musste aus Berlin weggehen, hinüber in den Spreewald. Er hat dort sogar seine Fähigkeit zum Dichten verloren. Ich habe keine Ahnung, was das für einen Menschen bedeutet, der so sprachfähig war. Und er ist im Glauben geblieben. Es gibt dieses Glaubenslied, das genau diese Dynamik zu umschreiben versucht. Manche von uns kennen es vielleicht. «Ist Gott für mich so trete gleich alles wider mich./ Sooft ich ruf und bete/ weicht alles hinter sich./Hab ich das Haupt zum Freunde/ und bin geliebt bei Gott/, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott’?» Auf unseren Liedblättern findet ihr das Lied vollständig in der Originalfassung mit fünfzehn Versen. Eine schöne Aufgabe, das Lied zu singen oder zu beten für diejenigen von euch, die Freude daran haben. Psalm 27, Vers 4 «EINS» - EIN WUNDERSCHÖNES, GLÜCKLICHES WORT Wir haben mit den beiden Grundgedanken begonnen: David beschreibt und bedenkt sein Verhältnis zu Gott, das Gute, das diese Beziehung auszeichnet (Vers 1) und das Schwere (Vers 2-3). Jetzt geht es markant einen Schritt weiter. Die Verse heute, das sind Vers 4 bis 6, bilden eine Einheit. Es ist gut, wenn ihr sie für euch lest und meditiert, so dass ihr den Zusammenhang, den Klang dieser drei Verse hört. Es sind drei sehr verschiedene Aspekte, nicht dieselben. Aber sie haben gleichsam dieselbe Mitte. Ich lese sie in der Übersetzung von Martin Buber vor: «Eines habe ich von ihm erwünscht, das ist’s, was ich suche: Sitz zu haben in SEINEM Hause alle meine Lebenstage. Seine Mildigkeit schauen zu dürfen, morgendlich in seiner Halle zu sein. Denn er verwahrt mich in seiner Schirmung am Tag des Bösgeschicks, er versteckt mich im Versteck seines Zeltes, auf den Felsen hebt er mich. Und dann hebt sich mein Haupt über meine Feinde rings um mich her. Opfern werde ich in seinem Zelte Opfer mit Jubelschmettern, singen und harfen IHM.» «EINES» ERBITTE ICH Wenn ihr die Verse auf deutsch lest, dann kann man schon beim Lesen darauf achten, wie hier immer drei Dinge zusammen geordnet werden. Wir hatten das schon in den ersten drei Versen: eine Art Dreiklang und jetzt dasselbe auch hier. Unser Vers 4 beginnt mit einem Wort, das es so auf deutsch natürlich gibt, aber anders gibt. Das Wort «eines». Wir haben das Wort «eins». Einmal als Zahlwort «eins» und einmal als unbestimmter Artikel «einer». Den unbestimmten Artikel gibt es auf hebräisch nicht. Es gibt nur das Zahlwort eins. Wenn in der Übersetzung bewusst «eins» steht, dann ist das mit hohem Bewusstsein gemeint. David sagt: «Eines bitte ich». Das heisst, ich habe mir überlegt und ich bin bei meinem Beten dazu gekommen zu fragen, was bitte ich ihn eigentlich? Das Ergebnis ist: Eigentlich habe ich nur eines zu bitten. Meine Sehnsucht, meine Wünsche, meine Bitten lassen sich zusammenfassen in einem. Das ist also die Reduktion der Vielfalt, die Konzentration der Vielfalt auf eines. Das wäre bereits eine schöne Aufgabe für das eigene Besinnen: Wie ist das, wenn ich meine Sehnsüchte, meine Wünsche, das, was ich vor Gott hintragen möchte, in eines fasse? Nicht wenn ich das künstlich zu einem konzentriere. Auch nicht, wenn mir gesagt wird, so bei dem vielen, was da ist, darfst du dir noch eines aussuchen. Auch das ist es kaum. DAVID MERKT ES SELBER Was ich empfinde bei David, ist, dass er selber plötzlich merkt, dass das Vielerlei an Wünschen, Fragen, Bitten, die ich an Gott habe, das darf ich, das darf ein Vielerlei sein und bleiben. Niemand soll mir das verbieten und auch bei Gott kenne ich kein solches Wort, das mein Bitten irgendwie einschränken würde. Dass er etwa sagen würde: Also, einen Wunsch hast du jetzt noch frei. Oh Schreck, was lasse ich aus, wie schrecklich, wenn ich das Falsche wähle. Ich empfinde bei diesem Vers, dass David in seinem Beten plötzlich merkt: Was ich will, das ist im letzten eigentlich nur eines. Das geht nicht gegen die Vielfalt. Sondern die Vielfalt selber fasst sich zusammen in dieses Eine. ÄUSSERES BITTEN UND INNERES WÜNSCHEN FALLEN ZUSAMMEN Und nun wird dieses Eine beschrieben, und zwar in zweifacher Hinsicht. Er sagt: Eines bete ich, und eines wünsche ich. Das erste Verb, das hier steht, «fragen» oder «beten», das ist die äussere Form. Ich kann es formulieren. Das zweite, das Wünschen, ist das Innere. Wenn ich mein Inneres frage, dann ist es auch nur eines. Ich finde das einen wunderschönen Gedanken und eine Einsicht, wenn das äussere Bitten und das innere Wünschen zusammenfallen. Wenn es keinen Zwiespalt gibt zwischen dem Äusseren, also dem, was ich in Worte fasse, und dem von dem ich merke, das meint mein Inneres wirklich. Da ist plötzlich nichts mehr kompliziert. Ich finde das traumhaft schön, wenn das Innere, mein Inneres so ganz ist, dass das äussere Bitten und das innere Wünschen in eines zusammenklingen. Ich weiss nicht, ob ich es ausdrücken kann und ob es so verständlich ist? Dazu kommen, dass es eins wird. Mit diesem Wort beginnt unser Vers: «eines» - ein wunderschönes, glückliches Wort! ES SIND DREI ASPEKTE Nun was ist das Eine? Das Eine sind drei. Das ist fast wie bei der Gotteslehre, der eine Gott ist drei. Auch hier haben wir eine Trinität. Das Eine, das David beschreibt, ist: Ich möchte wohnen, dann: ich möchte schauen, dann: und ich möchte … hmm. Hier weiss man nicht, was das hebräische Wort an dritter Stelle heisst. Beginnen wir von vorn. Ich möchte gerne wohnen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens. (1) WOHNEN IM HAUSE DES HERRN Wer das so beschreiben kann, der wünscht sich, in seinem Leben angekommen zu sein. Es geht nicht darum, dass er sagt, ich möchte die schönste Wohnung, die man kriegt. Sondern alle Tage meines Lebens möchte ich im Hause des Herrn wohnen. Da geht es nicht um ästhetische Kategorien. Da geht es um Heimat, um den Ort, von dem mein Inneres weiss und auch mein Äusseres überzeugt ist, hier bin ich angekommen. Ich habe mir überlegt, wo es mir in meinem eigenen Leben mit Wohnungen so ergangen ist. Ich wohne jetzt in der Wohnung Nummer 26. Ich kann also ein bisschen in meinem Gedächtnis herumwandern. Bei den Wohnungen gehört ja immer auch das Dorf dazu oder die Stadt, das Quartier, die Landschaft. Da gehört manches dazu. Es sind nicht nur die die Tür und die vier Mauern ringsherum. NACH HAUSE KOMMEN Es gab merkwürdigerweise selten Wohnungen, von denen ich gesagt hätte, da bin ich Zuhause. In meiner Sprache wäre das: Da ist meine Seele angekommen. Einmal, als ich eine Stelle gesucht habe, da habe ich mich zum Vorstellen aufgemacht. Der Fahrplan war so komisch, dass ich zwei Stunden früher ankam. Ich bin eine Station vorher ausgestiegen, ich habe gedacht, ich spaziere da ein wenig herum. Und ich laufe durch einen Wald. Wo man aus diesem Wald herauskommt und das Dorf sieht, sieht man die ganze Landschaft. Ich kann mich erinnern, wie heute, das war mit einem Schlag, mit einem Blick klar: Ich bin endlich nach Hause gekommen. Bis heute geht es mir so, wenn ich daran zurück denke. Ich war zuhause angekommen. Später habe ich mich erinnert, dass ich genau von dieser Szene schon einmal geträumt hatte. Ich hatte vorher nicht gewusst, wo das ist. Das ist die eine Szene. Die zweite Szene: Ich hatte relativ dringend umziehen müssen und innerhalb von relativ kurzer Zeit eine Wohnung gesucht. Ich hatte wenig Zeit dafür. Aus Intuition habe ich gedacht: in einem bestimmten Dorf, da könnte es sein, das könnte stimmen. Ich habe mir die Wohnungsanzeigen kopiert, mich angemeldet, und das war merkwürdig. Da gab es eine Wohnung, die war frei, günstig und lag auch an einem schönen Ort. Und als ich dort reingekommen bin, habe ich gedacht: «Menschenskind, die Wohnung ist ja krank. Wenn ich da am Abend von einem Vortrag nach Hause komme, dann muss ich ja die Wohnung erst noch pflegen und trösten.» Eine traurige Wohnung. Ich kann nicht einmal sagen, woran es lag. Dann habe ich in demselben Ort eine Wohnung gefunden, und als ich in diese Wohnung hineingekommen bin, die Vormieterin hat sie mir gezeigt, da kam ein Satz aus mir heraus – ich weiss selbst nicht warum. Da habe ich gesagt: «Oh, in der Wohnung möchte ich sterben.» Mir war nicht ums Sterben! Aber es war das erste Mal und bis jetzt auch das letzte Mal, dass ich in eine Wohnung gekommen bin, wo ich gedacht habe, die Wohnung wird mich empfangen und trösten, und wenn ich heimkomme, wartet sie auf mich. Diese Wohnung hat die Kraft mich bis ins Sterben zu begleiten. Das war auch so. Nein, ich bin dort nicht gestorben. Es war übrigens die Wohnung, in der ich am wenigsten lange gewohnt habe. Ein gutes Jahr nur. Aber ihr merkt, das Empfinden ist immer noch da. Das ist, was mir in den Sinn kommt, wenn ich diesen Vers hier lese: «Eines wünsche ich, zu wohnen in seinem Hause alle Tage des Lebens.» So würde ich es umschreiben: «Eines wünsche ich mir, bei dir so anzukommen, dass ich endlich Zuhause bin.» Ich beschreibe das jetzt nicht weiter. Ihr habt eure eigenen Empfindungen und eure eigenen Erinnerungen. Vielleicht sind es Sehnsüchte und noch gar keine Erinnerungen. Nur das Wissen, was hier gemeint. Das gibt es in uns Menschen. Das ist das Erste. Wir haben gesagt, David beschreibt, was er sich wünscht. Er sagt «Eines» wünsche ich. Er beschreibt es mit drei Ausdrücken. Das eine ist «das Wohnen». Das zweite: ich möchte gern schauen – in dieser Wohnung – die Lieblichkeit des Herrn. (2) ZU SCHAUEN DIE «LIEBLICHKEIT» DES HERRN «Lieblichkeit» das heisst, vielleicht so wie bei meiner zweiten Wohnung, wo ich gedacht habe, die hat eine Kraft auf mich zu warten und mich zu trösten. Ich würde das in meiner Sprache nicht Lieblichkeit nennen, ich würde einen anderen Ausdruck dafür brauchen. Lieblichkeit heisst eine Stärke, eine Kraft, und wenn man so will, auf eine gute Weise eine Mütterlichkeit. Ein Ort, von dem man sagen kann, dass es hier wirklich gut ist. Interessant ist in dieser zweiten Wohnung – ich hatte dort sehr viel Besuch – dass ein Satz immer wieder kam. Menschen, die mich dort besucht haben, haben gesagt: «Eigenartig, ich könnte gleich dableiben.» Und es war verständlich, dass es wirklich so war: eine Wohnung, die einen zum Bleiben eingeladen hat. Das gehört zu dem, was David sich hier wünscht, zu diesem Einen. Ich möchte eine Wohnung. Bei dir, im Haus des Herrn wohnen, mein Leben lang. Und dann etwas schauen von einem Ort, an dem man bleiben kann. EINEN ORT, WO ICH KLAR SEHEN KANN Ich möchte nicht diesen Ausdruck Lieblichkeit oder Schönheit mit einem weiteren Ausdruck beschreiben. Man kann es glaube ich nur mit Erfahrungen beschreiben, umschreiben und deuten. Aber hier steht ein Verbum, das heisst «zu schauen» deine Lieblichkeit, deine Schönheit. Das Wort, das hier für «schauen» steht, wird oft gebraucht bei Propheten, wenn sie eine Schauung haben. Vielleicht würden wir sagen, es gibt einen Ort, an dem ich plötzlich hellsichtig werde. Hellsichtig nicht im esoterischen Sinn, sondern ein Ort, wo mir die Dinge plötzlich klar werden. Wo ich klar sehen kann. EIN ORT, AN DEM GOTT WOHNT Interessant ist für mich – vielleicht darum interessant, weil ich es an David erst an diesem Vers begriffen habe – dass es auch für mich zutrifft. Diese Hellsichtigkeit, diese Klarheit, die macht David nicht an einer Erfahrung fest, auch nicht an einer Begegnung mit Menschen, nicht an einer Erfahrung, die Gott schenkt, sondern an einem Ort, an dem Gott wohnt. Auch das ist eine Aufgabe, mit der man selber ins Nachdenken kommen kann. Es kann sein, dass ich das kenne. Dass es einen Ort gibt, wenn ich an den komme, dann werden die Dinge hell und leicht und klar. Wahrscheinlich haben im guten Sinn die Wallfahrtsorte eine solche Aufgabe gehabt und auch erfüllt. Ich gehe an den Ort, weil ich erfahre, dass Gott dort nahe bei mir ist. Was mir unklar und durcheinander war, plötzlich kann ich es sehen. Es ist gut, wenn man solche Orte hat. Manch einer von uns würde vielleicht sagen, nein ein Ort ist das für mich nicht. Oder mancher würde sagen, das hören wir auch immer wieder: Wenn ich nach Rasa komme, dann werden mir Dinge relativ schnell klar. Und man kann nicht genau sagen warum. Rasa ist wunderschön, aber es gibt in gewisser Weise auch noch schönere Orte. Vielleicht ist es meine Geschichte, dass ich hier mit Gott etwas erfahren habe, das sich wiederholt. Aber eben, bei manchen ist es nicht ein Ort, bei manchen ist es ein Mensch. Wenn ich zu diesem Menschen gehe oder an ihn denke, dann werden Dinge auch plötzlich klar. Ich kann ein Gespräch suchen und das ist vielleicht nicht einmal aufregend, aber es klärt sich etwas. Dinge die aufregend und ungeklärt waren, liegen plötzlich hinter mir. Es wäre eine schöne Aufgabe, wenn ihr euch überlegt, wo, wahrscheinlich in einer anderen Form, es euch in eurem Leben so gegangen ist. Dieses «Eine» von dem David hier spricht. (3) EIN MORGENDLICHES SCHAUEN? Nun kommt das Dritte (in Vers 4). Das Verb ist nicht zu übersetzen, weil man es so nicht versteht. Hier steht ein Verbum, das auf hebräisch «bkr» heisst. «Boker» als Nomen ist der Morgen. «Guten Morgen» wünscht man in Israel «Boker tov». Wir können aus dem Wort «Morgen» - gemeint ist also nicht der nächste Tag, sondern der frühe Morgen - kein Verbum bilden. Im Hebräischen steht aber ein Verbum. Aber was bedeutet das? Es gibt verschiedene Theorien, aber keine davon überzeugt mich wirklich. Ich kann euch nur sagen, dass ich es nicht verstehe. Vielleicht kann man dahingehend überlegen, dass manchmal am Morgen Dinge in einem neuen Licht escheinen. Aber es gibt Menschen, die machen genau die umgekehrte Erfahrung. Was am Abend klar war, ist am Morgen wieder durcheinander. Gibt es ein morgendliches Schauen? Das wäre ein Versuch fürs Übersetzen. David sagt, dieses «morgendliche Schauen», wenn es so heisst, in deiner Halle. Die Halle, das ist der Tempel. Da muss David etwas begegnet sein, von dem er sich auch jetzt wünscht, dass es ihm im Tempel entgegenkommt. Ich habe keine Erfahrungen mit Tempeln. Der Begriff «Tempel» ist mir eher fremd. Aber das kann euch anders gehen. Vieleicht ist es eine Kirche, je nach Baustil, Romanik, Gotik, Barock, oder eine orthodoxe Kirche voll mit Gold, Licht und Musik. Also gemeint ist nicht nur etwas Visuelles, sondern ein gesamthaftes Leben. Wir wissen also nicht, was genau David hier beschreibt. Aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig. Ich würde gerne für heute Vormittag hier stehen bleiben. David sagt: «Eines» wünsche ich; oder all mein Wünschen und Bitten fasst sich zusammen in Einem. Und dieses Eine beschreibt sich zunächst in drei Dingen: o Wohnen im Hause Gottes alle Tage meines Lebens. In meiner Sprache würde ich sagen, in einer Wohnung ankommen, nach Hause kommen. o Warum nach Hause kommen? Um dort etwas zu betrachten, nämlich dass Gott schön ist. Vielleicht kann da das Wort «lieblich» einen neuen Klang bekommen, dass es einfach gut ist, lieblich, schön, wenn man bei Ihm ankommt. o Vielleicht bekommt nun auch der dritte Aspekt, das Wort «Morgen» oder «morgendlich» doch einen Sinn: Wie am Morgen erscheint alles in einem neuen, guten Licht. Sonntag, 12. März 2023 Ulrike schreibt: Wir sind gestern gut in Rasa angekommen. Zwischen Liestal und dem Gotthard-Tunnel gab es Schneefall und ziemlich viel Stau. Hinter dem Tunnel stiegen die Temperaturen auf knapp 20°C und auch hier oben in Rasa scheint die Sonne. Wolfgang hat heute Nachmittag bereits den dritten Impuls zu Psalm 27 gehalten. Ihr könnt ihn hier mithören. Unten habe ich ihn verschriftlicht. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Meditationsimpuls herunterladen unter: »PSALM27-[03]-Verse2-3« Psalm 27, Vers 2 und 3 2 «Wenn die Bösewichte an mich wollen, mich zu verschlingen, meine Bedränger und meine Feinde, müssen sie selber straucheln und fallen. 3Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.» Wir halten uns noch einmal vor Augen: Der Psalm 27 beginnt damit, dass der Psalmbeter seine Beziehung zu Gott zu klären versucht (Vers 1). Klären heisst: Ich versuche mir klar zu machen, wie steht es eigentlich zwischen dir und mir? Das kann auch heissen: wenn eine Beziehung bereits gut ist, dann möchte ich mich noch tiefer freuen an der Beziehung zwischen dir und mir. Indem ich mir klarmache, wie geht es zu zwischen uns? Was ist das Gute? Was bewährt sich zwischen dir und mir? Vielleicht auch: wo gibt es Lücken, wo liegen Schwierigkeiten, wo liegen Gefährdungen? Die Frage gilt ja dem, es besser zu machen. Es ist keine kritische Frage. GOTT – MEIN LICHT, MEIN RETTER, MEINE LEBENSBURG Wir haben gesehen wie der Psalmbeter, wie David, mit drei positiven Bildern einsetzt. Er vergleicht Gott mit dem Licht, was immer er darunter versteht. Er vergleicht Gott mit der Rettung, dem Retter. Und er vergleicht ihn mit der Lebensburg. Dort, wo sein Leben in einer Burg gesichert ist. Das sind die drei Bilder, die er zunächst verwendet. Die ihm vielleicht zunächst in den Sinn kommen. Er sagt: Gott, das bist du für mich. Aus diesen drei Bildern haben wir die Anregung übernommen zu fragen: Wenn ich drei Bilder suchen möchte, die meinem Verhältnis zu Gott entsprechen, was sind meine drei Bilder? Oder: sind die drei Bilder, die der Psalm 27 nennt, gut für mich? Wo kann ich etwas damit anfangen, wo zögere oder zittere ich, oder wo habe ich Bedenken, weil ich sage: Bei diesem Bild, das für David offensichtlich hilfreich und stark ist, kommen mir Zweifel, weil das Bild für mich etwas anderes sagt. Es lohnt also, den Bildern nachzuspüren. Es sind zunächst einmal drei positive Bilder. Nun wechselt der Psalm und verwendet in Vers 2 und 3 negative Bilder. Das bedeutet, eine starke Beziehung wird nicht nur dadurch beschrieben, dass ich sie positiv – wie in Vers 1 – beschreibe, sondern auch dadurch, dass ich die Krisen beschreibe, die mit dieser Beziehung verbunden sind. Es ist ein Zeichen der Stärke, wenn ich Krisen beschreiben kann und dem nicht ausweiche. David hat davor offensichtlich keine Scheu. Die Krisen gehören für ihn zum positiven Teil, wie er sich die Beziehung zu Gott erklärt und klärt. WAS ODER WER BEDRÄNGT MEINE BEZIEHUNG ZU GOTT? Wir beschäftigen uns heute Nachmittag mit Vers 2 und Vers 3. Es ist nicht ganz einfach mit den Übersetzungen, aber wir kriegen das schon hin. Der Vers 2 beginnt damit, dass David sagt: Es kommt mir etwas nahe. Ich kläre meine Beziehung zu Gott und da kommen mir «Bösewichte» nahe. Ich finde das interessant zu überlegen. Welche Bösewichte kommen in meinem Leben vor, die meine Beziehung zu Gott bedrängen? Es gibt keine Beziehung ohne Bösewichte. Auch unter uns Menschen nicht. In einer menschlichen Beziehung geht es vielleicht wunderbar zu, ganz, ganz gut geht es zu –, wenn nur die Bösewichte nicht wären. Die Bösewichte werden jetzt beschrieben. Die tun gar nicht so viel, sondern sie kommen nahe. Vielleicht waren sie vorher weit weg. Vielleicht waren sie von Anfang an in der Beziehung schon da und haben sich kaum bemerkbar gemacht. Aber plötzlich kommen sie näher. Ihr merkt, die Psalmen, die Bibel, weiss unglaublich viel vom Leben. Die Bösewichte sind nicht einfach von jetzt auf gleich da. Sondern es geht schön langsam. Nun wird beschrieben, was das Ziel dieser Bösewichte ist. Sie kommen nahe «um mein Fleisch zu fressen» (Vers 2, Elberfelder Übersetzung). Das Wort, das hier mit Fressen übersetzt ist, müsste ich eigentlich übersetzen: die essen. Das meint das ganz normale Speisen. Die setzen sich hin und dann beginnen sie zu essen. Und was essen sie? Sie essen mein Fleisch. Ich finde dieses Bild dramatisch, es ist nicht einfach. Aber ich bin dankbar, dass es auch ein bisschen komisch ist, humorvoll. WER BEISST AN MEINER BEZIEHUNG ZU GOTT HERUM? Wer ist da in meiner Beziehung zu Gott, der sich an den Tisch setzt und an mir herumknabbert? Vielleicht nicht nur herumknabbert, sondern sich vielleicht schon kräftig ein paar Stücke abschneidet und reinbeisst? Ich finde es schön, dass dieses Bild nicht direkt die Sache nennt, sondern als Bild versucht, es begreiflich zu machen. Und auch das kann ich in meine Meditation, mein betendes Weiterdenken nehmen: Offensichtlich haben die sich vorher nicht bemerkbar gemacht. Es war vorher mehr oder weniger gut, es war alles ruhig. Und vielleicht langsam erst merke ich, dass jemand herumschneidet und herumkaut. Was ist das? WO IST ETWAS ENG GEWORDEN? David nennt diese Bösewichte «meine Bedränger und meine Feinde». Das Wort Feinde ist klar, sie stehen bewusst in Opposition zu mir, treten gegen mich auf. Ich muss mir nichts vormachen, eigentlich weiss ich es. Das sind Menschen, das sind Kräfte, das sind Bewegungen, die gegen mich sind. Der zweite Ausdruck, der vorher steht, ist «Bedränger». Der Begriff sagt nämlich, da ist etwas, dass es mir eng macht. Ich glaube, dass die meisten von uns ein gutes Gespür haben dafür, wenn es Dinge gibt, oder Gedanken, oder Menschen, oder Beschäftigungen, durch die etwas in mir und etwas in unserer Beziehung eng wird. Ich möchte dieses Bild des Engwerdens gar nicht ersetzen. Ich würde es als eine Aufgabe auffassen, eine Aufgabe, darüber nachzudenken, hineinzuspüren in das eigene Leben: wo geschieht so etwas mit mir? Vielleicht war es sogar so, dass es vorher weit, dankbar und fröhlich und ermutigend war, ein Mensch, mit dem es gut und weit gewesen ist, eine Aufgabe, die in mir Weite hervorgerufen hat, und das ist jetzt nicht mehr so. Es ist eng geworden. NICHT STRAUCHELN, SONDERN STARK WERDEN David führt diesen Gedankengang zu Ende, indem er sagt: Sie sind es, die «straucheln und fallen». Der Gedankengang ist der folgende: Es kommt mir etwas nahe. Es sind Bösewichte, die mir nahekommen, sie wollen mein Fleisch essen. Das ist nicht wenig, was sie da wollen. Sie zeigen, dass sie gegen mich sind. Vielleicht begreife ich das erst im Laufe dieses Prozesses. Ich fasse den letzten Satz vom «Straucheln und Fallen» so auf, dass diese Feinde meinen und man selbst auch meint: Am Ende bin ich es, der strauchelt und fällt. David aber begreift etwas anderes. Nein, wenn dieser Prozess ins Bewusstsein kommt – das ist das, was wir hier tun und was David in diesem Psalm tut. Wenn ich mir offen vor Augen halte, was da mit mir geschieht, ist das Ergebnis nicht, dass ich strauchle und falle, sondern dass die anderen straucheln und fallen. Ich hoffe, dass das deutlich ist. Da ist ein Einfluss auf mein Leben, der mich in Bedrängnis bringt, damit ich falle. Und David begreift, wenn man durch diese Krise gut hindurch geht, wenn man vor ihr nicht flieht, sie nicht auf die Seite schiebt, sondern sie aushält, dann geht man gestärkt aus dieser Krise hervor. DAS SCHÖNE UND DAS GEFÄHRLICHE – BEIDES KLÄRT In dieser Krise wird man nicht straucheln und fallen, obwohl es zunächst genau danach aussieht. Jeder, der mit Menschen und mit Beziehungsgeschichten zu tun hat, der weiss, es gibt Beziehungen, die gehen nicht gut aus. Die werden eng und man weiss nicht, wo es hinführt. Es gibt aber durchaus und mit guter Hilfe auch in der Beziehung mit Gott den anderen Weg, dass man gestärkt aus dieser Krise hervorgeht. Dass die Beziehung mit Gott reift und stark wird und keine Spur davon, dass ich strauchle und falle. Das heisst nicht, dass es nicht gefährlich ist. Tatsächlich, vielleicht sieht es eine Zeitlang genau danach aus. Wenn an meinem Fleisch herumgefressen wird, weiss ich wirklich nicht, ob das gut herauskommt. Ich bewundere an diesem Anfang von Psalm 27, mit welcher Nüchternheit und Klarheit David seine Beziehung Gott gegenüber in den Blick nimmt. Er beginnt mit dem Schönen, mit diesen drei wunderbaren Bildern, aber er spricht sogleich auch von dem, was gefährlich ist, was Schmerzen bringt und die Beziehung an eine Grenze treibt. Damit ist aber noch nicht alles gesagt. Der Vers 2 ist der Anfang, nun kommt in Vers 3 mehr oder weniger dasselbe noch einmal. DAVID HAT EIN ERFAHRENES HERZ Und zwar rückt die nächste Gefährdung gleich doppelt heran. Das ist wohl bei uns Menschen so. Wenn man meint, man hat die Krise hinter sich gelassen, dann kommt sie gleich doppelt wieder. Aber man hat etwas gelernt durch die erste Krise. Man ist nicht mehr so hilflos wie beim ersten Mal. Luther übersetzt Psalm 27, Vers 3: «Wenn sich ein Heer wider mich lagert. So fürchtet sich dennoch mein Herz nicht. Wenn sich Krieg wieder mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.» Ich übersetze den Vers frei aus dem Hebräischen: «Wenn sich ein ganzes Lager um mich herum lagert» … «Lager» ist ein Fachbegriff für Israel, wenn es durch die Wüste geht und einen Lagerplatz sucht, oder wenn ein anderes Volk im Kriegszug kommt und einen Lagerplatz sucht und den Feind im Auge hat. So verwendet David dieses Bild und sagt: Die Krise kann so aussehen, dass sich ein ganzes Heer gegen mich lagert. Wohl ist einem bei einem solchen Bild nicht. Aber David hat sofort eine Antwort, nämlich: «Mein Herz fürchtet sich nicht». Woher hat David das? Wenn ein Heer, ein ganzes Lager sich um mich lagert, dann wäre es vernünftig und verständlich, dass einen die Furcht packt. David aber sagt, mein Herz fürchtet sich nicht. Warum? Er hat ein erfahrenes Herz. Das ist es, was einem in einer Beziehung zuwächst. Man bekommt Erfahrung. Man weiss und sagt, das kenne ich, das gab es auch schon. Ich lasse mich nicht einschüchtern, es sieht nach Katastrophe aus, aber so gross ist die Katastrophe nicht. Interessant ist, wie David das formuliert. Er sagt: durch meine Erfahrung, durch meine Lebensgeschichte hat mein Herz etwas gelernt. Es hat gelernt, dass man sich nicht bei allem sofort fürchten muss. LERNEN, MIT FURCHT UMZUGEHEN Das ist wie ein guter Freund, eine gute Freundin, die einem auf die Schulter klopft und sagt: So, jetzt nimm es einmal ein bisschen ruhig. Warte ein bisschen ab. Wenn du dich sofort fürchtest, wirst du nur blind. Wohl dem Menschen, der ein Herz in sich hat, das sich nicht sofort zu fürchten beginnt. Es kann sein, dass einem das geschenkt worden ist. Es gibt Menschen, die sind von ihrer Anlage her nicht so schnell in die Furcht zu treiben. Man kann sagen, die haben es wenigstens in dieser Hinsicht gut. Aber das ist auch etwas, das man lernen kann. Aus der Erfahrung des Lebens lernt das Herz mit der Furcht umzugehen. David fährt weiter – und ihr merkt, wie die Bilder immer grösser, schwerer, fast dramatisch werden. Da war es zuerst das Heerlager, das um ihn lagert, und jetzt kommt der Krieg. ERST DAS LAGER, DANN DER KRIEG «Wenn gegen mich aufsteht der Krieg» … Es ist nicht nur ein Lager, sondern plötzlich entsteht Krieg. Das sagen wir auch bei uns: Zuhause ist gerade Krieg. Es gibt Menschen, die lassen sich nicht erschrecken. Das ist gut so. David hat offensichtlich etwas gelernt. «Wenn aufsteht gegen mich der Krieg» – und nun kommt ein merkwürdiger Satz. Er ist nicht eindeutig zu übersetzen. Guckt euch den in verschiedenen Übersetzungen an, die ihr vorliegen habt. Eine Übersetzung sagt «dennoch vertraue ich». Ich bin nicht sicher, dass das Wort «dennoch» dasteht. Das hebräische Wort b’sot heisst eigentlich «dadurch». Ihr merkt, ich zögere etwas. Ich will in den Text nicht etwas hineinschmuggeln, nur weil es mir gefällt. Seid skeptisch auch mir gegenüber. ETWAS LERNEN, WAS ICH SONST NICHT LERNE Meine Übersetzung von Vers 2 und 3 würde lauten: Wenn Bösewichte aufstehen, wenn es anfängt, an mir herumzuknabbern, wenn ein ganzes Lager um mich herum entsteht und dann aus dem Lager auch noch ein Krieg wird, dass David dann sagt: «Und daran lerne ich etwas». Damit beginnt etwas. Es beginnt etwas, das ohne diese Bedrängnis, ohne diese Zuspitzung und Aufbäumung der Not in meinem Leben nicht gewesen wäre. Was ich nicht hätte lernen können. Dadurch lerne ich – das Wort «lernen» schmuggle ich hier hinein – zu vertrauen. Wir hatten das Wort «vertrauen» bereits in anderen Psalmen angesehen. Es muss ein Lieblingswort des David sein. ICH BEGINNE ZU VERTRAUEN Das Verb, das hier steht, heisst: sich an jemand ankleben. An jemand anhängen. Vertrauen heisst, sich mit jemandem so verbinden, dass man ihm anhängt. Sich wie mit einem Seil mit ihm verbindet, so dass, wenn es kracht, wenn es losgeht, die Verbindung nicht auseinandergeht. Dieses Wort steht hier. Wenn man das so nehmen kann, und ich sehe keinen Grund, warum nicht, dann würde das heissen: Wenn die Feinde kommen, die Bösewichte, wenn es leise anfängt, dann das Lager kommt, der Krieg kommt, das dann etwas anderes beginnt. Es beginnt etwas, das ohne das die Bedrängung nicht beginnen würde, vielleicht auch nicht beginnen könnte. Ich beginne zu vertrauen. Eine Beziehung wächst durch das Schöne, das die Beziehung einem bringt. Das war das Thema von Vers 1, die drei Bilder: Du, Jahwe, bist mein Licht, bist meine Rettung, du bist meine Lebensburg. Drei starke unausdenkbare Bilder, die man nicht genug anschauen und bedenken kann. Eine Beziehung wächst aber nicht dort, wo es nur solche Bilder gibt. Es ist eine Illusion, wenn man meint, man wächst nur durch das Schöne. Wer das glaubt, der weiss vom Leben noch nicht allzuviel. WERTSCHÄTZUNG DER KRISE Es ist die Grösse der biblischen Texte, dass sie unglaublich viel vom Leben wissen. Ich sehe das Schöne und das Gute. Und David sagt, ich schaue auch das Notvolle und das Schwierige an. Auch in der Beziehung zu Gott. Es kann einen aufmerken lassen, dass David in seiner Beschreibung für das Positive einen Vers mit drei Bildern hat. Für das Schwierige hat er zwei Verse. Zählt einmal, wieviel Bilder er dort hat. Ein bisschen verhalten könnte man sagen: wir haben es hier mit einer Wertschätzung der Krise zu tun. Die Wertschätzung der Krise heisst: Durch sie – das ist ein starker hebräischer Ausdruck, den man auf deutsch kaum widergeben kann – beginnt etwas. Etwas, das auf diese Weise sonst nicht beginnen würde, nämlich ich beginne zu vertrauen. Ich hoffe, dass das verständlich geworden ist. Ich hoffe vor allem, dass deutlich wird, wie schön das ist. Dass es schmerzhaft ist, begreift jeder. Aber gerade darin kommen wir Schritt um Schritt vorwärts und Schritt für Schritt aufeinander zu. Es sind zwei gute Verse. Wer sagt, das ist mir zu schwer, dem rate ich: bleibe doch beim Vers 1. Das darf man. Ihr habt ein Leben lang Zeit, das muss nicht heute sein und nicht in diesen Tagen. Wenn ihr euch hinter Vers 2 und 3 macht, dann fragt danach: Woher kenne ich das? Das Knabbern? Wo sind die weggebissenen Stellen, die ich sorgsam verberge? Vor allem aber: Wo und wie sieht das begonnene Vertrauen aus, das mir dadurch geschenkt worden ist? Es liegt eine grosse Stärke darin, wenn man diesen Weg geht. Samstag, 11. März 2023 Ulrike schreibt: Und nun sind die Offenen Abende auch schon wieder vorbei ... Ich habe manches über Depression neu verstanden, vor allem, wie sie 'funktioniert'. Heidrun Kaletsch hat von den Ansprüchen gesprochen, die Menschen an sich selbst stellen, und was geschieht, wenn jemand sich weigert, das von ihm selbst gesetzte Soll (z.B.: "Ich bin verantwortlich für ..." zu hinterfragen und zu korrigieren. Ich meine: Letztlich geht es darum, im mir zugedachten und mir möglichen Mass zu leben. Es ist nicht schön, überfordert zu sein, es ist aber genausowenig schön, unterfordert zu sein. ... Ich selbst habe - durch meinen Vortrag am Mittwoch - Johannes vom Kreuz für mich entdeckt. Dass merke ich daran, dass ich Freude an ihm habe. Heisst: Freude an dem, was ich beim Lesen verstehe. Heute fahren Wolfgang und ich zu den Schweige-Exerzitien nach Rasa/ins Tessin. Darum auch oben die Fotos aus Rasa. Ich bin froh, dass die Winterreifen noch auf den Felgen sind, denn es schneit vor sich hin. In Rasa versuche ich, euch an manchen von Wolfgangs Impulsen zu Psalm 27 teilhaben zu lassen und den einen oder anderen Impuls zu verschriftlichen. Mittwoch, 8. März 2023 Ulrike schreibt: Das Wieder-Ankommen in Liestal geht schnell: ich habe Gottesdienste im Pflegezentrum umgelegt (wegen Baumassnahmen), zig Mails geschrieben, gestern die Abendfeier im Team vorbereitet (macht Spass) und den Impuls für heute Abend zu Ende vorbereitet ... Heute beginnen die Offenen Abende zu Erfahrungen von Dunkelheit. Ich werde heute über Johannes vom Kreuz und seine Seelsorge sprechen. Johannes wusste darum, dass es eine zunehmende Verbundenheit mit Gott gibt, und wie diese mit Entzugserfahrungen (mir fehlt etwas) und Erfahrungen innerer Dunkelheit zusammenhängt. Das wird spannend. Heute, 19.30 Uhr im Kirchgemeindehaus. Erstmals nach Corona wieder mit Apéro hinterher. Dr. Heidrun Kaletsch kommt heute schon in Liestal an. Sie wird Abend dabei sein, was mich freut, und dann an 'ihren' beiden Abenden: Donnerstag, 19.30 Uhr: Depression als Antwort auf die Welt Wir betrachten die vielfältigen äusseren Umstände und inneren Überzeugungen, auf die wir - logischerweise! - mit depressivem Ver- halten antworten. Mit Beispielen aus der Praxis. Freitag, 19.30 Uhr: Depression als Frage an mein Leben Wir nähern uns den Fragen, die eine Depression ans eigene Leben stellt: wie lange muss ich kämpfen? Wann ist es Zeit, mir und anderen zu vergeben? Mit Beispielen aus der Praxis. Montag, 6. März 2023 Ulrike schreibt: Gestern Morgen bin ich - die Sonne war hinter den Bergen Jordaniens aufgegangen und hat den Himmel rosa gefärbt - im See Genezareth geschwommen. Heute Morgen wache ich in Liestal auf. Wir sind gestern Abend gut mit Swiss in Zürich gelandet. Ich schreibe ein paar erste Eindrücke: Die Reise war unglaublich schön. Anders kann man es nicht sagen. Ich habe kaum gemerkt, dass wir 54 Leute waren, so gut und aufmerksam waren alle miteinander unterwegs. Ohne jede Wartezeit zwischendurch. Von unserem Reiseleiter Assaf Zeevi haben wir gelernt: über das Land, das Miteinander, über politische und soziale Verhältnisse, über biblische Orte und Zusammenhänge. Unsere Reiseteilnehmer haben oft gesagt, dass sie das Land 'spüren'. Das lag sicher auch daran, dass der Anschlag in Nablus und die Morde in Jericho in unserer Reisezeit geschehen sind. Im Nachhinein: ... Eigentlich hätte man alles dafür tun müssen, um bei einer solchen Reise dabei zu sein. Ich schaue, wann und wie ich eine solche Reise für unsere Freunde und Gemeinde wieder organisieren kann. Die Reisezeit war übrigens super, das Wetter ein Glück: sonnig und etwas über 20°C, das Land war in weiten Teilen grün, Mandelbäume, Anemonen und Alpenveilchen blühen, der Mittelmeerstrand war voll von Badenden. Montag, 20. Februar 2023 Ulrike schreibt: Es war in der Kirchgemeinde viel los im Februar. Im Gottesdienst am 12. Februar bin ich für eine Kollegin eingesprungen, den Gottesdienst gestern hat unser Vikar mit der Gemeinde gefeiert. Er hat über die erste Leidensankündigung Jesu gesprochen (Markus 8): darüber, dass Jesus über seine Schwachheit redet und sich in all seiner Verletzlichkeit zeigt. Wie ist das mit unserer Verletzlichkeit? Jesus kann sich verletzlich zeigen, weil er alles - und vor allem sich selbst - in Gottes Händen aufgehoben weiss. Gott selbst wird es schlussendlich "gut machen". Wir sind ab Samstag mit der Kirchgemeinde und vielen Freunden in Israel. Ich bereite biblische Impulse für die einzelnen Orte unserer Reise vor. Wenn wir in Gethsemane sind, am Ölberg, werden wir - wie gestern - wieder auf Jesus schauen: Wie Jesus gelernt hat zuzulassen, loszulassen und sich selbst - dem Vater - zu überlassen. Und dass das Vorgänge sind, die man nicht plötzlich kann, sondern die wir bereits im Leben einüben. Das sind Reifungsprozesse, die nicht nur Christen angehen, sondern die menschlich sind. Was sich im Sterben vollzieht, ist für uns alle gleich. Die Frage wird sein: Was bin ich bereit zuzulassen, was lasse ich los und wem will ich mich überlassen. Wolfgang bereitet die Schweige-Exerzitien in Rasa (vom 11.-16. März) vor. Sie sind schon eine ganze Weile ausgebucht, trotz Anmietung zusätzlicher Zimmer. Wolfgang lädt also weitere Interessierte ein, im August teilzunehmen. Die nächsten Exerzitien sind vom 21.-26. August und/oder vom 26. bis 31. August. Wolfgang wird mit den Teilnehmenden Psalm 71 betrachten: »AUCH WENN ICH ÄLTER WERDE, .... bleibe ich in Gottes Hand. Wie der Glaube mit dem Alter reifer werden kann.« Es geht nicht um das Alter an sich, sondern — unabhängig vom eigentlichen Alter — um Reifungsschritte, um Übergänge im eigenen Leben. Wo merke ich, dass sich in meinem Leben etwas verändert, etwas reifen und neu gestalten kann und muss? Das betrifft meinen Alltag, meine Beziehungen und Planungen, auch mein Bibellesen und nicht zuletzt meinen Wunsch, Gott immer tiefer zu verstehen. Montag, 6. Februar 2023 Ulrike schreibt: Ich war an diesem Wochenende für einen Familien-Geburtstag in Berlin. Schön war es. Nun bin ich bald auf dem Weg zurück nach Liestal. Am Samstag bin ich durch Zufall in einem Bach-Kantaten-Gottesdienst in einer Berliner Innenstadtkirche gewesen. Ich bin kurz vor sechs Uhr am Abend über den Breitscheidplatz gelaufen, die Glocken haben geläutet, und vor der Kirche hat jemand eingeladen. Ich war überrascht, wie viele Leute für diesen Abendgottesdienst in der Kirche waren, und zwar ganz normale Menschen von der Strasse. Auch: wieviel Sehnsucht muss da sein, nach Trost, danach, etwas Gutes zu hören. Angekündigt war die Kantate Nr. 82 ("Ich habe genug"). Es sind Worte, die dem alten Simeon in den Mund gelegt werden. Simeon ist einer, "der auf den Trost Israels wartete" (Lukas 2,25). Ihm wird von Gott zugesagt, dass er nicht sterben wird, bevor er "den Gesalbten des Herrn" gesehen hat. Und das passiert dann auch: "Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn (= Jesus) auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel." Mich hat überrascht, dass die Pfarrerin nur allgemein über Sehnsucht gesprochen hat. Sie hat gefragt, welche Erwartungen wir haben, die ebenso unwahrscheinlich sind wie die des Simeon. Sie hat nicht über meine Sehnsucht nach Gott, über meine Sehnsucht nach dem Heiland gesprochen. Über das Warten auf denjenigen, der es gut werden lässt mit uns. Warum nicht? Was ist mit uns Hauptamtlichen und unseren Kirchen los? Ist es Angst, den Menschen zu nahe zu treten? Dann heute am Morgen ein Kaffee mit L., der Pastorin aus dem Nachbarhaus. Sie hat in einem Ladengeschäft vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Mann eine Freikirche gegründet. Ihr Anliegen ist es, Gemeinschaft zu bauen und zu leben. Ihre Gemeinde hat einen guten Zulauf an jungen Menschen. Interessanterweise gibt es keine Mitgliedschaft, sondern jede/r befindet selbst darüber, ob er dazugehört. Sonntag, 29. Januar 2023 Ulrike schreibt: Gestern war Karl-Barth-Studientag in Zürich, und es muss sehr gut gewesen sein. Ich habe den Teilnehmenden am Morgen nur Grüezi gesagt und habe dann in Zürich eigene Angelegenheiten erledigt. Ich war in der Zentralbibliothek. Ganz in der Nähe habe ich in der Spitalgasse einen neuen Laden gesehen: einen Klosterladen. In den bin ich hineingegangen. Aus allen möglichen Klöstern der Schweiz, Frankreichs, Deutschlands, Österreichs gibt es deren Produkte: Kerzen, Seifen, Marmeladen, Weine, Weihrauch, Kunsthandwerkliches. Ein wirklich sehr schöner Laden. Wolfgang und ich können jetzt Williams Myrobolans (Konfitüre aus Birne und Kirschpflaume) aus der Abbaye Notre-Dame-de-l'Annonciation du Barroux aufs Brot streichen :-) . Eine junge Frau, wahrscheinlich eine Studentin, hat bedient und ich habe sie gefragt, ob sie - die hier arbeiten - gläubig sind. Mir war klar, dass das so ist. Die junge Frau hatte etwas, was ich schon lange nicht mehr so unmittelbar an einem Menschen wahrgenommen habe. Ich hatte den Eindruck, ihr sehe ich an, dass sie glaubt, und ich müsse (erst) sagen, dass ich gläubig bin. Die junge Frau sagte, dass der Klosterladen und der Andachtsraum zwei Häuser weiter zusammengehören. Im Andachtsraum werde ewige Anbetung praktiziert. An jedem Morgen feiere ein Priester die Eucharistie und dann sei der Raum den ganzen Tag über offen für Menschen, die an der ewigen Anbetung teilhaben. Ich bin also die Strasse wieder heraufgegangen und habe den Andachtsraum ('Oremus') betreten. Es ist ein nach aussen hin unauffälliges Ladenlokal, im Inneren schlicht und schön gestaltet. Man möchte die Schuhe ausziehen, weil es so wohnlich wirkt. Im hinteren Teil des Raums ist eine fast lebensgrosse Krippenszene aufgebaut. In dieser steht eine Monstranz mit einer Hostie - also dem geglaubten Leib Christi. Ich habe mich zum Beten niedergelassen. Ich habe das schon eine Weile nicht mehr so stark erlebt, dass man in eine Atmosphäre des Gebets eintritt. Die Gebete der anderen sind bereits 'da', und man setzt sich einfach dazu. Man wird von der Atmosphäre des Gebets durchdrungen, ohne dass man selbst etwas macht. Dienstag, 24. Januar 2023 Ulrike schreibt: Am Samstag, in vier Tagen, ist Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft mit Heinz Bhend und mit Wolfgang. Die Fritz-Blanke-Gesellschaft ist ein Verein, bzw. ein Freundeskreis, der sich zum Ziel gesetzt hat, Glaube und Gesellschaft - also das, was uns als Christen im Kleinen und Grossen bewegt - ins Gespräch zu bringen. Am Samstag wird Heinz Bhend Karl Barth vorstellen und Wolfgang wird den Tag moderieren. Ich habe gerade nachgeschaut: vor knapp 3 Jahren haben Wolfgang und ich in Liestal einen Karl-Barth-Lesetag angeboten. Wir haben von Karl Barth, Theologische Existenz heute (1933) und Die christliche Gemeinde in der Anfechtung (1942) gelesen. Ich meine, dass unsere Zeit Lehrer/innen braucht - wie Karl Barth einer war. Menschen, an denen wir denken, urteilen und formulieren lernen. Wer am Samstag (9.45-16.30 Uhr) - auch ohne Vorkenntnisse - teilnehmen möchte: mehr Infos findet ihr links bei ‹Studientage›. Herzlich willkommen! Ort ist die EMK (Evangelisch Methodistische Kirche) in Zürich, nahe beim Kunsthaus. Montag, 23. Januar 2023 Ulrike schreibt: Manche von euch wissen, dass ich seit etwa drei Jahren regelmässig laufe und schwimme. Nicht besonders ‹viel›, aber tatsächlich regelmässig. Unser Schwimmbad und der Sportplatz sind nahebei und fast immer zugänglich. Abends trainieren die Fussballer immer noch bei Flutlicht, so dass es schön hell ist ;-) Wenn ich schwimme oder laufe, geschieht etwas. Da entstehen meine Predigten oder ich finde eine Gliederung für einen Vortrag/ für eine Veranstaltung. Es ist als ob im Rhythmus des Laufens einzelne Puzzleteile wie von selbst ineinander fallen. Ich kann mir dabei zuhören, wie es 'klack-klack-klack' macht. Plötzlich habe ich eine Idee, es entsteht ein inneres Bild. ... Wahrscheinlich kennt ihr das auch. Es gehen ja viele laufen oder walken oder ... sonstetwas machen. Wichtig ist, dass ich in meinem eigenen Rhythmus und Tempo unterwegs bin. Wenn noch zwei weitere Schwimmer in meiner Bahn sind und ich darum mitdenken muss, schneller oder langsamer werde, dann entstehen keine Predigten. Es braucht die gleichförmige, vielleicht sogar monotone Bewegung oder Arbeit, damit sich das Innere sortieren kann. Gleichförmige Bewegung hilft, dass Gelesenes, Erlebtes, Durchdachtes ... sich zuordnet und seinen Platz findet. Ich stelle mir vor, dass in früheren Zeiten Menschen bei der Feldarbeit nicht bewusst nachgedacht haben. Dass aber die Impulse, Predigten, Gespräche, die sie gehabt haben, bei dieser körperlichen Arbeit in ihnen Wurzeln geschlagen haben. Arbeit war nicht nur Arbeit, sondern auch Zeit der inneren Aneignung. Gestern war ich - nach dem Ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche - im Kunstmuseum Basel. Da gibt es gerade eine Ausstellung Zerrissene Moderne. Die Basler Ankäufe «entarteter» Kunst. 1937 hat das Kunstmuseum Basel gut 20 Bilder (eine Skulptur) gekauft, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und international weiter verkauft bzw. versteigert wurden. Diese Bilder (Chagall z.B.) sind aktuell in der Ausstellung zu sehen, und ebenfalls auf Fotos und in Filmen von 1937. Der Besuch der Ausstellung lohnt sich unbedingt. Es braucht Zeit, wenn man historischen Aufnahmen ansieht und die damaligen Ausstellungskataloge und Protokolle liest, es ist aber wirklich interessant: Zerrissene Moderne Freitag, 20.Januar 2023 Ulrike schreibt: Ich komme gerade nicht zum Erzählen, weil ich viel unterwegs bin in unserer Kirchgemeinde. Heute feiere ich eine Abdankung, dann Standort-Gespräch mit unserem Vikar, dann Vorbereitung der Abendfeier (5. Februar) ... und dann ist wieder Luft. Unbedingt hinweisen möchte ich euch auf drei Offene Abende Anfang März 2023. Es geht um Erfahrungen von Dunkelheit - in ärztlicher und in biblisch-seelsorgerlicher Perspektive. Ich freue mich riesig, dass Heidrun Kaletsch wieder mit von der Partie ist. Sie wird als Ärztin und Therapeutin an zwei Abenden über Depression sprechen und wird auch am ersten Abend - den ich zur ‚Dunklen Nacht der Seele‘ nach Johannes vom Kreuz vorbereite - mit dabei sein. Hier ist der Flyer 2023.03 DUNKELHEIT und DEPRESSION (Offene Abende) Beim Ausblick seht ihr, dass wir vom 12.-14. Mai 2023 zu einer Frauen-Begegnung nach Liestal einladen. Im September des letzten Jahres waren wir - einige Schweizer Frauen - für eine solche Begegnung in Berlin. Es war ein schönes Miteinander und vor allem war es super inspirierend. Der Flyer erscheint bald. Wer in Liestal für dieses Wochenende eine Frau beherben kann, Gastgeberin sein möchte, kann sich bitte bei mir melden. Samstag, 7. Januar 2023 Ulrike schreibt: In den letzten zehn Tagen habe ich viel gearbeitet, richtig viel. Gottesdienste, Besuche, Beerdigungen. Und immer kam noch etwas dazu .... Ich bin sehr dankbar, denn es ging - in meinen Augen - alles "gut". Überhaupt habe ich den Eindruck, auf für mich sehr gute Wochen zurück zu schauen. Nach Weihnachten war ich kurz in Berlin, bei meiner Familie, und habe auch da Besuche gemacht. Ich habe Verwandte, die ich über Jahrzehnte hin wenig gesehen habe. Ich empfinde es als beglückend, dass wir uns nocheinmal "wirklich" unterhalten können. Ich habe den Eindruck, dass ich in den älteren Verwandten etwas von meinem eigenen Altwerden sehe; etwas davon, wie ich einmal sein werde. Keine schlechten Aussichten 😎 Wolfgang und ich lesen neben dem täglichen Bibelabschnitt ein theologisches Buch miteinander. Das ist Gesetzlichkeit in der Predigt der Gegenwart, 1966. Das Buch ist unglaublich gut. Es öffnet den Blick für die eigene Predigtpraxis. Josuttis zeigt am Beispiel tatsächlicher Predigten, wie Gesetzlichkeit unabhängig vom Frömmigkeitsprofil des Predigers/ der Predigerin funktioniert. Wie der Prediger die gute Nachricht an Voraussetzungen bindet, die die Gemeinde zu erfüllen hat. Die Gemeinde wird aufgefordert, sich selbst anzueignen, was Gott doch versprochen hat zu geben. Dieses Büchlein ist keine Habilitationsschrift, aber Grundlage für die Berufung von Josuttis zum Professor für Praktische Theologie. Ich selbst habe von Juli Zeh das Büchlein Über Menschen, 2022 gelesen. Eine junge Frau zieht in der Corona-Zeit in ein Dorf in Brandenburg. Sie hat damit zu tun, sich selbst und den paar andern Menschen im Dorf auf die Spur zu kommen. Sehr schöner und kluger Roman; Juli Zehs Beobachtungen haben mir gut getan. Ich bin jetzt nochmals kurz in Berlin. Wir hatten im September 2022 ein Frauen-Begegnungswochenende in Berlin. Das war beglückend und interessant. Morgen werden wir uns nochmals treffen - mit denen, die so spontan können. Wir essen zu Mittag und haben dann als Impuls-Thema die Sehnsucht/ Notwendigkeit von Resonanz: Menschen wollen/ müssen gehört werden. Was braucht es dafür? Der Soziologe Hartmut Rosa ist mit dem Resonanz-Thema zumindest im kirchlichen Raum ziemlich populär geworden. Felicia Schulz - eine Psycholgin - wird den Impuls morgen vorbereiten. Sonntag, 01. Januar 2023 Wolfgang schreibt: Es war tatsächlich eine Neujahrs-Predigt, die Jesus damals in Nazareth gehalten hat. Ohne Vorbehalt hat er den Menschen Gottes Freiheit, Gottes Gnade zugesprochen. Das Echo: Sie sind erstaunt und beglückt - und gleichzeitig entsetzt und voll Widerstand. Trotzdem: Jesu Zusage gilt und erfüllt sich bis heute: Ein Gnadenjahr beginnt. Die Neujahrspredigt von Ulrike Bittner in der Stadtkirche Liestal (Lukas 4,14-21) können Sie gleich hier anhören: EIN GNADENJAHR BEGINNT — NEUJAHR 2023 (Lukas 4,14-21) Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »EIN GNADENJAHR BEGINNT — NEUJAHR 2023« Sonntag, 25. Dezember 2022 Wolfgang schreibt: Aus der Weihnachtsgeschichte lässt sich keine prunkvolle Märchenerzählung machen. Na, vielleicht könnte man das. Aber das Geheimnis Gottes, das über dieser Erzählung liegt, hätte man damit zerstört. Dabei sind wir immer wieder erstaunt, wie kraftvoll uns Gottes Wahrheit in diesem schlichten Bericht von Lukas entgegen kommt. Es ist Gott, der mit seiner Suche nach uns Menschen begonnen hat und immer wieder neu beginnt. Auf diese Weise hat Ulrike gestern in der Christnacht die Weihnachtsgeschichte in der Stadtkirche Liestal erzählt. Sie können diese Predigt gleich hier nachhören: Samstag, 24. Dezember 2022 Wolfgang schreibt: Als meine Kinder noch klein waren, da gehörte zum Heiligabend jeweils ein ausgiebiger Weihnachtsspaziergang: im Wald und erst noch im Schnee - so jedenfalls in unserer Erinnerung, derjenigen der Kinder und auch von mir. Entscheidend am Spaziergang aber war »die Geschichte« (von Peter Rosegger). Sie gehörte unbedingt zum Heiligabend, ja - sie musste ganz einfach sein. Und jetzt, wo ich älter geworden bin und meine Kinder keine Kinder mehr sind, holt uns die Sehnsucht nach dieser Geschichte immer noch und immer wieder ein. Hier ist sie also. Diesmal nicht mehr frei erzählt und ohne verschneiten Wald. Dafür aus dem Band mit den Weihnachtserzählungen von Peter Rosegger vorgelesen. Hier kann man sie sich direkt anhören: »Als ich Christtagsfreude holen ging.« Freitag, 23. Dezember 2022 Ulrike schreibt: Morgen ist bereits Heiligabend. Ich werde (krankheitsbedingt) den Christnacht Gottesdienst morgen um 22.30 Uhr (Stadtkirche) feiern. Bin gerade am Vorbereiten und hoffe, dass ich die Musiker/innen heute bei der Probe persönlich treffen kann, um den Ablauf miteinander durchzugehen. Ich lasse die Weihnachtsgeschichte in kleinen Abschnitten - und spontan - von der Kirchgemeinde lesen. Die Abschnitte werden dann jeweils mit einer gemeinsamen Liedstrophe oder einer kurzen Musik von Yaroslav Kutsan (Flöte), Natalia Dytyuk (Gesang) und Ilja Völlmy (Orgel) aufgenommen. ... Soweit jedenfalls die Idee :-) Wolfgang und ich haben wieder einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer - wunderschön. Unser ebenfalls schöner Adventskranz hat übrigens vor ein paar Tagen Feuer gefangen. Der stand in hellen Flammen und ich habe eine Decke über die Kranz geworfen, um die Flammen zu ersticken. Alles ging noch einmal gut. Montag, 19. Dezember 2022 Ulrike schreibt: Aus Graz sind Wolfgang und ich jetzt schon eine Weile zurück. Eine tolle Stadt, vielseitig, jung und vielfältig osteuropäisch. Wir haben uns dasselbe Hotelzimmer fürs nächste Jahr reserviert - obwohl keiner weiss, was dann mit uns und mit der Welt sein wird. Am Wochenende des vierten Advent, also bis gestern, haben wir dann Familien-Weihnachten mit Wolfgangs Kindern und Grosskindern gefeiert. In einem kleinen gemütlichen Hotel im Jura - wunderschön. Und direkt auf einer Anhöhe gelegen, ohne irgendwas anderes drum herum als verschneite Wiesen und Äcker, Wald und Weite. Seit heute bin ich wieder in der Kirchgemeinde unterwegs. In der Weihnachts- und der Neujahrswoche habe ich Beerdigungsbereitschaft. 'Meinen' Gottesdienst am Heilig Abend (22.30 Uhr) feiert Joshua Henrich, unser Vikar. Der macht das super. Ich bin dann am Neujahrsmorgen, Sonntag, 1. Januar, in Liestal (9.30 Uhr) und auf dem Seltisberg (11 Uhr) dran. Wer auf diese Weise mit ins neue Jahr starten will - ich freue mich auf euch. Danke für die Rückmeldungen, die ich zu meinem letzten Eintrag bekommen habe! Ich habe die Frage gestellt, wie es sich in einer Welt, die zunehmend von Digitalisierung und Globalisierung geprägt ist, mit Lernprozessen verhält. Wer lernt eigentlich von wem? Wir sind als Kirche eine wissensbasierte Gemeinschaft. Darum müssen wir fragen, was Wissen ist und wie wir es heute vermitteln. Hier gebe ich euch Teil an den Beobachtungen einer Freundin aus dem Süddeutschen. Sie hat mir geschrieben: "In der digitalen Welt ist Wissen in einer Geschwindigkeit und Umfänglichkeit sehr vielen Menschen zugänglich, wie nie zuvor in der Geschichte. Bemerkenswert finde ich dass Du schreibst: "Dieses Wissen muss gehört, vermittelt und angeeignet werden." - also den Prozess des Umgangs mit Wissen bedenkst. Ich lese gerade von Richard Rohr "Pure Präsenz - Sehen lernen wie die Mystiker". Er schreibt: "In der westlichen Welt ist die Religion seit langem damit beschäftigt, den Menschen mitzuteilen, was sie wissen sollen, anstatt wie man zur Erkenntnis gelangt; sie sagt den Menschen vor allem, WAS sie sehen sollen, anstatt WIE sie sehen sollen. Das hat dazu geführt, dass wir nur eine schwache Ahnung vom Heiligen haben, dass wir versuchen, mit beschränktem Horizont Grosses zu verstehen und Gott mit unserem kleinen, zersplitterten Herzen zu lieben. Es ist, als betrachte man die Galaxis mit einem Billigfernglas aus dem Supermarkt." (S.38) "Menschen neigen dazu zu meinen, sie hätten eine Sache verstanden, wenn sie einer Vorstellung davon zugestimmt oder nicht zugestimmt haben. Dem ist nicht so, sagt der Kontemplative. Es ist notwendig der Sache selbst zu begegnen." Den zweiten Satz finde ich bemerkenswert auch im Hinblick auf soziale Medien, in denen Kommunikation und "Wissensbildung" ja häufig über das "liken" von Kurzstatements läuft. Deine Frage nach: "Aber wer steuert heute die Prozesse der Wissensvermittlung? Sind es die 60jährigen oder die 20jährigen, und in welchem Setting, in welchen Formen des Miteinanders geschieht das?" finde ich somit extrem relevant für die gesellschaftliche Relevanz und alle Reform- und Erneuerungsbewegungen der Kirche. Neulich war ich in einem besonderen Gottesdienst. Er war gut vorbereitet. Kreative Texte. Bilder und Beamer. Ansprechende Lieder. Beteiligung unterschiedlicher Menschen, Theologen und Nicht-Theologen, Männer und Frauen kamen zu Wort. Interessante und durchaus nachdenkenswerte Inhalte. Eigentlich sollte man meinen, dass ein solcher Gottesdienst die Seele nährt. Nach meinem Empfinden tat er das aber nicht. Ich fragte mich warum. Und kam darauf, dass dieser Gottesdienst wie eine Gedenkveranstaltung für den Gründer der Bewegung und seine Ideen konzipiert war. Niemand schien mit der Präsenz Gottes zu rechnen (Ich vielleicht auch nicht 😉 - obwohl ich mit Sehnsucht kam). Nirgendwo wurde ein freier Raum gelassen, um achtsam zu werden dafür, dass Christus mitten unter uns ist. Es war ein gutes und schönes Programm, richtige und wichtige Aussagen. Aber kein Raum zum Hören auf den EWIGEN. Nicht mal beim Beten. Mir scheint viele Gottesdienste sind (vermutlich unbewusst) eher als Gedenkveranstaltungen konzipiert, statt als Begegnungsräume mit Christus. Und es ist meines Erachtens nicht nur das Programm, sondern auch die Haltung, in der diese Gottesdienste gefeiert und zelebriert werden. Richard Rohr schreibt: "Europa hat ein Theoriekonzept von Christentum wirklicher Gemeinschaft vorgezogen." (S.46) ...." Bis hierher. Sehr interessant!! Danke für deinen Beitrag. Mir sind die Äusserungen von Richard Rohr zu plakativ, aber ich weiss, was er meint. Ich selbst meine: Man muss nicht "Mystiker" werden, um sein "Billigfernglas" abzulegen, Gottes Wege wahrzunehmen und IHN zu lieben. Dafür reicht der ganz normale, von Gott geschenkte Glaube, aber der muss eben vermittelt und geübt werden (= unsere Ausgangsfrage: wie?). Dienstag, 13. Dezember 2022 Ulrike schreibt: In den letzten Tagen ist es sonnig geworden. Oben im Bild seht ihr den Uhrturm auf dem Schlossberg in Graz. Gestern sind Wolfgang und ich mit der Seilbahn hochgefahren, heute steige ich nochmals zu Fuss hinauf. Die Luft ist klar und hell, der Blick geht weit in die Steiermark. Normalerweise lesen und übersetzen Wolfgang und ich fortlaufend einen Abschnitt aus dem Alten Testament. In diesen Tagen in Graz sind wir für einen Abstecher ins Neue Testament gewechselt und lesen - auf griechisch - nochmals die Offenbarung des Johannes. Wir hatten sie - zusammen mit einigen von euch - bereits Anfang 2020 sorgfältig gelesen und für uns ausgelegt. Ich habe das Bedürfnis, sie wieder zu lesen, nochmals hinzuschauen und nochmals zu hören. In diesen Tagen habe ich auch Podcasts gehört: mit Gewinn das Gespräch der ZEIT Redaktion mit Sascha Lobo (im Podcast Alles gesagt? auf Spotify). Sascha Lobos Herzensthema ist das Leben in einer digitalisierten und globalen Gesellschaft: dass und wie sich die deutsche Politik und Bevölkerung auf den gesellschaftlichen Wandel einstellen können. ... Was mich daran beschäftigt: Sascha Lobo meint, dass sich Lernprozesse in den letzten Jahren umgekehrt haben. Die jungen Leute lernen nicht mehr von den Älteren, denn deren (= unser) Wissen wurde in einer Welt erworben, die in dieser Weise nicht mehr existiert. Unsere Lebens- und Kommunikationsbedingungen haben sich grundlegend geändert. Darum müssen die Älteren von den Jungen lernen, weil diese schon mit der Muttermilch eine neue Art von Welt-Kenntnis aufgesogen haben. Meine Frage: Was heisst das für uns als evangelische Kirche? Ich denke, dass an Lobos Aussagen viel Wahres ist, und das möchte ich genauer fassen können. Die evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz sind in ihren institutionellen Aspekten in der Auflösung begriffen. Die Kirche als Mehrheitskirche gibt es nicht mehr, auch wenn viele der in ihr Beschäftigten das nicht sehen und immer noch meinen, "reparieren" und "einige Strukturen erneuern" zu können. Ich gehöre in dieser Hinsicht nicht zu den "Vielen". Ich bin in einer Kirche zum Glauben gekommen, die bereits Minderheitenkirche war: in einem Berliner Hochhausviertel. Übrigens demselben Viertel, in dem Sido wenig später aufgewachsen ist und Karriere gemacht hat. Auch Wolfgang ist in Österreich in der evangelischen Kirche als einer gesellschaftlichen Minderheit zum Glauben gekommen. Das heisst, wir beide sprechen und denken über Kirche von Anfang an aus der Position des Nicht-Selbstverständlichen. Für die meisten jüngeren Menschen in Deutschland und der Schweiz ist Kirche heute nicht selbstverständlich. Glaube und seine Gestaltung sind begründungspflichtig, sind neu zu denken und zu erleben. Mit Sascha Lobo kann man fragen, wer sich für wen als Lehrmeister versteht. Wer ist es, der sein Wissen teilt und die Kirchen zu ´retten´ versucht? Es sind faktisch überwiegend Christen - fast nur Männer - , die ihr Gehalt von der Institution beziehen und die damit ein Eigeninteresse - ihre Selbsterhaltung - haben. Das meint die materielle Selbsterhaltung, aber vor allem den Anspruch darauf, dass die eigene Weltdeutung weiterhin wichtig ist. Wie ist das also mit christlicher Wissensvermittlung in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft? Ein Schwerpunkt meiner Dissertation war, dass Kirche als Gemeinschaft immer wissensbasiert ist. Wir sind einander nicht durch gemeinsame Gesinnung verbunden (= Wir finden dasselbe gut), sondern durch den Bezug auf ein Wissen, nämlich auf dieselben Herkunftserzählungen (= Bibel). Biblische Erzählungen sind ein Wissen, das auch heute gehört, vermittelt und angeeignet werden muss. Die Bibel wird im wechselseitigen Gespräch möglichst verschiedener Menschen immer neu adaptiert und angeeignet. Biblisches Wissen hat sich also auch in einer digitalisierten und globalen Gesellschaft nicht 'erledigt'. Aber wer steuert heute die Prozesse der Wissensvermittlung? Sind es die 60jährigen oder die 20jährigen, und in welchem Setting, in welchen Formen des Miteinanders geschieht das? ... Das als kleiner Einblick in die Fragen, die mich beschäftigen. Samstag, 10. Dezember 2022 Ulrike schreibt: Ich habe gerade meine Predigt vom letzten Sonntag - dem zweiten Advent - verschriftlicht. Das Miteinander von Evangelium (Lukas 21,25-29: Jesus kommt am Ende der Zeit wieder) und Predigttext (Hohelied 2,8-13: Liebeslied) ist faszinierend: BEGRÜSSUNG «Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.» Mit diesem Wort von Jesus Christus aus dem Lukasevangelium grüsse ich Euch herzlich zum Gottesdienst am 2. Advent. Richtet Euch auf, wendet Euer Gesicht ihm zu, er kommt! Am 2. Advent feiern wir in den Kirchen das zweite Kommen von Jesus Christus. Sein erstes Kommen liegt hinter uns. Jesus wurde vor gut 2000 Jahren geboren. In eine Kultur, ein Land, eine Geschichte hinein. Sein zweites Kommen liegt zeitlich vor uns. Jesus wird noch einmal kommen, das sagt er selbst. Noch ist es nicht soweit, noch warten wir darauf. Wenn ich dann komme, sagt Jesus, dann komme ich sichtbar und gewaltig. Nicht nochmals so verborgen wie in der Weihnacht in Bethlehem. Sein zweites Kommen wird für alle sichtbar und gewaltig sein. Und dann «hebt eure Häupter und schaut mir entgegen!» EVANGELIUM Ich lese aus dem Evangelium, es steht bei Lukas 21 (Verse 25-29). Jesus sagt: «Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres. 26Und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen. Denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. 27Und dann werden sie den Menschensohn kommen sehen – das ist er selbst – in einer Wolke mit grosser Kraft und Herrlichkeit. 28Wenn aber das zu geschehen beginnt, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.» PREDIGT Unsere Predigt beginne ich mit einer kleinen Erzählung, die wahr ist. Jedenfalls so wahr, wie sich mein Mann nach knapp siebzig Jahren erinnert. Er erzählt, dass er als kleiner Junge zum Arzt musste. Sein älterer Bruder hatte Scharlach. Da nahm die Mutter ihren Sohn, er war damals 4 oder 5 Jahre alt und ging mit ihm zum Arzt. Der sollte gucken, ob er, der kleine Bruder, sich ebenfalls mit Scharlach angesteckt hat. Die Mutter kam also mit dem Kind in die Ordination. So heisst eine Arztpraxis in Österreich. Da empfing sie eine gewaltige Krankenschwester. In der Erinnerung des Jungen ist die Frau riesengross. Der Junge war mit beiden Frauen allein im Raum und die Krankenschwester sagte «Jetzt ziehst du dich schon mal aus». Und der Junge konnte es nicht. Er konnte sich nicht rühren. Ob er begonnen hat zu weinen – er weiss es nicht mehr. Er hat es nicht übers Herz gebracht, sich unter den Augen der beiden Frauen seine Kleider auszuziehen. Dann betrat der Arzt das Behandlungszimmer. Er sah mit einem Blick, was vor sich ging. Er schickte die beiden Frauen aus dem Zimmer und blieb mit dem Kind zurück. Der sieht das freundliche Gesicht, die Augen, die Stimme des Arztes. Als dieser dann sagt «Und jetzt lass mich mal schauen», da geht es. WER KOMMT AUF MICH ZU? In dieser Geschichte kommen zwei Dinge zusammen. Da kommt einer und schaut und urteilt. In der Geschichte schaut der Arzt, wie es um den Jungen steht. Für uns: Wir Menschen sind bloss. Wir haben nichts, was wir dann schützend oder bedeckend vor uns halten können. Und nun das zweite. Es macht es einen Unterschied, wer uns, wer mich anschauen wird. Wer ist es? Das wird Gegenstand der Predigt sein. Wenn Jesus ein zweites Mal kommt, wenn er auf uns und die Welt zukommt, sichtbar, gewaltig: Wer ist es, der auf mich zukommt? Wer ist er? Der Predigttext für den zweiten Advent ist ein kleiner Abschnitt aus dem Buch Hohelied, Kapitel 2, ab Vers 8 (bis 13). Man kann sich wundern, dass dieses Wort für den zweiten Advent ausgesucht wurde. Er gibt die Antwort darauf: wer kommt auf uns zu? Ich lese: Horch, … mein Geliebter! Sieh, da kommt er, springend über die Berge, hüpfend über die Hügel. Einer Gazelle gleicht mein Geliebter oder dem jungen Hirsch. Sieh, da steht er hinter unserer Mauer schaut herein durch die Fenster, späht durch die Gitter. Mein Geliebter antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Sieh doch, dahin ist der Winter, vorbei, vorüber der Regen. Die Blumen sind hervorgekommen im Land, die Zeit des Singens streckt sich aus und die Taube lässt sich hören in unserm Lande. Der Feigenbaum lässt seine Früchte reifen, und die Weinstöcke blühen und duften. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! ZWEI, DIE EINANDER ENTGEGENEILEN Wir hören hier eine Liebeserzählung, ein Liebeslied in der Bibel. Es ist eins von mehreren im Buch Hohelied. Dieses Lied erzählt von zwei Menschen, hier: von Mann und Frau. Die beiden suchen sich, sie bewegen sich aufeinander zu. Es ist die Frau, die spricht. Sie ruft ihren Gefährtinnen zu: «Horch, mein Geliebter, er kommt». Der Geliebte kommt: er hüpft, er eilt seiner Freundin entgegen. Es ist ein Lied von zwei Menschen, die sich suchen und die einander entgegeneilen. Da haben wir schon ein erstes Kriterium für das Lieben. Es sind zwei, die einander entgegeneilen, zwei, die einander erwarten, zwei, die einander suchen. Wie wäre es, wenn nur einer eilt und der andere sitzt Zuhause und tut gar nichts? Wir würden es wohl als traurig empfinden. WORTE DER FREUDE ÜBER DEN ANDEREN In diesem Lied sind es zwei, die Ausschau halten nach jeweils dem anderen. Zu diesem sich aufeinander hin Bewegen, zur Suche nacheinander, kommt, dass sie in Lob übereinander ausbrechen. Die Frau nennt ihren Freund kraftvoll und schnell «wie eine Gazelle, einen jungen Hirsch». Er muss schon hübsch gewesen sein, der junge Mann. Eilend, beweglich zu ihr hin. Und er, der Mann, nennt seine Freundin «du Schöne», das ist hebräisch «Jaffa». Jaffa ist auch der Name der Stadt südlich von Tel Aviv. Die Stadt heisst so, und der Liebende nennt seine Freundin ebenfalls «du Schöne». Sie geben einander lobende Worte. Gut reden übereinander: das ist ein zweites Kriterium für das Sich-Lieben. Dass ich Worte der Freude über den anderen habe. Und wieder: Beide haben sie füreinander, nicht nur der eine für den anderen. Und dann finden sie sich. Er schaut durch das Fenster des Hauses, durch das «Gitter». Das sind Holzgitter, damit die Tiere nicht hinein springen in die Häuser. Durch das Holzgitter erspähen sie sich und finden sich. SO GEHT ES ZWISCHEN GOTT UND SEINEM VOLK ZU Das ist ein schönes, aber nicht überraschendes Lied über die Liebe zweier Menschen. Was heisst das für diesen Sonntag, für den zweiten Advent? Unser Lied steht in der Bibel. Warum steht es in der Bibel? Weil es weiss: So geht es nicht nur zwischen zwei Menschen zu, so geht es zwischen Gott und seinem Volk zu! Deswegen ist es in die Bibel aufgenommen. Ein solches Liebeslied ist ein Bild dafür, wie es zwischen Gott und seinem Volk zugeht. Gott ist einer, der sein Volk liebt. Wir sind seine Freundin, eine, die IHN liebt. Sowohl im Judentum als auch in der Kirche sehen wir es so. Ein Liebeslied spiegelt wider: so geht es zwischen Gott und uns zu. Wechselseitig, liebend, vibrierend. ALLES WIRD ZUM SPIEGEL DER LIEBE Und nun ein letztes. Ihr habt gemerkt, dass die ganze Schöpfung, die Natur, ebenfalls blüht, feiert und vibriert (Vers 11-13): Die Regenzeit endet. Die Blumen kommen hervor. Wer Israel kennt, der weiss, dass es gewaltig ist, wenn es im Februar zu blühen beginnt. Die Zeit des Singens streckt sich aus. Im Hebräischen steht wirklich das Wort für «sich Ausstrecken». Die Taube lässt sich hören mit ihrem Gurren, Feigenbaum und Weinreben knospen und blühen. Die ganze Schöpfung ist ein Spiegel der Liebe. Man könnte seine Liebe ja auch verstehen als ein einsames Ereignis: wir zwei haben es gut und warm in einer ansonsten kalten und dunklen Welt. Unsere Liebe ist wie eine kleine Insel in einer Welt, die von Liebe nichts weiss. Im Hohelied und in der Bibel ist es anders. Alles um die beiden Liebenden herum wird zum Zeichen und zum Spiegel ihrer Liebe. Alles um sie herum bricht auf und blüht. Ich meine, dass liebende Menschen es tatsächlich so erleben. Wir sind mit unserem Lieben nicht allein. Unser Lieben ist ein Spiegel dessen, dass Gott selbst als Liebender zu uns kommt. Er sucht den, der ihn liebt. Wir sind Liebende, die aufeinander zugehen. Jesus Christus kommt ein zweites Mal, das feiern wir am zweiten Advent. Wir haben sein Kommen nicht in der Hand. Wir können sein Kommen weder kontrollieren noch steuern. Wir können IHN aber erwarten. Jesus Christus hat von sich selbst gesagt, ich komme wieder. Und wer kommt wieder? Es ist der Geliebte, der seine Freundin sucht. Amen. Donnerstag, 8. Dezember 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind für einige Tage in Graz in der Steiermark - der Heimat von Wolfgang. Es ist einige Jahre her, dass wir das letzte Mal hier waren. Ich freue mich vor allem auf das 'Zeit haben': Zeit haben mit mir selbst, mit Gott, mit Wolfgang. Gestern habe ich lange in einer grossen Buchhandlung gestöbert: gucken, was es so alles gibt an Neuerscheinungen und in Themengebieten, die mich interessieren. Als Nicht-Einheimische merke ich - ausser der Preissteigerung - keinen Unterschied zur Adventszeit 'vor Corona und der Energiekrise'. Die Weihnachtsmärkte und die Lokale sind rappelvoll von Menschen, teilweise kann man abends nicht einmal mehr reservieren, weil bis Weihnachten ausgebucht. Wir waren gestern Abend im Opernhaus in Die verkaufte Braut von Bedřich Smetana. Mir hat die Inszenierung nicht so gut gefallen, weil überladen mit erdachten Details und Effekten. Aber Wolfgang liebt die Musik, darum trotzdem prima. Ich liebe das Schwimmen und gehe heute ins Auster-Sportbad in Graz-Eggenberg. Mal gucken, wie voll es ist, weil heute ein katholischer Feiertag ist: Mariae Empfängnis. Das Bad ist für Wettkämpfe gebaut, ist gross und tief - eine Freude für Menschen, die gern schwimmen. Sonntag, 4. Dezember 2022 Ulrike schreibt: Und schon ist zweiter Advent! Wir wünschen euch einen schönen und erwartungsfrohen Tag. Am 2. Advent erwarten wir das zweite Kommen von Jesus Christus. Sein erstes Kommen - die Geburt, die wir an Weihnacht feiern - liegt hinter uns. Sein zweites Kommen liegt vor uns, es steht noch aus. Jesus kommt uns entgegen, dann aber - anders als wir es an Weihnacht feiern - gewaltig und sichtbar für alle. ... Ich predige heute in Liestal (9:30 Uhr) und Seltisberg (11 Uhr) darüber, wer uns da entgegenkommt. Der vorgeschlagene Predigttext ist aus dem Hohenlied, Kapitel 2,8-13: Horch, … mein Geliebter! Sieh, da kommt er, springend über die Berge, hüpfend über die Hügel. Einer Gazelle gleicht mein Geliebter oder dem jungen Hirsch. Sieh, da steht er hinter unserer Mauer schaut herein durch die Fenster, späht durch die Gitter. Mein Geliebter antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Sieh doch, dahin ist der Winter, vorbei, vorüber der Regen. Die Blumen sind hervorgekommen im Land, die Zeit des Singens streckt sich aus und die Taube lässt sich hören in unserm Lande. Der Feigenbaum lässt seine Früchte reifen, und die Weinstöcke blühen und duften. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Das ist zuerst einmal ein Lied, das die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau besingt. Es erzählt von zwei Menschen, die sich aufeinander zu bewegen, die einander suchen, die übereinander in Lobworte ausbrechen ("meine Freundin, meine Schöne") und die sich finden. Solche Liebe zwischen zwei Menschen spiegelt etwas wieder. So geht es nicht nur zwischen zwei Menschen zu. So geht es auch zwischen Gott und seinen Menschen, seinem Volk zu. Auch das ist wechselseitige Liebe. ... Wenn Jesus uns eines Tages entgegenkommt - in seinem zweiten, gewaltigen und sichtbaren Kommen - dann ist ER es: der Geliebte, der Freund. Beziehungsweise: dann stellt sich die Frage: Wer wird ER für mich sein? Der, auf den ich immer schon zugelaufen bin, den ich ersehnt, gesucht und mit Lobworten besungen habe? Heute um 18 Uhr, laden wir zur Abendfeier in die Stadtkirche ein. Unser Vikar Joshua Henrich hat die Impulse zum Betrachten vorbereitet. Wir feiern auch Abendmahl und wer mag ist im Anschluss zum Beisammensein und Gesprräch in den Martinstreff eingeladen. Sonntag, 27. November 2022 Ulrike schreibt: Heute ist erster Advent und wir hatten an diesem Wochenende unser Stilles Wochenende in Riehen. Riehen ist ein Ort in der Nähe von Basel. Wolfgang und ich haben zu Betrachtung der Geschichte von Ruth und Naomi (im biblischen Buch Ruth) eingeladen. Wir waren zwanzig Menschen und hatten ein tolles Miteinander - im Schweigen. Ich bin dann heute etwas früher zurück nach Liestal gefahren, weil ich zur Kirchgemeindeversammlung musste, und Wolfgang hat den Gottesdienst mit der Gruppe in Riehen gefeiert. In der letzten Woche hatten Wolfgang und ich öfter einmal Besuch. Vor allem Hetty Overeem war bei uns zu Gast. Hetty war im Sommer als Wanderpfarrerin in der französisch-sprachigen Schweiz unterwegs und im Winter hat sie eine Hütte als Begegnungsort in der U-Bahn von Lausanne gehabt. Das ist schon etwas Besonderes, wenn jemand so gern auf andere Menschen zugeht. Morgen werde ich für einen Tag nach Karlsruhe fahren - meine Familie besuchen. Darauf freue ich mich, auch wenn ich früh los muss. Ab Dienstag dann ganz normale Arbeit im Pfarramt. Eigentlich viel Schönes, Besuche, Adventsfeiern, Vorbereitung für die Gottesdienste am 2. Advent. Montag, 21. November 2022 Ulrike schreibt: Gestern haben wir in Liestal und auf dem Seltisberg einen Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag gefeiert. Wir haben zu diesen Gottesdiensten die Angehörigen von Menschen, die in den letzten zwölf Monaten gestorben sind, eingeladen. Ich habe in Liestal über Lukas 23,42-43 gepredigt. Da geht es um einen Menschen, der stirbt. Er wendet sich an den ebenfalls sterbenden Jesus und bittet ihn: "Denke an mich, wenn du in dein Reich kommst." Jesus antwortet ihm: "Wahrlich, ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradies sein." Sie können die Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] könnt Ihr diese Predigt herunterladen unter: 2022.11.20-HEUTE-DU-MIT MIR Morgen laden Wolfgang und ich zum letzten der drei Bibel-Salons in diesem Jahr ein. Thema: Wieviel Zweifel erträgt der Glaube? Ich werde Impulse zu Richter 7,9-15 und Richter 7,16-25 geben. Es ist interessant: Zweimal hat Gideon Gott bisher um ein Zeichen gebeten. Obwohl eigentlich "alles klar" war, wollte Gideon noch eine und noch eine Bestätigung. Sein Inneres ist darauf angewiesen, ständig vergewissert zu werden. Nun sind Gideon und die 300 Männer kampfbereit. Jetzt ist es interessanterweise Gott, der auf Gideon zukommt und ihm ein weiteres, ein drittes Zeichen anbietet: "Und der HERR sprach in derselben Nacht zu Gideon: Steh auf und geh hinab zum Lager; denn ich habe es in deine Hände gegeben. Fürchtest du dich aber hinabzugehen, so geh mit deinem Diener Pura hinab zum Lager, damit du hörst, was sie reden. Danach werden deine Hände stark sein, und du wirst hinabziehen zum Lager" (Richter 7,9-11a). Gott kennt die Schwäche und Unsicherheit Gideons. Er macht sie ihm nicht zum Vorwurf, sondern kommt ihm entgegen. Ich meine, dass es um ein Zweifaches geht: Natürlich kann und soll ich mich mit meinen Schwächen auseinandersetzen. Ich kann z.B. lernen, Unsicherheit auszuhalten und trotzdem zu handeln. Ich kann (und muss) lernen, innerlich fest zu werden. Aber Gottes Geschichte mit uns beginnt schon vorher. Sie beginnt nicht erst dann, wenn wir mit unseren Defiziten umgehen können. Wer möchte, ist morgen um 19.30 Uhr in den Saal vom Kirchgemeindehaus eingeladen. Sie können aber auch im ZOOM teilnehmen. Hier ist der Link für Morgen Abend: us02web.zoom.us/j/82391997306?pwd=RVlUZGg4a3J2K2o4c0JTc2g2ZDdjUT09 Samstag, 12. November 2022 Ulrike schreibt: Für Morgen sind Sie herzlich in die Abendfeier - 18 Uhr in der Stadtkirche Liestal - eingeladen. Ich bereite den biblischen Impuls zum Besuch Jesu in seiner Heimatstadt vor. Sie finden die Geschichte in Markus 6, den Versen 1-6. Es ist verrückt: wie die Menschen an Jesus das Neue und Besondere wahrnehmen: "Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände?" Und im nächsten Atemzug lehnen sie Jesus ab. "Und sie ärgerten sich an ihm." Denn sie sagen: wir kennen den ja, seine Mutter, seine Geschwister. .... Wie ist das mit diesem vermeintlichen "Kennen"? Etwas abzulehnen, weil man meint, man kenne es bereits und kann es darum hinter sich lassen. Obwohl vor den eigenen Augen - im Gottesdienst der Synagoge - Neues beginnt. Am Dienstag werden wir den zweiten Bibel-Salon haben. Wir betrachten weiter die Gideon-Geschichte. Wie gehen Gideon - und vor allem Gott - mit den Unsicherheit und Zweifeln von Gideon um? Für die, die per ZOOM teilnehmen: die Tonqualität ist jetzt - im Gegensatz zu den letzten Offenen Abenden mit Assaf Zeevi - wirklich gut. Ein Freund aus der Kirchgemeinde hat das an die Hand genommen und sein eigenes Equipment mitgebracht. (Danke!) Dienstag, 19.30 Uhr im Kirchsaal oder im ZOOM: Wie kann man ZÖGERN ÜBERWINDEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 33-40 Wie kann man MITARBEITER auswählen? Richter 7, 1-8 Und hier ist der ZOOM- Link: us02web.zoom.us/j/88115051329?pwd=VDRIc0tGWGx1d1FHQ2RHM2lER3ZhUT09 Montag, 7. November 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich waren in den letzten Tagen viel unterwegs: in Rueti, in Biel bei den Freunden vom Jahu (Landeskirchliche Gemeinschaft) und in Fribourg bei einer Ärzte-Tagung. Es gäbe viel und vor allem Schönes zu erzählen. Morgen beginnen die Bibel-Salons in Liestal: Wieviel Zweifel erträgt der Glaube? Wir werden dreimal mit Gideon unterwegs sein, einem Menschen, der darauf angewiesen ist, immer wieder vergewissert zu werden. Er ist in sich selbst unsicher. Immer wieder muss er hören, dass es wirklich Gott ist, der ihn anweist, und dass es auch wirklich gelingen wird. Mit dieser seiner Schwäche hat Gott ihn ausgesucht, Israel gegen einen übermächtigen Gegner zu helfen. Gideon ist der, durch den Gott Rettung verspricht. Es wird spannend morgen, und m.E. auch interessant für unsere Zeit. Gideon hat sich - wie viele andere aus seinem Volk auch - zurückgezogen. Er versucht dem Feind zu entgehen. Er drischt sein Getreide in der Kelter - um möglichst wenig sichtbar zu sein. Ich meine, dass das Thema "Rückzug" aktuell ist. Menschen suchen und schaffen sich Schutzorte. Vor wem? Wer soll uns nicht sehen? Wie sehen unsere Schutzorte aus? Sie sind morgen Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr, in den Kirchsaal im Martinshof eingeladen: Wie kann man BERUFEN WERDEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 11-16 Wie kann man BEGINNEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 25-32 Und hier ist der Link für den ZOOM: Wieviel Zweifel erträgt der Glaube (1) Samstag, 29. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Wir sind seit Donnerstag gut zurück in Liestal. Die Helligkeit und die verhältnismässig langen Tage in Südfrankreich vermisse ich etwas. Auch das Gefühl der Weite am Meer war unglaublich schön. Jetzt ist es abends früher dunkel und ich gehe an den Abenden wieder laufen - um fit zu bleiben für den Winter. Das hat auch seinen Charme: im Dunkeln flattern die Fledermäuse und zwitschern schrill. Bis Sonntag habe ich noch Urlaub. Am Donnerstag, Samstag und Sonntag ist Wolfgang als Referent und Prediger eingeladen. Wenn Sie mögen: am Donnerstag, dem 3. November, 19.30 Uhr, ist der Vortrag in Rueti öffentlich. Wolfgang führt ins Betrachtende Gebet ein. Das ist die Art und Weise und die christliche Tradition, in der Wolfgang und ich selbst die Bibel lesen. Hier sind die Infos zum Abend: Betrachtendes Gebet Am Samstag, dem 5. November, sind wir in Biel, im Jahu. Das ist eine Landeskirchliche Gemeinschaft, der Wolfgang schon lange verbunden ist. Sie haben Wolfgang für einen Stille Tag eingeladen. Wir bleiben dann gleich bei Freunden, weil Wolfgang am Sonntag für die Jahrestagung der AGEAS (Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärzte der Schweiz) in Fribourg für die Predigt eingeladen ist. Das klingt nach einer Woche mit vielen guten Begegnungen, und wir freuen uns! Dienstag, 25. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind in Saintes-Maries-de-la-Mer. Auch hier waren wir schon öfter. Es sind nicht mehr viele Touristen da, nur Franzosen, die für einen Tagesausflug an's Meer hinunter kommen. Der Strand von Saintes-Maries-de-la-Mer erstreckt sich über mehrere Kilometer hin und man kann gut laufen. Ich war heute baden - das Wasser hat 20°C - habe aber glücklicherweise noch gemerkt, dass es eine beträchtliche Strömung hinaus ins Meer gibt. Also bin ich nahe am Land geblieben, was auch schön war. Wir haben ein sehr angenehmes kleines Hotel gefunden, nahe am Strand und überlegen, ob wir bleiben oder morgen durch die Cevennen zurück nach Liestal fahren. Und dabei Orte protestantischen Glaubens in Frankreich besuchen. Sonntag, 23. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Heute ist der dritte volle Tag, dass wir in Südfrankreich sind. Gestern brach zum ersten Mal die Sonne durch die Wolken, es ist sonst eher bedeckt. Erst waren wir in der Abtei von Sénanque und dann in Gordes - siehe die beiden Fotos oben. Gestern waren wir in Roussillon (dem Ort mit der roten Erde) und in Lourmatin. Das ist lustig, dass wir in einem kleinem Ort im Bistro sitzen und Wolfgang mich diskret darauf hinweist, dass die Frau am Nebentisch eine bekannte Schauspielerin aus Wien ist. So klein die Welt, ... und gleichzeitig so gross. Gleich gehen wir in den Gottesdienst in Sainte Anne in Apt. Und dann, mal sehen ... Freitag, 21. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Ich habe Ferien und wir sind gestern für ein paar Tage nach Südfrankreich gefahren. Das ist von uns aus gesehen nicht sehr weit und wir kennen hier viele Orte. Heute besuchen wir zum Beispiel die Abtei von Sénanque. Vor allem wollen wir Zeit miteinander verbringen. Wir haben für die ersten beiden Nächte ein kleines Hotel am Rand der Altstadt von Apt gebucht. Auf der Fahrt gestern haben wir - ausser Musik - im Podcast von Matzes Hotel (Spotify) ein Interview mit der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann gehört. Anlass für das Interview ist das Erscheinen ihres Buches 'Das Ende des Kapitalismus', 2022. Ihr findet das Interview auch bei YouToube. Ulrike Herrmann macht - meines Erachtens - gute und eher ungewöhnliche Beobachtungen, auch zum Krieg in der Ukraine, und argumentiert überhaupt nicht ideologisch ("Vielleicht irre ich mich auch ..."). Nach dem Urlaub werde ich schauen, ob es Interessierte für eine Lesegruppe gibt. Wolfgang und ich haben die Gideon-Geschichten - im Blick auf die Bibel-Salons (8./15./22. November) und einzelne Vorträge von Wolfgang im November - vorbereitet und werden jetzt mit der Vorbereitung des Stillen Wochenende zum Buch Ruth in Riehen (25.-27. November) beginnen. Hier ist unsere Ausschreibung für das Wochenende, falls noch jemand von euch dazu kommen möchte: Die Geschichte beginnt mit einer Krise. Die wirtschaftliche Situation zwingt eine Familie, ins Ausland zu gehen. Die Chancen zum Überleben sehen gut aus. Dann stirbt der Mann. Die beiden Söhne heiraten. Zehn Jahre scheint es recht zu gehen. Doch nun sterben auch die beiden Söhne. Drei Frauen bleiben allein zurück. Es sind Stichworte, die so manche aus dem eigenen Leben kennen: Krise – noch einmal neu anfangen – Hoffnung – doch am Ende ist man allein. Kann man glauben, dass das eine Geschichte mit Gott ist? Noemi kehrt zurück. Eine Schwiegertochter bleibt bei der eigenen Familie. Die andere - Ruth - will unbedingt bei Noemi und ihrem Gott bleiben. Eine seltsam zarte Geschichte beginnt. Die beiden Frauen haben keine Möglichkeit, grosse Pläne zu machen. Nur eines bleibt ihnen: ihre Aufmerksamkeit. Was bringt der Tag? Was ergibt sich durch die gerade beginnende Ernte? Was zeigt sich durch die Menschen, unter denen sie leben? Es ist keine Geschichte der Klage, obwohl die Frauen Grund dafür hätten. Es ist auch keine Geschichte der Anklage, obwohl sie nahe liegen würde. Merkwürdig: Es ist auch keine Geschichte des Gebets. Will man von Glauben sprechen, dann kann man ihn in der Aufmerksamkeit entdecken, mit der die beiden Frauen auf die täglichen Möglichkeiten sehen, auf die Menschen und vor allem aufeinander hören. Am Ende wird das zu einer der zartesten Liebes- und Glaubensgeschichten der Bibel. Ruth, die Witwe und Ausländerin wird Teil der grossen Geschichte Gottes. Als Grossmutter von David gehört sie zum Stammbaum Jesu. Samstag, 15. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Wir sind heute zu Besuch in Riehen, nahe bei Basel. Das Geistlich Diakonische Zentrum gehört zum Diakonissenhaus Riehen. Hier werden wir (Wolfgang und ich) am 1. Advent auch wieder unser Stille Wochenende haben. Ich war - ganz in der Nähe - in der Fondation Beyeler. Das ist ein weltbekanntes Museum. Leider ist die Joan Miró-Ausstellung schon beendet, ich hätte sie gern ein zweites Mal gesehen. Als ich heute um 10 Uhr da war, war ich tatsächlich die erste und einzige - und das an einem Samstag. Das liegt wahrscheinlich daran, dass umgebaut wird, und dass die aktuelle Ausstellung Palimpsest (Doris Salcedo) aus nur einem Raum und einem Werk besteht. Wobei es ein grosser Raum und ein grosses Werk ist. ... Die Künstlerin hat Namen von Flüchtlingen, die bei der Überquerung des Mittelmeers ertrunken sind, in Stein geritzt. Und zwar übereinander eingeritzt, entsprechend verschiedenen Zeiten und Flüchtlingswellen. Die feinen Rillen der Namen werden (unsichtbar und von unten her) mit Wasserspuren gefüllt und damit sichtbar. Bis das Wasser dann wieder versickert und die Namen wieder unsichtbar werden. ... Es geht also um Erinnerungen, die kommen und wieder verblassen. Um 'echte' Menschen, ihre Namen, ihre Geschichten, die nicht vergessen gehen sollen. ... Ich frage mich, ob es Angehörige und Freundinnen tröstet, wenn Namen von 'echten' Menschen Teil eines Kunstwerks sind. Was mich sehr anspricht, ist das Erinnern. Dass es Orte gibt, dass es Menschen gibt und vor allem, dass es Gott selbst ist, der uns im Gedächtnis behält. Was nicht verloren gehen darf, das wird auch nicht verloren gehen. Morgen, am Sonntag Abend: herzliche Einladung zur Abendfeier in die Stadtkirche (18 Uhr). Wir betrachten Johannes 5, die Begegnung Jesu mit einem Kranken am Teich Betesda und feiern Abendmahl. Im Anschluss gibt es für die, die möchten, Zusammensein und Gespräch im Martinstreff. Samstag, 8. Oktober 2022 Ulrike schreibt: Eigentlich wollten Wolfgang und ich heute - weil ich Geburtstag habe - einen Tag zusammen wegfahren. So wie wir neulich den Ausflug auf den Pilatus gemacht haben. Das Wetter ist heute aber fast überall, wo man innerhalb eines Tages gut hinkommen kann, bedeckt und regnerisch. Allein in Mailand ist es heute schön, aber da waren bereits alle Plätze im Zug restlos ausgebucht. "Für Montag gäbe es noch zwei Plätze in der ersten Klasse, aber auch die leider nicht nebeneinander ...", sagt die Frau am Bahnschalter. GOTTESDIENST Das macht nichts. Wir haben es auch so gut. Den Gottesdienst, für den ich euch und Sie herzlich einlade, feiert morgen unser Vikar Joshua Henrich. Das heisst, er hat vorbereitet, nicht ich. Für mich ist das entspannend, weil er wirklich gut ist. Wir sprechen vorher über den Predigttext: Was lese ich? Was will ich mit der Gemeinde teilen? Warum? Wie gestalte ich den Gottesdienst als ganzen? ... Hinterher bekommt Joshua (wahrscheinlich :-) ) Feed-Back von den Gemeindemitlgliedern, und in Kurzform auch von mir. BIBEL-SALONS Für November laden Wolfgang und ich für drei Bibel-Salons in die Kirchgemeinde ein. Wir beide freuen uns sehr auf die Abende, auch auf das Zusammensein mit euch und mit Ihnen. Wir werden uns im Kirchsaal treffen und die Impulse per Zoom übertragen - und dabei auf eine gute Hörqualität achten. Es sind drei Dienstag Abende: der 8. November, der 15. November, der 22. November 2022. Wir werden hinschauen, wie Gott mit einem zweifelnden Menschen unterwegs ist. WIE VIEL ZWEIFEL ERTRÄGT DER GLAUBE? Wer glaubt, möchte fest sein in seinem Glauben. Wie ist das, wenn sich Zweifel melden? Was mache ich dann mit meinen Zweifeln? Sie zu überspielen, zu ignorieren oder zu verdrängen klingt nicht nach einem guten Weg. Und: Wie ist es, wenn ich mich von Gott in eine Aufgabe gerufen weiss, obwohl der Zweifel weiterhin in mir wohnt? Thomas (Joh. 20, 24-29) gilt als der grosse Zweifler. Jesus als der Auferstandene hilft ihm, seinen Zweifel hinter sich zu lassen. Wie aber, wenn das bei uns nicht geschieht? Wenn ich glaube, wenn ich mich von Gott berufen weiss, wenn ich bete und mich für Gott einsetze - und der Zweifel bleibt dennoch? Der Richter Gideon ist ein geradezu aufregendes Beispiel dafür, dass Gott einen Zweifler in seinen Dienst ruft. Wie ist es, wenn Gott zum geistlichen Begleiter eines Zweiflers wird? Wir laden zu hoffentlich überaus spannenden Abenden ein. Wer möchte, kann die Geschichten vorgängig lesen: Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr Wie kann man BERUFEN WERDEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 11-16 Wie kann man BEGINNEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 25-32 Dienstag, 15. November 2022, 19.30 Uhr Wie kann man ZÖGERN ÜBERWINDEN, wenn man zweifelt? Richter 6, 33-40 Wie kann man MITARBEITER auswählen? Richter 7, 1-8 Dienstag, 22. November 2022, 19.30 Uhr Wie kann man WISSEN, WAS ANDERE DENKEN? Richter 7, 9-15 Wie kann man KÄMPFEN, wenn man nicht mehr zweifelt? Richter 7, 16-25 Den Flyer für die Abende finden Sie hier: 2022.11 Bibel-Salon-ZWEIFEL Die ZOOM-Links veröffentliche ich hier ein paar Tage vorher. Sonntag, 2. Oktober 2022 Wolfgang schreibt: Ulrike hat heute über eine bekannte Geschichte aus den Evangelien gepredigt. Einige Männer bringen einen Gelähmten zu Jesus. Da der Zugang vor lauter Meschen versperrt ist suchen sie den Umweg über das Dach. Vor allem: Der Gelähmte muss MITGENOMMEN WERDEN (Markus 2,1-12). Sie können diese Predigt von Ulrike Bittner gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-10-02-mitgenommen werden: Markus 2,1-12. Freitag, 30. September 2022 Ulrike schreibt: Das Frauen-Wochenende in Berlin war rundum schön. Die Impulse waren anregend und alle Gespräche habe ich auf Augenhöhe erlebt. Wir werden das sicher wieder machen. Das Theaterstück Michael Kohlhaas in der Schaubühne war übrigens grossartig. Unbedingt ansehen, wenn ihr könnt. Die Woche in Liestal war voll, auch hier eigentlich nur gute Begegnungen. Morgen sind Wolfgang und ich beim Studientag (Hebräisch Denken, Teil II) in Zürich. Und am Sonntag feiere ich nach längerer Zeit mal wieder Gottesdienst in Liestal (9.30 Uhr) und Seltisberg (11 Uhr). Predigttext ist Markus 2,1-12: Mitgenommen werden - Wo habe ich das gebraucht? Wo habe ich das vermisst?. Wer kommt, kann sich eine Decke mitbringen. Wegen Blitzschlag in den Kirchturm funktionieren Elektrik und Heizung nicht. Samstag, 24. September 2022 Ulrike schreibt: Ich bin an diesem Wochenende in Berlin. Nach einer langen Zeit des Nicht-Fliegens bin ich wieder einmal geflogen, von Basel aus nach Berlin. Ich bin verblüfft darüber, wie unglaublich voll die Flughäfen sind. Heute und Morgen ist ‹Einander Begegnen - in Berlin›. Wir sind etwa zwanzig Frauen aus Berlin und der Schweiz und treffen uns in einer kleinen Ladenkirche in Berlin-Moabit. Wir, das sind Frauen unterschiedlicher Profession, die einander Anteil geben wollen. Was beschäftigt mich? Was beobachte und durchdenke ich in meinem Berufsfeld? Welche geistliche Fragestellung nehme ich wahr? Welche biblische Hoffnung, vielleicht … welche biblische Geschichte begleitet mich in meinem Nachdenken? Gestern haben zwei Schweizer Freundinnen und ich uns bereits in der Stadt getroffen und haben später in Hummus & Friends in der Oranienburger Strasse zu Abend gegessen. Sehr lecker! Schön auch, so viele junge Leute auf der Strasse und in den Lokalen zu sehen. Ich bin von Liestal her nicht mehr gewohnt, dass eine Stadt so jung aussehen kann. Mittwoch, 14. September 2022 Ulrike schreibt: Heute beginnen Elisabeth R., eine Mennonition und Pastorin im Ruhestand, und ich einen monatlichen Bibel-Kaffee. Wir laden dafür in die Caféteria des örtlichen Pflegezentrums ein. Die Caféteria ist auch eine Art Quartierstreff, weil wirklich schön. Ich gehe da auch sonst gern hin. Elisabeth und ich wünschen uns für den Bibel-Kaffee eine Durchmischung von Menschen, die im Pflegezentrum wohnen und Menschen aus dem Quartier. Ich bereite heute den Impuls zum biblischen "Sorgt euch nicht..." aus der Bergpredigt vor. Wir wählen für die Treffen Themen, mit denen jeder etwas anfangen kann. Der Einstieg heute wird sein, dass man mittels Spruchkarten übers "Sich-Sorgen" mit den Tisch-Nachbarn in ein erstes Gespräch kommt. Am frühen Abend haben wir unsere Gruppe Matthäus 11:28 (‹Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.›) Heute bringt ein neues Mitglied der Gruppe Sandwiches mit, wie man sie in ihrer Heimat isst. Also ersteinmal: essen und erzählen. Und dann lesen wir im Heftchen ‹Freundschaft› von Kerstin Hack. Biblische Freundschaftsgeschichten und was es heisst, einander Freundin zu sein, ist gerade unser Thema in der Gruppe. Montag, 12. September 2022 Ulrike schreibt: Heute waren wir den ganzen Tag über auf dem Pilatus - das ist ein Bergmassiv südlich von Luzern! Oben seht ihr ein paar Bilder. Wir sind von Alpnachstadt am Vierwaldstättersee aus mit der Zahnradbahn hinaufgefahren. Mit einer maximalen Steigung von 48% ist sie die steilste Zahnradbahn der Welt. Morgen beginnen die Offenen Abende mit unserem Referenten Assaf Zeevi. Thema ist: Das jüdische Volk und seine Entstehung bis heute. Sie können morgen um 19.30 Uhr 'leibhaft' ins Kirchgemeindehaus kommen oder per ZOOM dabeisein. Den ZOOM Link verschicke ich auf Anfrage. Ich war übrigens letzte Woche im Rahmen unseres Pfarrkapitels - Pfarrkapitel = regelmässiges Treffen aller Pfarrpersonen einer Region - in der Synagoge der Israelitischen Gemeinde in Basel. Das war eine richtig interessante, dialogische Führung. Hinterher haben wir uns in den Gemeinderäumen für 'unsere' Sitzung getroffen, und dann waren wir miteinander essen. Ein schönes Zusammensein. Freitag, 9. September 2022 Ulrike schreibt: Wir sind seit 8 Tagen aus Rasa zurück. Wir sind seitdem nicht mehr zum Verschriftlichen (= ich) und Schneiden (= Wolfgang) der Aufnahmen von Psalm 25 gekommen. Für Wolfgang und mich waren es ausgesprochen schöne und fruchtbare Tage in Rasa. Wir sind sehr dankbar. Gleich nach der Rückkehr nach Liestal hatten wir unser Kirchgemeindefest - das Kirchturmfest zum 400jährigen Jubiläum. Ich war im Orga-Team fürs Fest und also gut eingespannt. Das Fest war - in meiner Wahrnehmung: überraschend! - gut besucht und die Stimmung ausgesprochen schön und leicht. Auch hier viel Anlass für Dankbarkeit. Und gleichzeitig: Einzelnen Menschen geht es schlecht, das nehme ich auch wahr. Es sind viele, die psychisch angeschlagen sind, die sich allein fühlen, die sich keine glückliche Zukunft vorstellen können. Ich bin so dankbar für diejenigen, die dann zu ihnen hingehen. Die Besuche machen, die einfach mal anrufen und fragen: Wie geht es dir? ... Wir brauchen das. Dass wir uns Zeit nehmen und Anteil nehmen am Leben der anderen. Anfang der Woche haben wir in Liestal unseren Besuchsdienst ‹Der Besuchsdienst.› eingeweiht. Fast zwei Jahre haben wir in der Region geschaut, wie andere Kirchgemeinden sich in dieser Hinsicht organisieren. Einzelne Menschen aus unserem Der Besuchsdienst.-Team haben Kontakt mit der Spitex, dem Roten Kreuz, den örtlichen Pflegezentren usw. aufgenommen. Wir wollen miteinander für die Stadt dasein, nicht das tun, was ohnehin von Anderen schon gut getan wird. Jetzt am Wochenende sind Wolfgangs Kinder und Grosskinder plus Hund zu Besuch. Ich gehe ein letztes Mal ins Freibad, denn die Saison endet übermorgen, am Sonntag. Dann fühlt sich der Sommer irgendwie ‹zu Ende› an. In der nächsten Woche starten wir in der Kirchgemeinde mit Vorträgen/Gesprächen mit Assaf Zeevi. Ich beginne mit einer befreundeten Seniorin, einer mennonitischen Pastorin i.R. in Liestal ein Bibel-Kaffee, das wir zu einem Quartierstreff hin entwickeln wollen. Bald mehr darüber ... Mittwoch, 31. August 2022 Ulrike schreibt: Der Morgen-Impuls zu Psalm 25 war heute 'wie für mich gemacht'. Ich wünsche mir öfter einmal, dass Gott aufdecken und aufräumen möchte. Der Psalmbeter bittet nur das eine: dass Gott hinschaut, dass ER hinsieht. Und das reicht ihm aus. Es reicht, dass Gott sieht. Wir stellen euch den Impuls schriftlich und als Audio-Datei zum Nachhören zur Verfügung. Ihr könnt ihn gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] könnt Ihr diesen Impuls herunterladen unter: 16: PSALM 25, Verse 18-19. 16: Psalm 25, Vers 18-19 GOTT SIEHT ES Wolfgang J. Bittner Zu Beginn ein kleiner Hinweis. Wir sind darauf bisher nicht eingegangen. Der letzte Vers des Psalms, Vers 22, klingt etwas merkwürdig. Er klingt wie ein Anhang: „Gott, erlöse Israel aus allen seinen Ängsten“. In der Forschung, auch in der betenden Forschung, hat man den Eindruck, dass jemand an das Gebet etwas angehängt hat. Und zwar darum, weil der Psalm selbst ausschliesslich vom Verhältnis zwischen Gott und mir, dem Einzelnen, spricht. Der Einzelne hat zwar die Feinde und die Gegner im Blick, aber nicht die Gemeinde. Im letzten Vers kommt recht unvermittelt eine neue Bitte dazu: „Gott erlöse Israel aus allen seinen Ängsten“. Wir werden morgen im Gottesdienst auf diesen Vers eingehen. Ich bin dankbar, dass er hier steht. Er gehört für mich zum Wort Gottes dazu. Der Psalm selber endet für mich aber mit Vers 21. Ein ganz bestimmter Zusammenhang geht hier zu Ende. DER BLICK AUF DAS ENDE Im hebräischen Denken achtet man in besonderer Weise darauf, wie eine Geschichte, ein Psalm, eine Erzählung, eine Argumentation usw. zu Ende geht. In der Fachsprache spricht man vom Achtergewicht. Achtern kommt aus der Seemannssprache und meint den hinteren Teil eines Bootes. Wenn du einen Psalm liest oder eine Geschichte hörst, dann kannst du es dir einfach machen, indem du zunächst einmal zum Schluss hinguckst: wie kommt das raus? Das ist das Entscheidende. Für den biblischen Menschen zum Beispiel auch entscheidend, wie ein Mensch stirbt. Ich kann von einem Menschen vielleicht viel Grosses, auch Grossartiges erzählen. Er hat viel geleistet, viel in die Wege geleitet. Aber wie geht es zu Ende mit ihm? Wer darauf aufmerken will, der lese in Psalm 73. Der Beter in Psalm 73 wächst mit einem Satz auf, der ihn durchs Leben trägt. Im Laufe des Lebens wird er an diesem Satz irre: „Lauter Güte ist Gott gegen Israel, gegen die Frommen“ (Vers 1). Da wird er irre dran, denn plötzlich gehen ihm die Augen auf, und er muss sagen: Das ist doch gar nicht so! „Ich sah wie es den Gottlosen so gut ging“, sagt er (Vers 3). MAN KANN IRRE WERDEN Das ist eine Schwierigkeit, der auch wir begegnen können, in vielerlei Gestalt. Ich habe Sätze im Glauben gehört, ich habe sie übernommen, und im Laufe des Lebens, meistens unvorbereitet, packt es mich und ich muss sagen: Stimmt denn das überhaupt, was ich das glaube? Ich war überzeugt gewesen, ich habe es anderen weitergesagt. Es gibt vieles im Glauben, das einen irre machen kann. Für mich gehört es zum Grossartigen der Bibel, dass sie das nicht verschweigt. Die Bibel ist kein Buch, das von einem Glauben spricht, in dem alles glatt geht. Die Bibel spricht von Menschen, die am Glauben irre werden, irre werden können. Sie fragt danach, wie man mit dem Irre-werden im Glauben umgeht. Der Beter von Psalm 73 wird irre, bis zum dem Moment, als er den Tempel Gottes betritt: „bis ich eintrat in das Heiligtum Gottes“. Das ist noch nicht das Achterngewicht, das ist noch nicht der Schluss. Was geschieht im Tempel? Der Vers geht weiter: „und acht hatte auf ihr Ende“ (Vers 17). Ihr merkt, der Beter ist irre geworden am guten Leben der Gottlosen. Aber er sieht bei den Gottlosen nur einen Ausschnitt ihres Lebens. Im Heiligtum erweitert Gott den Blick des Beters, der in Anfechtung ist und lehrt ihn, das Ende zu sehen. DAS ENDE IST VERBORGEN Es ist eine Hilfe für den Glauben, sich zu sagen: Woher weiss ich wie das Ende aussieht? Das Ende ist mir verborgen. Verborgen ist mir das Ende der anderen, verborgen ist mir das eigene Ende. Manche Geschichten haben wir ja auch miterlebt, von Gemeinden, auch von Christen, bei denen vieles grossartig ausgesehen hat, und plötzlich war es anders. Das Leben eines Menschen, das Leben eines christlichen Werkes kommt an ein Ende und vieles, was vorher grossartig ausgesehen hat, erschien plötzlich in einem anderen Licht. Das gehört mit zur biblischen Weisheit: Habe acht auf ihr Ende, Psalm 73.“Ich ging ins Heiligtum und hatte acht auf ihr Ende“. Die Einsicht, dass das Ende wichtig ist, vielleicht sogar das Entscheidende ist, ist eine Verstehenshilfe auch für manche biblische Geschichte und manchen Psalm. Manche biblische Geschichte erzählt uns den Bogen, den Fortlauf, und doch noch nicht das Ende. Ich kann mich also fragen, auch bei Dingen, die mich irritieren: Weiss ich denn wirklich Bescheid über das Ende des Menschen? Andere urteilen vielleicht über ihn und sagen, es ist grossartig, was dort geschieht. Ich bleibe abwartend, weil ich das Ende nicht sehe. Wieder andere fällen vielleicht ein negatives Urteil über jemanden, und ich bleibe auch da abwartend. Woher weiss ich, ob das wirklich das Ende ist? Ich bin vorsichtig. Das Ende liegt in der Hand Gottes. Unser Psalm 25 hat auch ein Ende. Und es lohnt sich, diese letzten Verse zu lesen und von ihnen her den ganzen Psalm zu meditieren. Wir werden das heute Vormittag und heute Nachmittag tun. Heute Vormittag sind wir bei den Versen 18 und 19. Ich lese wieder aus der Übersetzung von Friedolin Stier: 18Schau mein Elend, meine Qual Und trag weg all meine Sünden. 19Schau meine Feinde, es sind ihrer viele. Mit Hass und Gewalttat hassen sie mich . Zweimal kommt in Vers 18 und Vers 19 der Ruf an Gott vor: „Schau!“ Von der Situation, in der der Psalmbeter ist, hatten wir bereits gelesen und er beschreibt sie hier in einer Kurzfassung noch einmal: Schaue mein Elend, meine Qual, und schaue meine Feinde. SCHAU ES AN, GOTT Wenn man in Elend und Qual steckt, dann gäbe es verschiedene Dinge, die man erbitten könnte. „Mach mich frei!“ Der Psalmbeter bittet vorher bereits: „Mach weit meine Enge“ (Vers 17). Er bittet das durchaus, aber es ist, als ob er jetzt in die Schlussrunde einbiegt. Jetzt wird sein Gebet präzis und entschieden. In diesem zugespitzen Gebet bleibt übrig: „Schau!“ Ich empfehle euch die Frage: Habt ihr genug damit, wenn ihr mitten in der Not seid, wenn ihr im Konflikt seid, in einer Auseinandersetzung mit Menschen, mit euch selbst, mit einer Institution, in der ihr steht? Oder was würdet ihr dann Gott bitten? Wäre es genug zu wissen, Gott schaut hin? Ist das Schauen Gottes für mich genug? Ich glaube, dass man als jüngerer Mensch das Bedürfnis hätte, vielleicht auch als älterer Mensch, das Bedürfnis hätte, zu Gott zu sagen: Tue bitte dieses und jenes. Diesen Vorschlag hätte ich noch … usw.. Ich möchte Gott Vorschläge machen. DER PSALMBETER MUSS GOTT NICHT BERATEN Am Ende des Psalms macht der Beter Gott keine Vorschläge mehr. Er sagt: „Schau, mein Elend, meine Qual. Schau, meine Feinde.“ Es reicht ihm, dass Gott schaut. Eine einzige Ausnahme macht er. Nämlich bei seiner Schuld (Vers 18b). Er sagt nicht einfach: Schau. In Bezug auf seine Schuld sagt er, je nach Übersetzung: „Trag hinweg“ oder „vergib du“. Das ist dasselbe Wort, mit dem der Psalm eingesetzt hat: „Ich hebe meine Vitalität zu dir hin“ (Vers 1). Also: Ich nehme etwas, hebe es in die Höhe und hebe es dir hin. Das erbittet der Psalmbeter jetzt von Gott, dass Gott es tut. Nämlich: nimm meine Sünde und hebe sie. Es ist richtig, wenn die Elberfelder Bibel hier übersetzt: Vergib mir all meine Sünden. Von der Sache her ist das natürlich gemeint. HEBE DU MEINE SÜNDEN Von der Vorstellung her aber steht hier: Nimm sie und hebe sie. Martin Buber hat auch recht, wenn er sagt: Vielleicht heisst das ‹Heben› gar nicht nur ‹wegheben›. Sondern vielleicht ist das schon viel, dass ich Gott sage: Herr, ertrage es. Dass du, Vater im Himmel, mich mit meiner Schuld erträgst, das ist vielleicht schon ganz, ganz viel. Aber diese Bitte ist eine Ausnahme. Was zweimal gesagt wird ist im Hebräischen immer etwas Entscheidendes. Verdoppelungen sind für den hebräischen Menschen etwas sehr Wichtiges. Das zweimal Gesagte ist hier: „Schau!“ Mein Wunsch, meine Anregung für euch ist: Überlegt euch doch einmal, wie viel das Schauen Gottes für euch bedeutet. WIE VIEL BEDEUTET MIR DAS SCHAUEN GOTTES? Der Psalmbeter hat zwei Dinge vor Augen, er nennt „mein Elend“ und „meine Qual“. Es ist vielleicht dasselbe, vielleicht eine Vertiefung, vielleicht etwas anderes „meine Feinde“. Der Psalmbeter weiss schon Bescheid. Wie ist das, wenn ihr wisst, Gott sieht das? Könnt ihr damit genug haben? Reicht es, wenn es Gott sieht? Wenn ihr den Eindruck habt, das reicht nicht, was fehlt euch dann noch? Ich würde bei euch zurückfragen: Fehlt euch wirklich etwas? Der Gedanke, dass Gott sieht, könnte ein guter und abschliessender Gedanke sein. Dienstag, 30. August 2022 Ulrike schreibt: Ich habe heute - in Rasa, mitten in den Bergen des Centovalli - unser Berlin-Wochenende für Frauen (23.-25. September) vorbereitet. ‹Rasa› und ‹Berlin›, es kann kaum etwas weiter auseinander liegen. Wir sind nach gegenwärtigem Stand zwanzig Frauen unterschiedlicher Profession, die sich in Berlin-Moabit treffen werden. Ich freue mich sehr auf den Austausch. Vor allem bin ich daran interessiert, wie die anderen im ‹Reich Gottes› unterwegs sind. Wie bezeugt ihr die Liebe Gottes? Mit wem lebt ihr Gemeinschaft? In Rasa neigen sich die Schweige-Exerzitien dem Ende zu. Morgen ist der letzte volle Tag. Wolfgang hat mittlerweile 15 Impulse zu Psalm 25 gehalten. Hier stellen wir euch den achten Impuls - so weit bin ich mit dem Verschriftlichen :-) - zur Verfügung. Psalm 25,6-7 DER GRUND FÜR DIE LIEBE LIEGT IN DER LIEBE Wolfgang J. Bittner Wir haben uns gestern Nachmittag vor Augen gehalten, dass der Psalm 25 eine Anleitung ist, gegen die Angst anzugehen. Er macht das dezent, er macht das vorsichtig, aber nach meinem Urteil deutlich. Der letzte Teil des gestrigen Psalmvers war: „Ich hoffe auf dich den ganzen Tag“ (Vers 5). Das Wort, das hier für ‹hoffen› steht, kann man übersetzen mit: "Ich habe mein Inneres den ganzen Tag zu dir hin geöffnet“. Da kann ich mich fragen: wohin öffne ich mein Inneres den ganzen Tag? Was lasse ich in mich ein? Im Sehen: was sehe ich an? Denn was ich ansehe, das lasse ich in mich ein. Aber auch: was denke ich, halb bewusst, halb unbewusst? Was ich denke, ist das, was ich in mich einlasse und was gleichsam in mir weiterdenkt. MICH GOTT ÖFFNEN Der Psalmbeter sagt: "Mein Inneres hofft auf dich". Ich lasse Gott in mich ein im Modus der Hoffnung. Und zwar den ganzen Tag lang. Das ist keine Leistung, die der Beter erbringt, als ob Hoffnung eine Leistung wäre. Hoffnung ist eine Öffnung zu IHM hin. Wer darüber nachdenken möchte, kann sich folgendes deutlich machen. Es gibt Dinge, die an mich heranwollen, und ich stehe gleichsam an einem Übergang. Das, was an mich heranwill, in mich einzulassen oder es nicht einzulassen. Wer einige Übung damit hat, der weiss, so einfach ist das gar nicht. Das, was in mich kommt, fragt nicht um Erlaubnis, ob es in mich eindringen darf. Aber ich kann es üben, dass ich ihm nicht einfach ausgeliefert bin. Also, von sich aus sagt der Psalmbeter: ich stehe vor dir als ein Hoffender, als einer der sich für dich öffnet. Und das halte ich den ganzen Tag durch. Das ist ein Entschluss und es ist gleichzeitig eine Übung. Es ist beides. Und nun kommen wir zu einem Doppelgedanken in Vers 6 und Vers 7. Hier wird zweimal dasselbe Verb gebraucht. Ich sehe gerade, alle drei Übersetzungen, die ihr habt, sind gleich. ‹Gedenke an …› ETWAS GEGENWÄRTIG WERDEN LASSEN Elberfelder: Gedenke an deine Erbarmungen .. Buber: Gedenke deines Erbarmens, du, … Friedolin Stier: Gedenke deines Erbarmens, Jahwe, … Was hier mit ‹gedenken› übersetzt ist, heisst ‹sich erinnern›. Das hebräische Wort heisst sachar – der Prophet Sacharja hat seinen Namen daher. Erinnerung heisst auf lateinisch ‹memoria›. Die memoria ist eine wunderbare Fähigkeit meines Inneren, so dass ich Vergangenes in die Gegenwart holen kann. Oder auch – so werden es die mittelalterlichen Theologen dann sagen: Ich kann auch das Kommende in die Gegenwart holen. ‹Memoria›, Erinnerung, ist eine unglaublich vielfältige und starke Fähigkeit meines Inneren. Ich kann in Rasa sitzen und mich erinnern an die letzte Reise, die ich gemacht habe. Ich hole diese letzte Reise im Erinnern in die Gegenwart. Plötzlich ist die Landschaft wieder da, die Musik, das Meer, … auch die Leute sind wieder da; und das hier in Rasa, hier sind sie mir gegenwärtig. Ich weiss nicht, wie es euch mit dem Wort ‹erinnern› geht. Unser deutsches Verständnis von erinnern meint: ich bin in Rasa, und ich denke an das dort draussen, damals. Das Wort Erinnern im Hebräischen und auch im Lateinischen heisst: das von dort IST jetzt hier. Darum übersetzt man diesen Vers sachgemäss mit Vergegenwärtigung. Ich hole etwas, das nicht in der Gegenwart ist - also etwas, das vergangen ist oder etwas, das kommend ist - in die Gegenwart. Die Menschen in der Antike und auch im Mittelalter haben gestaunt, dass das eigene Innere diese Fähigkeit besitzt. Dieses Vergegenwärtigen wird in Vers 6 und 7 im Blick auf Gott zum Ausdruck gebracht. Und zwar einmal wird gesagt, was Gott gegenwärtig sein soll. Und als zweites wird gesagt, was Gott nicht gegenwärtig sein soll. Und bei beidem wird gesagt, warum das so sein soll. Das erste ist die Bitte in Vers 6: "Vergegenwärtige dein Erbarmen und deine Huld-Erweise". Der Hebräer, der hier betet, weiss sehr konkret, was damit gemeint ist. Erbarmen und Hulderweise, das meint Gottes Tun beim Auszug aus Ägypten. Da hat Gott sein Volk unter der Führung des Mose befreit, aus Ägypten herausgeführt. Und so wird aufgenommen, was der Psalm bereits vorher gesagt hat: Du bist der Gott meiner Rettung (Vers 5). Du bist mir zur Rettung geworden. BARMHERZIG, GNÄDIG, GEDULDIG UND VON GROSSER GÜTE Es sind verschiedene Begriffe, mit denen Gott selbst sein rettendes Handeln begründet. In 2. Mose 34 in Vers 6, sind es mehrere Begriffe, die zusammengebunden werden. Gott stellt sich vor. „Ich bin barmherzig, gnädig, geduldig, von grosser Gnade und Treue“. Wenn auch nur eines dieser Stichworte vorkommt - das hat man in Israel verinnerlicht - dann taucht mit diesem einen Stichwort das ganze rettende Geschehen von Ägypten auf. Unser Psalm hat ein paar solche Stichworte. Wir müssen uns das bewusst machen. Beim ursprünglichen Beter unseres Psalms, bei ihm geschieht das automatisch. Er sagt also: wenn du, Gott, an mich denkst, dann vergegenwärtige dir dein damaliges Erbarmen und deine Hulderweise. WAS HABE ICH VOR AUGEN? Auch wir kennen das, unser Psalm hat damit begonnen. Was habe ich eigentlich in meinem Denken vor Augen? Oder wenn ich an einen Menschen denke, was habe ich da vor Augen? Wenn ich an mich und meine Zukunft denke, was tritt da, meistens ungefragt, mir als erstes vor Augen? Auch da kann ich nachfragen, wie das bei mir ist. Es gibt Menschen, denen tritt das eigene Bemühen, das vielleicht trotzdem zum Scheitern geführt hat, automatisch vor Augen. Es wird gegenwärtig. Das ist dieser Vorgang. Was ist mir dann als ein Grundmuster, was ist mir da vor Augen? Der Psalmbeter sagt: Gott, bei dir ist das auch so. Und ich bitte dich, wenn du mir mir umgehst, dann lass dir dein Erbarmen und deine Gnadenerweise vor Augen sein. Wir verstehen: Erbarmen und Gnadenerweise, die sind vergangen. Die hat Gott getan, damals beim Auszug aus Ägypten. Was jetzt geschehen soll, ist: Sieh mich so an, wie du damals dein Volk angesehen hast. TUE DAS GLEICHE AN MIR Hole du, Gott, diesen Auszug aus Ägypten jetzt in die Gegenwart, und handle so mir mir. Für den Hebräer ist das Vergangene etwas, das vergegenwärtigt werden soll. Jedes Fest ist ihm eine Vergegenwärtigung: Wir feiern Passah-Fest, wir feiern nicht den Auszug aus Ägypten, den die Väter damals erlebt haben. Sondern wir sind es, die heute aus Ägypten ausziehen. Es ist Gegenwart. Denkt daran, hier geht es um eine Waffe, um eine Stellungnahme gegen die eigenen Ängste. In diesen Ängsten bitte ich Gott und sage es gleichzeitig auch mir: Gott, vergegenwärtige du dir dein Handeln im Auszug aus Ägypten. Meine eigene Not, die behandle so wie den Auszug aus Ägypten. Meinen heutigen Feind, den behandle so wie damals den Pharao. Die Begründung, die der Psalmbeter gibt, ist: Das Erbarmen und deine Hulderweise sind von Ewigkeit her. Auch damals, beim Auszug aus Ägypten, waren die nicht neu. Sie haben keinen historischen Anfang, sie kamen aus der Ewigkeit. Gott hat damals im Auszug aus Ägypten nicht etwas Neues gelernt, das er vorher nicht konnte. Sondern Gott hat zurück gegriffen, hinein gegriffen in das, was er von Ursprung an ist. Und jetzt, mache es mir gegenüber genauso. Du bist ja kein anderer. Soweit Vers 6. Ich liebe die Übersetzung ‹gedenken› nicht. Es gibt kein Wort, das dem Hebräischen genau entspricht, aber ich würde es versuchen mit ‹vergegenwärtigen›. Ich weiss nicht, wie es euch geht. Wenn ich an den Auszug aus Ägypten denke, dann ist der für mich etwas weit Vergangenes. Und ich muss mich rufen, dass das gegenwärtig werden kann. Das Vergegenwärtigen liegt dem hebräischen Menschen viel näher als uns. In einer gewissen Weise kennen wir das, wenn wir schöne Erinnerungen an bestimmte Momente unseres Lebens haben. Wenn wir dem Menschen, mit dem wir unterwegs sind, sagen können: „Du, weisst du noch?“ Und ich merke, dass der andere dasselbe Bild oder vielleicht fast dasselbe Bild jetzt vor Augen hat wie ich. Wir teilen das Bild. Und in dem Sagen „Weisst-du-noch?“ wird das Vergangene wieder ganz gegenwärtig. Ich tauche ein. EINE VERHÄNGNISVOLLE DYNAMIK Nun hat das ganze eine Seite der Versuchung, von der lesen wir in Vers 7: „Der Sünden meiner Jugend und meiner Frevel, gedenke ihrer nicht.“ Wieder haben wir das Wort ‹gedenken›, also vergegenwärtigen. Es ist die Seite, zu der hin mein Inneres von ganz alleine neigt. Neigen will. Ich erinnere, ich halte mir vor Augen, was gegen die Güte Gottes spricht. Das geschieht wie von selbst. Da ist etwas in mir, das mir sagt: Du, weisst du noch: deine Sünden? Diese Stimme muss man nicht rufen, die taucht selbständig auf. Und ich fürchte, dass sie auch bei Gott wie selbständig auftaucht. Und so bittet der Psalmbeter: „Die Sünden meiner Jugend und meiner Frevel – gedenke ihrer nicht“ (Vers 7). In der zweiten Vershälfte von Vers 7 wiederholt der Psalmbeter seine Bitte. Auch wieder an Gott gewandt: Gedenke mein, erinnere dich, vergegenwärtige nach deiner Güte. Es ist wunderschön, wenn man von Gottes Güte reden kann! Vergegenwärtige nach deiner Huld. Und nun taucht als letztes ein Satz auf, der das ganze begründen soll. „Gedenke nach deiner Huld“ – ja, warum? „Um deiner Güte willen“. Halten wir uns diesen Gedankengang vor Augen. Vereinfacht ausgedrückt heisst er: Herr, sei mir gütig. Und die Begründung dafür ist: deine Güte. WARUM LIEBT GOTT ISRAEL? Unser normales Denken würde sagen: Sei mir gütig. Die Begründung dafür liegt bei mir, in dem, was ich tue. Tue du etwas an mir, wird begründet mit dem, was in mir liegt. Wir haben im Alten Testament - das Neue Testament lebt sogar davon - eine Umkehrung. Tue etwas an mir, sei mir gütig, und warum? Die Begründung dafür liegt nicht bei mir. Sie liegt bei dir, in deiner Güte. Wer das nachlesen möchte: die für mich eindrucksvollste Aussage steht im 5. Buch Mose, Kapitel 7, Vers 7. Da geht es um die Frage, warum liebt Gott Israel? Wir haben denselben Gedankengang hier. Das Ergebnis ist: Gott liebt Israel. Und nun wird nach der Begründugn zurückgefragt, warum das so ist. Wie kann man das begründen? Und 5. Mose 7 führt mögliche, aber nicht zutreffende Begründungen an. Nämlich: Nicht, weil du grösser und reicher und besser usw. wärest als alle Völker. Israel wird mit den Völkern verglichen und es liegt nahe, dass man in dem Vergleich die Begründung an Israel zu finden versucht. Warum ist die Wahl Gottes auf Israel gefallen und nicht auf die Völker? Du liebst Israel. Nein, nicht grösser, reicher, stärker … und das kann man unendlich weiter aufzählen, sondern: warum liebt Gott Israel? Die Antwort ist: Weil er dich liebt. Der Grund für die Liebe liegt in der Liebe. Das trifft auch für die Liebe zwischen Menschen zu. Ich liebe dich, weil ich dich liebe. Die Liebe sucht den Grund immer nur in der Liebe selber. Die Liebe findet ihren Grund immer in der Liebe. Martin Buber übersetzt hier für mein Hören am klarsten: Deiner Huld nach gedenke mein, um deiner Güte willen. Es gab in meinem Glauben eine lange Zeit, da habe ich gehofft, dass Gott mich liebt um meiner Liebenswertigkeit willen. Und heute bitte ich darum: Lehre du mich begreifen, dass du mich liebst um deiner Liebe willen. Hilf du mir, darauf zu verzichten, den Grund der Liebe in mir selbst zu suchen und zu finden. Ich denke, in diese Richtung geht unser Psalm. Wer so glauben und leben kann, der ist vor Angst nicht gefeit. Die Angst wird trotzdem kommen. Aber er ist im letzten gesichert vor jeder Angst. Angst macht mir der Blick auf mich selbst. Angstfrei werde ich, wenn mir klar wird, dass Gott in seiner Liebe nicht auf mich blickt, um in mir seinen Grund dafür zu suchen. Um dem Grund seiner Liebe – zu mir – zu suchen, blickt Gott auf sich selbst. Und das macht frei. Sonntag, 28. August 2022 Ulrike schreibt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Schweige-Kurses sind gestern Mittag abgereist. Wir haben am Morgen noch einen schönen Gottesdienst gefeiert. Alle haben sich sehr persönlich beteiligt. Gestern Nachmittag ist dann die neue Kursgruppe in Rasa angekommen. Für euch, die ihr nicht dabei seid, stellen wir hier einen vierten Impuls zur Verfügung. WIE FINDE ICH MEINEN WEG? Wolfgang J. Bittner Wir sind in unserem Psalm an einem Übergang. Denn mit den Begriffen ‹Weg› und ‹Pfad› taucht ein neues Thema auf (Vers 4), das im ganzen weiteren Ablauf des Psalms beherrschend wird. Es ist ein Thema, das im Leben von uns Menschen immer wieder vorkommt. Es ist wahrscheinlich eines der Hauptthemen in der Begleitung und Beratung von Menschen. Wie finde ich meinen Weg? Oder anders, das ist eine Variante davon: Wer bestimmt eigentlich meinen Weg? Bin ich es, der meinen Weg bestimmt? Liegt es an mir, dass ich Gottes Weg für mich herausfinde? Zugespitzt formuliert: Gibt Gott mir die Freiheit, dass ich meinen Weg wähle und dann gehe? Oder erwartet Gott von mir, dass ich ein hörender Mensch werde und in diesem Hören seinen Plan für mein Leben entdecke und dann diesen Plan Gottes für mein Leben auch verwirkliche? Der Unterschied ist grundlegend. Er hängt mit meinem Gottesbild zusammen, und er hängt zusammen mit meinem Bild von mir selber. Wir sehen uns an, was dahintersteht oder dahinterstehen kann. Wir beginnen heute Nachmittag mit diesem Thema mit Vers 4. In der Übersetzung von Friedolin Stier lesen wir: Tue, Jahwe, deine Wege mir kund, lehre mich deine Pfade. Hier werden die beiden Grundworte für ‹Weg› oder ‹Pfad› genannt. Hebräisch דרך (derech), der Weg, ist der Hauptbegriff und meint im Hebräischen und auch heute in Israel den breiten Weg, den Normal-Weg. Hebräisch ארח (orach) ist der schmalere Pfad, der auch zum Ziel führt, der aber nicht so häufig begangen wird, der kleiner dimensioniert ist. Aber es besteht kein grundlegender Unterschied zwischen dem Weg und dem Pfad. Qualitativ sind sie nicht voneinander unterschieden. Der Beter bittet: Tue mir kund den Weg. Das klingt so, als ob es einen Weg gibt und ich bin derjenige, diejenige, die nicht Bescheid weiss, was ‹dein Weg› ist. Darum bitte ich ihn, mir diesen, wie der Psalmbeter sagt: ‹deinen Weg› – er sagt nicht: Tue mir kund ‹meinen› Weg, sondern ‹deinen› Weg – zu zeigen. Und dasselbe hören wir in der Wiederholung im zweiten Halbvers: ‹Deine Pfade – jetzt aber im Plural – lehre mich›. EINEN WEG LEHREN? Es ist also offensichtlich ein kleiner Unterschied: Einen Weg kann man ‹kundtun›, also wenn ich unterwegs bin, und ich treffe jemanden, der offensichtlich in der Gegend Zuhause ist, und ich sage: „Du, ich muss dort und dort hin. Was ist denn der Weg nach B?“ Und er sagt: „Der Weg nach B geht dort durch.“ Für diesen Vorgang ist der Begriff ‹kundtun› angemessen. Im zweiten Halbvers heisst es aber: ‹lehre mich›. Dieses Wort ‹lehren› ist merkwürdig. Wenn ich wissen will, auf welchen Weg ich nach A nach B komme, dann würde ich nicht das Verbum ‹lehren› verwenden. Lehren ist das Einführen in eine Fähigkeit. Also in eine grundsätzliche Fähigkeit: Lehre mich gehen, lehre mich rechnen, lehre mich unterscheiden usw. Damit zeigt sich die Schwierigkeit oder die Unterscheidung, um die es hier geht. 1) Ist es Gott, der über die Wege Bescheid weiss und mir die Wege zeigt? Dann ist meine Fähigkeit eigentlich nur die, dass ich gehen kann. Es wird von mir nicht erwartet, dass ich selber entscheiden kann. Sondern Gott entscheidet über den Weg und ich habe diesen Weg herauszufinden, um ihn dann auch zu gehen. 2) Die zweite Variante ist, dass nicht Gott entscheidet, sondern dass Gott mich lehrt, wie man solche Entscheidungen trifft. Und der mich einführt in die Fähigkeit, in seinem Sinne Entscheidungen zu treffen. Ich weiss nicht, ob das klar genug ist? Im zweiten Fall mutet Gott mir die Fähigkeit zu, dass ich entscheiden kann, und er lehrt mich die Grundlagen. Wie findet man zu einem guten Entscheid? Natürlich begleitet mich dann Gott auf dem Weg des Entscheidens, des Weg-Findens. Aber er mutet mir zu, dass ich entscheide. DIE ANGST, DEN RICHTIGEN WEG ZU VERPASSEN Die erste Variante ist, dass es Gott ist, der die Entscheidungen trifft und von mir erwartet, dass ich herausfinde, wie er entscheidet und welchen Weg ich darum gehen soll. In der Begleitung von Menschen taucht diese Vorstellung immer wieder auf. Das ist zum Teil dramatisch. Menschen möchten ja den richtigen Weg vor Gott und mit Gott gehen, sie möchten herausfinden, welcher Weg der richtige für sie ist. Und sie leiden zum Teil unter grossen Ängsten, nämlich der Angst, den Weg, den Gott für sie vorbereitet hat, zu verpassen. Da sind die Ängste zum Teil ziemlich gross. WIR SIND ERWACHSEN GEWORDENE KINDER Ich mache es mit einem Beispiel deutlich. Wenn man Vater oder Mutter von kleinen Kindern ist, dann ist es grundsätzlich richtig, dass ich für mein Kind entscheide. Grosse Entscheidungen sind eine Überforderung für Kinder, die klein sind. Wenn ein Kind aber älter wird, mute ich ihm immer mehr die Fähigkeit zu und sage: „Was möchtest denn du? Was findest du, dass es dir angemessen ist? Dass es für dich wichtig ist?“ Je nachdem, wie das Gespräch, auch die Beziehung zwischen Eltern und ihrem Kind ist, werde ich fragen: „Was ist es denn, was dir Freude machen würde? Was ist es, von dem du denkst, es macht einen Sinn für dich? Einen Sinn auch für deine Fähigkeiten, die du hast. Was passt hinzu zu den Wegen, die du bis jetzt gegangen bist“ usw. Wenn die Kinder noch älter werden, wenn sie am Ende erwachsen werden, werde ich als Elternteil zunehmend keine Entscheidungen für mein Kind treffen. Ja, ich werde mich sogar weigern. Es gibt Entscheidungen für Kinder, auch für erwachsene Kinder, die schwierig zu treffen sind. Wo das Kind dann kommt und sagt: „Papa, ich weiss überhaupt nicht, was ich will. Sag doch du, was ich tun soll.“ Oft habe ich als Vater den Eindruck, ich wüsste wirklich, was das Richtige ist. Und dann zu sagen: „Nein, ich mache das nicht. Ich treffe keinen Entscheid für dich.“ Die Bitte an die Eltern, Entscheidungen zu treffen, kann in dem Alter der Versuch sein, vor der Verantwortung zu fliehen. Das ist ja verständlich. Ich fühle mich überfordert als erwachsenes Kind. Ich fühle mich überfordert, weil die Konsequenzen so gross sind. Soll ich das Stellenangebot annehmen oder nicht annehmen? Soll ich den Weg in eine Karriere annehmen, es macht mir Angst, verlockend wäre er aber trotzdem. Ich habe den Eindruck, es würde mir auch entsprechen, aber überfordert mich das nicht? Du, Vater, du Mutter, weisst besser Bescheid. Wenn die Frage so gestellt wird, dass das erwachsene Kind sagt: „Bitte, was denkst denn du darüber?“, dann wird man als Vater oder Mutter gerne raten. Aber man wird sich hüten, einen Entscheid zu treffen. Man wird sich hüten, einen Entscheid so zu treffen, dass das Kind später einmal sagen wird: „Ja, aber du hast mir damals gesagt, ich soll das tun.“ VOR GOTT UND MIT GOTT ERWACHSEN WERDEN Ich hoffe, dass verständlich ist, was hier gemeint ist. Genau dasselbe spielt sich im Verhältnis zu Gott ab. Glauben, also einen Weg des Glaubens mit Gott zu gehen, bedeutet, vor Gott und mit Gott erwachsen zu werden. Anders ausgedrückt: einen Weg des Glaubens zu gehen, heisst: nicht der Versuchung erliegen, kindlich zu bleiben. Die Bitte um Wegführung kann natürlich heissen: „Herr, zeige mir deinen Weg“. Aber sehr oft wird Gott dann auch zu mir sagen – wir werden im weiteren Verlauf des Psalms noch darauf kommen – du hast zwei oder drei Möglichkeiten vor dir. Und alle drei Möglichkeiten sind richtig. Es gibt auch das andere: Du hast zwei oder drei Möglichkeiten vor dir, und alle drei sind falsch. GOTT SCHENKT MIR DAS WOLLEN Und dann stehen wir vor Gott, und Gott sagt: So, jetzt wählst du. Natürlich wähle ich als glaubender Mensch vor Gott und mit Gott. Aber es ist nicht möglich, die Verantwortung an Gott abzuschieben. Ich selber war einmal in einer solchen Situation, dass ich nicht wusste, was ich wählen soll. Ich hatte ein Angebot bekommen und dieses Angebot war grossartig. Und gerade weil es so grossartig war, hat es mir Angst gemacht. Da kamen Züge eines christlichen Ideals in mir hoch: Wenn es so grossartig ist, dann kann es wahrscheinlich nicht von Gott sein, dann muss es eine Versuchung sein. Ich bin damals einem Seelsorger begegnet, für den ich noch heute Gott sehr, sehr dankbar bin. Der hat mir gesagt: Wenn du es nicht weisst, und wenn Gott nicht klar sagt: Hierhin oder dorthin, und du den Eindruck hast, dass Gott beides offenlässt, dann denke an den Philipperbrief, Kapitel 3, wo Paulus den Philippern schreibt: „Gott schenkt das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.“ Und dann fragst du dich einfach, was willst du? Das hat Paulus doch so geschrieben. Gott schenkt das Wollen. Das war die Hilfe, die ich nötig hatte. In meinem Inneren gab es eine Stimme, eine merkwürdige Stimme, die noch dazu fromm geklungen hat. Diese Stimme hat mir so ungefähr gesagt, in die Richtung: Ja, wenn du es selbst willst, dann ist es verdächtig. Aber Paulus sagt: Wenn du es willst, dann kann es doch auch von Gott kommen. Gott schenkt das Wollen. Ja, nimm es doch aus Gottes Hand entgegen und freu dich daran. Ich habe also gewählt, und es war – so kann ich es jetzt auch im Rückblick auf Jahrzehnte sagen –, es war nur richtig. Ich bin sehr dankbar, dass dieser Seelsorger mich auf Philipper 3 aufmerksam gemacht hat. Frage dein Inneres, was du willst. Natürlich werde ich dann auch fragen, ob dieses innere Wollen egoistisch ist. Ob dieses innere Wollen andere Menschen übervorteilt. Wir alle kennen die Stimmen, die das Wollen in Verdacht ziehen. GOTTES WEG DARF FREUDE MACHEN Jetzt lesen wir unseren Psalmvers, Vers 4, von diesem Aspekt her: ‹Tue Jahwe, deine Wege mir kund›. Dann könnte es doch auch so sein, dass die Art und Weise, wie Gott mir seine Wege kundtut, so geht, dass er mich fragt: „Was macht dir Freude?“ Die Frage nach der Freude kann die Weise sein, wie Gott mir zeigt, was für mich gut ist. ‹Lehre mich deine Pfade›, kann genau in dieselbe Richtung gehen. Lehre ernst zu nehmen, dass deine Freude an einer Tätigkeit, an einem Berufswunsch usw. dir die Augen öffnet, für das, was Gott in dein Leben hineingelegt hat. Als Quintessenz dieses Gedankens würde ich nehmen: Stell deinen Wunsch, also den Wunsch, dass Gottes Weg dir auch Freude machen kann, nicht unter Generalverdacht. Ich hatte zur selben Zeit, als ich diesen Seelsorger kennengelernt hatte, einen anderen Menschen in meiner Nähe, der eine bedeutende Rolle gespielt hat. Der hat seinen Schülern – er war Lehrer an einer christlichen Schule – gesagt: „Der Weg unten durch ist immer frei.“ Ist verständlich, was damit gemeint ist? Der Weg untendurch, der Weg dort entlang, wo es dir keine Freude macht, der ist immer frei, also ist er höchstwahrscheinlich der Weg, den Gott dich führen will. Heute weiss ich, dass dieser Mensch krank war und viele Menschen in seiner Nähe krank geworden sind. Und das unter dem Anschein einer biblischen Frömmigkeit. Ich möchte gerne Psalm 25 anders lesen, so wie der Seelsorger getan hat, der mir dort begegnet ist: Jahwe, tue deine Wege mir kund, lehre mich deine Pfade und zeige du mir, welche Freude es macht, mit dir, Gott, unterwegs zu sein! MEINER FÄHIGKEIT ZUR FREUDE NACHSPÜREN Ich würde euch wünschen, im betenden Bedenken dieses Doppelsatzes – es ist ja nur ein Gedanke aus zweierlei Richtungen formuliert – im Bedenken dieses Doppelsatzes euch zu fragen, wie euer Inneres gestimmt ist. Durch eure Erziehung, vielleicht durch eure Lebenserfahrung gestimmt worden ist. Darf Gottes Wille Freude machen? Ich hoffe, dass ihr merkt, wie absurd diese Frage ist, wenn man sie nur stellt. Warum soll Gottes Wille denn nicht Freude machen? Wie seid ihr erzogen worden? Was tragt ihr in eurem Inneren mit euch herum? Ihr könnt auch anders fragen: Worüber habt ihr gelernt, euch in eurem Leben zu freuen und zu jubeln? In die Hände zu klatschen und zu sagen: Ist das schön! Wofür gibt es eine Freifahrt für die Freude in eurem Leben? Ich weiss, dass man die Frage auch negativ formulieren könnte. Aber ich mache das jetzt bewusst nicht. Ich wünsche euch vielmehr eine schöne Entdeckungsreise in eure Fähigkeit zur Freude. Ich bin überzeugt, jeder von uns hat die Fähigkeit zur Freude in sich. Mag sein, dass sie ein bisschen weit zurückliegt. Aber sie ist immer noch da. Ich wünsche euch eine schöne Entdeckungsreise. Freitag, 26. August 2022 Wolfgang schreibt: An jedem Tag gibt es hier in Rasa zwei Impulse zu Psalm 25. Damit ist das Programm für alle ganz schön voll. Ulrike ist daran, wenigstens einige der Impulse in eine schriftliche Form zu bringen. Hier der Beitrag zu Vers 3: ICH WERDE BESCHÄMT – UND GEHE UNVERLETZT AUS DER BESCHÄMUNG HERVOR Wir kommen zu unserem Vers von heute, zu Vers 3. Ich lese ihn in der Übersetzung von Martin Buber, dann in der Elberfelder Übersetzung: „Alle auch, die auf dich hoffen, zuschanden werden sie nicht. Die werden zuschanden, die ums Leere verraten haben.“ „Auch werden alle, die auch dich harren, nicht beschämt werden. Es werden beschämt werden, die treulos handeln ohne Ursache. Wir haben uns gestern mit diesem hebräischen Wort בוש ‹bosch› zuschanden werden oder beschämt werden beschäftigt. Merkwürdig ist, dass wir im Deutschen für בוש ‹bosch› zwei zwar verwandte, aber doch verschiedene Begriffe haben: ‹beschämt werden› ist im Deutschen nicht dasselbe wie ‹zuschanden werden›. Wir unterscheiden das im Deutschen. Wir sagen, das ist das eine und das ist das andere. Interessant ist, dass beide Bedeutungen im Hebräischen und in vielen antiken Kulturen näher beieinander liegen. Und oft auch sprachlich identisch sind. WAS HAT BESCHÄMUNG IN MEINEM LEBEN BEWIRKT? Auch hier noch einmal die Frage von gestern: Wie ist das bei mir? Welche Geschichte der Beschämung liegt in meiner Biografie verborgen? Wo bin ich beschämt worden? Was hat das bei mir bewirkt? Das hat ja Spuren hinterlassen. Es ist meine Beschämung, und sie ist nicht identisch mit der Beschämung von anderen. Es gibt nicht ‹die› Beschämung als solche. Beschämungen werden immer persönlich empfunden. Und wie ist das bei mir? Erfahre ich in meiner Beschämung so etwas wie ein Zuschandenwerden? Oder ist es ganz anders? Bin ich in meiner Beschämung – das gibt es auch – selbstbewusst und stark geworden? Das kann sehr verschieden sein. Wir haben gestern darüber gesprochen. Wie wichtig dieser Vorgang des ‹Beschämt- und Zuschandenwerdens› für unseren Psalm 25 ist, merken wir daran, dass der Begriff jetzt in Vers 3 – vorher in Vers 2 – noch einmal vorkommt. Er wird am Ende in Vers 20 noch einmal aufgegriffen. Und zwar abwehrend: „Nicht werde ich zuschanden“. Wir haben gestern versucht, der Frage nachzugehen, welche Wirkung ‹Beschämt- und Zuschandenwerden› im Leben eines Menschen haben kann. Heute geht es um die Frage, woran es liegt, dass mein Beschämtwerden (nicht) zu einem Zuschandenwerden führt. Noch einmal Vers 3: Alle, die auf dich hoffen – andere Übersetzungen sagen: die auf dich harren – nicht werden sie zuschanden. Hier wird also beantwortet, woran es liegt, wenn ein Mensch zwar beschämt wird, aber im Beschämtwerden nicht zuschanden wird. Das ist eine methodisch sehr klare Frage. Diese Frage spielt in der Begleitung, in der Seelsorge, immer wieder eine Rolle. Vielleicht spielt sie auch für uns persönlich eine Rolle. Woran liegt es denn, dass das Beschämtwerden mich nicht zuschanden werden lässt? BEZIEHUNG SCHÜTZT VOR SCHADEN Eine Antwort auf diese Frage hören wir auch in Vers 20: „Nicht werde ich beschämt oder zuschanden“. Warum ist das so? „Denn ich berge mich an dir“ (Vers 20). Es ist keine Technik, es ist keine Übung, sondern es ist eine Beziehung, die mir hilft, dass meine Beschämung nicht zu einer letzten tiefen Schädigung führt. Denn das gibt es, dass Beschämung so verletzend wird, dass sie einen Menschen bleibend schädigt. Aber es gibt auch das: Ich erfahre Beschämung, und ich gehe unverletzt aus der Beschämung hervor. In der Seelsorge wird man sich dieser Frage zuwenden: An was liegt es denn? Wie geht es zu, dass ich keinen bleibenden Schaden nehme? Wir werden in Vers 20 ausführlich darauf kommen, aber die meisten von euch sind dann nicht mehr in Rasa. Darum nehmen wir es vorweg: „Nicht zuschanden werde ich – der Psalmbeter spricht hier von sich selber – , denn meine Zuflucht habe oder suche ich bei dir“. HOFFEN, HARREN, WARTEN Das Geheimnis besteht nicht im Anwenden einer Technik, sondern es gründet in einer Beziehung. Und zwar in der Beziehung, die man zu Gott hat. Ähnlich klingt es in unserem heutigen Vers, in Vers 3, an. Aber der Psalmbeter spricht hier noch nicht von sich persönlich, sondern er spricht allgemein. Er spricht nicht von der Zuflucht, die er selbst nimmt (Vers 20), sondern er spricht von der Hoffnung. Manche Übersetzungen sagen: „denn ich harre auf dich“. Hier steht ein Wort, das häufig im Alten Testament verwendet wird, wenn von Hoffnung gesprochen wird. Hoffen ist im Hebräischen ein sehr wichtiges Wort. Die israelische Nationalhymne trägt sogar den Titel Hoffnung: la tikva. Ihr kennt wahrscheinlich ihre Melodie. Wir kennen die Melodie als ein erweckliches geistliches Lied. Auch in Israel ist die Nationalhymne ein geistliches Lied. Sie beschreibt die Hoffnung. Nun, was heisst Hoffnung? NICHT, WEIL ES UNSICHER IST, SONDERN WEIL ES NOCH NICHT DA IST Wir haben es wieder mit einem Beispiel dafür zu tun, dass ein Begriff in einer Sprache sich nicht deckt mit der Bedeutung in einer anderen Sprache. ‹Hoffnung› ist im Deutschen in der Regel damit verbunden, dass ich etwas erwarte, aber dass diese Erwartung nicht gesichert ist. ‹Hoffnung› hängt mit Unsicherheit zusammen, sonst wäre es im Deutschen nicht ‹Hoffnung›. Das Hebräische sieht das anders. Das Hebräische sagt: Es ist sicher, und gerade darum kann ich hoffen! Der Unterschied besteht darin: Ich hoffe, nicht weil etwas unsicher ist (deutsches Verständnis), sondern weil es noch nicht da ist (hebräisches Verständnis). ‹Hoffnung› hat in Psalm 25, überhaupt in der Bibel, nicht mit Unsicherheit zu tun. Im Glauben hat Hoffnung damit zu tun, dass Gott mir etwas verspricht. Ich kann mich auf Gottes Versprechen verlassen, ernsthaft verlassen. Denn Gott wird mich nicht belügen, nicht hintergehen. Weil Gottes Versprechen ernsthaft ist, darum kann ich hoffen. ICH HOFFE, WEIL ICH MICH AUF JEMANDEN VERLASSEN KANN Das betrifft auch den Umgang unter uns Menschen. Wenn ein Mensch mir ernsthaft etwas zusagt, und ich weiss, dieser Mensch ist verlässlich, dann weiss ich, er wird einlösen, was er mir verspricht. Diese Ernsthaftigkeit ist die Grundlage für das, was das Hebräische Hoffnung nennt. Im Grund genommen ist das deutsche Wort für Hoffnung etwas anderes als das Hebräische. Das hebräische Hoffen enthält das Grundelement der Gewissheit, das heisst des Wissens. Ich weiss, dass ER kommt. Hoffnung heisst: wissen. Hoffnung heisst – zweitens – warten. Ich weiss, er kommt, aber ich weiss nicht wann. Darum setzt Hoffnung mich auf den Weg des Wartens. Nun weiss ich nicht, welchen Klang das Wort ‹Warten› für euch hat. Darum finde ich es klug, dass manche Übersetzungen nicht das Wort ‹warten› wählen, sondern das Wort ‹harren›. Für mich meint der Begriff ‹Warten› ein Zuwarten, etwas leicht …. Ernsthaft. ‹Harren› hat für mich etwas mit Hartnäckigkeit zu tun. Mir kommt das schon im Wortklang entgegen: harren. Warten hat für mich etwas Passiveres. Ich warte einfach zu, aber ich werde nicht gross in Bewegung gesetzt, im Gegenteil. Warten hat für mich mit Ruhe zu tun. Ich bin gewiss, und darum kann ich in Ruhe warten. Im Harren klingt etwas für mich etwas Aktiveres mit. Ich bin gewiss, aber die Gewissheit macht mich ungeduldig. Ich harre. AUF DEM KOFFER SASS EIN MÄDCHEN Nach meinem Hinhören, in der Empfindung dessen, was ich im Hebräischen lese, sind ‹Warten› und ‹Harren› kein Gegensatz. Die Hoffnung macht es mir möglich zu warten. Sie macht mich ruhig, ich weiss: Er kommt. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal in Leipzig war. Ich stand am Bahnhof und mitten im Bahnhof von Leipzig stand ein Koffer und auf dem Koffer sass ein Mädchen. Dieses Mädchen hat mich fasziniert. Sie hat nicht geharrt, sondern sie hat gewartet. Eine unglaubliche Ruhe ging von diesem Mädchen aus. Jeder, der sie angeschaut hat, hat gemerkt: Dieses Mädchen wartet auf jemand. Es wartet in einer unglaublichen Ruhe. In der Gewissheit: derjenige, der mir versprochen hat, er kommt und holt mich, der holt mich. HOFFNUNG KENNT KEINE UNRUHE Dieses Bild vom Mädchen am Bahnhof in Leipzig ist für mich der Inbegriff der Hoffnung als ein Warten geworden. Ich bin ziemlich lange dort stehen geblieben. Ich hatte Zeit. Ich habe gedacht, jetzt muss ich warten, ich möchte wissen, auf wen dieses Mädchen wartet. Ich weiss heute nicht mehr, wie lange ich dort zugeschaut habe. Aber am Schluss kam er, der Vater. Ein Leuchten ging über das Gesicht des Mädchens. Aber es war keine Unruhe, die da gelöst worden ist. Das Mädchen war nicht unruhig. Unruhe wäre ja entstanden, wenn das Mädchen erfüllt wäre von der Sorge: Kommt er oder kommt er nicht? Diese Sorge war dem Mädchen fremd. Das heisst ‹tikva›, Hoffnung. Hoffnung kennt keine Unruhe. Keine Unruhe, ob ER kommt oder nicht. Tikva ist Gewissheit. Aus dieser Gewissheit heraus ist ‹Hoffnung› einerseits ein ruhiges Warten und andererseits eben auch, auch das kennt man in der Geschichte Israels, ein Bitten und Harren, verbunden mit dem Ruf: Jetzt komm doch! Wir glauben dir, dass du kommst. Wir wissen, dass du kommst. Und doch bitten wir dich: Jetzt komm. Das sind die Dinge, die ich gern über die Hoffnung sagen möchte. Hoffnung ist ein Wissen. Hoffnung ist im Vollzug zum einen ein ruhiges Warten, und Hoffen ist ein durchaus auch unruhiges Bitten: Jetzt komm doch. Für uns mag es dann und wann zu einem Gegensatz werden. Im Begriff Tikva, im Begriff Hoffnung, ist es eine Einheit. Als Möglichkeit für eure Stille vielleicht das: Wie ist in meinem Leben der Begriff der Hoffnung gefüllt? Bin ich ein Mensch, der dazu neigt, ruhig zu warten? Habe ich es vielleicht nötig, auch zu einem harrenden, drängend bittenden Menschen zu werden? Das muss nicht sein, aber mir kann an diesem Psalm deutlich werden, dass mir etwas fehlt. Oder bin ich ein drängender Mensch, der Hoffnung nur als etwas Drängendes kennt: es muss, es soll. Und habe ich dann vielleicht nötig die Ruhe zu lernen, die Ruhe zu erfahren, die im Vorgang des Hoffens liegt? Dienstag, 23. August 2022 Wolfgang schreibt: EINSAM—PSALM 25,1 — Schweige-Exerzitien in Rasa zu Psalm 25. Dritte Einheit: Entweder Vertrauen - oder es geht zu Ende - Psalm 25,1 Sie können diesen Impuls gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: PSALM 25, Vers 1(03). Für die von euch, die den Impuls gern mitlesen möchten, stellen wir hier den Mitschrieb zur Verfügung. „Mein Gott, auf dich vertraue ich Lass mich nicht zuschanden werden, dass meine Feinde nicht über mich frohlocken“ (Vers 2) Es sind drei Dinge. Das eine: „Mein Gott, ich vertraue auf dich“. Wenn ihr dem nachgehen wollt, versucht doch einmal hinzuhören, ob euch bei dem Wort Vertrauen ein Bild in den Sinn kommt. Was heisst das eigentlich, vertrauen? Womit würde ich es vergleichen? Ich finde es ein wenig unglücklich, es ist für mich so, dass mir zum Wort Vertrauen kein Bild auftaucht. Ich weiss nicht, warum das so ist. Wenn ihr das Blatt mit den drei Übersetzungen habt, dann ist das in den anderen Übersetzungen etwas anders. Martin Buber sagt: „Mein Gott, an dir sichere ich mich“. Das ist schon bildhafter: an dir sichere ich mich. SICH KLEBEN ANEINANDER Friedolin Stier sagt: „Mein Gott, in dir ist mein Halt“. Das sind bildhafte Formulierungen. Im Hebräischen kann man zwei Bilder für das Wort Vertrauen unterscheiden, die beide in der Möglichkeit des hebräischen Wortes liegen. Vertrauen heisst: entweder sich ankleben. Ich bin also durch den Klebestoff mit etwas anderem, mit jemand anderem verbunden. Das war schon in der Antike ein Problem und eine Frage: wie kann man durch Klebestoff zwei Dinge miteinander so verbinden, dass sie sich nicht mehr voneinander lösen können? Das ist ein Problem, das bis heute die chemische Industrie beschäftigt. Die neueste Reklame gilt den Klebestoffen, die man beim Zahnarzt verwendet. Also ein Klebestoff, den man aufträgt. Man fügt zwei Dinge aneinander und nimmt dann ultraviolettes Licht und setzt eine biochemische Reaktion in Gang, so dass die beiden Dinge miteinander verbunden werden. Das kann man durchaus auch für andere Materialien verwenden, man kann Holz, Papier, Stein oder was auch immer auf diese Weise aneinanderkleben und man kriegt das nicht mehr voneinander los. (…) Das ist ein Bild. Der Psalmbeter hat von Zahnarztpraxen und ultraviolettem Licht noch nichts gewusst. Aber die Frage nach einem Klebestoff war ihm vertraut: Wie können zwei Dinge so aneinander kleben, dass man nicht fürchten muss, dass sie sich voneinander lösen? Das ist hier gemeint. Wenn es in Vers 2 heisst: „Ich halte mich an dich“, heisst das: Ich bin so mit dir verbunden, so geklebt an dich oder du an mich geklebt, dass ich nicht fürchten muss, dass diese Klebeverbindung sich wieder lösen wird. Ich weiss nicht, ob dieses Bild vom Zahnarzt angenehm ist für den Vergleich zwischen Gott und mir. Aber ihr könnt ja versuchen, andere Bilder vom Kleben zu finden. SICH ANSEILEN ANEINANDER Das ist die eine Art und Weise, wie Verbundensein in der Antike gedacht wird: verbunden durch Kleben. Die zweite Variante ist Verbundensein durch Anseilen. Wie muss ein Knoten aussehen und wie muss ein Seil materialmässig beschaffen sein, dass die Verbindung zwischen zweien sich nicht löst? Das ist wichtig für eine Karawane in der Wüste, dass das Seil zwischen Kamel 32 und Kamel 33 sich nicht löst und so die Karawane beieinander bleibt. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn man um diese Verbindung hätte fürchten müssen. Dieses Problem ist nicht unser heutiges Problem ist, aber man kann nachvollziehen, was Menschen damals beschäftigt hat. Was man mir nicht ansieht und vielleicht nicht glaubt: In jungen Jahren bin ich viel klettern gewesen. Dort hat die Frage des Verbunden-seins durch Seil eine entscheidende Rolle gespielt. Man hat, wenn man eine Tour im Fels unternommen hat, sich durch ein Seil aneinander geknüpft. Und die Verbindung durch den Knoten war so, dass man nicht fürchten musste, dass der Knoten sich löst, auch wenn man in einer Klettertour gestürzt ist und dem andern ins Seil gefallen ist. Ich bin meinem Freund ein paarmal ins Seil gefallen, 15m, 20m den Fels hinunter. Meine Aufgabe war es, als Fallender aufzupassen, dass ich nicht so an den Fels stosse, dass mir etwas zustösst. Und seine Aufgabe war es, mich zu halten. Wir haben unsere Aufgaben beide gelöst, darum bin ich heute noch hier. Auch das ist ein Bild, das dem Psalmbeter vor Augen steht, wenn er sagt, „ich vertraue auf dich“. Martin Buber übersetzt: „Ich sichere mich an dir“. Da klingt das Bild von der Kletterseilschaft vielleicht schon eher an, auch wenn Buber das vielleicht nicht vor Augen gehabt hat. Auf Gott vertrauen bedeutet, mit ihm verklebt zu sein, oder mit ihm verknüpft zu sein. Und zu wissen, dass im Ernstfall diese Verbindung, diese Verklebung oder Verknüpfung sich nicht lösen wird. Das könnte eine Möglichkeit sein, im Gebet und im weiteren Nachdenken über diesen Psalm sich das vorzustellen: wie ist das, wenn man fällt? Wenn diese Verbindung erprobt wird und ich die Erfahrung mache, die Verbindung hält, ich werde aufgefangen, ich werde getragen. VERTRAUEN IST DAS ERGEBNIS EINER ERFAHRUNG Wenn eine Übersetzung von Vers 2 sagt „Mein Gott, auf dich vertraue ich“, dann ist das Vertrauen das Ergebnis einer Erfahrung. Ich vertraue auf dich, denn ich habe erfahren, die Verbindung hält. Vielleicht habe ich es nicht selber erfahren, aber ich weiss von anderen, dass sie gefallen sind und die Verbindung, die Klebeverbindung, die verknüpfte Verbindung hat gehalten. Und so rechne ich damit, dass, wenn es zu diesem Ernstfall kommt, auch ich gehalten sein werde. DIE ERFAHRUNG DES GEHALTENSEINS BETRACHTEND VORWEGNEHMEN Für das Gebet wäre das eine Aufgabe, sich vorzustellen wie das ist, wenn ich falle, und betend, schauend, dankend das vorwegzunehmen: diese Erfahrung des Gehaltenseins. Das ist das erste. Das erste, was mir in Vers 2 mir entgegenkommt: „Mein Gott, auf dich vertraue ich“. BESCHÄMT WERDEN IST: ZUSCHANDEN WERDEN Das zweite in Vers 2: „Lass mich nicht zuschanden werden“. Die Übersetzungen sind hier überwiegend einheitlich. Die Übersetzungen des hebräischen Wortes gehen in zwei Richtungen: Die eine meint das Beschämt-werden, die andere das Zuschanden-werden. Das ist im Hebräischen derselbe Ausdruck. Auch hier könnte man im eigenen Bedenken des Psalms dem nachgehen, wie das bei mir oder für mich ist: Welche Rolle spielt das Beschämt-werden in meinem Leben? Welche Rolle spielt die Angst vor dem Beschämt-werden in meinem Leben? Je nachdem, wie weit ich als Kind in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule und auch später beschämt worden bin, kann die Frage der Scham und des Beschämt-werdens eine eminente Rolle spielen. Ein Hinweis auf die Antike und das antike Rom: Es gab zwei Strafen, die die Hauptstrafen waren. Das eine ist die Todesstrafe, die andere ist das Exil. Exil meint, dass man seine Heimat verlor und in ein fremdes Land auswandern musste und nicht mehr nach Hause zurückkehren konnte. Je nachdem, mit welchem Wertemassstab ich aufgewachsen bin, ist das Wandern ins Exil harmlos, denn ich sage mir: na ja, Exil, aber ich lebe doch wenigstens noch. In der römischen Antike, war das anders. Die zu Bestrafenden haben sich gesagt: wenn ich sterbe, dann bleibe ich als Toter immer noch im Bereich der Familie. Darum will ich lieber sterben als ins Exil gehen. Ich weiss nicht, wie es euch damit geht. Das ist mir in den Sinn gekommen bei der Übersetzung als „beschämt werden“ in Vers 2. Es kann sein, dass das Beschämt-werden mehr wiegt als das Zuschanden-werden. Im Hebräischen ist es derselbe Begriff. ANGST VOR BESCHÄMUNG IN DER EIGENEN FAMILIENGESCHICHTE Ich rate euch, dem nachzudenken, welche Rolle das Beschämt-werden, bzw. die Angst vor dem Beschämt-werden, und das Zuschanden-werden oder die Angst vor dem Zuschanden-werden in eurem Leben spielen. Welche Rolle das vielleicht auch in der Geschichte eurer Familien spielt. Das betrifft wahrscheinlich die von uns besonders, deren Familie eine Migrationsgeschichte hat. Alles, nur nicht heimatlos werden. Oder ist es für mich so, dass ich sage: Hauptsache am Leben bleiben? Da gibt es sehr verschiedene Massstäbe, an denen ich mein Leben messen kann. Der Psalmbeter sagt, ja was sagt er jetzt? Die Übersetzung sagt: „Lass mich nicht zuschanden werden“. Oder sagt er: „Lass mich nicht beschämt werden“? Er sagt beides. Er sagt: Lass mich nicht beschämt werden, denn Beschämt zu werden ist für mich so bedeutungsvoll wie ein Zuschanden-werden. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. FEINDE, DIE ÜBER MICH FROHLOCKEN Und nun ein drittes, was für den Psalmbeter offensichtlich dazu gehört. „Lass meine Feinde nicht laut über mich frohlocken“ (Vers 2). Das ist ein Vorgang, den junge Menschen, Kinder, Jugendliche im Bereich des Mobbing kennen. Dass sie in der Schulklasse gemobbt werden, und der Klassenverband über ihr Unglück frohlockt. Im negativen Sinn „frohlockt“. Das hat einen Stellenwert, der so gross ist, dass es zum Suizid führen kann. Was hier steht, scheint mir sehr zeitgemäss zu sein. Und gerade weil es so zeitgemäss ist, wer darüber predigen kann oder wird, finde hier meines Erachtens eine gute Hilfe und Anleitung. Wenn man das Ganze von hinten her aufrollt: Lass meine Feinde nicht über mich frohlocken, im Mobbing zum Beispiel. Wie kann ich dem entgegenwirken? Welche Hilfe kann mir dabei werden? Indem ich ernst nehme, dass es hier um ein Beschämt-werden geht, das das Gewicht von einem Zuschanden-werden hat. Es sind oft wir Erwachsenen, die die Tragweite dieser Vorgänge nur schwer verstehen können. Wie kann ich dem Zuschanden-werden entgehen? „Mein Gott, auf dich vertraue ich“. Das heisst, an dich bin ich geklebt, an dich bin ich angebunden. EIN SCHUTZ VOR DEM ZUSCHANDEN-WERDEN In der Therapie von Mobbingopfern gibt es eine gute Hilfe. Sie hilft auch, wenn man selbst in einer Gemeinschaft lebt und aus dieser Gemeinschaft hinaus gemobbt wird. Das Entscheidende ist, dass es im Leben eine Verbindung mit einem Menschen oder mit einer Gruppe gibt. Eine Gruppe, an die man gebunden ist, einen Menschen, mit dem man verlässlich zusammen ist. Und die Erfahrung macht, dass diese Verbindung trägt. Ich hoffe, dass das verständlich ist. Eine Verbindung zu haben, die auch im Ernstfall trägt, ist der beste und wahrscheinlich der einzige Schutz gegen das Zuschanden-werden, gegen das Beschämt-werden und gegen das Frohlocken der Gruppe, in der ich lebe, vielleicht leben muss, und der ich nicht entweichen kann. Unser Glaube an Gott hat diese Qualität, die Qualität des Gebunden-sein, des Verbunden-seins, die mich nicht in Angst entlässt, in die Angst, dass die Verbindung im Ernstfall eben nicht trägt. Ich vermute, dass die Zeit noch auf uns zukommt, in der uns die Wichtigkeit diese Erfahrung deutlicher wird, als es vielleicht im Moment der Fall ist. Es ist ein Dreiklang, den wir in Vers 2 hören. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich erstaunt über die enorme Aktualität, die uns in diesem Vers begegnet. Ich wünsche euch, dass ihr dem nachgehen könnt, vielleicht die Aktualität für andere oder für euch selber erspürt. Helfen wir einander, der Aktualität dieses Dreiklangs nachzuspüren und unseren Glauben in dieser Dimension eines festen Gehalten-seins zu erfahren. Montag, 22. August 2022 Wolfgang schreibt: Psalm 25 hat in meinem Leben immer wieder einmal eine grosse Rolle gespielt. Ende 1968 kam er zu mir als mein Jahrespsalm für 1969. Jahrespsalm bedeutet für mich: Mit diesem Psalm will und werde ich dieses eine Jahr verbringen: lesen, beten, befragen usw. Vor allem: Ich möchte diesen Psalm in besonderer Weise ein Jahr lang zu mir reden lassen. Es war ein Spruchkärtchen, das mich auf diesen Psalm aufmerksam gemacht hat: »Wende dich zu mir und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und elend. (Vers 16)« Es wurde dann wirklich ein Jahr besonderer Einsamkeit, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Der Psalmbeter wendet sich aus einer solchen Einsamkeitserfahrung heraus an Gott. Was sagt er ihm? Worum bittet er ihn? Das wird uns in diesen Tagen vielfältig begleiten. Zum Anfang: Der Beter erfährt seine Einsamkeit als sein Elend. Nichts muss er beschönigen. Allerdings: Das hebräische Wort, das hier mit "Einsamkeit" übersetzt wird, kann genauso positiv verstanden werden. Dann bedeutet es »Einzigartigkeit«. In welchem Sinn hängen diese beiden Bedeutungen zusammen? Sie können diesen Impuls gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: PSALM 25, Vers 16(01). Sonntag, 21. August 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich wünschen euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag. Ich habe oben schon einmal Fotos von Rasa eingestellt - sozusagen als Einstimmung. Ab Morgen, Montag, beginnen Wolfgangs Schweige-Exerzitien zu Psalm 25. Wir betrachten einen Psalm, in dem ein Mensch aus seiner Einsamkeit heraus betet. Wolfgang und ich werden euch hier im Blog Anteil geben an den Impulsen zur Betrachtung. Das ist nicht ganz einfach, weil ich zwischendrin in Liestal bin für Notwendiges in der Kirchgemeinde. Aber wir versuchen unser Bestes. Manche Impulse zu Psalm 25 werden wir verschriftlichen, andere zusammenfassen. Unser Auto ist immer noch in der Garage, der neue - also gebrauchte - Motor ist mittlerweile da und wird nächste Woche eingebaut. Zwischenzeitlich fahren wir BMW, dank eines grosszügigen Freundes. Das gefällt mir gut, auch einmal andere und vor allem bessere Autos fahren zu dürfen :-) Wolfgang und ich haben heute miteinander ein Büchlein zu Ende gelesen. Wir lesen nach der Bibellektüre an jedem Tagesbeginn in einem gemeinsamen Buch. Das war jetzt Reinhard Körner, Dunkle Nacht. Mystische Glaubenserfahrung nach Johannes vom Kreuz, 2022 (2006). Johannes schreibt als Seelsorger. Er spricht von Zeiten im Leben, in denen äussere und innere Erfahrungen wenig werden oder ganz aufhören. Es wird dunkel im Menschen. Äussere Erfahrungen nennt Johannes die "Nacht der Sinne", dem Menschen wird vieles weggenommen, was seinen Zugang zur Welt angeht. Alle "Dinge", aller bisherige Reichtum wird relativ. Alles, was bisher als sicher erfahren wurde, wird wankend, selbst lieb gewordene Menschen. Innere Erfahrungen nennt Johannes die "Nacht des Glaubens" oder die "Nacht des Geistes". In dieser zweiten Nacht verliert der glaubende Mensch auch seinen Zugang zu Gott. Er spürt Gott nicht mehr, kann nicht wie gewohnt beten oder ihn empfinden. Er fühlt sich verlassen und verzweifelt. Johannes - und mit ihm Reinhard Körner - beschreibt solche Nachterfahrungen nicht als Unglück oder Katastrophe, sondern als eine Weise, in der Gott seine Kinder jetzt führt. Glaubensleben beginnt mit schönen, äusseren wunderhaften Erfahrungen, vielen inneren Erlebnissen. Aber dann will Gott seine Kinder weiter führen, er will sie reifen lassen. Gottes Kinder sollen ihren Glauben nicht mehr an äusseres oder inneres - süsses - Erleben binden, sondern an ihn. In der zweiten Märzwoche 2023 werden Dr. Heidrun Kaletsch und ich in Liestal drei Abende zu Nacht-Erfahrungen veranstalten. Heidrun wird vor allem aus ärztlicher Perspektive reden: über Depression, Umgang mit Dunkelheit, die in den Bereich von Krankheit gehört. Ich werde aus geistlicher Perspektive über Nacht-Erfahrungen reden: die nicht in Krankheit oder Schuld ihren Anlass haben, sondern die Teil eines Glaubensweges sind. Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit. Mittwoch, 10. August 2022 Ulrike schreibt: Wir sind in der letzten Ferienwoche. Ich besuche Gemeindemitglieder und bin in den Gruppen, die sich auch während der Ferienzeit treffen. Gestern haben wir z.B. das Kirchturmfest (am 4. September) und die Meditative Abendfeier (am 21. August) vorbereitet und dann noch lange miteinander bei uns im Garten auf der Terrasse gesessen. Das war schön, am Abend so viel Zeit zum Erzählen zu haben, für die Frage: "Wie geht es dir?" In den Gesprächsgruppen, die ich mitleite, gibt es eigentlich immer eine solche Runde. Jede und jeder ist zu Beginn des Treffens eingeladen, etwas von sich zu erzählen. Ich achte auf die Zeit, und darauf, dass nicht jemand eingreift und ‹übernimmt›. Es ist immer gut, den Einzelnen zuzuhören. Und es ist gut zu spüren, wie die Anderen Anteil nehmen. Mich hat gestern eine Biene im Gesicht gestochen. Sie ist mir beim Fahren auf dem Motorroller in den Helm geflogen. Im COOP heute guckt mich an der Kasse ein Mann immer wieder irritiert an. Ich: "Guten Morgen. Ja, das war eine Biene." Ins Schwimmbad kann ich so nicht gehen, weil Druck im Gesicht (Schwimmbrille) gerade gar nicht geht. Dienstag, 9. August 2022 Ulrike schreibt: Für September haben wir Assaf Zeevi nach Liestal eingeladen und freuen uns sehr darauf. Assaf Zeevi ist israelischer Reiseleiter und Buchautor. Zuvor war er Landschaftsarchitekt und Mitarbeiter der Holocaustgedenkstätte Yad VaShem. Heute ist er zuständig für Reisen nach Israel und in die biblischen Länder beim Reiseveranstalter Surprise Kultour AG. Auch wenn Sie nicht in Liestal wohnen, sind Sie herzlich zur Teilnahme eingeladen. Hier ist der Flyer: 2022.09 OA-AssafZeevi. Ich habe für die Vorträge und anschliessenden Gespräche Themen zur Geschichte und Bedeutung Israels im weltweiten Kontext vorgeschlagen: Dienstag, 13. September 2022: Das jüdische Volk und seine Entstehung bis heute Freitag, 16. September 2022: Wie denn sonst, wenn nicht gemeinsam? Dienstag, 20. September 2022: Friede in deinen Mauern, Glück in deinen Palästen (Psalm 122,7) - Jerusalem als Nabel der Welt Im November 2019 war ich mit Assaf Zeevi in Israel und da hatte es - wie in den letzten Tagen - ebenfalls eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad gegeben (Operation Black Belt). Israel hatte einen Anführer der PIJ getötet und war daraufhin vom Gaza-Streifen aus mit Raketen beschossen worden. Für mich war es damals sehr hilfreich, aus der Sicht eines Israeli erzählt zu bekommen, nach welchen Regeln und Mechanismen diese Auseinandersetzungen ablaufen. .... Übrigens: Unsere Israel-Reise (25.2.-5.3.2023) ist gut gebucht, es gibt noch wenige freie Plätze. Am kommenden Wochenende - Samstag und Sonntag - sind Wolfgang und ich zur Retreate einer kleinen freikirchlichen Gemeinde auf dem Hasliberg eingeladen. Wolfgang führt als Referent in die Gideon-Erzählungen ein. Gott beruft mit Gideon einen Menschen, der selbst nicht frei von Einschränkungen und Komplexen ist. Und gleichwohl wird Gott diesen Menschen so führen, dass er sein Volk rettet. Und dann stehen für Wolfgang und mich ab dem 22. August die Schweige-Exerzitien in Rasa/Tessin an. Für uns ist Rasa ein unglaublich schöner Ort, und wir freuen uns jedes Mal neu auf die Tage dort oben. Wolfgang wird in 2x5 Tagen zur Betrachtung von Psalm 25 einladen. In Psalm 25 geht es um einen Menschen, der aus seiner Einsamkeit heraus betet. Was sieht er? Was bewegt er? Was betet er? Für Rasa gibt es noch freie Plätze, ihr könnt euch gern melden, wenn ihr euch mit zurückziehen möchtet. Mehr Infos findet ihr links bei Rasa - Schweigen im Tessin. Montag, 1. August 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich hatten in den letzten Tagen viel Besuch und schönen Besuch. Erst kamen Wolfgangs Kinder und Grosskinder - die Alterspanne reicht von 8 Monaten bis zu 16 Jahren. Richtig schön fand ich - als eine, die selbst gern schwimmt - wie auch die kleinen Kinder Freude am Wasser haben. Und wie die 2jährige sofort auf die Wasserrutsche zugesteuert ist und gejuchzt hat beim Runterrutschen, jedesmal neu. Und wie sie staunend vor anderen Kindern stehen bleibt und genau zuschaut, wie die das so machen im Wasser. Dann kam mein Zwillingsbruder mit seiner Familie zu Besuch. Sie sind auf der Durchfahrt in den Urlaub in Italien und sind ein paar Tage bei uns in Liestal geblieben. Die jüngste ist bereits 17, da haben wir viel unternommen. Schön: Meine Nichte hinten bei mir drauf auf dem Motorroller und dann sind wir durchs Baselbiet gefahren. Ich habe auch das Zusammensein mit meinem Bruder sehr genossen, denn wir sehen uns meist nur kurz. Wir waren ebenfalls im Schwimmbad in Rheinfelden (KuBa), in Basel und in der Piet Mondrian Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen. Die Ausstellung ist grossartig. Ich wusste nicht, dass Mondrian auch gegenständlich gemalt hat! Als Holländer hat er Mühlen, Dünenlandschaften, Bauernhäuser gemalt. Ich kannte vorher nur die weiss grundierten Bilder mit den rot, gelb, blauen Feldern. Und ich konnte nachvollziehen, wie er Bilder farblich und von ihrem Aufbau her so strukturiert, dass sie sich schliesslich in Linien und Feldern darstellen lassen. Ich werde wieder in diese Ausstellung gehen, habe mir jetzt auch wieder einen Museumspass gekauft. Etwas Besonders in diesen Tagen war, dass ich ein paar Sachen "neu" gemacht habe. Vom 5m- Turm in den Rhein springen, zu zweit auf dem Roller fahren, uns bei mobility - car sharing in der Schweiz anmelden. Wir werden jetzt ersteinmal mit Car-Sharing leben, bis wir wissen, wie es weitergeht. Unser liegen gebliebener Nissan steht mittlerweile in einer Garage im Nachbarort und ist wahrscheinlich nicht mehr zu reparieren. Ab Mittwoch haben wir einen Vikar in unserer Kirchgemeinde. Ich bin seine Ausbildungspfarrerin. Ich denke jetzt manchmal an mein eigenes Vikariat in der Region Potsdam - in Caputh und Geltow - 1992/93 zurück. Was habe ich da eigentlich gelernt? Welche Menschen, welche "Sätze" sind mir bis heute in Erinnerung? Das ist ziemlich interessant! Sonntag, 24. Juli 2024 Wolfgang schreibt: Eine der Auswirkungen der Corona-Epidemie besteht darin, dass die Einsamkeit unter den Menschen deutlich zugenommen hat. Ein Allheil-Mittel dagegen gibt es gewiss nicht. Ulrike verweist in ihrer heutigen Predigt über Römer 1,7 sowie 16,1-24 auf die bemerkenswerte KRAFT DER GRÜSSE. Sie können diese Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-Die Kraft der Grüsse. Dienstag, 19. Juli 2022 Ulrike schreibt: Nach knapp drei Wochen im eher kühlen Berlin und an der gleichfalls kühlen Ostsee sind wir zurück in der Schweiz. Hier ist es heiss. Im Garten steht ein Plantschbecken für Wolfgangs Grosskinder, mit Sonnensegel und Sonnenschirm bedacht. In das lege ich mich auch ab und zu hinein, das kühlt wunderbar. Heute Nacht bin ich mal rausgegangen um zu schauen, ob da auch Tiere drin baden, habe aber keine gesehen. Wir sind am Samstag mit einem Mietwagen von Berlin aus nach Hause gefahren, unser kaputtes Auto kommt später nach zur Reparatur in die Schweiz. Der TCS (entspricht dem deutschen ADAC) hat den Wagen für uns bei SIXT gemietet. Ich fahre also raus zum Flughafen BER, um den Wagen abzuholen. Die Frau am Schalter: "Wir haben einen Opel Corsa für Sie reserviert." Ich - etwas frustriert: "Da passen wir aber nicht wirklich rein, mein Mann mit seinen Füssen und Gehhilfen und unser Gepäck." Sie: "Na, dann nehme ich das auf meine Kappe, und gebe ihnen einen grösseren Wagen." Und dann ganz stolz: "Der ist neu, sehr teuer und darf eigentlich nicht ins Ausland." Ich habe keine Ahnung, warum sie so freundlich war. Im Parkhaus habe ich mich erst mal eine Viertelstunde ins Auto gesetzt - einenVW Touareg Geländewagen und Kombi - und mir das Cockpit angeschaut. Damit ich überhaupt losfahren kann. Ist ja alles ein bisschen moderner als in unserem alten Nissan. Die Rückfahrt war wunderbar, und ich merke, dass es ein Statussymbol ist, wenn man aus einem grossen teuren Auto mit Münchener Kennzeichen steigt. Steht mir gut, so ein Auto ... :-) Gestern habe ich vor der Abgabe des Wagens noch ein paar Einkäufe gemacht, Sonnenschirm, Getränke etc., den grossen Kofferraum nutzen. Bei Wolfgang und mir geht alles ein bisschen langsam in diesen heissen Tagen. Übermorgen feiere ich Gottesdienst im Pflegezentrum Brunnmatt (15.30 Uhr), am Sonntag in der Kirchgemeinde (9.30 Uhr). Herzliche Einladung! Ausserdem habe ich die nächsten beiden Wochen Beerdigungsbereitschaft. Heute Abend geht es erstmal ins Schwimmbad mit Familie und Kindern. Dienstag, 12. Juli 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind am Sonntag von Ahrenshoop aus Richtung Berlin gefahren. Wir haben die Autofahrt genossen, einen Podcast gehört und uns über die entspannte Heimreise gefreut. Auf einmal blinkte die Warnlampe für Motorschäden, dann begann das Auto aus der Kühlerhaube heraus zu dampfen. Ich: "Sind wir das?" Wir sind sofort auf den Standstreifen gefahren, das Kühlerwasser hat gekocht und ist übergelaufen. Wir haben ziemlich lange auf den TCS/ADAC aufs Abschleppen gewartet. Das Auto steht jetzt zur Reparatur in einer Nissan-Werkstatt in einer Kleinstadt nördlich von Berlin. Ich habe meinen Urlaub um einige Tage verlängert und wir warten auf die Reparatur des Autos. In Berlin lässt es sich glücklicherweise gut bleiben: wir haben Zeit zum Reden und Lesen, zum Schwimmen. Der Besuch in Berliner Freibädern ist wie immer erlebnisreich. Gestern: Wenn so viele Menschen nicht-deutscher Herkunft ins Bad kommen - warum sprechen die Frauen am Eintrittsschalter viel zu schnell und vernuschelt? ... Oder: Warum müssen Frauen, die ganz-verschleiert kommen und nach eigener Auskunft nicht ins Wasser gehen, trotzdem Eintritt zahlen? Wenn doch nur ihre Kinder baden gehen? ... Oder: Warum gibt es nur eine Sammeldusche und keine Einzelkabinen fürs Duschen? Das ist selbst manchen deutschen Frauen unangenehm, und türkische Frauen duschen mit Kleidung. .... Und: Warum gibt es je einen (!) Fön für Männer und Frauen in einem Bad mit 4500 Plätzen? Das ist z.T. skurill. Das Schwimmen macht trotzdem Spass und ich geniesse es. Wolfgang bereitet die Schweige-Exerzitien im August in Rasa/Tessin vor. Man kann vom 22. August - 01. September 2022 bleiben (zehn Tage), oder vom 22.-27. August bzw. vom 27. August - 01. September 2022 (jeweils fünf Tage). Wolfgang betrachtet mit den Teilnehmenden Psalm 25, den grossen Einsamkeits-Psalm. PSALM 25: WENDE DICH ZU MIR … … denn ich bin einsam und elend. Woher die Einsamkeit kommt, und wie mir dabei geholfen werden kann. Mehr Informationen finden Sie, wenn Sie links im blauen Feld auf Rasa - Schweigen im Tessin klicken. Ich freue mich jedes Jahr sehr auf diese Zeit und auf mein persönliches Lernen. Sonntag, 10. Juli 2022 Ulrike schreibt: Wir sind jetzt den fünften Tag oben an der Ostsee, in Ahrenshoop. Heute Mittag fahren wir zurück, über Berlin nach Liestal. Sehr schön ist, dass das Hotel direkt hinter dem Deich liegt, es also nur wenige Meter bis zum sehr langen, schönen Sandstrand sind. Das Wetter war wechselhaft, windig, regnerisch, manchmal sonnig. Da laufen Touristinnen in langen wattierten Steppjacken und mit hochgeschlagenem Kragen den Strand hinunter. Gleichzeitig sind einige wenige andere am Baden. Zu "den anderen" gehöre ich :-) Schwimmen ist wegen der hohen Wellen kaum möglich. Ich bin damit beschäftigt, die Wellen im Blick zu behalten, die im 5-Sekunden-Takt anrollen, um nicht von ihnen überrascht zu werden. Das Wasser ist, anders als die Luft, nicht kalt. Wolfgang und ich haben gut gegessen, meist Fisch im Räucherhaus am Hafen. Das war auch sehr schön, entspannt. Ich habe zwei Bücher gelesen, ein neues von Petros Markaris und den Bestseller von Kurt Krömer über seine Depression. Beide sehr gut, finde ich. Als nächstes will ich Die 21. Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer von Martin Mosebach lesen. Ich war 2018 in Ägypten und träume immer noch davon, die Interviews mit Christinnen und Christen dort zu veröffentlichen. Zusammen mit den Interviews mit anderen christlichen Minderheiten in Österreich, Frankreich, der Türkei, Ostdeutschland. Und die Besuche im Kunstmuseum, in der Galerie Alte Scheune und im Kunstkaten Ahrenshoop haben wir genossen. Besonders den letzten: Den Kunstkaten hat der Maler Paul Müller-Kempf gebaut. Er war einer derjenigen, der Ahrenshoop - ein normales kleines Fischerdorf - ab 1909 für den Zuzug von Malerinnen und Malern erschlossen hat. Es entstand eine Malerkolonie, ähnlich wie Worpswede. Viele malende Frauen und Männer haben sich in Ahrenshoop niedergelassen und der Ort lebt bis heute von seinem Ruf als Ort der Kreativen. Samstag, 2. Juli 2022 Ulrike schreibt: Schön ist es in Berlin. Meistens scheint die Sonne, ich habe Fenster geputzt und dabei einen Podcast gehört. Gestern hat es geregnet und abgekühlt. Ich war im Freibad, um eine Weile zu schwimmen. Berliner Schwimmbäder, jedenfalls, diejenigen, die ich kenne, sind tendenziell veraltet und verwahrlost und trotzdem voller Menschen. Man braucht bereits vorher gute Laune, finde ich, damit man die gute Laune beim Schwimmen auch behält. Ich war in Berlin-Pankow im Theater unterm Dach, wo es vor allem heiss war (eben: weil unter dem Dach ...), dazu ohne Lüftung, aber mit Mund-Nase-Schutz. Ich habe die Schauspieler nicht beneidet, unter solchen Bedingungen zu spielen. Das Stück Season One war nicht meins, obwohl gut gespielt; es war zu brutal. Mir hat etwas Gutes im Stück gefehlt, wenigstens der Spur nach. Der Schluss der Geschichte, wo sich die Frau aus der ihr zugeschriebenen und von ihr miterzählten Geschichte löst, ist gut. Aber man wusste nicht, woher die Erlösung kommt (Zufall?) und sie war sehr kurz im Vergleich zur qualvoll langen Nacherzählung ihres bisherigen Weges. Ein bisschen irritiert war ich, dass sich trotz der kleinen Zuschauerzahl - wir waren 13 Leute - keine Gespräche oder Kontakte untereinander ergeben haben. Das hatte ich anders erwartet. Wolfgang und ich haben für meine Eltern einen neuen Computer gekauft und begonnen, ihn einzurichten. Es ist nicht leicht, in diesen Wochen das gewünschte Modell - oder ein halbwegs ähnliches - zu bekommen. Wir sind viel durch die ohnehin volle Stadt gefahren gestern. Eigentlich wundert es mich, dass wir es tatsächlich geschafft haben und am Abend das Ding auf dem Tisch stand. Alltagswunder :-) Mittwoch, 29. Juni 2022 Ulrike schreibt: Wir sind gut in Berlin angekommen und mir kommt es vor, als wären wir schon lange hier. Moabit ist - wegen des Ausbaus der Strassenbahn - eine einzige Baustelle. In der Nacht unserer Ankunft wollte ich das Auto in ein nahegelegenes Parkhaus fahren. Vor lauter Baustellen und Sperrungen habe ich die Zufahrt zum Parkhaus schlichtweg nicht gefunden. Ich bin ewig rumgekurvt und habe das Auto schliesslich irgendwo abgestellt. Das ist Berlin. Gestern war ich in Yerma, einem Stück von Simon Stone (Regie), das in der Schaubühne am Lehniner Platz aufgeführt wird. Es war grossartig, wirklich grossartig. Das liegt vor allem am Spiel von Caroline Peters. Sie spielt eine Frau, Ende dreissig, die in einer glücklichen Beziehung mit John lebt. Beide sind kreativ, witzig, haben Geld und gerade eine Altbauwohnung gekauft. Recht plötzlich kommt bei 'ihr' - der Name der Frau wird nicht genannt - der Wunsch nach einem Kind auf. Der Wunsch wird zur Besessenheit und dominiert schliesslich das Leben des Paares. .... Es zehrt an einem, dem zuzusehen, und wer selbst eine Geschichte mit unerfülltem Kinderwunsch durchlebt hat, sollte sich überlegen, ob er oder sie sich das Stück anschaut. Aber trotzdem: grossartig. Hier der Link: www.schaubuehne.de Sonntag, 26. Juni 2022 Ulrike schreibt: Letzte Woche war ich in der Ausstellung Picasso - El Greco im Neubau vom Kunstmuseum Basel. Die Ausstellung hat mir ausgesprochen gut gefallen, wobei ich vor allem die Bilder von El Greco (1541-1614) betrachtet habe. Er hiess eigentlich Domínikos Theotokópoulos und hat eine Ausbildung als Ikonenmaler auf Kreta abgeschlossen. El Greco muss schon in seiner Heimat ziemlich gut gewesen sein, ist dann nach Venedig und Rom und schliesslich dauerhaft nach Spanien gezogen. Sehr interessant finde ich, dass man viel vom damaligen Geschäft des Malens mitbekommt, von Auftragsverhandlungen, neu einzurichtenden Palästen und Kirchen, von Beziehungsnetzen und Preisen. Mich beeindruckt, wie El Greco auch in grösseren Szenen jede Person als in sich ruhend darstellt. Man ahnt, dass sie ein Innenleben und ein Geheimnis hat. In der Darstellung anderer Meister sind die Menschen oft als identisch mit ihren Gefühlen, ihren Verzerrungen, ihren Handlungen dargestellt. Da 'ist' der ganze Mensch 'Aufregung' oder 'Hass' oder 'Freude' oder 'Traurigkeit'. Bei El Greco neigt man zu fragen: Und wer ist dieser aufgeregte oder hassende oder .... Mensch wirklich? Hier ist der Link zur Ausstellung: Picasso - El Greco Wir sind jetzt am Aufräumen und Packen. Und dann geht es los. Wolfgang hatte gestern die schöne Idee, dass wir ein paar Tage in Ahrenshoop an der Ostsee verbringen. Das ist von Berlin aus schnell zu erreichen. Ich schwimme ja so gern. Wir haben ein kleines Hotel am Weststrand gebucht. Man überquert die Strasse und den Deich und ist sofort am Strand. Vorher sind wir ein paar Tage in Berlin. Ich werde unter anderem das Begegnungs-Wochenende vom 23.-25./26. September vorbereiten. Immer noch herzliche Einladung an die Frauen unter Ihnen/unter euch, mit dabei zu sein. Samstag, 25. Juni 2022 Ulrike schreibt: Ich habe Gipfeli von der Tankstelle geholt - die hat am Morgen als erste auf - und ein ruhiger Samstag wartet auf uns. An diesem Wochenende wollen wir in die Ferien fahren. Wobei 'Ferien' ein bisschen übetrieben ist, wir fahren nach Berlin. Die erste Jahreshälfte liegt hinter uns. In der Kirchgemeinde habe ich den Eindruck, dass Menschen gut unterwegs sind im Bemühen, Jesus nachzufolgen. Wenn ich die Bibel- Gesprächs- und Gebetsgruppen besuche, dann ist es wirklich schön: alle pflegen ein gutes und herzliches Miteinander. Und viele setzen sich - oft undercover - ganz praktisch und mit grosser Zuverlässigkeit für beschädigte Menschen ein. Das zu sehen, habe ich in diesen Monaten wirklich als beglückend empfunden. Die Kirchgemeinde als Organisation liegt dagegen am Boden. Als Organisation heisst, dass viele Mitglieder das Preis - Leistungsverhältnis als nicht lohnend empfinden. Was jemand als Mitgliedsbeitrag investiert, zahlt sich für ihn nicht aus. Und da hilft es auch nicht, wenn wir ihm ein paar Schokoherzen oder Kekse in die Hand drücken. Er braucht die Leistungen der Kirche nicht und oft will er die Leistungen der Kirche auch nicht. Denn - das ist ein Beispiel - , es gibt ja in Liestal das Rote Kreuz und Senioren für Senioren, die längst für zwischenmenschliche Gemeinschaft (Ausflüge, Kontakte) und gute Hilfestellungen im Alltag besorgt sind. Ich meine, dass wir als Kirchgemeinde uns zum einen in gesellschaftliches Engagement einklinken müssen - einfach mitmachen - und dass wir gleichzeitig unser Eigenes - nämlich ein durch Glauben getragenes Leben - ausbilden. Und es sichtbar werden lassen. Es braucht Orte, Einladungen, Zusammenkünfte, wo Menschen sich an- und abschauen können, wie ein gemeinsames Leben im Glauben an Jesus aussieht. Vielleicht kriegen Wolfgang und ich das in der zweiten Jahreshälfte hin, mehr zu uns nach Hause hin einzuladen. Eigentlich träume ich davon, mehr Raum für gute Begegnungen zu haben. Denn die gibt es: wo ich ihnen Zeit gebe. Tendenziell sitze aber auch ich in Sitzungen, schreibe Mails und höckle tausend kleine Pünktchen ab, die die Kirchgemeinde als Organisation am Laufen halten. ... Ihr merkt, es ist eine Frage der Prioritäten. Natürlich muss man kirchliches Leben auch organisieren. Auch. Zuerst und vorrangig aber müssen wir leben, hinschauen, nachfolgen, begegnen, uns engagieren. Mittleres Foto oben: Blick aus unserem Wohnzimmerfenster auf die Ausläufer des Jura. Samstag, 11. Juni 2022 Ulrike schreibt: Die letzten drei Tage war ich für einen Kurs der Universität Bern in Délemont. Ich mache ein CAS (Certificat of Advanced Studies) zur 'Ausbildungspfarrerin'. Grund dafür ist, dass wir ab August einen Vikar in unserer Kirchgemeinde haben - und ich bin seine Hauptansprechperson. Und dafür braucht es in der Schweiz eine Qualifikation; man muss sich erst einmal selbst ausbilden lassen. Das Kurs-Modul gestern hatte "Lehren im Gespräch" zum Thema. Ich fand es tatsächlich hilfreich und interessant, und das Miteinander mit den anderen Pfarrkolleginnen und -kollegen war sehr schön. Aber die Vorträge, Rollenspiele, Arbeitsaufträge usw. nehmen den ganzen Tag bis in den Abend hinein ein, darum ist es auch anstrengend. Wolfgang ist heute für den Studientag der FBG "Hebräisch Denken" - zusammen mit Christoph Hilty - in Zürich. Wolfgang und ich sind heute früh zusammen her gefahren. Aber ich habe am Schluss dieser Woche nicht die innere Kraft, für einen Kurs nochmal hinzusitzen und zu lernen. Ich habe also ein paar Teilnehmende begrüsst, und bin dann wieder gegangen: einen Spaziergang durch Zürich machen. Das ist bei dem Sonnenschein jetzt wunderschön! Ich kenne Zürich gut, weil ich an der Universität meine Dissertation geschrieben habe; ich war aber in den letzten Jahren kaum mehr hier. Durch die Altstadt bummeln, am Ufer der Zürichsees sitzen - es tut gut!! Nun mache ich Halt im Kunsthaus, sitze im Innenhof, trinke Kaffee und schreibe für unserer Homepage. Ich möchte die Ausstellung "Kunst und Medizin" sehen; habe aber auch ein Ticket für die ständige Ausstellung gelöst. Morgen lade ich Sie zur Abendfeier in die Stadtkirche Liestal ein. Wir haben sie wieder im Team vorbereitet; ich werde zur Betrachtung von Johannes 10 "Ich bin der gute Hirte" einladen. Wenn Sie mögen: Beginn ist um 18 Uhr, wir feiern das Abendmahl und sitzen - mit denen, die das wollen, - im Anschluss zum Austausch bei Tee und Kaffee zusammen. Sonntag, 5. Juni 2022 - PFINGSTSONNTAG Wolfgang schreibt: Dieses Jahr feiern Juden und Christen das Pfingstfest am selben Datum. Jahr für Jahr wird das Buch Ruth gelesen und aufmerksam bedacht. Darum hat Ulrike heute in ihrer Pfingstpredigt in der Stadtkirche Liestal das ganze Buch Ruth betrachtet. Es ist schon eine seltsam zärtliche und gleichzeitig spannungsvolle Geschichte: Mann und Frau, Volksgemeinschaft und Ausländer, Armut und Reichtum, Recht und Klarheit. In allem aber geht es darum, einen Weg sorgfältiger Aufmerksamkeit zu gehen: auf die Dinge, die Menschen, sich selbst … und zu erwarten, dass Gott sich auf diese Weise zeigen wird. Sie können diese Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-Naomi und Ruth. Samstag, 28. Mai 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich haben gerade die Seite mit den Terminen bis Jahresende - und darüber hinaus - aktualisiert. Das sind Gottesdienste, Abendfeiern, und gemeinsame Tage und Kurse mit Wolfgang und mir. Sie finden die Seite, wenn Sie links im blauen Feld bei ‹unsere Termine› klicken. Hier ist das Wichtigste in Kürze. Samstag, 11. Juni 2022: Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft mit Wolfgang J. Bittner und Christoph Hilty: Hebräisch Denken, 1. Teil, Ort: EMK, Zeltweg 20, 8001 Zürich • SPRACHE UND DENKEN • NIE ALLES — IMMER DAS GANZE • GOTTES HANDELN UND UNSER ERINNERN • BEGRIFFE, GEFÜHLE UND ERZÄHLUNGEN (Geschichten) • DIE EIGENART HEBRÄISCHER VERBEN I und II • ZUM VERSTÄNDNIS VON ZEIT UND GESCHICHTE • DIE FURCHT GOTTES IST DER ANFANG DER WEISHEIT Den Flyer und Anmeldetalon finden Sie hier: 2022-HEBR-DENKEN-1-FLYER ❊❊❊ 22. August - 1. September 2022: Schweige-Exerzitien mit Wolfgang Bittner in Rasa/Tessin zu PSALM 25 WENDE DICH ZU MIR … … denn ich bin einsam und elend Woher die Einsamkeit kommt, und wie mir dabei geholfen werden kann. Psalm 25: der grosse Einsamkeits-Psalm Man kann auch vom 22.-27. August bzw. vom 27. August -01. September 2022 (jeweils fünf Tage) teilnehmen. Den Flyer und Anmeldetalon finden Sie hier: RASA-2022-2024 ❊❊❊ 13. September 2022, 19.30-21.30 Vortrag und Gespräch mit Assaf Zeevi 16. September 2022, 19.30-21.30 Vortrag und Gespräch mit Assaf Zeevi 20. September 2022, 19.30-21.30 Vortrag und Gespräch mit Assaf Zeevi .... jeweils im Kirchsaal im Martinshof, Liestal ❊❊❊ 23.-25./26. September 2022: Berlin-Wochende für Frauen - leicht und locker Einander begegnen in Berlin. In kurzen Impulsen erzählen wir am Samstag einander, wo wir gerade «dran» sind. Wir bieten an, die Stadt ein bisschen kennenzulernen. Am Freitag, 23. September und am Sonntag und Montag (25./26. September) laden wir diejenigen Frauen, die das möchten, zum gemeinsamen Unterwegssein in der Stadt ein - zu Ausstellungen, Sehenswürdigen, zum Bummeln. Den Flyer finden Sie hier: 2022-BERLIN-FLYER ❊❊❊ 1. Oktober 2022: Studientag der FBG mit Wolfgang J. Bittner und Christoph Hilty, Hebräisch Denken, 2. Teil, Ort: EMK, Zeltweg 20, 8001 Zürich • SPRACHE UND DENKEN • NIE ALLES — IMMER DAS GANZE • GOTTES HANDELN UND UNSER ERINNERN • BEGRIFFE, GEFÜHLE UND ERZÄHLUNGEN (Geschichten) • DIE EIGENART HEBRÄISCHER VERBEN I und II • ZUM VERSTÄNDNIS VON ZEIT UND GESCHICHTE • DIE FURCHT GOTTES IST DER ANFANG DER WEISHEIT Den Flyer und Anmeldetalon für den ersten Studientag am 11. Juni 2022 finden Sie hier: 2022-HEBR-DENKEN-1-FLYER Flyer und Anmeldetalon für diesen zweiten Studientag folgt demnächst. ❊❊❊ 25.-27. November 2022: Stilles Wochenende Riehen: ZURÜCK NACH HAUSE - ODER AUFBRUCH IN DIE FREMDE? mit Wolfgang J. und Ulrike Bittner Es ist keine Geschichte der Klage, obwohl die Frauen Grund dafür hätten. Es ist auch keine Geschichte der Anklage, obwohl sie nahe liegen würde. Merkwürdig: Es ist auch keine Geschichte des Gebets. Will man von Glauben sprechen, dann kann man ihn in der Aufmerksamkeit entdecken, mit der die beiden Frauen auf die täglichen Möglichkeiten sehen, wie sie auf die Menschen und vor allem aufeinander hören. Den Flyer und Anmeldetalon finden Sie hier: 2022-RUTH-FLYER ❊❊❊ 25. Februar - 5. März 2023: ISRAEL Die Reise findet in den Baselbieter Schulferien statt. Der Beginn unserer Reise wird im Süden des Landes, im Negev, sein. Von dort fahren wir langsam nach Norden in den Raum Bethlehem und Jerusalem. Besonders ist, dass wir biblische Orte im Westjordanland - also in den palästinensischen Autonomiegebieten - besuchen werden: am Jordan zum Beispiel die Taufstelle Jesu, Gilgal, den Tel Jericho. Wir sind einige Tage im biblischen Kernland von Samarien unterwegs. Wir erkunden den Berg Garizim, besuchen das heutige Nablus, das biblische Sichem. Hier waren Jakob und seine zwölf Söhne, auch Josef, zuhause. Hier hat Josua mit dem Volk Israel den Bundessschluss vom Sinai erneuert. Hier hat Jesus mit der Samaritanerin auf dem Brunnenrand gesessen. Diesen Brunnen gibt es heute noch - in der Krypta der Jakobsbrunnenkirche. Wir reisen mit Kultour als Veranstalter und mit Assaf Zeevi als Reiseleiter. Die Reise findet in den Baselbieter Schulferien statt. Den Flyer und Anmeldetalon finden Sie hier: Israel-2023 Freitag, 27. Mai 2022 Ulrike schreibt: Ich geniesse es, an diesem Auffahrtswochenende viel Zeit zu haben. Ich gehe ins Freibad und schwimme, ich arbeite im Garten. Man sieht davon kaum etwas, weil alles so schnell wächst, aber es macht mir Spass. Wolfgang und ich haben heute das Stille Wochenende in Riehen im Herbst 2022 (25. bis 27. November) geplant. Es war Wolfgangs Idee, in diesem Jahr die Erzählung von Ruth und Naomi zu betrachten. Hier ist Wolfgangs Nacherzählung der Geschichte. Schon diese Nacherzählung tröstet und ermutigt das eigene Herz, finde ich. "Die Geschichte beginnt mit einer Krise. Die wirtschaftliche Situation zwingt eine Familie, ins Ausland zu gehen. Die Chancen zum Überleben sehen gut aus. Dann stirbt der Mann. Die beiden Söhne heiraten. Zehn Jahre scheint es recht zu gehen. Doch nun sterben auch die beiden Söhne. Drei Frauen bleiben allein zurück. Es sind Stichworte, die so manche aus dem eigenen Leben kennen: Krise – noch einmal neu anfangen – Hoffnung – doch am Ende ist man allein. Kann man glauben, dass das eine Geschichte mit Gott ist? Noemi kehrt zurück. Eine Schwiegertochter bleibt bei der eigenen Familie. Die andere - Ruth - will unbedingt bei Noemi und ihrem Gott bleiben. Eine seltsam zarte Geschichte beginnt. Die beiden Frauen haben keine Möglichkeit, grosse Pläne zu machen. Nur eines bleibt ihnen: ihre Aufmerksamkeit. Was bringt der Tag? Was ergibt sich durch die gerade beginnende Ernte? Was zeigt sich durch die Menschen, unter denen sie leben? Es ist keine Geschichte der Klage, obwohl die Frauen Grund dafür hätten. Es ist auch keine Geschichte der Anklage, obwohl sie nahe liegen würde. Merkwürdig: Es ist auch keine Geschichte des Gebets. Will man von Glauben sprechen, dann kann man ihn in der Aufmerksamkeit entdecken, mit der die beiden Frauen auf die täglichen Möglichkeiten sehen, auf die Menschen und vor allem aufeinander hören. Am Ende wird das zu einer der zartesten Liebes- und Glaubensgeschichten der Bibel. Ruth, die Witwe und Ausländerin wird Teil der grossen Geschichte Gottes. Als Grossmutter von David gehört sie zum Stammbaum Jesu." Wer sich interessiert, findet hier den Flyer fürs Stille Wochenende: 2022-RUTH-FLYER Vielleicht möchten Sie sich auch das merken: Ende September (23.-25./26.9.2022) sind Sie zu einer entspannten und preiswerten Reise mit Florence Buchmann und mir nach Berlin eingeladen. Hier ist der Flyer dafür: 2022-BERLIN-FLYER. Auch Frauen aus Berlin sind herzlich willkommen! Wir brauchen euch, damit es eine Begegnung wird! Und eben: Ende November (25.-27.11.2022) laden Wolfgang und ich Sie und Euch zum Stillen Wochenende nach Riehen ein. Wir hoffen, dass sich an beiden Wochenenden Freundschaften vertiefen - oder neu entstehen - und dass wir uns als Weggemeinschaft erleben. Montag, 23. Mai 2022 Wolfgang schreibt: Gestern fand einer der Konfirmationsgottesdienste in der Stadtkirche Liestal statt. Ulrike hielt die Predigt zu Psalm 139. Sie können diese Predigt gleich hier anhören. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-PSALM 139. Samstag, 21. Mai 2022 Ulrike schreibt: Jetzt ist es soweit. Die Ausschreibung für die ISRAELREISE vom 25. Februar bis 5. März 2023 ist da. Wir reisen mit Kultour als Veranstalter und mit Assaf Zeevi als Reiseleiter. Ich kenne ihn bereits und freue mich auf sein gutes und fachkundiges Führen. Der Beginn unserer Reise wird im Süden des Landes, im Negev, sein. Von dort fahren wir langsam nach Norden in den Raum Bethlehem und Jerusalem. Besonders ist, dass wir biblische Orte im Westjordanland - also in den palästinensischen Autonomiegebieten - besuchen werden: am Jordan zum Beispiel die Taufstelle Jesu, Gilgal, den Tel Jericho. Wir sind einige Tage im biblischen Kernland von Samarien unterwegs. Wir erkunden den Berg Garizim, besuchen das heutige Nablus, das biblische Sichem. Hier waren Jakob und seine zwölf Söhne, auch Josef, zuhause. Hier hat Josua mit dem Volk Israel den Bundessschluss vom Sinai erneuert. Hier hat Jesus mit der Samaritanerin auf dem Brunnenrand gesessen. Diesen Brunnen gibt es heute noch - in der Krypta der Jakobsbrunnenkirche. Besonders eingeladen für die Reise sind Freunde der Fritz-Blanke-Gesellschaft - für die Wolfgang Studienleiter ist - und Menschen unserer reformierten Kirchgemeinde Liestal-Seltisberg. Aber auch Freunde und Weggefährtinnen, mit denen Wolfgang und ich über die Jahre hin unterwegs sind, sind zum Mitfahren eingeladen. Hier finden Sie den Flyer und den Anmeldetalon: Israel-2023 Samstag, 14. Mai 2022 Ulrike schreibt: Im Garten grünt und wächst es, die Rosen blühen teilweise schon. Wir haben neuerdings eine Hängeschaukel, auf der man im Schatten von Sträuchern und Feldahorn vor sich hin schaukelt. Sehr angenehm. Gestern war ich - bei leichtem Regen und eher kühl - zum ersten Mal in diesem Jahr im Freibad. Wie in den letzten Jahren, so will ich mir dieses Jahr wieder ein Sommer-Abo für ein Freibad holen, bin aber noch nicht sicher, ob für mein Lieblingsbad am Rhein (weiter weg und nicht so gute Öffnungszeiten) oder fürs örtliche Schwimmbad, das bereits früh am Morgen öffnet. In der Kirchgemeinde ist es jetzt eher ruhig. Ich besuche Gruppen - gestern Abend einen sehr schönen Hauskreis - und Gemeindemitglieder und am nächsten Wochenende feiern wir Konfirmationsgottesdienst. Im letzten Jahr habe ich zusammen mit meiner Kollegin eine Konfirmandengruppe übernommen. Ich finde die siebzehn Jugendlichen klasse - selbständig, freundlich, intelligent - , weiss aber nicht, ob ich Konf-unterricht 'kann'. Ob ich nicht zu viel will, zu viel voraussetze, zu distanziert bin. Es gibt für mich recht wenig Berührungsfläche mit ihrem Leben. Bei Erwachsenen traue ich mich eher, ihnen nahe zu kommen. Im Pflegezentrum Brunnmatt will ich mit einer Bewohnerin, die Pastorin im Ruhestand ist, demnächst einen Bibelkreis beginnen. Am liebsten in der Caféteria. Dass wir zusammen Kaffee trinken und jede/r erzählen kann, wie es ihr/ihm gerade geht. Und dass wir dann eine ganz einfache biblische Geschichte lesen. Mich interessiert, wie das auch mit Menschen mit Demenz geht. Mit denen, die ihren Glauben nicht vergessen haben, sondern sich immer noch freuen, wenn sie biblischen Worten und Liedern begegnen. In der nächsten Woche werde ich - ausserplanmässig - zwei Beerdigungen feiern. Der Kollege, der eigentlich 'dran' ist, ist bereits voll ausgelastet. Auch da gibt es für mich einiges zu lernen, zum Beispiel, wenn die Hinterbliebenen kein vorgängiges Gespräch wünschen, sondern meinen, dass es auch so gut geht. Ich freue mich jetzt auf das Wochenende - und dann auf die beginnende neue Woche. Sonntag, 8. Mai 2022 Ulrike schreibt: In den letzten Wochen ist mir aufgefallen, wie gut mir manche Begegnungen und Gespräche getan haben, auch per Zoom. Es macht mir Freude, wenn ihr meine Beobachtungen nachvollziehen könnt, wenn ihr selbst schon darüber nachgedacht habt und wenn ihr mich auf eine neue Spur setzt. Ich denke dann oft: Schade, dass sich XY und YZ nicht kennen. Die beiden sind so initiativ und inspirierend. Sie hätten auch Freude aneinander. Aus diesem Impuls ist die Idee für einen Tag der Begegnung entstanden: EINANDER BEGEGNEN – IN BERLIN. Schweizerinnen mögen Berlin :-) Es wird am 24. September 2022 einen Tag der Begegnung geben, und hier ist das Konzept: "Wir sind befreundete Frauen und laden zu einem Begegnungs-Tag zentral in Berlin-Mitte ein. Als Frauen aus Liestal und der Schweiz wollen wir Freundschaften vertiefen, einander neu kennenlernen, uns in kurzen Impulsen davon erzählen, wo wir gerade «dran» sind. Es werden Freundinnen und Frauen aus Berlin teilnehmen. Anreise, Unterkunft und Verpflegung sind unkompliziert. Wir machen Vorschläge und ihr bucht selbst. Rund um den Tagungsort gibt es jede Menge kleiner preiswerter Cafés. Wir bieten auch an, den Stadt ein bisschen kennenzulernen. Am Sonntag und Montag (25./26. September) laden wir diejenigen Frauen, die das möchten, zum gemeinsamen Unterwegssein in Berlin ein (Museen, Sehenswürdigkeiten, Bummeln … )" Mehr Infos könnt ihr in ein paar Tagen bei mir bekommen und anmelden könnt ihr euch auch bei mir. Und vor allem könnt ihr Frauen aus eurem Freundeskreis oder euren Gemeinden einladen, für die ihr euch auch gute Begegnungen und Ermutigung wünscht. Sonntag, 1. Mai 2022 Ulrike schreibt: Am letzten Wochenende war ich für zwei Tage zu Besuch bei meiner Familie im Raum Karlsruhe. Die Geschwister meiner Mutter haben bereits in den 70er Jahren Berlin verlassen und sich im Süden Deutschlands angesiedelt. Das Zusammensein war sehr schön und die kulinarische Lage wie immer exzellent :-) Am Sonntag haben wir den Gottesdienst im Tagungshause der Langensteinbacher Höhe besucht. Ich erlebe nicht oft Gottesdienste, die mir gefallen: wo der ‹Ton› stimmt (nüchtern und freundlich) und die Theologie (sorgfältige Textauslegung und nicht die Lieblingsideen des Pastors) und wo der Umgang miteinander etwas Einladendes hat. Das war solch ein guter Gottesdienst. Sie hatten ausserdem etwa 40 Jugendliche aus Israel zu Gast und eine auf Begegnung ausgelegte Jugendkonferenz im Haus. Ich habe dort übrigens eine FPP2 Maske getragen, was nicht ganz egal ist, denn .... ... am Sonntag Mittag begann ich zu husten. Und ja, ich wurde am Montag positiv getestet. Es hat mich verblüfft, wie schnell das in Liestal die Runde macht. Der Buschfunk funktioniert. Es geht mir gut, aber ich bin Zuhause geblieben, um niemanden anzustecken. Es ist ja nicht langweilig. Wolfgang und ich übersetzen jeden Tag einen Abschnitt aus dem hebräischen Alten Testament. Danach lesen wir miteinander das neue Buch Die Enkelin von Bernhard Schlink (2021). Es ist die Geschichte zweier junger Menschen, die sich als Studenten 1964 im Osten Berlins begegnen. Kaspar verhilft Birgit zur Flucht in den Westen. Sie hat ihm nicht über alles Bescheid gegeben, nämlich nicht darüber, dass sie gerade ein Kind geboren und freigegeben hat. Erst als Birgit stirbt, lernt er seine Frau noch einmal mehr kennen. .... Grossartig erzählt. Und heute Abend ist Zoom-Treffen mit den Kommilitonen, mit denen ich vor 35 Jahren (1987) in Tübingen studiert habe. Normalerweise ist es mir zu weit, zu den jährlichen Treffen nach Süddeutschland zu fahren. Aber jetzt - während Corona - habe ich wieder Anschluss gefunden. Bin gespannt. Samstag, 23. April 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich hatten heute Besuch – Hetty Overeem war bei uns zu Gast. Sie ist als ‹die Wanderpfarrerin› bekannt geworden (siehe das gleichnamige Buch). Bei den Begegnungen mit ihr hat mich immer beeindruckt, wie Hetty zu Fuss mit Esel und Hund und dem Evangelium in der französisch-sprachigen Schweiz unterwegs war. Im Gehen hat sie Menschen kennengelernt und auf dem Weg zeigte sich, wo Menschen auf das Evangelium wie ‹gewartet› haben. Im Winter hatte Hetty Overeem eine ‹Hütte› in der U-Bahn Station von Lausanne, in die Menschen ein und ausgehen konnten, ein bisschen bleiben, reden oder schweigen oder mitfeiern konnten. Beim letzten Bibel-Salon hat Wolfgang über «Spuren im Sand» gesprochen und zu einem Perspektivwechsel eingeladen: Es ist zuerst Gott, der an uns Menschen leidet und indem wir leiden, sind wir eingeladen, in das Leiden Gottes einzustimmen – SEINEN Weg zu betreten. Von Hetty Overeem wird im Neukirchener Verlag bald ein Buch mit demselben Fokus erscheinen. DIE BIBEL BESSER VERSTEHEN Die Fritz-Blanke-Gesellschaft lädt zu zwei Studientagen über hebräisches Denken ein. Der nächste Studientag ist am 11. Juni 2022, der folgende am 1. Oktober 2022. Wolfgang wird ihn gemeinsam mit Christoph Hilty gestalten. Unsere Bibel entstammt nicht der neuzeitlich abendländischen Bildungs-Tradition. In ihr begegnet uns vielfältige antik-vorderorientalische Kultur. Die Verfasser der biblischen Schriften kannten keine unserer modernen Sprachen. Sie sprachen und dachten vor allem Hebräisch, auch dort, wo sie z.B. im Neuen Testament ihre Texte auf Griechisch verfassten. An beiden FBG-Studientagen sind Sie eingeladen, faszinierende Entdeckungen zu machen. Was kommt uns in biblischen Geschichten entgegen, wenn wir uns darauf einlassen, hebräisch zu denken? Hier ist der Flyer 2022-HEBR-DENKEN-1-FLYER. Mehr detaillierte Angaben finden Sie links im blauen Feld, wenn Sie auf Studientage klicken. Samstag, 16. April 2022 Ulrike schreibt: Ihr habt vielleicht mitbekommen, dass RTL - ein deutscher Fernsehsender, der überwiegend Trash produziert - die Passion Jesu inszeniert und verfilmt hat. Ich habe mir einzelne Szenen angesehen und bin wider Erwarten beeindruckt :-) Jesus und die Jünger werden von deutschen Schlagersängerinnen und -sängern verkörpert, die konsequenterweise deutsche Schlager singen. Man könnte denken, das passt nicht, aber es passt erstaunlich gut. Woran liegt das? In biblischen Geschichten geht es um unser Leben. Und diese Lebensthemen kommen natürlich auch in Schlagern vor: Hier ein Link zu einem dreiminütigen Ausschnitt der Passion nach RTL: Die Verhaftung Jesu Freitag, 15. April 2022 Wolfgang schreibt: Auch die Karfreitagspredigt von heute über Joh 18,28-38 können Sie gleich hier an- bzw. nachhören. JESU REICH: bezeugen statt kämpfen. Es ist keine gewöhnliche Predigt, die man - vielleicht - an einem Karfreitag erwarten kann. Sie enthält viel an sorgfältigem Wissen. Denn: Unser Glaube baut auf Wissen auf, damit wir in un serem Glauben fest sind und fest bleiben. Mein wichtigster Lehrer (Prof. Otto Michel) sagte mir einmal: "Der Glaube, der nicht mehr weiss, dem ist das Rückgrat gebrochen." Darum lohnt es, diese Predigt aufmerksam zu hören. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-KARFREITAG-Johannes 18,28-38. Wolfgang schreibt: Gestern, also am Gründonnerstag, hat Ulrike im Pflegezentrum Brunnmatt und in der abendlichen Passionsandacht eine Predigt über Jesu Salbung in Bethanien gehalten (Markus 14,3-9). Sie können diese Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2022-SALBUNG JESU. 1. DIE FRAU BRICHT EIN Da kommt eine Frau und tritt in einen geschlossenen Raum, in einen geschlossenen Kreis von Menschen. Sie nimmt ein Glas und zerbricht es. Was für eine innere Gewissheit braucht es, in eine bestehende Gruppe von Menschen hineinzukommen? Und Jesus für sich zu beanspruchen?! Die Frau tritt zu Jesus und hat nur Augen für ihn. Die vielen anderen sind verstummt, sie warten ab, sie sehen zu. Die Frau zerbricht ein kleines Glas mit kostbarem, nicht gestrecktem Nardenöl. Sie bricht den Kopf der Flasche ab. Sie giesst Jesus das Öl ins Haar. Vielleicht verstreicht sie das Öl. Duft breitet sich aus. 2 IHR TUN MACHT EINEN UNTERSCHIED Die Frau ehrt Jesus, indem sie Jesus salbt. Sie salbt ihn im Blick auf sein Begräbnis. Denn Jesus wird am Freitagabend - vor Sonnenuntergang und Anbruch des Passahfestes - ungesalbt ins Grab gelegt werden. Es musste ‹schnell› gehen. Das weiss ausser Jesus niemand. Auch die Frau wird es nicht wissen. Und trotzdem tut sie das, was angemessen ist. Sie ehrt Jesus, indem sie ihn beschenkt. Kommt es auf die Tat dieser Frau an? Das ‹Ergebnis› ist doch dasselbe: Jesus wird hingerichtet und stirbt. Aber Jesus stirbt als ein Mensch, der zuvor gesalbt und geehrt wurde. Jesus sagt: Ja, es macht einen Unterschied. ... Es macht auch heute einen Unterschied, dass wir Menschen erinnern, ehren, ihnen ein Zeichen unserer Liebe geben. 3 JESUS SCHÜTZT DIE FRAU Die Anwesenden beschweren sich: «Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte das Geld den Armen geben können» (Vers 5). Die Umsitzenden fangen wieder an zu reden und beginnen sofort damit, das Tun der Frau zu kritisieren. Man hätte etwas viel Besseres mit dem Geld machen können. Jesus schützt die Frau. Er wehrt die Kritik an ihr ab: «Lasst sie (in Ruhe)». Wie gut, wenn das einer kann: den Anderen Einhalt gebieten. Sie sollen die Frau nicht traurig machen. Es gibt keinen Grund dafür, sie traurig zu machen. Und dann dieser wunderbare Satz: «Sie hat getan, was sie konnte.» Jesus sieht, was in den Möglichkeiten dieser Frau liegt. Jesus sieht, was in unseren Möglichkeiten liegt. Er würdigt es, wenn wir tun, was wir tun können. Montag, 11. April 2022 Ulrike schreibt: Und schon wieder ist es Montag ... Die Woche verging schnell, die Zeit ist gut gefüllt. Wenn Sie heute Abend im Bibel-Salon dabei sein möchten, kommen Sie in den Kirchsaal (19.30 Uhr) oder in den Zoom. In der ersten beiden Bibel-Salons ging es um das Gefühl, von Gott „allein gelassen“ zu sein. Heute werden wir einen Perspektivwechsel vornehmen: Kann es sein, dass wir Gott allein lassen? BLICKWECHSEL – KANN ES SEIN, DASS WIR GOTT ALLEIN LASSEN? Gibt es da noch eine andere Seite? Wie ging und geht es Gott in Zeiten, da es ihm schwer wird? Jesus bat seine Jünger: Bleibt bei mir und wacht mit mir. Sie aber schliefen ein. Kann es sein, dass sich diese Geschichte heute wiederholt? Sind wir es, die Gott allein lassen? Menschen wie Etty Hillesum, Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein, Madeleine Delbrêl, Eberhard Arnold und viele andere haben diesen Blickwechsel voll- zogen. Sie sind an die Seite Gottes getreten, damit Gott seinen Weg nicht alleine gehen muss. Für den Beitritt in den Zoom, klicken Sie hier: us02web.zoom.us/j/88925529464?pwd=UTVZcnpWTDlGRHlIR1pldkdQSmltUT09 Von heute - Montag - bis Gründonnerstag sind Sie an jedem Abend in die Stadtkirche zur musikalischen Passionsandacht eingeladen. Sie beginnt jeweils um 18 Uhr und dauert eine gute halbe Stunde. Am Donnerstag feiere ich um 15.30 Uhr im Brunnmatt Gottesdienst zum Gründonnerstag. Am Karfreitag Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Stadtkirche und in der Osternacht - mit allen Kirchen der Stadt Liestal! - Gottesdienst um 5.30 Uhr auf dem Friedhof Liestal. Wir beginnen die einfache liturgische Feier in der noch dunklen Friedhofshalle und feiern dann mit Osterfeuer und Sonnenaufgang im Freien. Gipfeli und Kakao zum Aufwärmen bringen wir mit. Montag, 4. April 2022 Ulrike schreibt: Heute Abend laden wir in den zweiten Bibel-Salon ein: DU HAST MIR DOCH VERSPROCHEN. Was hat Gott uns eigentlich versprochen - und was hat er nicht versprochen? Wir beantworten diese Fragen und gehen dem Zusammenhang von Gottes Zusagen und unserem Gottesbild nach. Wie sieht es aus, wenn man als Christin, als Christ einem heidnischen Gottesbild aufsitzt? Beginn ist um 19.30 Uhr im Saal der ref. Kirchgemeinde, Rosengasse 1. Hier ist der Link für die Teilnahme im Zoom: us02web.zoom.us/j/88249139221?pwd=Zm5qNFFRVkNzdElMbDQ4YTNNTmo3Zz09 Sonntag, 3. April 2022 Ulrike schreibt: Wolfgang hat letzte Woche im (ersten) Bibel-Salon davon erzählt, wie Enttäuschungen im zwischenmenschlichen Bereich entstehen. Intuitiv suche ich oft die Nähe von Menschen, die ich als Ergänzung zu mir selbst empfinde. Mich ziehen Menschen an, die etwas leben, was ich so nicht leben kann, aber gern in meinem Leben hätte. Bin ich zum Beispiel sparsam veranlagt, dann zieht mich vielleicht die Grosszügigkeit eines anderen Menschen an, und ich möchte mich mit seiner grosszügigen Lebenshaltung verbinden. Ich sehe uns als ein spannendes Team. Enttäuschungen entstehen, wenn ich merke, dass die Grosszügigkeit gar keine ist, sondern eine Verschwendungssucht. Also, die Überzeichnung und Entstellung von dem, was mich eigentlich angezogen hat. Und mein Freund merkt vielleicht, dass es mit mir ähnlich ist. Dass ich gar nicht sparsam bin, sondern einen starken Zug zum Geiz habe. Hier wird etwas aufgedeckt. In diesem Moment beginnt die Ent-Täuschung. Ich lerne den Anderen - und auch mich selbst - in meiner Wirklichkeit kennen. Und verabschiede mich vom eher einfach gezeichneten Bild, das ich von ihm und von mir selbst habe. Wolfgang hat den Prozess des Enttäuscht-Werdens als etwas Gutes bezeichnet. Denn mit dem Aufdecken unserer Lebenswirklichkeit kommt etwas in Bewegung. Wir beginnen uns zu verändern; hin zu dem, was wir auch sind und sein wollen - zum Beispiel in angemessener Weise grosszügig und verantwortungsbewusst. Ent-Täuschung lässt uns einander wahrhaftiger, veränderungsbereiter, barmherziger begegnen. Nur wenn das nicht gelingt führt das zum inneren oder äusseren Abbruch der Beziehung. Aber auch das wäre ja ein Schritt zu mehr Klarheit. Freitag, 1. April 2022 Ulrike schreibt: Ich war diese Woche viel in der Kirchgemeinde unterwegs, auch Gottesdienst im Pflegezentrum Brunnmatt feiern und ähnliches. Heute habe ich einen Artikel für die Mai-Ausgabe des Liestal Aktuell geschrieben und das beginnende Wochenende vorbereitet. Wer mag: Morgen, am Samstag, treffen wir uns um 16 Uhr zur Faith-Time (= Glaubenszeit) in unserer Kirchgemeinde: generationenübergreifend mit einer biblischen Geschichte, und dann essen wir miteinander. Ich habe gerade vor-gekocht für morgen - es schmeckt gut :-) Am Sonntag laden wir um 18 Uhr zur Abendfeier in die Stadtkirche Liestal ein. Einer aus unserm AF-Team gibt Impulse zum ‹Einzug Jesu in Jerusalem›. Wir feiern auch wieder auf einfache Weise die Begegnung mit Gott im Abendmahl. Am Sonntag um 19.30 laden wir als Abendfeier-Team zum Friedensgebet für die Ukraine ein. Ebenfalls in der Stadtkirche, in einfacher Form mit Taizéliedern und der Möglichkeit, selbst zu beten, etwas zu sagen, Kerzen anzuzünden. Herzlich willkommen. Dienstag, 29. März 2022 Ulrike schreibt: Heute beginnt unser dreiteiliger Bibel-Salon zum Gedicht Spuren im Sand von Margreth Fishback Powers: .... "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" Heute, am ersten Abend geht es um unsere eigenen Enttäuschungen. Wo fühle ich mich von Gott enttäuscht? Wolfgang spricht darüber, was es heisst ent-täuscht zu werden. Warum es heilsam und gut ist, wenn die Täuschung aufhört und wir unserer Wirklichkeit und der Wirklichkeit Gottes begegnen. Heute um 19.30 Uhr im Kirchsaal und per Zoom hier: us02web.zoom.us/j/83643807285?pwd=cmFiY1ByaVJZZUJhVjVRVzdYTE13Zz09 Sonntag, 27. März 2022 Ulrike schreibt: Heute habe ich im Gottesdienst in Liestal über Johannes 4 - über Jesus und die samaritanische Frau - gepredigt. Es war ein bisschen lang, aber die Gemeinde hat gesagt - also, diejenigen, die etwas gesagt haben :-) - es sei ihnen nicht lang vorgekommen. Sie können die Predigt gleich hier nachhören: Die Predigt hat drei Teile: - DAS GESCHICHTLICHE SETTING Jesus zieht durch Samarien und spricht eine samaritanische Frau in Sychar an. Was heisst das? - DIE UNBÄNDIGE FREUDE Jesus sagt seinen Jüngern, dass er jetzt gerade nichts zu essen braucht (Vers 34). Er geht voll auf in dem, was er tut. Er freut sich und jubelt darüber, dass die 'Ernte' angebrochen ist (Vers 35). Also darüber, dass die Frau und weitere BewohnerInnen von Sychar von Gott gefunden wurden. - DIE GESPRÄCHSFÜHRUNG JESU Wie redet Jesus mit der Frau? Im Gespräch - also prozesshaft - entdeckt Jesus, dass die Frau von Gott wie vorbereitet worden ist. Wie reden wir mit Menschen? Was nehmen wir am anderen wahr? IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN — NEUE SERIE: DREI BIBEL-SALONS. Am Dienstag beginnen Wolfgang und ich mit einer neuen Serie von Bibel-Salons. Überblick dazu auf der Seite »unsere Termine«. Sie können vor Ort im Kirchsaal im Martinshof teilnehmen oder sich über einen Zoom-Link einwählen. Hier ist der Link für Dienstag, den 29. März 2022, 19.30 Uhr: Um dem Zoom-Meeting beizutreten, bitte hier klicken: Bibel-Salon: "Ich bin enttäuscht von dir" Inhalt: Zur Sehnsucht unseres Glaubens gehört: Wir möchten beschenkte Menschen sein. Wir erwarten begleitet, geführt und geschützt zu sein. Hat Gott uns das nicht versprochen? Warum nehmen wir das dann oft nicht wahr? Ist es nicht so, dass Gott uns oft allein lässt, ohne dass wir das verstehen?... Am ersten Abend geht es um Erfahrungen der Enttäuschung durch Gott. Alle drei Bibel-Salon-Abende setzen ein bei dem bekannten Gedicht «Spuren im Sand». Die Beterin fragt Gott, warum er sie in schwierigen Zeiten alleine gelassen hat. In der Rückschau auf ihr Leben erkennt sie gerade in den schweren Zeiten ihres Lebens nur eine einzige Spur im Sand. Dabei habe Gott doch versprochen, seine Menschen nie alleine zu lassen. Die Antwort Gottes ist verblüffend und hat unzählige Menschen getröstet: „Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“ [Margareth Fishback Powers, Spuren im Sand. Giessen, 33. Auflage 2020] Achtung, die nächsten beiden Bibel-Salons sind dann am Montag, nämlich am 4. und am 11. April 2022. Wir werden die Zoom-Links dann hier veröffentlichen. Mittwoch, 23. März 2022 Ulrike schreibt: Ich habe Euch, ich habe Sie eine Weile warten lassen. Heute ist der letzte ganze Tag der Schweige-Exerzitien. Die Sonne scheint in Rasa, es sind alle - so weit man weiss - gesund, und Wolfgangs Impulse sind - meine ich - sehr stark. In den Worten von Psalm 73 wird ein Weg durch eine Krise beschrieben. Da kommt jemand in eine Krise, der gar nichts 'falsch' gemacht hat. Auf einmal, ganz plötzlich, wird sein Verständnis von Gott und sein Verständnis davon, wie es im Leben zugeht, in den Grundfesten erschüttert. Er sieht auf einmal Dinge, die er vorher nicht gesehen hat. Der Psalmbeter erzählt seinen Weg durch die Krise - von dem, was sie ausgelöst hat, von dem, was sie mit ihm gemacht hat und von ihrer Überwindung. Hier stellen wir den ersten von insgesamt 10 Impulsen zum Mitlesen zur Verfügung. PSALM 73 (01) Der Psalm 73 ist eine Erzählung, er erzählt von einem Weg. Es fällt einem vielleicht gar nicht so sehr auf. Der Psalm 73 beginnt mit einem wunderschönen Satz: Vers 1: «Lauter Güte ist Gott zu Israel, der Herr für die, die reines Herzens sind.» Die Lebenserzählung beginnt mit einem guten Satz. Dieser gute Satz war nicht einfach nur ein Satz, sondern er hat sich bewährt. Offensichtlich hat dieser Satz den Beter durchgetragen. Wir wissen nicht, wie lange, davon erzählt der Beter nichts. Aber es scheint gar nicht kurz gewesen zu sein. Das Leben war für ihn etwas Stabiles, es war gehalten, es war fest, weil für ihn Gott derjenige war, der «gut» war. ES IST EIN RICHTIGER SATZ, DER IN DIE KRISE FÜHRT Es ist als ob das unerschütterlich für ihn war: «Gott ist gut». Wir werden am Psalm 73 merken, dass dieser Satz zutiefst richtig ist. Dieser Satz ist nicht falsch. Aber das Eigenartige ist: genau dieser theologisch und geistlich so richtige Satz, er ist es, der in die Krise führt. Ich habe lange gedacht, es können doch nur falsche Sätze sein, die in die Krise führen. Und wenn wir dann zu den richtigen Sätzen zurückfinden, dann sind wir wieder draussen. Psalm 73 macht uns aufmerksam, dass es komplexer ist. Der richtige Satz, dass Gott gut ist, der bringt den Psalmbeter bis an die Grenze. Fast wäre er gefallen: «Ich aber – fast wären meine Füsse ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte» (Vers 2) Es kommt zur Krise. Der Psalmbeter wird beschreiben, (1) woran die Krise entstanden ist. Er wird zweitens beschreiben, (2) was diese Krise mit ihm zu tun gehabt hat, und er wird in einem dritten Schritt beschreiben (3) wie er versucht hat, aus dieser Krise heraus zu kommen. Also, es ist fast so wie ein Protokoll einer Therapiesitzung. DER MOMENT, AN DEM MAN ‹HINDURCH› IST In diesem Psalm gibt es einen Moment, von dem man merkt, jetzt ist der Mensch ‹durch›. Die Krise liegt hinter ihm. Damit möchte ich heute einsetzen. Denn das allein ist schon eine Botschaft. Eine Krise hat, wenn sie gut geht, einen Moment, von dem man sagen kann: Jetzt ist es durch! Es ist sehr hilfreich, dass man davon auch erzählen kann. Und sich Gedanken machen kann: Woran sehe ich, dass es durch ist? Woran liegt es, dass ich sagen kann: jetzt ist es vorbei? Bitte denkt nicht schematisch. Der Psalmbeter ist nicht so naiv, dass er sagen würde, jetzt wäre es ein für allemal vorbei mit den Krisen. Er sagt auch nicht: jetzt habe ich einen Generalschlüssel, und werde nie wieder in eine Krise kommen. Für mein Zuhören spricht er nicht so. Er spricht für dieses eine Mal. Er spricht von dieser einen bewältigten Krise. Die ist vorbei gegangen. Und aus diesem einen Mal lernt er etwas, von dem er glaubt, dass es ihn wirklich trägt und dass es ihn bleibend trägt. ETWAS LERNEN, DAS BLEIBT Das ist eine besondere Kategorie – das Bleibende. Es gibt Starkes, das hilfreich ist, aber von dem wir nicht wissen, ob es bleibt. Oder ob es beim nächsten Mal wieder zu wenig sein wird. Unser Psalmbeter spricht von etwas Bleibendem, dem er zutraut, dass es genügen wird, was immer kommen wird. Er drückt dieses Bleibende aus mit den Worten in Vers 23: «Ich bleibe stets bei dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand» Die Lutherübersetzung hat hier ein ‹dennoch›. Dieser starke, mit ‹dennoch› beginnende Satz hat mich angezogen, als ich den Psalm 73 kennen gelernt habe. Ich habe die Bibel in der Lutherübersetzung kennengelernt. Das Wort ‹dennoch› mit dieser starken Betonung findet sich aber im Hebräischen nicht. Ein ‹dennoch› markiert ja einen Gegensatz. Das eine passiert und dennoch bleibe ich. Dieses ‹dennoch› fehlt, weil es auch fehlen kann. Der Psalmbeter sagt doch: Durch all das, was ich durchgemacht habe, was ich darin gelernt habe, habe ich eines gelernt. Nämlich: «ich bei dir, bleibend» (Vers 23 wortgetreu übersetzt). Das ist eine unglaubliche Erkenntnis, wenn einem im Leben etwas auffällt, in allem Durcheinander, in allem Schmerz. Das Hebräische hat, wenn man es übersetzt, für uns etwas wie Stammelndes. Es ist kein Stammeln, der Hebräer stammelt nicht, aber es ist ganz gut, wenn man es so auch einmal übersetzt hört: «Und ich bei dir, bleibend». Die hebräische Sprache ist in mancher Hinsicht eine magere Sprache: Sie setzt einzelne Worte wie Blöcke aneinander. «Ich aber, mit dir zusammen, bleibend». Was will man dazu noch mehr sagen? Mir fällt kein Wort ein, das fehlen würde. Was ist das für ein Mensch, der so sprechen kann: «Ich aber, mit dir, bleibend»? Das ist Vers 23. Es ist ein grosses Geschenk, wenn man so reden kann. Das kann man von sich aus nicht produzieren. Und genau das beschreibt der Psalmbeter jetzt, nämlich die Frage: Wie kommt man dazu, dass man eine solche Aussage machen kann? Er beschreibt das in drei Sätzen. Die finden wir in Vers 23b und Vers 24 Vers 23 Ich bleibe stets bei dir. - Du hast meine rechte Hand gefasst. - Nach deinem Rat leitest du mich, - und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit auf. Die drei Sätze sind drei Kennzeichen dafür, dass die Krise überwunden ist. In einem Satz sieht der Psalmbeter auf die Vergangenheit zurück. Das Wissen, dass ich «bei ihm bleibend» bin (Vers 23a), hat einen Grund in der Vergangenheit. Das Wissen hat einen weiteren Grund in der Gegenwart und es hat einen dritten Grund im Kommenden. FASSEN, LEITEN UND AUFNEHMEN Der Grund in der Vergangenheit heisst: «Du hast zugepackt meine rechte Hand» (Vers 23b). Das ist kein Prozess. Sondern das ist ein machtvolles Handeln. Wir kennen das ja von uns Menschen. Wenn ich mich verlaufe, wenn ich mich als Kind irgendwohin begeben habe, wo es gefährlich war, dann kam hoffentlich ein Älterer oder ein Erwachsener, und der hat mich gepackt und mich zurückgehalten. Genau das beschreibt der Psalmbeter. Das Wissen «ich bei dir, beständig» hängt mit einer Erfahrung zusammen: Du hast zugepackt meine rechte Hand. Das ist eine Erfahrung der Vergangenheit. Die Erfahrung der Gegenwart ist: «Du leitest mich nach deinem Rat». So übersetzt Luther den Vers 24a. Das kann man nicht besser sagen. «Leiten» ist ein Wort, das gebraucht wird, wenn ein Hirte eine Herde leitet. Dieses Leiten hat im Wort drin einen Hinweis, nämlich, es ist ein Leiten zur Ruhe. Ein Hirte leitet seine Herde, damit sie am Abend zur Ruhe findet. Das ist also nicht irgendein Leiten. Auch nicht ein Leiten, das nun zu einem bestimmten Ziel führt. Oder dass man zum Erfolg findet. Oder zu einer schönen Aussicht findet. Sondern dieses Leiten hat eine Absicht. Das ist die Absicht des Hirten, zur Ruhe zu führen. Davon spricht der Psalmbeter in Psalm 73, wenn er über die Gegenwart spricht. In der Vergangenheit hat der Psalmbeter die Erfahrung gemacht: «zugepackt hast du meine rechte Hand». In der Gegenwart ist seine Erfahrung «du leitest mich», und ich begreife, es ist ein Leiten zur Ruhe, nach deinem Rat. Nun kommt das dritte. Es gibt das Vergangene, es gibt das Gegenwärtige und nun kommt das Zukünftige. Ich weiss nicht einmal, wie man diesen Satzteil gut übersetzen kann. Wir sind jetzt in Vers 24b: «und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit auf». Das Wort heisst ‹aufheben, hinweg heben›. Aber nicht solch ein ‹Aufheben, Packen› wie beim «du packst mich bei meiner rechten Hand» in Vers 23b. Sondern das Wort ‹aufheben› oder ‹hinweg heben› gebraucht die Bibel einmal, wo es heisst, Gott nahm den Henoch hinweg (1. Mose 5,24). Ein geheimnisvolles Wort. Du nimmst mich hinweg, und ihr merkt an den verschiedenen Übersetzungen, wie schwer die sich tun. Und zwar darum, weil man eigentlich nicht versteht, was der hebräische Text sagt. Das sind Worte, die stehen beieinander wie Bausteine, von denen der Baumeister sagt, irgendwie sollen die einmal zusammen passen, aber ich weiss noch nicht wie. Luther übersetzt Vers 24b mit «Du nimmst mich am Ende mit Ehren an». Das ‹Aufheben› ist das, was Luther mit ‹annehmen› übersetzt. Du nimmst mich an. Und dann steht da das Wort ‹Ehre› oder ‹Herrlichkeit›. Ihr werdet an den Übersetzungen merken. Die einen sagen: Du nimmst mich am Ende in deine – nämlich Gottes – Herrlichkeit hinein. Es kann sein, dass es das heisst. Andere Übersetzungen sagen: Du nimmst mich am Ende in Ehren an, das heisst, die Ehre liegt dann auf mir. Also ich werde verherrlicht, ich werde dadurch geehrt, dass du mich annimmst. Es kann sein, dass es das heisst. Man hätte das deutlich ausdrücken können, aber es steht hier nicht so deutlich. Sondern es heisst einfach nur: «Du nimmst an [oder: hebst an, hebst hinweg], Herrlichkeit». Wenn Luther mit ‹Ehre› übersetzt, dann ist das die ‹Herrlichkeit›. Wenn es im Blick auf Gott gesagt wird, ist es die Herrlichkeit Gottes im Tempel. Ihr merkt, ich stammle. Einfach darum, weil der Wortlaut einen hier zum Stammeln bringt. Was feststeht ist: es geht hier um Zukunft. Der Psalmbeter kann von etwas sprechen, was vergangen ist, von etwas, das in der Gegenwart geschieht und er kann markant davon sprechen, da kommt noch etwas! Und auch wenn er nicht sagen kann, was das ist, was kommt, eines weiss er. Es hat mit Herrlichkeit zu tun. Mit Gottes Herrlichkeit, mit meiner Herrlichkeit, vielleicht ist es gar nicht so wichtig, dass man es weiss. Aber ‹herrlich› wird es sein. VORSICHTIG KANN MAN SAGEN: ES LOHNT SICH Nun fassen wir noch einmal zusammen. Der Psalmbeter sagt: «Ich aber beständig zusammen mit dir». Das ist das Ende der Krise. Vielleicht ist es auch das Ziel der Krise. Dass ich tief in mir weiss: beständig werde ich mit dir zusammen sein. Diese Gewissheit hat der Psalmbeter im Blick auf das, was war, im Blick auf das, was er im Moment lebt, im Blick auf das, von dem er fester Überzeugung ist, dass es kommen wird. Daraus kommt seine Gewissheit. Dahin ist der Psalmbeter gekommen mit dem, was man eine Krise nennen kann. Ich würde mich getrauen zu sagen: Wenn man so weit kommt, dann lohnt es, dass es Krisen gibt. Und damit fahren wir morgen weiter. Samstag, 19. März 2022 Ulrike schreibt: Heute beginnen Wolfgangs Schweige-Exerzitien zu Psalm 73 in Rasa/Tessin: AUGEN AUF FÜR DIE WIRKLICHKEIT… und wohin das führen kann . Ich werde, so gut es geht, auf unserer Homepage davon berichten. Anfang der Woche war ich im Kunstmuseum Basel. Carolin Emcke und Thomas Strässle haben das Gespräch, das sie in Emckes neuem Buch Für den Zweifel (2022) führen, auf dem Podium fortgesetzt. Hier ist der Link zum Buch: Für den Zweifel Mich hat Carolin Emcke beeindruckt - mit ihrem zurückhaltenden und gleichzeitig unglaublich präzisen Reden. Sie meint nicht, andere überzeugen oder gar überreden zu müssen. Und trotzdem haben die Leute - vor allem Frauen waren im Kunstmuseum - an ihren Lippen gehangen. Emckes Promotionsthema ist auch ihr Lebensthema - nämlich die Frage danach, wie sich kollektive Identitäten konstituieren. Das ist mir und meiner Frage (Gegenstand meiner Promotion), was Gemeinschaften sind, bedeuten und wie sie sich konstituieren, sehr vertraut. Sonntag, 13. März 2022 THEMA: »beurteilen« und »verurteilen« Wolfgang schreibt: Auf den Beitrag zum Thema »RICHTEN« vom 4. März gab es einige Reaktionen. Hier eine davon: FRAGE von YX: Danke für die wieder so wertvollen Gedanken auch am 4. März! Ich merke in mir, dass mir das »nicht richten« und das Beten für die Täter (in meinen Augen) nicht das Naheliegendste ist. Aber ich will es mit Gottes Hilfe üben. Folgende Gedanken beschäftigen mich noch: • Heisst «nicht richten» - nicht verurteilen? Wie ist es aber mit dem Beurteilen einer Situation? Werden wir in der Bibel nicht auch dazu aufgefordert und z.B. Böses als bös zu benennen? • Wenn ja, wie kann ich achtsam die Grenze vom Beurteilen zum Verurteilen wahrnehmen? ANTWORT von WB: Danke für deinen aufmerksamen und sorgsamen Brief. Du triffst natürlich eine zentrale Frage, die sich uns im Hinblick auf jedes »Richten« stellt. Ich versuche, mir dabei von Jesu Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13,24-30.36-43) helfen zu lassen. Den Arbeitern ist es möglich und erlaubt, zwischen Unkraut und Weizen zu unterscheiden. Richten im Sinn von unterscheiden - und öffentlicher Bekanntgabe dieser Unterscheidung! - ist also möglich und durchaus erlaubt. Nicht erlaubt dagegen ist das »Ausreissen«. Und das, weil die Zeit des Ausreissens noch nicht gekommen ist. Wir warten auf das kommende Gericht und damit auf den, der das »Richten« vollziehen wird (Verse 30 und 41). Bis dann dürfen wir sehr wohl unterscheiden. Wir dürfen, ja sollen das Unkraut auch als Unkraut benennen. Aber vorläufig gilt: „Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte.“ Der Versuch, die »reine« Gemeinde durch unser »Jäten« herzustellen, ist uns verwehrt. Wir würden damit gleichzeitig die gute Saat vernichten. Gewiss gilt das nicht im Hinblick auf menschliches, gesellschaftliches wie politisches Unrecht: Betrug, Diebstahl, Vergewaltigung … Dafür sind Gerichte eingesetzt. Im Blick auf ‚geistliche' Wirklichkeit haben wir vertrauensvoll auf den kommenden Richter zu warten. Ob das weiter hilft? REAKTION von YX: Ich danke dir ganz herzlich für deine lieben und lehrreichen Zeilen. Das Bild vom Gleichnis hilft mir. Heute bin ich auf zwei andere Bibelstellen gestossen, die das Ganze noch vertiefen für mich. Beim Heft 40 Tage Beten war der Vers aus Sprüche 23.17 angegeben: »Dein Herz eifere nicht gegen die Sünder, sondern um die Furcht des Herrn.« Wofür oder wogegen eifert mein Herz? Dann las ich noch in den persönlichen Mitteilungen von Paulus an Timotheus (2. Tim. 4.14): »Alexander, der Schmied hat mir viel Böses erwiesen; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.« Hier also auch das praktische Beispiel von Paulus für uns. Samstag, 12. März 2022 Ulrike schreibt: Morgen seid ihr herzlich in die Abendfeier in der Stadtkirche Liestal (18 Uhr) eingeladen. Jemand aus unserem Team wird die Impulse zur Geschichte von Jesus und der Samaritanerin (Johannes 4) halten. Mir ist im Blick auf diese Geschichte etwas neu vor Augen gekommen: Wie unbändig sich Jesus über den Beginn der Ernte freut! (Vers 31-41). Jesus ist ganz davon erfasst (= er hat keinen Gedanken übrig fürs Essen, Vers 32), dass die Frau zum Glauben an Gott gekommen ist. Und dass sie in ihr Dorf eilt, um den Menschen dort von ihrer Begegnung mit Jesus zu erzählen. Viele kommen zum Glauben und Jesus bleibt zwei (!) Tage bei ihnen. Die ‹Ernte› hat an einem Ort begonnen, der nicht vorgesehen, nicht eingeplant war. Die Samaritaner sind keine ‹wirklichen› Juden, sie sind eigentlich noch nicht ‹dran›. Und gleichwohl ist Gott hier am Wirken. Ich finde es faszinierend, wie Jesus das Gespräch mit der Samaritanerin führt. Meines Erachtens gewinnt Jesus seine Klarheit über die Frau im Laufe des Gesprächs. Er hat sie nicht von Anfang an. Indem Jesus mit ihr redet, entdeckt er, wie vorbereitet die Frau für die Begegnung mit ihm ist. Morgen um 19.30 Uhr laden wir zu einem halbstündigen Friedensgebet in die Stadtkirche ein. Es wird sehr einfach gestaltet sein: mit Taizéliedern und jede/r kann schweigen oder beten. Einen kurzen Impuls bereite ich vor. Sonntag, 6. März 2022 Ulrike schreibt: Der Tag gestern war wunderschön. Am Freitag bin ich nach dem Weltgebetstag der Frauen in Liestal nach Winterthur zu einer Freundin gefahren. Und von da aus sind wir am Morgen zu zweit zur Wolzenalp gefahren. Das ist ein kleines, übersichtliches Skigebiet in der Ostschweiz. Den ganzen Tag über hat die Sonne geschienen. Die Pisten waren fast leer, die Skilehrerin angenehm und ich bin überrascht, dass es mit dem Fahren so gut geklappt hat. Jetzt ist schon fast Saisonende und ich habe in den nächsten Wochen keine freien Zeiten mehr fürs Skifahren. Wenn es geht - ich bin zurückhaltend mit dem Planen, wie wahrscheinlich viele von euch - will ich in der nächsten Saison weitermachen. ... Einen gesegneten Sonntag wünschen wir - Wolfgang und ich - euch. Für die Schweige-Ezerzitien in Rasa vom 19.-24. März 2022 (fünf Tage) gibt es noch freie Plätze. Thema ist PSALM 73 - AUGEN AUF FÜR DIE WIRKLICHKEIT ...… und wohin das führen kann. Wie ich den Ort finde, an dem sich meine Verzweiflung wendet. Psalm 73: ein Psalm zum Rätsel des Leidens. Wer Interesse hat und mehr Informationen möchte, klickt bitte links im blauen Band auf Rasa - Schweigen im Tessin. Freitag, 4. März 2022 Wolfgang schreibt: Liebe Freundinnen und Freunde. Was kann man in dieser Zeit sagen und schreiben? Ehrlich gesagt: Ich weiss es nicht. Ist es nicht so, dass wir das Entscheidende, das in unseren Möglichkeiten liegt, ohnehin kennen? Bei den bekannten Hilfswerken können wir uns melden und unsere praktische wie unsere finanzielle Hilfe anbieten. Und sonst? An uns liegt es zu beten: sowohl für die Menschen in der Ukraine wie für die Menschen in Russland. Ist es nicht so, dass gerade diejenigen, die auf beiden Seiten Verantwortung tragen, unsere Fürbitte am meisten nötig haben? Wenn Jesus uns sagt, dass wir nicht richten sollen, dann meint er doch: Es ist uns genug, dass Gott das Gericht in seiner Hand hält. Das macht uns frei zur vorbehaltlosen Fürbitte: sowohl für diejenigen, die in diesen Auseinandersetzungen Opfer sind als auch für diejenigen, die in unseren Augen zu den Tätern gehören. Die Bitte „vergib uns … wie auch wir vergeben …“ gehört zum Fundament christlichen Betens. Einfach ist das nicht. Nicht nur die Nachrichten, die uns in diesen Tagen erreichen, machen uns das deutlich. Hinzu kommt ja noch der Blick in das eigene Herz. In manchen von uns wird die Frage nach Gott auftauchen. Könnte er nicht eingreifen? Hätte er all das, was in diesen Tagen geschieht, nicht verhindern können, ja verhindern sollen? Auch auf diese Frage haben wir keine wirkliche Antwort. Allerdings: Wir würden gerne mit Euch über die Frage nachdenken, welche Verantwortung wir Menschen tragen und welche Verantwortung auf Gott liegt. Wenn mich jemand fragt, wie Gott denn all das zulassen könne, dann macht mich eine solche Frage vor allem ärgerlich. Die angemessene Frage müsste doch lauten: Wie können wir Menschen so etwas zulassen? Hinter einem solchen Krieg stehen doch wir Menschen. Auch die jetzige Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine hat eine lange menschliche Vorgeschichte: Ausbeutung der Natur, Freund-Feind-Denken, Streben nach wirtschaftlicher und politischer Macht, ja letztlich nach politischer und damit militärischer Vorherrschaft … Dahinter stehen Menschen. Wir Menschen. Seit einigen Monaten lesen Ulrike und ich täglich und fortlaufend einen Abschnitt aus dem Alten Testament. Die Geschichte von Gottes Volk kann einem die Augen öffnen. Immer und immer wieder sucht Gott sein Volk. Und immer und immer wieder wendet sich dieses Volk von Gott und seinen guten Weisungen ab. Die Folgen sind dementsprechend. Sie führen letztlich zu dem, was die Bibel "Gericht" nennt: zum Zusammenbruch des Volkes, zur Zerstörung Jerusalems, zur Wegführung in Gefangenschaft und Verbannung. Aber: Es ist doch nicht so, dass Gott seine Menschen allein gelassen hat. Es ist doch genau umgekehrt. Die Menschen waren und sind es, die Gott - im Verlauf einer langen Geschichte – allein gelassen haben. Immer und immer wieder. „Wie oft habe ich dich versammeln wollen – und ihr habt nicht gewollt“ (Mt 23:37; Lk 13:34; vgl. Joh 1,11) ruft Jesus über Jerusalem aus. Das ist ein Blickwinkel, der uns - Ulrike und mich - berührt. Unsere Welt ist nach wie vor Gottes geliebtes Eigentum. Die Völker - Russland wie die Ukraine usw. – das sind von Gott geliebte Menschen. Wie sehr muss Gott darunter leiden, was Menschen anderen Menschen antun? Und wir? Zur Liebe, zur Hilfe und zum Gebet sind wir gerufen. Werden wir es tun? In Gethsemane hat Jesus drei seiner Jünger gebeten: „Bleibet hier und wachet mit mir.“ Sie haben diese Stunde verschlafen. Wie, wenn die heutige Weltlage dieselbe Frage an uns stellt: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“ Montag, 28. Februar 2022 Ulrike schreibt: Im Baselbiet sind seit heute Fasnachtsferien. Es ist winterlich kalt, aber die Sonne scheint. Ich habe mich in dieser Woche vor allem zu Besuchen mit Gemeindemitgliedern verabredet. Ferienzeiten sind für mich gut, um nachzuholen, was ich "eigentlich" tun wollte, aber irgendwie verpasst habe. Heute hat mir eine Freundin angeboten, mit ihr am Samstag Skifahren zu gehen. Das ist einer meiner grösseren Wünsche, das Skifahren noch zu lernen. Ich habe bisher nur ein einziges Mal auf Skiern gestanden, als 16jährige, als wir eine Klassenfahrt nach Österreich gemacht haben. Ich weiss noch, dass ich ohne grössere Probleme den Berg hinunter gekommen bin. Und dass ich - als Berliner Jugendliche - noch nie einen so dunklen Nachthimmel mit so hell leuchtenden Sternen gesehen habe wie damals. Morgen gehe ich in einen Skiladen in Liestal und leihe mir die Ausrüstung. Einen Ski-Lehrer für die ersten beiden Stunden im Skigebiet habe ich telefonisch auch schon gebucht. Ich freue mich sehr, dass es zu klappen scheint! Apropos "Träume" oder Wünsche ans eigene Leben. Wolfgang und ich haben das neue Buch von Friedemann Schulz von Thun Erfülltes Leben (2021) miteinander gelesen. Beziehungsweise, wir sind jetzt auf den letzten Seiten. Es ist mit Leichtigkeit geschrieben und sogar unterhaltsam. Schulz von Thun nennt vier 'Felder', die eine Rolle spielen, damit ein Mensch sein Leben als erfüllt wahrnehmen kann. Er fragt (erstes Feld), ob sich ein Teil der eigenen Wünsche, die man ans Leben hat, erfüllt haben. Durch eigene Initiative und/oder durch förderliche Umstände. "Welcher Herzenstraum, welcher Lebenstraum hat sich dir erfüllt?" .... Bevor es dann weitergeht mit der Frage: "Was hat sich durch dich erfüllt?" Mit welcher Aufgabe hast du dem Ganzen gedient, warst du Teil einer grösseren und guten Bewegung? ... Diese Fragen sind sehr naheliegend auch für glaubende Menschen. ... Also, wer was Gutes lesen möchte, wir mögen das Buch. Donnerstag, 24. Februar 2022 Ulrike schreibt: Heute Abend sind Sie eingeladen zum vierten unser Offenen Abende: Die Krise in seelsorgerlicher und therapeutischer Perspektive - Wenn Lebenskonzepte und Gottesbilder zerbrechen. Beginn ist um 19.30 Uhr in der methodistischen Gemeinde Liestal in der Kasernenstrasse 37. Stephan Gassler spricht heute über: Begleitende Seelsorge - warum das begleitende Gespräch nicht nur in Krisenzeiten wichtig ist Ich moderiere. Per ZOOM können Sie dabei sein, wenn Sie folgenden Link klicken: Seelsorge als begleitendes Gespräch Mittwoch, 23. Februar 2022 Ulrike schreibt: Das Publikum gestern in der Schaubühne war erstaunlich durchmischt und jung. Rechts neben mir sass ein junger Mann, der Hamlet tatsächlich gelesen hat. In der Inszenierung von Ostermeier spielt jeder Schauspieler zwei Rollen, so dass das Stück mit nur sechs Schauspielern auskommt. Das funktioniert gut. Lars Eidinger (der Darsteller des Hamlet) hat mehrmals seine Rolle verlassen und das Gespräch mit dem Publikum aufgenommen. Ich vermute, dass er gemerkt hat, dass eine rechte Zahl von Besucherinnen nur "unterhalten" werden wollte. Ich habe es daran gemerkt, dass das Publikum an völlig unpassenden Stellen gelacht hat. Zum Beispiel als Eidinger das Verrücktwerden Hamlets mit Tourette gespielt hat. Da hat Eidinger ganz nebenbei das Licht im Zuschauerraum anmachen lassen - "Ich möchte euch sehen" - und gefragt: Nun sagt mir mal. Ist Hamlet an Laertes schuldig geworden oder nicht? ... Schweigen im Zuschauerraum. Grossartig war, wie sich das Ensemble auf die Exkurse Eidingers eingelassen hat und mehrmals den Bogen zurück in die Handlung gezogen hat. Die mussten ja auch improvisieren. In Berlin scheint die Sonne und der Wind hat mittlerweile nachgelassen. Berlin ist voller Gegensätze. Wo man mit Menschen ins Gespräch kommt, gibt es viel Freundlichkeit und Nähe. Die griechische Wirtin treffe ich auf der Strasse. Sie erinnert an unser "Gebet füreinander" und verabschiedet mich mit "Kalinichta - eine gute Nacht -, du Süsse". Das sagt in Liestal ausser meinem Mann keiner zu mir :-) Der sudanesische Café-Betreiber kommt strahlend aus dem Laden und fragt, wie es mir geht. Dabei hätte ich ihn zuerst fragen müssen, denn er hat es schwer. Ja, es ist nicht leicht, sagt er, der Winter und Corona. Aber der Frühling kommt, und dann wird es besser. Sein Gesicht leuchtet, er ist gläubiger Muslim und beteiligt sich an der Ausbildung junger Koranschüler. Dann gehe ich kurz in die Ladenkirche, zwei Häuser weiter. Sie wird von einer jungen Pastorin geleitet. Sie macht das wirklich gut, intelligent und menschenfreundlich. Und sie hat mit den wirklichen Fragen in Moabit zu tun - mit psychisch angeschlagenen Menschen, mit obdachlosen Menschen. Die Gemeinde schaut heute Abend "The Chosen" - eine Verfilmung der Jesusgeschichte. Auch in unserer Kirchgemeinde schaut eine Gruppe heute Abend "The Chosen" (Einladung auf 17.30 Uhr in den Martinstreff). Dienstag, 22. Februar 2022 Ulrike schreibt: Ich bin gestern früh nach Berlin geflogen, und besuche meine Familie. Das war erstaunlich, wie das Flugzeug trotz sturmartiger Böen und Regen in Basel starten und bei ähnlichen Windverhältnissen in Berlin landen konnte. Mir macht so etwas Eindruck. Ich habe auch zum ersten Mal den neuen Flughafen BER gesehen: auf den ersten Blick kommt er mir übersichtlich vor. Heute Abend wollte ich - nach der Familienzeit - eigentlich ins Schwimmbad, aber die mir bekannten Bäder sind auf Tage hinaus ausgebucht. Das läuft hier coronabedingt immernoch über Zeitfenster, für die man sein Ticket im Internet löst. Ersatzweise habe ich eine Karte für Hamlet in der Berliner Schaubühne bekommen und freue mich sehr darüber. Vorstellungen mit Lars Eidinger sind schon lange vorher ausgebucht. Wolfgang sagt zu mir: "Du weisst, dass wir Hamlet zusammen gesehen haben?" Ich: "Hier in Berlin?" Er: "Ja". Ich: "In derselben Inszenierung von Thomas Ostermeier?" Er: "Hmm". Ich: "Und wie war es?" Wolfgang: "Grossartig!" :-) Das muss 2008 gewesen sein. Morgen bin ich zurück in Liestal. Montag, 21. Februar 2022 Ulrike schreibt: Hier ist die Predigt von gestern zum Nachhören. Bartimäus erfährt sich als 'gehört'. Jesus bleibt stehen und ruft ihn und antwortet ihm. Das ist etwas Kostbares - auch unter uns Menschen - wenn wir merken: Ich werde gehört. Ich finde meine Predigt selbst ganz spannend: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Vortrag herunterladen unter: 2022-BARTIMÄUS. Im Gottesdienst haben wir den Psalm 116 miteinander gebetet. Vielleicht Sie ihn auch beten. Er beginnt mit einer Erfahrung: Ich liebe den HERRN,/ denn er hört die Stimme meines Flehens. Er neigt sein Ohr zu mir;/ darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Freitag, 18. Februar 2022 Ulrike schreibt: Am Sonntag wird Wolfgang in der Pauluskirche in Basel die Predigt halten. Das ist im Rahmen der Kirche Kreativ und es spielen professionelle Musikerinnen und Musikern. Am Sonntag sind das Andrea Nydegger (Klavier, Gesang), Cédric Vogel (E-Bass) und Luzian Graber (Drums) - mit Eigenkompositionen von Jazz bis Pop. Das wird bestimmt gut. Wolfgang hat als Predigtthema ausgesucht: Zeig mir mein Mass! Die Erleichterung, nicht vergleichen zu müssen. Wer in Liestal oder in Seltisberg Gottesdienst feiern möchte, ist um 9.30 Uhr bzw. um 11 Uhr herzlich eingeladen. In der Predigt hören wir die Erzählung von Bartimäus (Markus 10,46-52). Sie passt gut zum Beginn der Vorpassionszeit. Jesus geht jetzt nicht mehr wie in den Monaten davor "in alle Städte und Dörfer". Er wendet sich nach Jerusalem. Auf diesem Weg lässt er sich immer noch rufen - von Bartimäus. Mittwoch, 16. Februar 2022 Ulrike schreibt: Der Bundesrat hat heute beschlossen, dass von morgen an fast alle schweizweiten Corona-Massnahmen ausser Kraft gesetzt sind. Ab morgen sind Läden, Restaurants, Kulturbetriebe und öffentlich zugängliche Einrichtungen sowie Veranstaltungen wieder ohne Maske und Zertifikat zugänglich. Nur in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Gesundheitseinrichtungen bleibt die Maskenpflicht erhalten. Heisst, den Gottesdienst im Pflegezentrum Brunnmatt morgen feiere ich nochmals unter Corona-Bedingungen. Aber der Vortrag morgen Abend in der Methodistenkirche in Liestal (19.30 Uhr) ist offen für jedermann. Thema: Wenn mein Gottesbild sich verändert - mir treu bleiben und Gott treu bleiben. Sehr schön ist, dass auch unsere Referentin von letzter Woche im Zoom dabei ist. Vielleicht wird sie ja meinen biblisch-seelsorgerlichen Impuls über Gottesbilder aus therapeutischer Perspektive kommentieren? Hier ist der ZOOM Link für morgen Abend: us02web.zoom.us/j/87838310261?pwd=UFRaWWVSQzNSeUQvWHdLbTBUaWdPdz09 Der heutige Beschluss des Bundesrats betrifft auch die Schweige-Exerzitien mit Wolfgang vom 19.-24. März 2022 in Rasa/Tessin. Die waren unter 2G Bedingungen ausgeschrieben worden, und es gibt noch freie Plätze. Melden Sie sich, wenn Sie in der Stille und in wunderschöner Landschaft Psalm 73 betrachten wollen: "Augen auf für die Wirklichkeit ... - und wohin das führen kann" Das mittlere Bild oben ist von einer Fahrt mit dem Jeep durchs Wadi Rum (Jordanien) Anfang Februar 2022. Nochmals Montag, 14. Februar 2022 Ulrike schreibt: Wenn Sie am Samstag, dem 19. Februar 2022, Zeit haben (09:30 bis 15:30 Uhr), sind Sie herzlich zu einer Tagung der Missionarischen Dienste der Evangelischen Landeskirche in Baden eingeladen: ENGAGIERTE GELASSENHEIT - in turbulenten Zeiten Kirche gestalten. Da bin ich auch dabei - als Impulsgeberin und Workshop-Leiterin. Eigentlich sollte die Tagung vor Ort in Karlsruhe stattfinden - was mir lieb war, weil in Karlsruhe grössere Teile meiner Verwandtschaft wohnen :-) Nun findet die Tagung coronabedingt per Zoom statt. Der Vorteil ist, dass jeder unabhängig vom Wohnort teilnehmen kann. Thema ist der Weg der Kirche: Auf der einen Seite zeigt sich die Gefahr der Depression und Resignation. „Wir können sowieso nichts tun. Kirche wird eben immer unbedeutender.“ – Auf der anderen Seite werden immer neue Ideen, Projekte, Prozesse etc. generiert, die helfen sollen, den Herausforderungen zu begegnen. Zwischen Resignation und Aktivismus suchen viele nach der im Glauben gegründeten Gelassenheit, die ins Tun führt. Programm und Anmeldedaten gibt es, wenn Sie hier klicken: Engagierte Gelassenheit Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Zur Teilnahme sind alle eingeladen, die sich in der Kirche engagieren und miteinander unterwegs sind. Man 'muss' auch nichts sagen, darf einfach zuhören und mitmachen. Vielleicht sehen wir uns ja im Samstag im Zoom. Oder wir sehen uns am Samstag im Kirchgemeindehaus hier in Liestal. Ab 16 Uhr ist nämlich Faith-Time für Familien und Menschen unterschiedlichen Alters. Ich bin 'bei den Erwachsenen' dabei. Im Anschluss: Einladung zum gemeinsamen Abendessen (2G). Nähere Informationen findet man hier. Montag, 14. Februar 2022 Wolfgang schreibt: Die erste Hälfte der Reihe über KRISEN und KRISENBEWÄLTIGUNG liegt hinter uns. Frau Dr. Heidrun Kaletsch aus Berlin berichtete in zwei spannenden Vorträgen aus ihrer reichen therapeutischen Erfahrung. »AM SCHEIDEWEG« war der Titel des zweiten Abends. Sie können ihre anregenden und hilfreichen Darlegungen gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Vortrag herunterladen unter: 2022-Am Scheideweg-KALETSCH. Eingeladen sind Sie zu den nächsten beiden Abenden: »Wenn mein Gottesbild sich verändert — Gott treu bleiben und mir selbst treu bleiben« (mit Ulrike Bittner am 17. Februar 2022) sowie »Begleitende Seelsorge — warum das begleitende Gespräch nicht nur in Krisenzeiten wichtig ist« (mit Stephan Gassler am 24. Februar 2022). Beide Abende finden in der Ev.-methodistischen Kirche von Liestal statt. Beginn jeweils 19:30 Uhr. Beide Abende werden auch via ZOOM übertragen. Die Zugangsdaten findet man auf der Seite »Unsere Termine«. Freitag, 11. Februar 2022 Wolfgang schreibt: Ulrike hat vor einigen Tagen einen hervorragenden Vortrag zum Thema »Kirche — Wohin?« gehalten. Der Umbruch unserer Gesellschaft fordert uns als Kirche heraus. Was bedeutet das für die Zukunftsentscheidungen, die wir heute zu treffen haben? Ulrike hat ihre Einsichten aus Gesprächen und Begegnungen mit Gemeinden in Berlin, der Türkei, Ägypten, Paris, Österreich und im Osten von Deutschland gewonnen. Erhellend, herausfordernd und gleichzeitig spannend. Den Vortrag kann man gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Vortrag herunterladen unter: 2022-Kirche wohin?-. Ulrike schreibt: Ich habe den Konfirmationsunterricht für morgen vorbereitet. An Samstagen ist der Unterricht vierstündig, damit wir Zeit für Ausflüge und vor allem für Begegnungen haben. Für Morgen habe ich den Leiter vom Falkennest in Liestal - einer Wohngemeinschaft für junge Erwachsene (Träger ist das Jugendsozialwerk) - in den Konf. eingeladen. Unsere jungen Leute sollen wissen, wo sie gegebenfalls Hilfe für sich oder ihre Kollegen finden. Im Hauptteil des Nachmittags werden wir dann die beiden Schöpfungsgeschichten der Bibel betrachten - das ist eins der Wunschthemen der Jugendlichen. Sie sind wirklich interessant: a) dass die Schöpfung 'gut' ist. 'Gut' ist nicht zuerst ein Schweizer Qualitätsmerkmal, sondern alles, was uns von Gott her zukommt. Was seinen Ursprung in Gott hat. "Was nennst du mich gut?" fragt Jesus den jungen Mann. "Niemand ist gut als der eine Gott" (Markus 10,18). b) dass der Mensch - in der bleibenden Spannung von Mann und Frau - zum Bild Gottes gemacht ist. Das Verhältnis zwischen Frau und Mann ist alles andere als statisch! Wir bewegen uns immer neu aufeinander zu, bleiben doch verschieden und einander in mancher Hinsicht fremd. Gott selbst ist sehnsüchtig suchend und findend - und wir sind ihm als Geschöpfe darin gleich gemacht. c) dass es eine Sache gibt, die nicht 'gut' ist (1. Mose 2,18). Der Mensch soll nicht alles in sich selbst finden. Er soll nicht autark sein, sondern soll in guter Weise auf seinen Mitmenschen angewiesen sein. Darum schafft Gott ihm eine "Hilfe", die ihm "Gegenüber" sei. Ich werde die Jugendlichen bitten, das in Bildern darzustellen: Wie sieht es aus, einander eine Hilfe zu sein? Wie sieht es aus, einander ein Gegenüber, also ein Spiegel, zu sein? Wer ist es, der oder die mir Bescheid gibt über mich selbst? Wer sagt mir, wer ich bin? Und dann auch noch die 'Rippe'! Gott nimmt dem Menschen etwas weg. Der, dem etwas weggenommen ist, dem etwas fehlt, der wird ab diesem Moment 'Mann' genannt. Diejenige, die aus der Rippe gebaut wird und die von Anfang an 'ganz' ist, wird 'Frau' genannt. Warum die Rippe? Was meint das? Wer von Ihnen beim zweiten Offenen Abend, heute um 19.30 Uhr dabei sein möchte, ist wieder ins Kirchgemeindehaus in der Rosengasse 1 eingeladen: „Am Scheideweg“ - Was machen wir mit der Krise? Hintergründe und Beispiele aus der therapeutischen Praxis. mit Dr. Heidrun Kaletsch | Systemische Therapeutin, Berlin. Wer von Zuhause aus dabei sein will, kann den Zoom-Link klicken: us02web.zoom.us/j/89813994990?pwd=OW9iTkhxL0h1VThPVUZaZDlXdStGdz09 Donnerstag, 10. Februar 2022 Ulrike schreibt: Das war gestern in Dübendorf eine schöne Gemeindeerfahrung. Das Gemeindezentrum liegt ganz zentral in der Nähe des Bahnhofs. Die vier Pfarrerinnen und Pfarrer sind miteinander und mit der Kirchenpflege auf dem Weg - mit der Frage: "Kirche wohin ...?" Da war viel Interesse aneinander, Hören aufeinander, gleichzeitig viel Lebenserfahrung. Es macht mich fast ein bisschen neidisch, dass sie auch Neues anpacken, zum Beispiel in einem Neubaugebiet der Kirchgemeinde beginnen, Menschen zu sammeln. Wir laden heute in Liestal zum ersten der vier 'Offenen Abende' im Februar ein. Beginn ist 19.30 Uhr. Mein methodistischer Kollege Stephan Gassler und ich haben die Reihe zusammen mit der Berliner Ärztin und Psychotherapeutin Heidrun Kaletsch vorbereitet. Thema unserer Abende ist Die Krise in seelsorgerischer und therapeutischer Perspektive - Wenn Lebenskonzepte und Gottesbilder zerbrechen. Der Abend heute und morgen finden im Kirchsaal unserer reformierten Kirchgemeinde Liestal, Rosengasse 1, statt (2G). „Im Labyrinth“ - Was macht eine Krise in und mit uns? Hintergründe und Beispiele aus der therapeutischen Praxis Impuls: Dr. Heidrun Kaletsch | Systemische Therapeutin Sie können auch per ZOOM dabeisein: us02web.zoom.us/j/86399115784?pwd=U1BQMGN2ZWhYVzF2eDl1ckhLaTJOQT09 Herzlich willkommen! Sonntag, 6. Februar 2022 Ulrike schreibt: Wir hatten am Wochenende Familienbesuch - inclusive Baby und Kleinkind. Solche Besuche vergehen im Nu, ohne dass man irgendetwas "Besonderes" gemacht hätte, ausser Essen zubereiten und miteinander Essen, mit den Kindern spielen, sie schlafen legen, sich unterhalten, wieder essen, ein bisschen raus gehen usw.. Schön war's. Der nächste Übernachtungbesuch kommt schon in ein paar Tagen. Wir freuen uns sehr auf Dr. Heidrun Kaletsch, die an den ersten beiden Offenen Abenden in Liestal (Donnerstag und Freitag, jeweils um 19.30 Uhr) referieren wird. Den Zoom-Link für die, die nicht leibhaft kommen können oder wollen, stelle ich am Donnerstag hier ein. Am Mittwoch bin ich in eine Kirchgemeinde - nämlich nach Dübendorf - eingeladen. Die Kolleginnen und Kollegen dort sind schon eine Weile und vor allem miteinander mit der Frage "Kirche wohin?" unterwegs. Zum Beispiel predigt jede Pfarrperson über eine Beobachtung, die sie als Veränderung im kirchlichen Leben beschäftigt. Ich soll am Mittwoch einen Impuls darüber geben, a) was die zunehmende Mobilität von Menschen für die Ortsgemeinden heisst und b) was die Kirchgemeinde attraktiv macht, wenn sie als kleiner Player - als Minderheit - in ihrem gesellschaftlichen Umfeld agiert. Heute Abend beginnt die neue Arbeitswoche. Wir treffen uns als Team, um die Abendfeier am nächsten Sonntag (13. Februar 2022) vorzubereiten. Vorher gehe ich ein bisschen raus zum Schwimmen oder Laufen. Die Reise nach Jordanien hat meinen Rhythmus etwas durcheinander gebracht. Dienstag, 1. Februar 2022 Ulrike schreibt: Und schon sind wir im neuen Jahr im Monat Februar ... Ich habe eben, im Reisebus, den letzten Eintrag aus Jordanien geschrieben, vom Roten Meer aus. Es sind in dieser Woche 'kleine' persönliche Einträge geworden, denn die Reise hatte nicht wirklich Zeitfenster fürs eigene Schreiben/ Lesen/ Nachdenken. Wer von den letzten sieben Tagen lesen möchte, kann das hier tun: ulrikebittner6.wixsite.com/website/blog Danke an die von euch, die mit Gedanken, Gebeten, mit ihrer Neugierde und Anteilnahme mit dabei waren! Sonntag, 30. Januar 2022 Ulrike schreibt: Unsere Veranstaltungen zur „Seelsorge an der eigenen Seele“ diesen Januar haben ein gutes Echo gefunden. Im Februar laden wir als Kirchgemeinde erneut zu einer seelsorgerlichen Vortrags- und Gesprächsreihe ein. Mein ev.-methodistischer Kollege Stephan Gassler und ich arbeiten mit der Berliner Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Heidrun Kaletsch zusammen. Thema unserer Abende ist: Die Krise in seelsorgerlicher und therapeutischer Perspektive - Wenn Lebenskonzepte und Gottesbilder zerbrechen. Heidrun wird uns in Liestal besuchen und an zwei Abenden vom hilfreichen Umgang mit Krisen erzählen. Ich spreche am dritten Abend darüber, was passiert, wenn bisherige Vorstellungen von Gott zerbrechen bzw. sich verändern. Stephan Gassler schliesst die Vortragsreihe mit der Einladung, Seelsorge als ein begleitendes und klärendes Gespräch auch in den Nicht-Krisenzeiten unseres Lebens zu verstehen. Die vier Abende finden vor Ort und per ZOOM statt. Die Links für den ZOOM finden Sie, wenn Sie links auf "Unsere Termine" klicken, und auf der Website unserer Kirchgemeinden. Wolfgang kam gestern vom Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft in Zürich zurück und war ganz angetan, vom guten gemeinsamen Lernen und den guten Gesprächen. Ich war schon lange nicht mehr ‹nicht dabei› bei einem Studientag. Das liegt daran, dass ich auf einer Bildungsreise in Jordanien bin. Es sind extrem wenige Touristen im Land und in den Hotels - ein merkwürdiges Gefühl. Ich bin in der Provinz Madaba und jetzt gerade in Ma'in, einer Schlucht mit mehreren heissen Quellen und Wasserfällen. Wenn ihr mitlesen möchtet, könnt ihr das hier tun: ulrikebittner6.wixsite.com/website/blog Donnerstag, 27. Januar 2022 Ulrike schreibt aus Amman/Jordanien: Wir sind tatsächlich eingeschneit. Die Fahrt zum The Sanrock Hotel gestern Abend war eine einzige Schlitterpartie. Der Bus hat sich auf der Schnellstrasse nach Amman bzw. in Amman mehrmals quergestellt. So, wie viele andere Autos auch. Der jordanische Busfahrer hat die Polizei gerufen und die hat ein Schneeräumfahrzeug organisiert, das uns abgeschleppt und den Berg hinaufgezogen hat. ... Also erlebnisreich war es. Im Bus sind wir interessante Leute: von der Heilsarmee, der Chrischona, dem Bibellesebund, Leiterinnen von Bildungshäusern - alle möglichen Zugehörigkeiten und Profile. Heute gibt es im Hotel ein spätes Frühstück und wir schauen, was wir anstelle von Jerash - wo man wegen des Schnees eh nicht hinkommt - machen. Wer mitlesen möchte, kann das im eigens eingerichteten Blog tun: ulrikebittner6.wixsite.com/website Hier wiederum auf "Blog" klicken und dann auf den Eintrag, den ihr lesen wollt. Mittwoch, 26. Januar 2022 Ulrike schreibt: Wir fliegen heute tatsächlich nach Amman! Ich wage erst jetzt, einen kleinen Reisebericht anzukündigen. Meine Idee ist, dass ich - wie bei meinem Studienurlaub vor drei Jahren - auf einer eigenen einfachen Homepage von unterwegs erzähle. Wer mitlesen möchte und auf diese Weise an der Reise zu biblischen Orten in Jordanien teilnehmen möchte, kann hier klicken: ulrikebittner6.wixsite.com/website Hier müsst ihr wiederum auf "Blog" klicken und dann auf den Eintrag, den ihr lesen wollt. Samstag, 22. Januar 2022 Ulrike schreibt: Diese Woche ist es etwas ruhiger. Ich besuche Gemeindemitglieder bei sich Zuhause und im örtlichen Pflegezentrum, und ich nehme an Bibelgesprächskreisen teil. In der nächsten Woche wird es spannend. Am Mittwoch fliege ich für eine Woche nach Jordanien - so Gott will und bis dahin nichts dazwischenkommt. Ich schliesse mich einer kleinen Gruppe von Kultour-Reisen mit Assaf Zeevi an und freue mich sehr. Wir beginnen im Norden mit dem Besuch der Ausgrabungen in Jerash (Gerasa), sind länger am Ostufer des Toten Meeres und fahren dann nach Süden - nach Petra - und bis ins Wadi Rum und in die Hafenstadt Aquaba. Im Mittelpunkt stehen Ausgrabungen im Ostjordanland und ihre Zuordnung zur biblischen Geschichte. Am Samstag nächster Woche - dem 29. Januar 2022 (9.45-16.30 Uhr) - ist Studientag der FBG mit Wolfgang Bittner in Zürich. Die Fritz-Blanke-Gesellschaft ist ein Verein mit dem Anliegen, gesellschaftlich relevante Themen in christlicher Perspektive zu betrachten. Und zwar so einfach, dass jede und jeder gut mitdenken kann. Vorwissen ist gut, aber keine Bedingung. Der Studientag am nächsten Samstag hat ein seelsorgerliches Thema. Anlass dafür ist die Anfrage eines Verlags an Wolfgang, ein Andachtsbuch über das bekannte Gedicht ‹Spuren im Sand› zu schreiben. Den Flyer dafür erhalten Sie gleich hier: 2022-01-SPUREN IM SAND (1) Ein Teil des Studientags befasst sich mit Erfahrungen von ‹Alleinsein bzw. Getragenwerden› durch Gott.› Was ist uns da versprochen, was dürfen wir erwarten? (2) Wolfgang wird dann die Frage umkehren. Ist es nicht so, dass wir als Christinnen und Christen oft Gott alleine lassen? Statt seine Wege zu den Menschen mitzugehen, bleiben wir stehen und verweigern uns? Beim Studientag kommen auch Menschen in den Blick, die diese Frage vernommen haben, z.B. Etty Hillesum, Madeleine Delbrêl, Edith Stein, Eberhard Arnold usw.. Sie können sich noch gut für den Studientag anmelden. Der Gemeindesaal der ev. methodistischen Kirche in Zürich (Zeltweg 20) ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Montag, 17. Januar 2022 Wolfgang schreibt: Im gestrigen Gottesdienst ging es weiter mit dem Thema »Seelsorge an der eigenen Seele«, und zwar mit der Frage: WAS BLEIBT? Psalm 103,14-18 zeigt uns, wie gut es ist, dieser Frage nachzugehen. Die Predigt von Wolfgang J Bittner in der Stadtkirche Liestal können Sie gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Vortrag herunterladen unter: 2022 SEELSORGE 3 – Ps 103,14-18-. Samstag, 15. Januar 2022 Ulrike schreibt: Und hier ist der ZOOM Link für heute Abend, 19.30 Uhr: den Liederabend mit Frieder Gutscher und einem eher kurzen Vortrag von Wolfgang und mir. Wir sind heute bei Psalm 103, Vers 3-4: "der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit" Wir gehen dem nach, was es mit der Vergebung Gottes, mit seinem Heilen und mit dem Freikauf aus Bindungen auf sich hat. us02web.zoom.us/j/89500073338?pwd=Y0FYWlJOd3pDV1BWZVMxb2tNOVlKQT09 Sie können aber auch vor Ort in den Kirchsaal in der Rosengasse 1 kommen. Voraussetzung ist für Drinnen-Veranstaltungen zur Zeit 2G - heisst, einen Nachweis mitbringen, dass Sie geimpft oder genesen sind. Wir freuen uns auf den Abend! Vorher - ab jetzt gleich - habe ich noch Konfirmandenunterricht. Samstag oft mehrstündig mit ein paar Aktionen drin. Den Unterricht mache ich gemeinsam mit meiner Kollegin Evelyne Martin. Für heute haben wir - am Schluss des Unterrichts - die Eltern der Jugendlichen zur gemeinsamen Feier des Abendmahls eingeladen. Donnerstag, 13. Januar 2022 Wolfgang schreibt: Gestern Abend begann die Themenreihe SEELSORGE AN DER EIGENEN SEELE. Eingesetzt haben wir mit einem Vortrag über die Wichtigkeit des Gesprächs mit sich selbst, also mit seiner eigenen Seele. Als kreativer Leitfaden zeigte sich der Abschnitt Psalm 103,1-12. Den Vortrag können Sie gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Vortrag herunterladen unter: 2022 SEELSORGE 1 – Psalm 103,1-12-. Weiter geht es am Samstag und am Sonntag, zusammen mit dem Liedermacher Frieder Gutscher. Am Samstag kann man wieder von auswärts per ZOOM mit dabei sein. Mittwoch, 12. Januar 2022 Ulrike schreibt: Wenn ihr heute Abend dabei sein wollt, seid ihr herzlich eingeladen. Entweder um 19.30 Uhr im Saal unserer Kirchgemeinde (mit Zertifikat) oder per Zoom. Wolfgang wird den ersten Impuls heute machen: MIT MIR SELBST REDEN – IM ANGESICHT GOTTES. Ich freue mich, weil auch für mich einiges an Wolfgangs Vortrag neu sein wird. Im Psalm 103 hört der betende Mensch auf seine Seele. Wir fragen: Wer ist das, meine Seele? Was behauptet sie, von mir zu wissen? Und warum ich manchmal „Nein“ sagen muss (Psalm 103,1-2.8-13). ZOOM: us02web.zoom.us/j/83525358901?pwd=b3JJODFUZzlGK1kzUmEwNjJ0VEpjQT09 Meine ersten beiden Wochen im Januar waren sehr voll. Eigentlich war alles sehr gut, ich würde sagen: gesegnet. Die vielen Beerdigungen waren gut, die Art und Weise, wie wir als Gesprächskreise - mit bzw. trotz 2G - in der Gemeinde weiter unterwegs sind. Dazu will ich gern ausführlicher schreiben. Ich habe mich gefragt, wo in der Bibel wir davon lesen, dass der Gemeinde wegen Uneinigkeit in einer bestimmten Frage die Spaltung droht. Das ist zum Beispiel der Fall im Bezug auf das Essen des Götzenopferfleisches. Paulus nimmt zweimal - im Brief an die Gemeinde in Korinth und im Brief an die Gemeinde in Rom - Stellung. Das ist eine Steilvorlage für die Frage, wie wir als Christinnen und Christen mit unseren unterschiedlichen Haltungen in der Impffrage umgehen können bzw. müssen. Samstag, 1. Januar 2022 Ulrike schreibt: Ein glückliches und gesegnetes neues Jahr wünschen wir euch und Ihnen. Bei uns ist es heute, am Neujahrstag, ganz ruhig - bis dann am Nachmittag Familienbesuch kommt. Die beiden jüngsten Kinder in Wolfgangs Familie sind auch dabei. Ich hoffe, dass M. mit ihren knapp zwei Jahren nicht am Weihnachtsbaum rüttelt; der steht nämlich nichts besonders fest ... Ich fand die beiden letzten Wochen sehr sehr schön. Gestern haben wir in der Stadtkirche Liestal den Jahresschluss gefeiert - zusammen mit Menschen aus allen 7 Kirchen der Stadt. Vorbereitet haben den Gottesdienst eine Pastorin der Bewegung Plus, der Pastor der Chrischona Gemeinde und ich für die reformierte Kirche. Besonders schön war der 'Break' ziemlich im Eingangsteil des Gottesdienstes. Wir sind hinausgegangen auf den Kirchhof: zehn Minuten zum Einander-Begegnen bei Punsch und Glühwein, im Licht einer Feuerschale und von Kerzen. Für die Abendmahlsfeier am Schluss des Gottesdienstes waren wir dann nochmals draussen. Auch die Weihnachsfeier im Pflegezentrum war - meiner Meinung nach - unglaublich schön. Wir hatten ein Trio (Akkordeon, Trompete, Kontrabass) und sie haben auf Wunsch der Heimleitung vor allem Weihnachtslieder gespielt - ein bisschen leise, für mein Verständnis. Dann habe ich dem Trio gesagt - ich war in zwei Wohngruppen für den Gottesdienste verantwortlich - dass sie auch ihre eigene Musik spielen sollen (ost-europäisch, Tango, jiddisch) und da ging die Post ab. Die alten Leute haben geklatscht, gewippt und - in der Wohngruppe für Menschen mit Demenz - zu tanzen begonnen. Die Erzählung einer weihnachtlichen Geschichte (ich 😉) war auch nicht schlecht. Ich habe frei erzählt, mit ganzem Körpereinsatz. Ganz intuitiv, ohne es vorher zu üben, und die alten Menschen haben wie gebannt zugehört. ... Gute Weihnachtsgeschichten sind ein seltenes Gut. Ich habe heute die nächsten Gottesdienste und Kurse mit Wolfgang und mir auf unserer Homepage notiert. Ihr findet sie, wenn ihr links auf "unsere Termine" klickt. Die Seite wird fortlaufend ergänzt. Montag, 27. Dezember 2021 Ulrike und Wolfgang schreiben: Im Hintergrund sind wir schon lange daran, Veranstaltungen für das kommende Jahr zu planen. Auf jeden Fall freuen wir uns darauf. Die nächsten Angebote: 12. bis 16. Januar 2022: «SEELSORGE AN DER EIGENEN SEELE» — eine Veranstaltungsreihe, die der bekannte Liedermacher Frieder Gutscher mit uns mitgestalten wird. Den Flyer finden Sie hier: 2022.01 Seelsorge an der eigenen Seele. Wer in Liestal nicht anwesend sein kann, der kann sich bei den ersten beiden Anlässen von auswärts via 'Zoom' zuschalten. Die Predigten werden aufgenommen und stehen anschliessend zum Download zur Verfügung. Das genaue Programm dieser Tage: Mittwoch, 12. Januar 2022, 19.30 Uhr, KGH Martinshof: MIT MIR SELBST REDEN – IM ANGESICHT GOTTES Im Psalm 103 hört der betende Mensch auf seine Seele. Wir fragen: Wer ist das, meine Seele? Was behauptet sie, von mir zu wissen? Und warum ich manchmal „Nein“ sagen muss (Psalm 103,1-2.8-13). Vortrag und Gespräch mit Ulrike und Wolfgang J. Bittner ZOOM: https://us02web.zoom.us/j/83525358901?pwd=b3JJODFUZzlGK1kzUmEwNjJ0VEpjQT09 Samstag, 15. Januar 2022, 19.30 Uhr, Stadtkirche Liestal: WAS MEINE SEELE WISSEN MUSS Wir gehen dem nach, was es mit der Vergebung Gottes, mit seinem Heilen und mit dem Freikauf aus Bindungen auf sich hat (Psalm 103,3-5). Vortrag und Lieder mit Frieder Gutscher, Ulrike und Wolfgang J. Bittner ZOOM: https://us02web.zoom.us/j/89500073338?pwd=Y0FYWlJOd3pDV1BWZVMxb2tNOVlKQT09 Gottesdienst, Sonntag, 16. Januar 2022, 09.30 Uhr Stadtkirche Liestal und 11.00 Uhr Gemeindezentrum Seltisberg WENN DER WIND DARÜBER GEHT Der Psalmbeter vergleicht sich mit einem Gras und mit einer Blume auf dem Feld. Warum das ‹gute Nachricht› ist und welchen Anspruch an uns wir nicht haben müssen (Psalm 103,14-18). Mit Frieder Gutscher und Ulrike Bittner. Die Predigt wird zum Nachhören/ zum Download zur Verfügung gestellt. Abendfeier, Sonntag, 16. Januar 2022, 18.00 Uhr, Stadtkirche Liestal: ...ÜBER DENEN, DIE IHN FÜRCHTEN Das eine, was der Psalmbeter selbst zu tun hat, ist Gott zu fürchten. Wir fragen nach: Was meint das? Warum gehören Fürchten, Lieben und Vertrauen unbedingt zusammen? Mit Frieder Gutscher, Ulrike Bittner und Wolfgang J. Bittner. Die Predigt wird zum Nachhören/ zum Download zur Verfügung gestellt. 29. Januar 2022: Studientag «SPUREN IM SAND» Ein Studientag der Fritz Blanke Gesellschaft in Zürich. Den Flyer erhalten Sie hier: 2022-01-SPUREN IM SAND 19.-24. März 2022 (fünf Tage), Schweigetage in Rasa TI: «AUGEN AUF FÜR DIE WIRKLICHKEIT … und wohin das führen kann.» Wie ich den Ort finde, an dem sich meine Verzweiflung wendet. Psalm 73, ein Psalm zum Rätsel des Leidens. Den Flyer für die Rasa-Angebote 2022 bis 2024 finden Sie gleich hier: RASA-2022-2024 Samstag, 25. Dezember 2021 Wolfgang schreibt: Es ist ein Geheimnis, das über Weihnachten liegt und uns immer neu entgegen kommt.Es ist gut, wenn uns jemand zu diesem Geheimnis hinführen kann. Ein unmissverständlicher Wegweiser ist die Weihnachtserzählung von Lukas. Immer dieselbe Geschichte - und doch immer wieder verzaubernd neu. Ulrike hat heute Vormittag in der Stadtkirche Liestal über Lukas 2,6-17 gepredigt: WEIHNACHTEN - wenn sich der Himmel öffnet. Ich bin selbst davon fasziniert, wie uns in ihren Worten das grosse Geheimnis Gottes nahe kommt. Beim aufmerksamen Zuhören merke ich einmal mehr, wie nötig mir gerade diese Verkündigung ist. Den Inhalt kennen wir mehr oder weniger alle. Aber das ist es nicht. Zum Evangelium wird es uns, wenn es uns so schlicht, markant und doch so direkt zugesprochen wird. Ich jedenfalls habe es nötig, diese einfache Wahrheit immer neu zu hören. Sie können die Aufnahme dieser Predigt direkt hier anhören bzw. ganz unten auf der Seite auch herunterladen unter dem Stichwort "2021-WEIHNACHTEN-Wenn sich der Himmel öffnet" Mittwoch, 22. Dezember 2021 Ulrike schreibt: Jetzt wird es kalt draussen. Die Zwiebeln der Narzissen - die dieses Jahr sehr spät geliefert wurden - sind in der Erde, unsere Rosenstöcke, die drei Feigenbäume und der Olivenbaum sind frostsicher eingepackt. Wolfgang und ich gehen arbeitsteilig vor: Wolfgang bohrt stehend die Pflanzlöcher in die Erde; ich hocke am Boden, lege die Zwiebeln in die Erde und schütte die Löcher zu. Auf diese Weise sind wir ganz fix. Morgen feiere ich - zusammen mit meinem Kollegen von der Chrischona-Gemeinde - Weihnachten im örtlichen Pflegezentrum. Coronabedingt sind es drei Weihnachtsfeiern und nicht eine grosse Feier. Logistisch sind solche Nachmittage eine Herausforderung, für uns, aber auch für die Musiker/innen. Wir haben für morgen ein wunderbares Trio (Kontrabass, Trompete, Akkordeon) engagiert, die mit uns von Etage zu Etage ziehen. Den Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember (9.30 Uhr) habe ich bereits vorbereitet. Wir werden das Abendmahl - coronabedingt - im Kirchhof - draussen "bei den Hirten auf dem Feld" feiern. Der Silvestergottesdienst, den wir mit allen Kirchen der Stadt gemeinsam feiern (31. Dezember, 17 Uhr in der Stadtkirche) ist auch schon vorbereitet. Jetzt bin ich daran, Beerdigungsgespräche zu führen. Mich wundert, dass auch Menschen in meinem Umfeld Verschwörungstheorien im Blick auf Corona für wahr halten. Was ist da los? Warum sind auch Christinnen und Christen so anfällig dafür, hinter den Impfungen einen "grossen Plan" zu sehen, der darauf zielt, die Menschheit auszurotten? Ein gutes Interview mit einem ehemaligen Verschwörungstheoretiker findet ihr beim Youtube Kanal Die Frage (einfach anklicken). Hier ist ein Überblick zum Verlauf des Interviews: 00:00 Begrüssung: “Verschwörungserzählungen waren meine Wahrheit“ 00:30 Welche Verschwörungserzählungen glauben Menschen? 03:56 Woher kommen Verschwörungserzählungen? 05:32 Gehen von Verschwörungsgläubigen Gefahren aus? 06:18 Wie reagieren Freunde und Familie auf Verschwörungsgläubige? 08:26 Wie geht man mit Verschwörungsgläubigen um? 10:36 Was lösen die Erzählungen in Verschwörungsgläubigen aus? 11:43 Wie reagiert man auf Unstimmigkeiten bei Verschwörungserzählungen? 14:13 Wie schafft man es aus den Verschwörungserzählungen raus? 15:31 Wie verändern sich Menschen durch Verschwörungserzählungen? Freitag, 17. Dezember 2021 Ulrike schreibt: Ich habe es ausgesprochen schön in ... hmm ... München. Ich stocke manchmal, muss innehalten, wo ich gerade bin. Weil sich mit "München" keine Erinnerungen verbinden und die Stadt sich wie "Wien" anfühlt. Ich laufe viel durch die Stadt, was ich ja eh gern mache. Der erste Höhepunkt gestern war der Viktualienmarkt. Das ist ein Marktplatz unter freiem Himmel mit kleinen Läden und Ständen. So feine Gerüche - nach Wurst z.B. - und so schöne Dinge: ein Stand mit vielen verschiedenen Arten von Christstollen, andere mit Wein oder Käse und recht viel Pflanzen und Weihnachtsgrün. In der Frauenkirche - das ist die Hauptkirche und Bischofskirche von München - habe ich mich in die Abendmahlskapelle gesetzt. Da liegt ein wunderbar leichter Geruch von Rosenöl in der Luft. Ich bin mit Gerüchen heikel, aber da hätte ich bleiben können. Dass das Abendmahl ein Wohlgeruch ist und die 'Seele' erfreut, war mir vorher gar nicht bewusst. Zu Mittag habe ich in La Tavernetta Bandnudeln mit Trüffeln gegessen. So einfach und dermassen lecker: die Nudeln mit Butter Und sonst nichts), und darauf dünne Trüffelscheiben und frischer Pfeffer. Ich war bis in die Nacht hinein satt. Angeschaut habe ich mir die Ausstellung 'Fantastisch Real - Belgische Moderne von Ensor bis Magritte' in der Kunsthalle. Nachdem man in der Alten Pinakothek und der Pinakothek der Moderne die Besucherinnen an zwei Händen abzählen konnte, war es in der Kunsthalle richtiggehend voll. Ich habe mich gefragt, ob es an den zahlreichen schicken Bars und Geschäften drum herum liegt. Aber die Ausstellung war wirklich besonders, und für mich waren ziemlich alle Maler und Bilder (bis auf Magritte) neu. Sehr berührt bin ich von den Bildern von Rik Wouters (1882-1916). Wenn ich es recht sehe, hat er vor allem seine Frau gemalt, ganz leicht und immer in hellen Farben. Er muss sie sehr geliebt haben. Rik Wouters ist jung an Augenkrebs gestorben. Das Bild 'Nordsee' von Jean Brusselmans (1883-1953) würde ich gern haben und den 'Sturm' von Eugéne Laermans (1864-1914) oder einzelne Bilder von Léon Frédéric ... :-) Heute gehe ich wahrscheinlich nochmals in die Alte Pinakothek. Und in eine Art Kino in der Altstadt, das eine virtuelle Zeitreise (TimeRide) durch die Geschichte Bayerns anbieten. Mit VR Brille und haptischen Feedbacksystemen - so dass man beim 'Fliegen' zum Beispiel auch den Wind spürt. Ich staune, was es alles gibt. Jetzt gehe ich ersteinmal zum täglichen 'Testen' ins nahegelegene Theater. Mittwoch, 15. Dezember 2021 Ulrike schreibt: Eigentlich wollten Wolfgang und ich vorgestern in den Urlaub fahren für ein paar Tage. Aber die Steiermark hat denLockdown bis Ende der Woche verlängert und die Hotels dürfen bis dahin keine Touristen beherbergen. Ich wollte trotzdem ein bisschen 'raus' und etwas Neues sehen. Was ich gar nicht kenne, ist München und seine Museen. Und München ist nur vier Autostunden von Liestal entfernt. Theoretisch. Faktisch waren es fast sieben Stunden Fahrt mit viel Nebel, mit Sperrungen wegen Unfall und Staus vor München. Stautechnisch ist München eine Katastrophe. Das Hotel, das ich ausgesucht habe, liegt schön zentral am Isartor, also zwischen Altstadt und Isarvorstadt. Das Viertel erinnert mich an Berlin Moabit, ist aber vielfältiger und origineller, was Läden, Theater, öffentliche Plätze angeht. Ich bin oft verblüfft, dass Städte, von denen ich es nicht erwarte, viel origineller sind als Berlin. Gleich nach der Ankunft bin ich im Theater am Gärtnerplatz "testen" gegangen. Denn in den Münchner Museen braucht es zusätzlich zur Impfung oder Genesung einen negativen Corona-Test, der nicht älter als 24h sein darf. Heute war ich also im Museum, vor allem in der Pinakothek der Moderne. Das ist ein riesengrosser neuer Bau, der vier Museen - zur klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst, zu Design, Architektur und Grafik - unter einem Dach vereint. Der Bau ist wirklich beeindruckend, sieht extrem hochwertig aus. Das Gebäude - unglaubliche Treppen, Lichthöfe, Sitzecken - beeindruckt mindestens genauso wie die Ausstellungen darin. Mir waren die Ausstellungen zur Moderne zu ambitioniert. Bilder werden nicht einfach 'gezeigt'. Sondern jedes Bild muss sich einem Thema unterordnen Die Ausstellungsräume haben 'Themen' und sollen Spannungsfelder aufzeigen. Jedes Bild soll durch Auswahl und Hängung ins Gespräch mit anderen Bildern gebracht werden. Ich fand das anstrengend. Ich will ja in erster Linie schauen, und nicht (zuerst) denken. .... Sehr interessant fand ich die aktuelle Ausstellung über Obdachlosigkeit in verschiedenen Städten weltweit. Im Vordergrund steht die Suche nach städtebaulichen Lösungen, nach Übergangslösungen und -unterbringungen von wohnungslosen Menschen. In der Alten Pinakothek war ich am Abend auch, aber nur in drei Sälen. Rubens habe ich noch nie so gesehen wie dort. Ich wusste gar nicht, dass er grossformatige Bilder zur Apokalyptik/ Johannesoffenbarung gemalt hat. Ich will nochmals hingehen. In der Stadt habe ich dies und das erledigt, gut gegessen und den Abend im Wellnessbereich des Hotels - und jetzt mit Schreiben für euch - verbracht. Sonntag, 12. Dezember 2021 Wolfgang schreibt: Ulrike hat heute in der Stadtkirche den Gottesdienst gefeiert und über Lukas 3 gepredigt: der Zusammenhang der Sendung von Johannes dem Täufer mit der Sendung Jesu. Die grosse Hoffnung Israels richtet sich auf die von Gott versprochene und geplante umfassende Erneuerung. Nach der Botschaft der Propheten vollzieht sie sich in der Sendung des "Vorläufers", der mit Wasser reinigen wird, und der darauf folgenden Sendung des Messias, der die grosse Erneuerung durch den Geist bringen soll. So jedenfalls hat Johannes seine Sendung verstanden. — Es ist immer neu verblüffend, wie aktuell diese alten Berichte von der Notwendigkeit und den Grundlagen geistlicher und sozialer Erneuerung sprechen. Sie können die Aufnahme dieser Predigt direkt hier anhören bzw. ganz unten auf der Seite auch herunterladen unter dem Stichwort "2021-12-DER-TÄUFER" Samstag, 4. Dezember 2021 Ulrike schreibt: Gestern, am Freitag, bin ich für einen erkrankten Kollegen für eine Abdankung/Beerdigung eingesprungen. Heute, am Samstag, haben wir unser neues generationenübergreifendes Familienangebot - Faith-Time. Wer mag ist von 16 Uhr bis etwa 18.15 Uhr ins Kirchgemeindehaus eingeladen. Ich habe den biblischen Impuls und Gespräch (zur Weihnachtsgeschichte) für heute vorbereitet. Kinder und Jugendliche können zeitweise in eine eigene - anders kreative und altersgerechte - Gruppe gehen. Morgen laden wir zur letzten Abendfeier in diesem Jahr ein (Stadtkirche Liestal, 18 Uhr). Auch da ist ein Teammitglied erkrankt, so dass voraussichtlich ich morgen den biblischen Impuls machen werde. Lasst euch überraschen :-) Ein gesegnetes Wochenende wünschen Wolfgang und ich euch. Im Januar 2022 werden Wolfgang und ich - gemeinsam mit dem Liedermacher Frieder Gutscher - zwei Abende und zwei Gottesdienste über Seelsorge an der eigenen Seele gestalten. Wir freuen uns sehr darauf und werden damit an unser Stille Wochenende vom 1. Advent in Riehen anknüpfen. Wer interessiert ist, kann sich die Abende vom Mittwoch, 12. Januar und vom Samstag, 15. Januar, sowie die beiden Gottesdienste am Sonntag (16. Januar) um 9.30 Uhr und um 18 Uhr vormerken. Montag, 29. November 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich waren am Wochenende zum Stillen Wochenende in Riehen - bei Basel. Das ist wirklich ein Geschenk, dass es mit einer grossen Gruppe von Menschen und unter den Covid-bedingten Versammlungsregeln so gut ging. Wolfgang und ich haben die Impulse zu Psalm 103 gehalten: der Beter führt ein Gespräch mit seiner Seele, also mit sich selbst. In diesen Tagen habe ich paar Dinge erledigt, die mir auflagen. Freitag zum Beispiel habe ich mir einen neuen Motorroller gekauft. Nachdem meine geliebte und mehrmals reparierte Honda wieder mal liegen geblieben ist, habe ich mir am Freitag eine Yamaha Xmas125 gekauft. Diese Woche kann ich sie abholen und freue mich drauf. Oder: In Basel habe ich mich heute in einer Apotheke (zum dritten Mal) impfen lassen. Ab Morgen bin ich wieder viel in der Kirchgemeinde. Am Abend sind Sie zum Bibel-Salon eingeladen: entweder um 19.30 Uhr in den Kirchsaal (Rosengasse 1) oder in den Zoom. Hier ist der Zoom-Link: Allen Gutes Tun - weil Gott das tut Thema ist: "Zwischen Menschen UNTERSCHEIDEN - und doch ALLEN Gutes tun". Text für morgen ist das Jesuswort aus Matthäus 5: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Verse 43-48) Dienstag, 23. November 2021 Ulrike schreibt: Heute Abend treffen wir uns zum Bibel-Salon im Kirchgemeindehaus: "Keine REZEPTE befolgen - und doch GOTTES WEGE gehen". Es ist schon schade, dass der persönliche Umgang miteinander zu kurz kommt. In den letzten Jahren haben wir uns für die Bibel-Salons in den Wohnungen/ Häusern von Menschen aus der Kirchgemeinde getroffen. Da ist man einander viel näher. Das Gute an der jetzigen Form ist, dass auch Freunde von "weiter weg" teilnehmen können. Hier ist der Link für den Zoom heute Abend, 19.30 Uhr: Zoom-Meeting beitreten us02web.zoom.us/j/87154481136?pwd=MU1UdGR5MEUyYU5ON0J5UHdjNElqdz09 Die letzten beiden Wochen waren schön und dicht. Die Heilsarmee Bern hatte mich zu einem Schulungstag für ihre Mitarbeitenden eingeladen. Bei der Synode unserer Kantonalkirche in Pratteln habe ich die Synoden-Andacht gehalten, in der Kirchgemeinde einen Konfirmandentag gehabt .... und vieles mehr. Ich habe heute einen freien Tag - bis wir uns am Abend sehen. Heute früh habe ich den TCS (Schweizer Pannendienst) für meinen Motorroller gerufen, dann den Roller nach Pratteln in die Werkstatt gebracht. Und jetzt bin ich auf dem Weg nach Neuenburg für einen lang verabredeten Termin. Ich bin das Bahnfahren gar nicht mehr gewöhnt :-) Montag, 15. November 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang bekommt heute Besuch. Ich gehe gleich ins Schwimmbad und dann treffe ich mich mit Gemeindemitgliedern bzw. ich besuche sie im Pflegeheim. Gestern haben wir ökumenischen Gottesdienst gefeiert - also Gottesdienst mit unserer katholischen Schwestergemeinde. Ich finde die gemeinsamen Gottesdienste kostbar und notwendig. Ich frage mich gleichzeitig, was unsere Gemeindemitglieder dabei hören: Ist es für euch ein und dieselbe Botschaft oder geht die Botschaft auseinander? Gestern war ich in der Fondation Beyeler in Riehen (bei Basel). Eigentlich war ich wegen der Ausstellung von Bildern von Francisco de Goya da. Die Ausstellung war dermassen voll mit Menschen/internationalem Publikum, dass ich erst einmal in der benachbarten Ausstellung "Close Up" war. Da werden Bilder von sieben Künstlerinnen gezeigt, die die Moderne mit eingeleitet haben. Also einer Auswahl von Frauen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert selbstbestimmt gemalt haben. Zwei von ihnen habe ich für mich selbst entdeckt, sie zum ersten Mal wahrgenommen: das sind Lotte Laserstein (Berlin/ 1937 nach Schweden emigiriert) und die Amerikanerin Mary Cassatt. ... Zum Ende der Ausstellung hin erzählen sieben Schauspielerinnen, welche Bedeutung je eine dieser Künstlerinnen für ihr Leben bekommen hat. Es lohnt sich sehr. Hier der Link: fondationbeyeler Sonntag, 7. November 2021 Ulrike schreibt: Gestern haben wir in der Kirchgemeinde ein neues Angebot für Erwachsene, Jugendliche und Kinder - Faith Time - gestartet. Da nähern wir uns zusammen und in altersgemässen Gruppen einer biblischen Geschichte und essen zusammen. Es war ausgesprochen schön und auch kurzweilig, aber wir waren wenig Leute. Das dürfen "mehr" werden, es ist wirklich gut! Next time: Samstag, 4. Dezember, 16 Uhr. Heute Abend laden wir zur Abendfeier in die Stadtkirche ein, um 18 Uhr. Wie immer mit einfacher Feier des Abendmahls: mit dem Zuspruch "Du gehörst zu Jesus Christus." Am Dienstag Abend - also übermorgen - sind Sie in den zweiten Bibel-Salon eingeladen. Diesmal geht es um EIGENE GEFÜHLE bejahen — und doch auf GOTTES ZUSPRUCH bauen. Wolfgang und ich werden im Kirchgemeindehaus biblische Impulse mit euch teilen. Wer sich auf Zoom zuschalten möchte, kann das über diesen Link tun: GEFÜHLE bejahen - auf Gottes ZUSPRUCH bauen Wir gliedern den Abend folgendermassen: (1) Wir unterscheiden zwischen Gewissheit und Sicherheit (2) Verunsicherung ist gut, denn ich frage: Auf welchem Grund baue ich eigentlich? (3) Drei Wege, mich zu vergewissern - meine Gefühle (eine innere Instanz) - mein Gewissen (eine innere Instanz) - der Zuspruch aus Gottes Wort (eine äussere Instanz) Hier hoffen wir, seelsorgerliche Klärungen vornehmen zu können. (4) Auswirkungen auf mein Gebetsleben Für das, was Gott mir versprochen hat, beginne ich Gott zu danken.Ich bitte nicht mehr darum. Ständiges Bitten ist ein Zeichen dafür, dass ich Gott nicht ernstnehme. Darum frage ich nach: Was ist es, das Gott mir versprochen hat? Ich gewöhne mein Inneres an seine Versprechen, indem ich Gott dafür danke. Am Mittwoch sind Wolfgang und ich von einem Hauskreis in Zürich zum Gespräch eingeladen (auch ihr könnt uns einladen). Am Donnerstag bin ich bei einer ganztägigen Pflicht-Fortbildung unserer Kantonalkirche, am Samstag bin ich mit einem Workshop beim Gottesdienst-Atelier der Heilsarmee in Bern. Und vieles mehr. Schreibt und fragt, wenn ihr mögt. Sonntag, 31. Oktober 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich wünschen euch einen schönen und gesegneten Sonntag. Wir hatten bzw. haben ein ruhiges Wochenende. An den Freitagabenden sind wir neuerdings immer bei einem Staatskunde-Kurs in Pratteln. Ich will meine Lücken über die politischen Zusammenhänge und Abläufe in der Schweiz stopfen und Wolfgang begleitet mich. Er weiss ziemlich gut Bescheid. Weil wir zu zweit gehen, können wir uns gut unterhalten. Nach unserer morgendlichen Andacht - zu der immer noch das gemeinsame Übersetzen der Bibel gehört - lesen und diskutieren wir miteinander über politische Vorgänge in der Schweiz. Wir machen euch darauf aufmerksam, dass diese Woche die Bibel-Salons beginnen. Jetzt immer dienstags. Wir sprechen über das Leben in Spannungen. Wolfgang wird übermorgen die Einleitung machen: dass es - wenn wir Gott treu sein wollen - meist nicht um ein "richtig" oder "falsch" geht. Vielmehr: Wir versuchen wahrzunehmen, was angemessen ist, um Gott und Menschen gegenüber zuverlässig zu sein. Am Dienstag richten wir den Blick auf Jesus und seine Begegnung mit einer syrophönizischen Frau. Jesus bleibt seinem Auftrag treu, dass er "zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" gesandt ist. Er diskutiert seinen Auftrag nicht, sondern nimmt ihn wahr. Und gleichzeitig ist er "beweglich". Er geht auf die Bitte der Frau ein. Wie geht das? Warum? Wie kann Jesus unterscheiden? Wir laden zum ersten Bibel-Salon FEST sein und doch BEWEGLICH bleiben ein. Eingeladen sind Sie am Dienstag (19.30 Uhr) in den Kirchsaal im Martinshof. Wir haben Zertifikatspflicht. Für die von Ihnen, die weiter weg wohnen oder nicht geimpft/getestet/genesen sind, bieten wir einen Zoom an. Hier ist der Link. Sie können ihn gern an Freundinnen, Freunde, Hauskreise weitergeben. Dem Zoom-Meeting beitreten: us02web.zoom.us/j/81500422123?pwd=OUVKOCtsSDJZSEIvYXNGcFBEZkppZz09 Mittwoch, 20. Oktober 2021 Wolfgang schreibt: Der Vortrag vom letzten Samstag 16. Oktober 2021 zur 'lectio divina', also zur geistlich-meditativen Lesung von biblischen Texten beschäftigt mich weiter. Interessant finde ich eine kleine Ergänzung, die unter dem Druck der Zeit keinen Raum mehr im Vortrag fand. Der Rückzug der Wüstenväter wird meist als spirituelle Suche nach der inneren Stille, dem inneren Schweigen bezeichnet. So stimmig das scheint, ist es doch nicht ganz richtig. Die innere Stille ist im Gegensatz zur oft geäusserten Meinung kein ZIEL. Sie ist ein WEG. Das Ziel ist die immer neu zu gewinnende Fähigkeit, die Stimme Gottes, die Stimme Jesu Christi von anderen Stimmen aussen und innen zu unterscheiden. Knapp: Das Ziel des Rückzugs in die Stille ist die Fähigkeit zur ‚discretio‘, zur Unterscheidung der Geister. Wer sich in die Wüste aufmachte, der schloss sich zunächst einem der „Alten“ an. Erst nach einer Zeit der Schulung und Bewährung durfte er sich aufmachen, um sich der Einsamkeit der Wüste auszusetzen. Dabei ist zu beachten: Wer in diese Einsamkeit aufbrach, musste mindestens eine „Schrift“ mitnehmen. In der Regel wird es ein Evangelium oder zumindest ein Teil davon gewesen sein. In der Auseinandersetzung mit den inneren Stimmen, die einen in der Wüste heimsuchten, fand man im geschriebenen Evangelium die feste und notwendige äussere Stimme. — Wenn man das weiss wird einem auch klar, warum die ‚lectio divina‘, in welcher Gestalt auch immer, die Grundübung der christlichen Spiritualität wurde. Damit sind wir beim Thema des Vortrags. Im ständigen Wandel kirchlicher Gestalt sind wir darauf angewiesen, um die feste äussere Stimme zu wissen und den Zugang zu ihr zu üben, nie zu verlieren. Darum bin ich überzeugt, dass die ‚lectio divina‘ die unverzichtbare Grundübung christlicher Spiritualität ist und bleiben wird. Sie ist ja auch die Übung, die uns als Gemeinschaft verbindet. Dabei denke ich an den schönen Satz von Zwingli: „Welches ist Christi Kylch? Die sin Wort hört.“ Kirche ist Hörgemeinschaft. Sonntag, 17. Oktober 2021 Ulrike schreibt: WIE GEHT FREIHEIT? Heute habe ich über die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus gepredigt (Lukas 19,1-10). Für uns scheinen mir zwei Dinge wichtig zu sein: Jesus ruft den Zachäus beim Namen. Und der steigt eilig vom Maulbeerfeigenbaum und geht mit Jesus mit. Er geht mit, wie es der Zöllner Matthäus tut, von dem wir in Matthäus 9,9-13 lesen. Beide wurden von Jesus gerufen. Wir sollten Menschen helfen, den Ruf Gottes als einen Ruf Gottes an sie wahrzunehmen. Dass Jesus Menschen ruft - heisst: sie nach Hause holt - ist doch das, was Jesus grundsätzlich tut. Er nennt sich den guten Hirten, der das Verlorengegangene nach Hause bringt (Lukas 15,1-7). Das andere, was mir wichtig scheint, ist, dass die Zöllner und Sünder so zu Jesus kommen, wie sie sind. Sie brauchen keine Vorbedingungen erfüllen. Im Zusammensein mit Jesus geschieht etwas. Bei Matthäus und bei Zachäus wird etwas "neu". Das konnte nicht vorher geschehen; wie es die Pharisäer gern gehabt hätten. Die Gemeinschaft mit Jesus bringt Zachäus dazu, sein Leben neu zu leben. Sie können die Aufnahme dieser Predigt direkt hier anhören bzw. ganz unten auf der Seite auch herunterladen unter dem Stichwort "2021-ZACHÄUS" Samstag, 16. Oktober 2021 Wolfgang schreibt: 'lectio divina' UND KIRCHLICHE GESTALTWERDUNG Festvortrag am Jahreskonvent der Michaelsbruderschaft Schweiz/Württemberg in der Propstei Wislikofen AG. Es gehört zur Geschichtlichkeit der Kirche, dass sich ihre Gestalt verändert. Damit wird die Frage nach dem Bleibenden dringend. Neben den verschiedenen Stimmen, die sich IN UNS melden, benötigen wir eine Stimme, die VON AUSSEN HER zu uns kommt. Die Christenheit vernimmt diese Stimme im Hören auf die Texte der Bibel. In der Tradition wird das oft 'lectio divina' (etwa: Hören auf die göttliche Stimme) genannt. Durch sie können wir die inneren Stimmen prüfen. Welche Rolle kommt dabei der 'lectio divina' zu? Sie können die Aufnahme dieses Vortrages direkt hier anhören bzw. ganz unten auf der Seite auch herunterladen unter dem Stichwort "2021-lectio divina-und-kirchliche-Gestalt" Auf der Unterseite »DOWNLOADS-AUDIO« [Unterseite CHRISTLICHE SPIRITUALITÄT/GEBET] sind weitere Beiträge zum Thema gesammelt. — Ausführlich befasst sich das Buch »Wolfgang J. Bittner, Hören in der Stille. Praxis meditativer Gottesdienste« mit Grundlage und Praxis der 'lectio divina'. Auf der Unterseite »DOWNLOADS-TEXTE« steht die Schrift »Scala Claustralium — Stufenleiter der Mönche« von Guigo II zum Download als PDF-Datei bereit. Sonntag, 10. Oktober 2021 Ulrike schreibt: Heute früh waren Wolfgang und ich im evangelischen Erntedank-Gottesdienst am Ort. Die beiden Städte Stainz und Deutschlandsberg - beide im Süden der Steiermark - bilden zusammen eine Kirchgemeinde. Es sind wenige Menschen, die hier evangelisch sind. Genau das interessiert mich: Wie lebt ihr nach innen und nach aussen hin? Was pflegt ihr? Was ist euch wichtig? Wie bringt ihr euch im Gemeinwesen ein? Es ist jetzt drei Jahre her, dass ich meinen dreimonatigen Studienurlaub (September bis Dezember 2018) gemacht habe. Ich habe kleine evangelische Gemeinden in Izmir (Türkei), in Kairo und Assuan (dort auch koptische Gemeinden), im Umland von Paris, in Graz, Mödling und anderen Teilen Österreichs und in zwei Regionen Ost-Deutschlands besucht. Gut 20 Interviews habe ich geführt und verschriftlicht. Die Interviews - und meine eigenen Beobachtungen - sind unglaublich interessant. Besser als ein Krimi. ... Ich frage mich nur, ob irgendwann jemand Interesse daran hat. Von wem sollen wir als kleiner werdende evangelische Gemeinden in der Schweiz und in Deutschland denn lernen - wenn nicht von Minderheiten, die einen deutlichen Erfahrungsvorsprung haben? Seit langer Zeit (Corona) waren Wolfgang und ich wieder einmal in der Oper. In Graz wurde La Bohème aufgeführt; also eine frühere Inszenierung wurde wieder aufgegriffen. Wolfgang und ich lesen viel, reden viel, übersetzen (aus dem Hebräischen) und ich war zweimal im Schwimmbad in Eggenberg bei Graz. Ich bin total geflasht, denn so ein Schwimmbad (das modernste in Österreich) habe ich noch nie gesehen. Das ist ein ganz anderes Schwimmgefühl als in Liestal :-) Montag, 4. Oktober 2021 Ulrike schreibt: Wenn alles gegangen wäre wie geplant, dann wären wir gestern in Israel gelandet. Wir würden heute mit einigen von euch durch den Negev fahren, heute früh wahrscheinlich die Ausgrabungen in Beersheba besuchen. Wir haben mit Assaf Zeevi bereits über eine Verlegung der gesamten Reise in den Herbst 2022 gesprochen und werden euch Bescheid geben, sobald die wiederum angefragten Hotels die Reservierungs-Bestätigung geschickt haben. Nun habe ich mir diese acht Tage freigehalten und Wolfgang und ich fahren ein paar Tage miteinander weg. Ein Beerdigungsgespräch führe ich heute noch und dann fahren wir am Abend in die Steiermark. Neben unserer täglichen Bibel-Lektüre haben wir begonnen, den Roman Dunkelblum von der österreichischen Schriftstellerin Eva Menasse (2021) zu lesen. Wir haben uns den Roman auch als Hörbuch heruntergeladen, freuen uns also beide auf die Fahrt im Auto. Wer selbst einen Eindruck bekommen will, kann die Rezension des SRF lesen: SRF Kultur: Dunkelblum-Verschweigen-ist-auch-ein-Verbrechen Jetzt sind wir in den Herbst hinübergegangen. Ich vermisse die Freibad-Saison schon sehr, bin ja bei fast jedem Wetter schwimmen gegangen. Langsam freunde ich mich mit dem Hallenbad in Liestal an :-) Dienstag, 28. September 2021 Ulrike schreibt: Immer, wenn ihr hier wenig von uns lest, sind unsere Tage gut gefüllt. Besonders hinweisen möchte ich auf die Abendfeier am kommenden Sonntag, dem 3. Oktober, 18 Uhr, in der Stadtkirche Liestal: Wir betrachten die Geschichte von Abraham und Lot (1. Mose 13,1-13). Beide Männer haben viel Vieh und „das Land ertrug es nicht, dass sie beieinanderblieben“ (1. Mose 13,6). Abraham überlässt seinem Neffen Lot den Entscheid, in welche Gegend er mit seinen Viehherden ziehen möchte. Lot wählt – was naheliegend ist – das fruchtbare Jordantal. Uns fällt auf: Abraham hat keine Angst zu kurz zu kommen. Er diskutiert nicht darüber, dass Gott ihm ja eigentlich das ganze Land zugesprochen hat. Wir gehen dem nach: Woher kommt solche Gelassenheit? Abraham meint nicht, Gottes Verheissungen verteidigen oder sichern zu müssen. Auch in einer menschlich angespannten Situation bleibt er entspannt. ... Die Geschichte gefällt mir!! :-)❤️ Sonntag, 26. September 2021 Wolfgang schreibt: Der Gottesdienst zur Goldenen Konfirmation gipfelte in einem spannenden und bewegenden persönlichen Segen von Psalm 139: »Von allen Seiten umgibst du mich." Das ist nicht bloss ein Gedanke. Es ist eine Wirklichkeit, die man erfahren kann und soll. Darum wurden einzelne Verse des Psalms den 'Goldenen Konfirmanden' je einzeln zugesprochen. Hier können Sie die Aufzeichnung des Gottesdienstes nachhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: 2021-09-26-PSALM 139-GOLDENE-KONFIRMATION. Die Predigt ist so aufgebaut, dass die "Ich-Erfahrung" des Psalmbeters im Vordergrund steht. Der Psalmbeter redet von sich. Er spricht von einer Erfahrung, die er - persönlich - mit Gott macht. Wir sind eingeladen, die Erfahrung des Psalmbeters ebenfalls zu machen. Was ist das für eine Erfahrung? (1) Ich bin gekannt „Jahwe, du erforschst mich und kennst mich“ Was heisst es, gekannt und erforscht zu werden? II Ich bin umgeben „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ Was heisst es, ein umgebener Mensch zu sein? III Ich bin erwartet Wo ich auch hingehe – du, Gott, bist bereits da. Alle drei Erfahrungen kann ich auch mit einem anderen Menschen machen. Ich kann von einem Menschen gekannt, umgeben, erwartet sein. Das ist beglückend. Der Psalmbeter macht diese drei Erfahrungen mit Gott. Und auch das ist ein Glück. Donnerstag, 16. September 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind in Berlin. Wir besuchen meine Familie und - soweit es die Zeit zulässt - manche Menschen, denen wir verbunden sind. Ich hole mir ab und zu ein Zeitfenster-Ticket fürs Schwimmbad im Märkischen Viertel und geniesse das Schwimmen sehr. Wobei Berlin so viele Baustellen und so viel Stau hat, dass es mühsam ist, mit dem Auto irgendwo hin zu kommen. Heute war ich mit einer Nachbarin in einem neu gegründeten Café im Kiez. Das Café ist noch leer, hat drei unangeschnittene Kuchen in der Vitrine und fast keine Gäste. Als meine Nachbarin aufsteht und gehen muss, bleibe ich noch ein bisschen sitzen und unterhalte mich mit dem Betreiber. Es ist ein älterer Mann, ein Sudanese, der von Haus aus promovierter Naturwissenschaftler und sehr initiativ ist. Er fragt mich, was ich mache. Ich sage, dass ich Theologin bin. Er strahlt und sagt, Theologie sei doch die schönste aller Wissenschaften!! Sie führe in eine Weite des Denkens. ... Von wem habe ich so etwas zuletzt gehört?! Es ist ein Muslim, der mich daran erinnert. Der die Freude versteht, die es macht, dem Wort Gottes nachzuforschen und es mit anderen Menschen zu teilen. Und dabei sein gesamtes Wissen - Sprache, Liebe zur Kunst, wissenschaftliches Denken - mit einzubeziehen. Als ich zahlen will, winkt er ab. Dabei bin ich der einzige Gast im Laden. Die Freude über die Begegnung ist ihm mehr wert als das Entgelt für die Getränke. Ich lege ihm Geld auf den Tisch und sage, dass ich mich freue, dass er und sein Café im Kiez sind. Dienstag, 7. September 2021 Ulrike schreibt: Ich habe seit dieser Woche Urlaub. Meine Tage teilen sich gerade in drei grosse Zeiten. Zum einen bringe ich unseren Garten einigermassen in Ordnung. Das macht mir Spass, dabei kann ich gut nachdenken oder einen Podcast hören. Ich höre gern Hazel Brugger ("Nur verheiratet") oder Maximilian Pollux ("Der Gangster, die Hure und der Junkie") oder Folk-Musik von Gordon Bok. Wer reinhören will, kann das hier tun: Turning toward the Morning Gegen Abend fahre ich zum Schwimmen nach Rheinfelden. Ich habe ein Saison-Abonnement gelöst dies Jahr. Das wunderschöne Freibad liegt auf der Schweizer Seite direkt am Rhein. An sonnigen Tagen (diese Woche) sind die Bahnen, die für Schwimmer/innen freigehalten sind, ziemlich voll. Da tummeln sich gesundheitsliebende Seniorinnen und Senioren. Dann kann ich den Rhein ausweichen. Ich meine den abgesperrten Uferbereich des Rheins, denn im Fluss selbst ist die Strömung dieses Jahr zu gefährlich. Manchmal schwimmt man auch im Uferbereich auf der Stelle vor sich hin, weil auch da die Strömungen noch spürbar sind. Das Wasser ist kalt, aber gerade am Abend und in der Abendsonne ist es wunderschön. Die meiste Zeit verbringe ich gerade mit Aufräumen und v.a. mit dem dem Sichten und Ordnen von Adressen. Es gibt den Mail-Verteiler der Fritz-Blanke-Gesellschaft. Über den werdet ihr auf Wolfgangs Vorträge, Schweige-Exerzitien usw. hingewiesen. Über den Verteiler für Erwachsenenbildung unserer Kirchgemeinde weise ich auf meine Anlässe hin. Manche Menschen gehören aber zu keiner der beiden Gruppen. Für sie ist es Glückssache, ob sie Bescheid bekommen bzw. Bescheid wissen. Darum überarbeiten Wolfgang und ich unseren Mailverteiler, damit der Informationsfluss besser klappt. Montag, 6. September 2021 Ulrike schreibt: Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass in zweieinhalb Wochen - am 25. September 2021 - ein Studientag mit Wolfgang stattfindet. Ort ist der zentral gelegene Saal der evangelisch-methodistischen Kirche im Zeltweg 20 in Zürich (nahe am Kunsthaus Zürich). Es wird am Studientag darum gehen, wie wir GEWISSHEIT finden. Unser Glaube braucht Gewissheit. In seinem Wort bietet uns Gott selbst Gewissheit an. Doch wie kommt unser Inneres dazu, fest zu werden? An diesem Studientag fragen wir nach: Was ist es, das mich innerlich unruhig macht? Was ist es, das mich innerlich fest werden lässt? Wolfgang spricht über: Gefühle - und ihre Aufgaben. Was darf ich von meinen Gefühlen erwarten, was nicht? Irritationen - und ihre Wichtigkeit. Gewissen - und seine Ambivalenz Gottes Zusagen - und ihre Bedeutung Unser Gebet - und seine Sprache Sie finden mehr Informationen und den Flyer für den Studientag links in der blauen Leiste, wenn Sie auf "Studientage" klicken. Auch hier finden Sie ihn: GEWISSHEIT-21-09-25. Ich selbst finde die Klärungen, die Wolfgang am Studientag vornimmt, grundlegend wichtig, wenn man andere Menschen seelsorgerlich begleitet. Die Sehnsucht nach innerer Festigkeit hat fast jede/r und die Frage danach, wie er bzw. sie zu solcher Festigkeit kommt. Sonntag, 29. August 2021 Ulrike schreibt: Wir sind nun schon ein paar Tage zurück aus Rasa - und sind in den Alltag eingetaucht. Wir wünschen euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag. Hier können Sie den zweiten Teil von Wolfgangs Impuls zu Psalm 86,8 nachhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: PSALM 86,8B VERGLEICHEN Und hier ist die Verschriftlichung desselben Impulses: KANN MAN GOTT MIT ANDEREN HELFERN VERGLEICHEN? Soweit der Exkurs, der bereits heute morgen begonnen hat. Den haben wir jetzt weiter geführt. Nun kommen wir zu Vers 8: „Keiner ist wie du, HERR, unter den Göttern, und nichts gleicht deinen Werken.“ Der Vers 8 enthält einen merkwürdigen Gedanken. Beim Vorbereiten habe ich mich gefragt, ob ich selbst diesen Gedanken kenne. Es geht um die Frage des Vergleichens. Kann man Gott mit Anderen vergleichen? Oder präziser gefragt: Neigen wir dazu, wenn wir um Hilfe rufen, wenn wir Hilfe brauchen, die verschiedenen Hilfsangebote, die verschiedenen sich anbietenden Helfer untereinander zu vergleichen? Wer oder was könnte mir da auch noch helfen? Wer könnte mir auch noch hilfreich sein? Dann bekommen wir so etwas wie eine Reihe von potenziellen Helfern und Hilfsangeboten. In dieser Reihe der Hilfsangebote finden wir dann auch Gott vor. Vers 8 übersetzt: „Niemand oder nichts ist vorhanden wie du unter den Göttern, mein HERR.“ WORAN MAN GÖTTER ERKENNT Der Psalmbeter spricht etwas aus, das wir wahrscheinlich so nicht sagen würden: „Unter den Göttern“. Wir behaupten, dass es Götter nicht mehr gibt. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass es in unseren Herzen, in unseren Entscheidungsprozessen, in unseren Mechanismen sehr viele Götter gibt. Wir nennen sie nicht Götter, aber sie haben die Funktion von Göttern. Ein Gott ist der, der alles bestimmt. Es in der Hand hat, es fördert, es zu Ende bringt usw.. Und den muss ich für mich gewinnen. An den muss ich mich halten, bei dem muss ich in die Schule gehen, dessen Rezepte muss ich übernehmen, damit mein Leben gelingt. In diesem Zusammenhang sagt der Psalmbeter: „Niemand wie du unter den Göttern“. Wenn man sagt: Niemand wie du unter den Göttern, dann ist das ein Eingeständnis: das Eingeständnis, dass man durchaus vergleichen kann. Vielleicht sogar geneigt ist zu vergleichen. Kenne ich eine Gruppe, eine Lebenslehre, eine Lebensanschauung, die mich fasziniert? Die mir früher einmal begegnet ist und mir jetzt wieder begegnet? Im Bereich der Weltanschauungen, der Lebenshilfen, auch im Bereich der religiösen Angebote? Es gibt viele und verschiedene, zum Teil auch interessante, vielleicht mir sogar entsprechende Angebote. ANGEBOTE VON LEBENSHILFE Und es ist tatsächlich so: Ich habe eine Zeitlang das Angebot esoterischer Lebenshilfen in der Schweiz in Bern studiert und habe über einige Monate hinweg eine grosse Esoterikbuchhandlung besucht. Die gibt es in Bern. Sie führt nur Esoterik und wird von ein paar Leuten geleitet, die ausgesprochen menschlich, liebevoll, mit viel Zeit, auch viel Sachverstand für die Menschen da sind. Die lassen sich in Gespräche verwickeln, erzählen von Erfahrungen, hören auf Erfahrungen hin, wenn sie jemand erzählen will. In dieser Buchhandlung gab es alles, ich staune heute noch darüber. Es gab auch christliche Lebenshilfe, eher wenig und in einem kleinen Raum. Die in meinen Augen besten Bücher haben gefehlt: Es waren vor allem Bücher, die in meinen Augen schillernd gewesen sind, die dort präsentiert wurden. Die passten besser in das Angebot. Aber sie waren da. Wenn sich ein Mensch orientiert, dann geht es zu wie bei allem anderen. Ich gehe hin und vergleiche die Angebote. Beim Psalmbeter klingt es, als ob er durchaus verglichen hätte. Und zum Schluss sagt er: „Niemand ist wie du unter den Göttern“ (Vers 8a). Ich bin das ganze Angebot durchgegangen, aber niemand ist wie du. Es sind zwei Kategorien, die er unterscheidet: die Götter, in deren Reihe gliedert er offensichtlich Gott ein. Und dann: das, was du gemacht hast. „Und nichts gleicht deinen Werken“ (Vers 8b). Das wären also die Tinkturen oder die Steine oder die Techniken. Das sind keine Götter, aber Hilfsmittel, die diese Götter anbieten. Weder auf der Ebene der Götter noch auf der Ebene der Hilfsmittel ist Gott vergleichbar. Der Psalmbeter führt das nicht aus. Aber man ahnt, dass er sich in diesem Bereich auskennt. Er ist also nicht einer, der von all dem anderen keine Ahnung hat. Zu mir kommen manchmal Leute, die in bestimmten Kursen gewesen sind. Dann fragen sie mich ganz vorsichtig, nennen einen Namen, nennen einen Ort, nennen einen Fachbegriff und wollen auf diese Weise herausfinden, ob ich wohl auch Ahnung davon hätte. Das ist in Ordnung, das macht man so. Derr Psalmbeter hat offensichtlich in der Szene Erfahrung. Aber er hat nicht nur Erfahrung, sondern er hat ein Urteil. Interessant ist, dass er dieses Urteil im Gebet auch Gott gegenüber ausspricht. Es bleibt bei diesem einen Satz des Urteils. ZWEI FRAGEN Für das eigene Nachdenken könnt ihr beidem weiter nachgehen. Entweder geht ihr dem nach, womit wir angefangen haben: der Frage nach der Schuld. Ist meine Schuld für mich nur und ausschliesslich etwas Dunkles? Oder kann ich vor dem Angesicht Gottes Schuld eingestehen und gleichzeitig anerkennen? Ich habe Angst, dass ich falsch verstanden werden könnte. Die Frage ist, ob ich an der Schuld in meinem Leben, auch etwas von Gott und seiner guten Schöpfung gelernt habe? Das Böse in unserer Welt ist so arm, dass es das Gute braucht, um wirksam zu werden. Die Schlange im Paradies braucht die Frucht vom Baum der Erkenntnis, das heisst, sie braucht das Gute, um damit zu verführen. Die Schlange hat nichts Eigenes, was böse wäre, um zu verführen. Darum ist die Frage erlaubt und durchaus kreativ: Was ist das schöpfungsbedingt Gute, zu dem Gott gesagt hat, das ist gut, das mir in meiner Schuld entgegengekommen ist? Und nun eben auch das zweite: Wo neige ich dazu, einen Vergleich anzustellen zwischen Gott und den Göttern? Zwischen Gott und den Dingen, die mir als Hilfe angeboten werden? Bin ich durch diesen Weg hindurch? Oder ist der Weg vielleicht im Moment nicht aktuell, aber er ist eigentlich nicht abgeschlossen. Ahne ich, dass ich in der nächsten Krise darauf zurückgreifen werde, oder mir überlegen werde, dort oder dorthin zu gehen? Oder bin ich auf meinem Lebensweg soweit gekommen, dass ich mit dem Psalmbeter sagen kann: „Keiner von den Göttern ist wie du. Und nichts, was du geschaffen hast, gleicht dem, was mir auf diesem Weg entgegenkommt“. Es ist die Frage nach der Reifung unseres Urteils und der Klarheit unseres Inneren im Urteil. Dienstag, 24. August 2021 Ulrike schreibt: Hier stellen wir Ihnen einen weiteren Impuls zu Psalm 86 zum Nachhören und Mitlesen zur Verfügung. Sie werden auf diese Weise drei von gesamthaft ca. 20 Impulsen gehört haben. Wolfgang bezieht sich auf Vers 8, in dem der Psalmbeter sagt: "Du, Gott, bist ein Vergebender". Wolfgang weist auf einen Aspekt des Schuldigwerdens hin, den man normalerweise nicht vor Augen hat. Den Impuls können Sie gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: PSALM 86,8a GEHEIMNIS DER SCHULD Und hier finden Sie die schriftliche Fassung dieses Impulses: Ich nehme noch einmal den Faden von heute Vormittag auf. Gott ist der Vergebende. Es geht um Vergebung und auf unserer Seite um Schuld. Was geht vor, wenn es zur Schuld kommt, und was geht dann vor, wenn Schuld vergeben ist? Das ist ein hochkomplexer und vielfältiger Vorgang. Der Schuldanteil ist nur ein Teil dieses Vorgangs. Der klassische Bericht der ersten Schuld ist der Sündenfall, der Bericht in 1. Mose 3. Es ist einer der tiefsinnigsten Berichte, der auf eine seltsam zurückhaltende Weise vom Geheimnis von Schuld spricht. ES BEGINNT MIT ETWAS GUTEM Die Schuld beginnt damit, dass etwas Gutes, ja sogar etwas Wunderbares in der erreichbaren Nähe des Menschen ist. Die Frucht am Baum der Erkenntnis trägt keinen Charakter von Schuld an sich. Es ist erst der Hinweis Gottes davon nicht zu essen, der zur Schuldproblematik führt (1. Mose 3,3) Der Hinweis Gottes führt zur Schuldproblematik, nicht aber die Frucht selber. Die Frucht selber gehört in die Schöpfung Gottes und über die Schöpfung heisst es: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und es war sehr gut“ (1. Mose 1,31). Das gilt auch für diese Frucht. Ich denke mir, dass mit dieser Frucht der Erkenntnis von Gutem und Bösem anders hätte umgegangen werden sollen, als durch diesen Zugriff, zu dem die Schlange verleitet. Es ist dieser Zugriff, der zu dem führt, was die Bibel Schuld nennt. Es ist nicht die Frucht. Das liesse sich an manch anderem Bericht in der Bibel entfalten. Wenn wir es mit Schuld zu tun haben, dann haben wir es immer auch und vordergründig sogar mit etwas zu tun, das in der Schöpfung Gottes liegt und gut ist. Wir greifen also zu kurz, wenn wir danach fragen, was war die Schuld? Wenn ich an meine Schuld zurückdenke, dann heisst die angemessene Frage: Worin bestand das Unangemessene, der nicht erlaubte, zerstörerische Zugriff? Aber das, worauf man zugreift, das war etwas Gutes. Ich kann fragen, was aus diesem Guten, auf das ich da zugegriffen habe, hätte werden können, wenn ich oder wenn wir nicht schuldhaft zugegriffen hätten? SCHULDIG WERDEN UND GLEICHWOHL REICHER WERDEN Ich habe versucht, mir ein paar Schuldgeschichten aus der Bibel, und auch von mir bekannten Menschen vor Augen zu stellen. Vielleicht könnt ihr das auch tun. Entweder eure eigene Geschichte oder Geschichten, die ihr von anderen Menschen kennt. Mir wird dabei deutlich, dass Menschen durch ihr Handeln natürlich schuldig geworden sind. Aber sie sind gleichzeitig auch reicher geworden. Sie haben auf diesem Weg etwas entdeckt, was zur Schöpfung gehört. Adam und Eva erkennen, was gut und böse ist; sie erkennen diesen Baum mit seiner Frucht. Und der gehört nicht zum Wesen des Bösen. Sie greifen nicht auf einen Baum zu, der böse wäre. Der Baum gehört zur guten Schöpfung Gottes. Der Weg dorthin hätte anders sein sollen. So manches Kind, das Verbotenes tut, tut es, weil das, was es damit erreichen kann, so wunderschön und spannend und reich machend ist. Eigentlich würden wir jetzt ein Gespräch brauchen, damit wir nicht in Missverständnissen versinken. Euch möchte ich den Rat geben: Geht einer oder zwei Schuldgeschichten nach, die ihr aus der Bibel oder aus eurem Bekanntenkreis kennt, möglicherweise von euch selber. Man muss nicht die Schuld verleugnen, darum geht es nicht. Was da geschehen ist, war eine Schuldgeschichte. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Als Petrus Jesus verleugnet hat, war es eine Schuldgeschichte. Was hat er daran erfahren? Er hat daran erfahren, dass Jesus sagt, ich habe schon vorher für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre (Lukas 22,32). Es ist eine unglaubliche Gegengabe, die er bekommt, in dem Moment, wo er schuldig wird. Die Frage an mich lautet: Was ist mir begegnet, als ich schuldig geworden bin? Was am Geheimnis der Schöpfung hat sich mir geöffnet, als ich, was ich so hätte nicht tun sollen, doch getan habe? Als ich den Weg der Schuld gegangen bin? Es kann sein, dass die Lebensumstände, in denen ich war, die Menschen um mich herum, die Beziehungen, in denen ich lebe, eigentlich keinen anderen Weg zugelassen haben als meinen Weg in die Schuld. Und trotzdem war es Schuld. Gleichzeitig hat mir der Weg in diese Schuld die Augen für den Reichtum der Schöpfung geöffnet. Noch einmal: das ist kein Plädoyer fürs Schuldigwerden. Es wäre heilsam, wenn das, was man auf diese Weise erfährt, auf eine andere Weise erfahren hätte. Aber man hat es nicht. Vielleicht hat man es auch wirklich nicht gekonnt. ES GIBT NEBEN DEM SCHULDANTEIL NOCH ANDERES Mein Plädoyer lautet, dass wir hinter dem, was an Schuld geschehen ist, nicht nur den Schuldanteil sehen. Für den Schuldanteil gibt es Vergebung. Und die Vergebung ist etwas, das auf gute Weise, auf endgültige Weise frei macht. Die Schuld aber macht mich nicht nur schuldig, sie führt mich in einen Bereich der Schöpfung, der mich reicher macht. Das klingt etwas absolut, so ist es nicht gemeint. Ich weiss gut, dass es Schuld gibt, die einen vielleicht einen Moment lang in die Illusion führt, man sei reich geworden die einen bitter arm entlässt. Aber wir sind alle alt genug und wir wissen darum. Wir sollten den Blick dafür bewahren, dass es mit Schwarzweissmalerei ganz einfach nicht geht. Als David den Ehebruch mit Batseba beging, war es Schuld und sein Handeln wird deutlich als Schuld benannt. Es ist als Schuld auch erledigt worden, aber das ist nicht das einzige, das daraus geworden ist. Mein Wunsch: haltet die Augen offen für alles andere, das durch Schuld auch aufgeht. David bekommt eine Frau, er bekommt ein Kind. David wird der Stammvater des kommenden Messias. Er erlebt mit, dass mit dem Sohn der Batseba als erstem die Linie Gottes ins Messiastum bis hin zu Jesus von Nazaret beginnen wird. Es gibt keine Messianität, es gibt keine Linie hin zu Jesus, ohne Batseba. Und damit, ohne diesen Schritt der Schuld des David. Das macht die Schuld nicht kleiner. Aber es zeigt, dass sie vergebene Schuld ist und das aus ihr etwas geworden ist. Sonntag, 22. August 2021 Wolfgang schreibt: Unser Psalm 86 beschäftigt uns wirklich Tag für Tag. Wir staunen selbst, was alles sich uns öffnet: über Gott ebenso wie über uns. Diesmal geht es um die FREUDE, die wir von Gott erbitten - und dazu um das GUTE, in das Gott unser Leben und unser Handeln verwandeln kann. Die einzelnen Impulse nehmen wir auf. Einige davon können wir bearbeiten und auch verschriftlichen. Hier eine weitere Probe zu Vers 5 - sowohl als Audio-Datei wie als schriftliche Fassung. Den Impuls können Sie gleich hier anhören. Die schriftliche Fassung folgt unten. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: PSALM 86,5 (5) Und hier ist die Verschriftlichung von Wolfgangs Impuls zu Psalm 86,4 und 5: Wir haben versucht deutlich zu machen, dass hier um Freude gebeten wird: „Herr, erfreue die Seele deines Knechtes“ (Vers 4). Mir selber geht das sehr nach. Der Psalmbeter merkt, bzw. weiss aus seiner Erfahrung, dass die Freude sich oft nicht von alleine einstellt. Dass sie aber erbeten werden kann. Nun ist es so mit den Emotionen: Manche muss man erbeten, manche kommen, ohne dass man darum gebeten hat. Dann möchte man eher, dass sie nicht kämen. DIE SEELE MELDET SICH ZU WORT Für Rasa hat das seine Bedeutung. Überhaupt für besondere Zeiten, für Zeiten der Stille und des Freiraums, den wir hier haben. Da meldet sich die Seele, die Psyche, über Stimmungen und Emotionen zu Wort. Warum? Eigentlich ist das einfach. Ich stelle es mir so vor, dass die Seele sagt, im normalen Alltag ist alles so eingetaktet, dass ich an den Menschen, mit dem ich reden möchte, kaum heran kann. Da ist alles im Trott drin und läuft. Wenn dann einmal eine Zeit kommt, die nicht so eingetaktet ist, dann wittert die Seele, die Psyche, ihre Chance. Die Psyche, das ist nicht jemand anders: das bin ich selber – dieser Teil in mir, der auch ich bin. Der wittert seine Chance und sagt: Vielleicht gelingt es mir jetzt in diesen Tagen doch mit dem Betreffenden zu reden. Es gibt verschiedene Weisen, wie man von seiner eigenen Seele gesucht und überrascht werden kann. Ich nenne drei davon: 1) SELBSTGESPRÄCH Es kann sein, dass mein Inneres in der Form des Selbstgesprächs plötzlich mit mir zu reden beginnt. Da kommen Erinnerungen hoch und plötzlich redet es in mir. Vielleicht bin ich das gar nicht gewöhnt. Vielleicht ist es angenehm, vielleicht auch weniger angenehm. Wenn ich das merke, gerade in einer solchen Zeit wie hier, ist es gut, darauf einzugehen. Ein inneres Reden heisst ja, das Innere sieht mich als ein Gegenüber. Das nehme ich ernst. Ich rede mit meinem Inneren als meinem Gegenüber: „Was möchtest du mir sagen?“ Was da auftaucht an Bildern, an Erinnerungen, was auch immer: warum das? Ich kann das Gespräch also aufnehmen, suchen und bewusst eintreten. Das ist eine schöne Erfahrung, denn ich merke, in mir gibt es noch jemand, der auch ‘ich‘ bin, der aber mit mir reden will. 2) GEFÜHLE Die zweite Form des Überraschtwerdens sind ungewohnte Gefühle. Gefühle, die man vielleicht aus dem Alltag, aus dem normalen Lebenslauf, gar nicht so sehr kennt. Vielleicht überfällt mich plötzlich eine Traurigkeit. Ich habe aber gar keinen Anlass traurig zu sein. Es ist schön hier, ich habe mich gefreut darauf, es empfängt mich alles wohl. Und plötzlich taucht in mir eine Traurigkeit auf, die ich vielleicht gar nicht einordnen kann. Auch das ist eine Form des Gesprächs. Und ich frage mein Inneres nach dem „Warum“. Ich gebe ihm Raum, ich lasse es zu und versuche hineinzuhören in mein eigenes Leben. In dieses Gefühl, das sich hier in mir bemerkbar macht. 3) TRÄUME Eine dritte Form sind Träume. Es ist erstaunlich, wie viel in Rasa geträumt wird. Auch Träume sind eine Sprache des eigenen Inneren, in dem es mir Dinge sagen will, auf Dinge aufmerksam machen will. Ich vermute es geschieht, weil die Zeit plötzlich Freiräume hat, einen anderen Takt, einen anderen Rhythmus und der Traum eine andere Form des Inneren ist, mit mir vielleicht noch einmal ins Gespräch zu kommen. Auch dann ist es gut, darauf zu hören. Wer möchte, kann dann auch das Gespräch über den Traum suchen. Träume sind zu deuten, und sie sind in der Regel sogar einfach zu deuten. Wenn man einmal merkt, worauf man achten kann bei einem Traum, dann kann einem vieles klar werden. Träume sind ein Weg mit dem unser Inneres uns zu Hilfe kommen will. Kein Traum will uns schaden. Auch wenn die Träume erschütternd sind oder traurig sind usw.. Das, was sie wollen, ist etwas Gutes. Das kann man lernen. Soweit zur Erfahrung, denn hier in Vers 4 ist von einer Emotion – der Freude – die Rede. Einer Emotion, um die der Psalmbeter bittet. Wir beten zusammen mit dem Psalmbeter: „Herr, erfreue deinen Knecht.“ WARUM DIE BITTE UM FREUDE? Wir kommen jetzt zu Vers 5. Vers 5 ist ein Teil eines ganzen Satzes, der Vers 4 und Vers 5 umfasst. Es ist also ein längerer Satz. Es fällt auf, dass das leitende Verbum das erste ist: „erfreue“: "Erfreue die Seele deines Knechtes." Und nun kommt ein doppelter Nachsatz. Beide Male wird er eingeleitet mit dem Wörtchen „denn“. Die Bitte um Freude wird also zweimal begründet. Wenn ihr diese beiden Verse überblickt, dann gibt es zwei Möglichkeiten, sie zu verstehen. Es kann heissen, dass die drei Aussagen über Gott der Grund dafür sind, um Freude zu bitten: „Du bist ein Guter, du bist ein Vergebender, du bist einer, der reich ist an Gnade – oder an Gunst – allen, die die rufen.“ GOTT IST REICH AN GUNST Das Wort „Gunst“, das hier steht, oder „Gnade“, das kennen wir bereits. Es steht ganz am Anfang des Psalm, wo der Psalmbeter sagt, ich bin ein „hasid“ (Vers 2). Dort hatten wir schon gesagt, dieses Wort meint die wechselseitige Zugewandtheit innerhalb einer festen Gemeinschaft. Diese Zugewandheit kann man mit "Gunst" oder "Güte" übersetzen. Martin Buber übersetzt mit „Huld“, einem Wort, das man heute kaum noch gebraucht. Darum nennt Martin Buber auch den Menschen, der Huld hat, einen Holden (Vers 2a). WIR SIND GUT MITEINANDER Das hier verwendete Wort für „Gunst“ bzw. „Gnade“ ist Kennzeichen einer Gemeinschaft, in der man verpflichtend miteinander einen Weg geht, sein Leben miteinander lebt. In dieser Gemeinschaft ist man gut miteinander. Dieses Wort gebraucht der Psalmbeter jetzt und sagt: „Gott, auch du bist auf diese Weise gut.“ Wir hören, es gibt eine verpflichtende Gemeinschaft, zu der Gott gehört und zu der wir gehören. In dieser Gemeinschaft kann ich mich darauf berufen, dass Gott gut ist. Dass er voll Güte ist. GEMEINSCHAFT AUF AUGENHÖHE Ich kann dann in meinen Gedanken weiter spinnen. Wenn jemand gütig ist, was ist er dann nicht? Er ist nicht aufbrausend, auch nicht nachtragend. Vielleicht kann ich mir diesen Begriff der „Güte“ erschliessen, indem ich das Negative erwähne: was dann jemand eben nicht ist. Der Psalmbeter ist überzeugt, Gott ist ein gütiger Gott. „Gütig“ enthält in meiner Sprachvorstellung immer eine Wendung von oben nach unten. Ich bin gütig mit jemandem. Dann stehe ich oben und der andere unten. Das klingt in diesem Wort nicht mit. Sondern es ist eine Gemeinschaft auf Augenhöhe. Die Güte, von der hier gesprochen wird, ist eine Güte auf Augenhöhe. So begegnen wir Gott. Nun wird vom Psalmbeter gesagt: Du bist gütig, reich an Güte, also nicht geizig. Gott muss nicht haushalten mit seinem Vorrat an Güte. Sondern er ist reich an Güte, und zwar allen, die ihn anrufen. MIT GOTT EIN GESPRÄCH SEIN Nun kann man fragen, wenn man kritisch sein will: "Ja, ist Gott nur zu denen gütig, die ihn anrufen? Ist das quasi die Vorleistung, die man erbringen muss? Ist das das Kennzeichen, an dem ich erkannt werde? Bei dem lohnt es sich, dass man mit ihm, mit ihr gütig ist?" Das glaube ich nicht. Aber ich kann es euch nicht beweisen. Ich denke bei diesem Psalm: Da kommt dieses Rufen zu Gott und sein Hören von ihm her zu mir, ja öfter vor. Und ich denke es mir so, dass das Rufen zu Gott hin so etwas wie einen Kanal öffnet, ein Gespräch, das nicht unterbrochen ist. Ein Gespräch, das man zu jeder Zeit aufnehmen und weiterführen kann. Ein Gespräch, bei dem ich nicht jemanden wegholen muss, weil er anderweitig beschäftigt ist. Und der dann sagen muss: O, ich habe dich beinahe vergessen. Es ist anders: Gott anzurufen heisst, ständig in einem Gespräch zu sein, das auf eine gute Art und Weise nicht zu Ende ist. Das nicht zu Ende geht. Friedrich Hölderlin hat ein Gedicht geschrieben, in dem es eine merkwürdige Zeile gibt, die zum Nachdenken drängt. Er sagt: „Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander“. Also nicht: Seit ein Gespräch wir führen. Sondern da gibt es ein Gespräch, das ist so eingeübt, so gut, so bleibend, zwischen ihm und uns, dass man formulieren kann: Wir sind ein Gespräch. Und wir hören voneinander. Das ist das dritte. Der Psalmbeter sagt also: du bist reich an Gunst, an Güte innerhalb des unabgebrochenen und unaufhörlichen guten Gesprächs. Auch des wortlosen Gesprächs, das sich zwischen dir und mir vollzieht. Es lohnt sich darüber nachzudenken: Was bedeutet das, dass das Verhältnis zwischen Gott und uns als Gespräch bezeichnet werden kann? Der Psalmbeter sagt: Ein Rufen hin zu dir. Was öffnet das in mir und in meinem Verhältnis zu Gott? Nun kommen zwei weitere Aussagen über Gott. Das Gott ein Vergebender ist, wird morgen Thema sein. Heute hören wir, dass der Psalmbeter Gott „gut“ nennt. EIN GROSSES WORT Der erste Begriff, der hier steht, ist: „Du bist ein Guter“. Das Wort gut ist in unserer Sprache oft zu einem kleinen und übersehenen Wort geworden. Es ist etwas gerade noch gut. Wenn etwas nur gut ist, dann müssen wir aufpassen, nicht zu hören: es ging gerade so. Es war gerade noch gut. Was höre ich, wenn ich das Wort gut höre? In der biblischen Welt ist das Wort „gut“ ein grosses Wort. Wir merken das daran: Als der reiche Jüngling zu Jesus kommt, redet er ihn an und sagt: „Guter Meister“ (Markus 10,17ff). Da stoppt Jesus ihn und fragt sofort zurück: Warum nennst du mich gut? Einer ist gut, Gott allein. Für mich klingt das so, als ob der reiche Jüngling dieses Wort „gut“ als ein kleines Wort, einfach so als Anrede braucht. Und Jesus macht ihn aufmerksam: Das ist ein grosses Wort, kein kleines. Und eigentlich ist es nur dort angemessen, wo man Gott meint. Nur Gott ist wirklich gut. Woher hat Jesus das? Er hat es allem Anschein nach aus der Schöpfungsgeschichte. Der Schöpfungsbericht, 1. Mose 1, erzählt, wie Gott an den sechs Tagen eines ums andere schafft. Und an einzelnen Tagen wird gesagt: Es war gut. Nicht an allen Tagen, aber auffallend häufig. „Gut“ ist also Gottes Urteil über das, was er in der Schöpfung ganz und vollendet getan hat. Am sechsten Tag sieht Gott zurück auf alles, was er getan hat. Da ist die Schöpfung abgeschlossen und Gott hält Rückschau auf alles. Und es wird dann gesagt: Und siehe, es war sehr gut. Wer dem nachgehen will: Paulus schreibt im ersten Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 4: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut.“ In der Schöpfung gibt es also nichts Verstecktes, Verborgenes, das neben dem Guten auch noch in die Schöpfung hineingekommen ist. Es gibt nichts in der Schöpfung, dem ich mit Verdacht begegnen müsste. Mit dem Verdacht, dass es doch schädlich sein könnte, hinderlich, wie auch immer. Sondern es ist gut. „Gut machen“, in diesem vollen und ganzen Sinn, das kann nur Gott. Wir Menschen kriegen das nicht hin. Obwohl wahrscheinlich jeder von uns den Wunsch hat, gut zu sein und die Dinge gut zu machen. Der Psalmbeter aber nimmt uns in sein Gebet hinein und sagt: „Herr, mach die Seele deines Knechtes froh. Denn du bist gut.“ Was muss das für eine Freude sein. Wenn einer, der nur gut ist, alles gut macht. Und darum bittet dieser Psalm und in dieses Gebet nimmt er uns mit hinein. Mittwoch, 18. August 2021 Wolfgang schreibt: Der zweite Impuls (von gestern Vormittag: Psalm 861b.2) ist jetzt als Audio-Datei zugänglich: BITTE UM LEBENDIGKEIT. Die Fortsetzung der schriftlichen Fassung folgt unten. Sie können diesen Impuls gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: PSALM 86,1b.2 (2) HELFEN ODER RETTEN? Es ist, als ob das nächste Verbum diesen Gedanken – bewahrt werden zu müssen – noch vertieft. Und zwar in eine grosse Ernsthaftigkeit hinein vertieft. Der Psalmbeter fordert Gott auf: „Rette deinen Knecht“ (Vers 2). Da scheint für den Psalmbeter sehr viel auf dem Spiel zu stehen. Es gibt im Hebräischen eine klare Unterscheidung zwischen ‘Helfen‘ und ‚Retten‘. Die deutschen Übersetzungen bringen das oft durcheinander, auch in diesem Psalm. Aber es ist gut, wenn man sich die Unterscheidung einmal deutlich macht. ‚Helfen‘ meint den Beistand, den ich erfahre, wenn ich selber noch einiges tun kann. Ich bin nicht ganz unfähig für etwas. Ich kann es, aber ich kann es nicht ganz. Um etwas ganz zu können, eben auch ganz zu leben, will ich das einsetzen, was ich vermag. Aber ich brauche Ergänzung. Helfen ist eine die Möglichkeiten des Anderen ergänzende Handlung. Und dann gibt es das zweite, das Retten. Da vermag ich nichts mehr. Dann brauche ich nicht Hilfe, sondern dann brauche ich Rettung. Um das zu unterscheiden braucht es einen klaren Blick auf mich selbst. Ein klares Urteil. Auch darüber kann man nachdenken. KLARHEIT ÜBER SICH SELBST GEWINNEN Es kann sein, dass mir jemand begegnet und mich um Hilfe bittet. Dabei braucht er nicht Hilfe, sondern Rettung. Wer dann – nur – um Hilfe bittet, macht sich etwas vor. Er meint, er könne noch relativ viel. Und es sei nur wenig, was er noch zusätzlich ‚von aussen her‘ braucht. Dann liegt vor diesem Menschen ein Weg des Bewusstwerdens, auf dem er Klarheit über sich selbst gewinnt. Wie es mit mir? Wie steht es um mich? Es ist oft gar nicht so einfach zu unterscheiden: Brauche ich Hilfe oder brauche ich Rettung? Dasselbe kann man auch umkehren. Ich kann jemandem anbieten: ‚Ich möchte dir gerne helfen.‘ Und dabei möchte ich ihn retten. ‚Retten‘ aber heisst: Ich bekomme eine ganz grosse Bedeutung für den Anderen. Weil der ja gar nichts mehr kann, und weil ich alles für ihn tun kann. Oftmals ist es so, dass der Andere gar keine Rettung braucht. Er bräuchte eigentlich Hilfe. Aber der, der an seine Seite tritt, will ihn retten. Das ist eine Anmassung, ein Übergriff. Wir brauchen also Klarheit über uns selbst: Was brauche ich? Und wir brauchen auch Klarheit für den Anderen: Was braucht sie? Was braucht er? Sehr schön ist das im Schöpfungsbericht beschrieben, in dem Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, meint: ‚autonom‘ sei. Gott fährt fort: „Ich will ihm eine Hilfe schaffen“ (1. Mose 2,18). Die beiden, die da zusammengehören, die werden einander zugeordnet, aber nicht, um sich gegenseitig zu retten. Sondern um sich gegenseitig zu helfen. Ich denke, ihr habt das alle vor Augen: Was geschieht mit einer Beziehung zwischen zwei Menschen, wenn der eine den andern unbedingt zu retten versucht? Obwohl Rettung gar nicht angesagt ist. Damit entmündigt er den Anderen. Und dumm ist es, wenn der Andere es sich gefallen lässt. Wir entdecken also in den ersten beiden Versen von Psalm 86 vier Verben und damit vier Tätigkeiten, zu denen der Psalmbeter Gott auffordert: (1) Gott soll sein Ohr zuneigen, (2) ihm antworten, (3) seine Lebendigkeit bewachen/bewahren, (4) ihn retten. Das Wort ‚helfen‘ kommt im Psalm dann auch noch vor, aber erst im letzten Vers, als vorletztes Verbum. BETEN BRAUCHT KLARHEIT Ein Wort fällt auf, es kommt ausserordentlich häufig vor, vor allem im ersten Teil des Psalms. Das ist das Wort „denn“. Mit „denn“ begründet man etwas. „Neige dein Ohr, Herr, antworte mir, denn… Wer ein ‚denn‘ formulieren kann, hat vorher um Klarheit über sich selbst nachgesucht. Um Klarheit darüber, was er selber braucht. An unserem Psalm werden wir merken: Der Psalmbeter hat solche Klarheit gefunden. Er kann auch darum ‚denn‘ sagen, weil er Klarheit über Gott hat und über das, was Gott tun kann oder tun soll. Ich denke, dass das eine gute Einsicht ist: dass Beten Klarheit braucht. Eine Klarheit darüber, was ich brauchE und warum ich so mit Gott rede. Und dass ich Klarheit darüber brauche, was Gott tun kann und was er tun soll. Neun Mal kommt in unserem Psalm das Wörtchen ‚denn‘ vor. Das erste ‚denn‘ begegnet uns in Vers 1: „Denn ich bin elend und arm“. METHODISCH Ein kleiner Einschub: Ihr merkt, es ist sehr viel, was in diesen Versen steht. Ich bitte euch bei der Betrachtung darauf zu verzichten, allem nachzugehen. Versucht hinzuhören: Wo berührt etwas euer Inneres? Wovon merkt ihr: Das geht jetzt mich an? Es geht also nicht darum, was interessant für euch ist. Sondern um das, was euch angeht. Wo merke ich, dass mein Inneres mit mir reden will? Oder gar, dass Gott mit mir darüber reden will? ICH BIN GEBEUGT Wenn der Psalmbeter in Vers 1 formuliert: „Ich bin elend und arm“, dann fragen wir im Deutschen: Worin besteht denn da der Unterschied? Oder sind das einfach zwei Begriffe für ein und dasselbe? Das erste Wort, das hier steht und das oft mit ‚elend‘ übersetzt wird, heisst eigentlich: ‚Ich bin gebeugt‘. Das könnte ein Anlass sein darüber nachzudenken: Was geht in mir vor, wenn ich das Wort ‚gebeugt‘ höre? Trifft das etwas in meinem Leben? Es kann sein, dass ich durch Beugung erzogen worden bin. Ich bin ein gebeugter Mensch und reagiere darauf, wenn man mich wieder beugen will. In welcher Weise ich auch immer dann darauf reagiere. Ist das Gebeugtsein zu einem Muster in mir geworden? Beuge ich mich schon prophylaktisch unter die Umstände, unter bestimmte Menschen? Vorauseilend? Oder geht es anders zu bei mir: Wittere ich, dass man mich beugen will und gehe auf Widerstand? Vielleicht werde ich gar nicht gebeugt, aber ich habe Angst davor, aus meinen bisherigen Erfahrungen des Gebeugtwerdens. Und ich sage: ‚Alles, nur das nicht. Nur das nicht wieder.‘ Der Psalmbeter sagt: Ich weiss etwas vom Gebeugtsein. Und er bittet. Jetzt haben wir den Zusammenhang: Er bittet um dieses aufmerksame konzentrierte Ohr Gottes. Er bittet Gott um sein Antworten. Weil es so etwas wie Beugung in seinem Leben gibt. WO BIN ICH ARM GEWORDEN? In Vers 1b steht „Ich bin gebeugt und ich bin arm“. Das Wort ‚arm‘ meint materielle Armut, es meint aber auch innere Armut. Mir will scheinen: die Beugung ist der Vorgang. Wozu der Vorgang führt, ist, dass ich am Ende arm werde. Dass etwas, auch in meinem Inneren arm wird. Auch da könnte und dürfte man fragen: Wo bin ich arm geworden vor lauter Beugung? Vielleicht auch durch einen anderen Vorgang. Der Psalmbeter denkt offensichtlich, dass seine Armut nicht in Ordnung ist. Es gibt eine Armut, die kann gefahrlos in unserem Leben da sein. Und es gibt eine Armut, die dürfte nicht sein. Die ist nicht am richtigen Ort bei mir. In diesem Fall ist es gut, wenn man mit Gott darüber redet. Dann braucht man ihn: dass er, Gott, sich konzentriert mir entgegen beugt. MEINE FÄHIGKEIT ZUR GÜTE Das zweite ‚denn‘ steht in Vers 2. Jetzt folgt nicht etwas Destruktives, das das Schwere im Leben bezeichnet, sondern etwas Positives. Man weiss kaum, wie man Vers 2 auf deutsch übersetzen soll. Die alten Übersetzungen haben gesagt „denn ich bin fromm“. Wahrscheinlich kann kaum jemand von uns das Wort ‚fromm‘ als etwas Positives hören. Das Wort, das hier steht, meint eine Eigenschaft in einer Beziehung. In einer Zweier-Beziehung oder in einer Gruppen-Beziehung. Wenn man als Gruppe zusammengehört, dann ist es notwendig, dass man zueinander gütig ist. Ohne Güte gibt es keine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft kann nur schwer existieren, wenn man ständig nachrechnet, ob der eine mehr hat und der andere weniger. Ob ich zu meinem Recht komme, ob ich genug kriege. Die Fähigkeit, gütig zu sein, ist die Fähigkeit aus diesem Rechnen herauszusteigen. Und das ist der Begriff, der hier steht. Ich bin ‚gütig‘ – wir haben kein deutsches Wort dafür – aber gemeint ist das Gütigsein in einer Gemeinschaftsbeziehung. Wir könnten auch sagen: Ich bin gemeinschaftstauglich, aber das ist kein schönes Wort. DU BIST MEIN GOTT Und nun der Abschluss von Vers 2: „Rette deinen Knecht“. Hier folgt kein ‚denn‘ als Begründung. Aber es könnte hier stehen. „Rette deinen Knecht, (denn) du bist mein Gott.“ Das Wort „mein Gott“ muss man sich im Mund und im Herzen zerfliessen lassen. Er sagt nicht: Du bist ein grosser Gott oder ein mächtiger Gott. Ein allgegenwärtiger Gott usw. Er sagt: Du bist mein Gott. Natürlich ist Gott gross und allmächtig. Aber was bedeutet das, dass ich zu diesem Gott sagen kann: mein Gott? Vielleicht kann ich das nicht sagen. Oder ich will das nicht, oder noch nicht. Man muss sich nicht überfordern. Aber man darf hineinwachsen. Sich hinein tasten. Damit dieses Wort auch für einen selbst ein wahres Wort wird. VERTRAUEN MEINT KLEBEN Nun haben die Übersetzungen einen etwas anderen Klang als das Hebräische. die deutschen Übersetzungen sagen: „der auf dich vertraut“. Im Hebräischen gibt es für Vertrauen verschiedene Begriffe. Das Wort, das hier für ‚vertrauen‘ steht, meint eine Bindung, eine gute Bindung an jemanden. Und zwar eine Bindung, die so stark ist, dass man sie eigentlich nicht mehr lösen kann. Man will diese Bindung nicht lösen. Und man muss nicht ständig in der Furcht sein, sie könnte wieder auseinander gehen. Auch das kennen wir aus manchen Beziehungen. Ständig hat man Angst, ob die Beziehung hält. Wird sie bleiben? Ist sie immer noch intakt? Es ist nicht schön, wenn man ständig in dieser Spannung lebt. Langfristig gesehen ist es etwas Gutes und auch etwas Notwendiges, dass ich in einer Beziehung zu dem Punkt komme, an dem ich sage, da steht nichts mehr auf dem Spiel. Das ist mit „der auf dich vertraut“ am Ende von Vers 2 gemeint. Das Wort, das hier steht, meint vermutlich angeklebt sein. Als Kind hat mich etwas sehr fasziniert. Neben unserer Wohnung war eine Schreinerei. In der Schreinerei hat man Holz aneinander geleimt. Um mir deutlich zu machen, was das bedeutet, hat der Schreiner es mir ein paarmal gezeigt. Er hat auf das verleimte Holz draufgeschlagen. Das ist auseinandergebrochen. Aber nicht dort, wo es verleimt war. Die Leimstelle ist festgeblieben. Nebendran, wo das Material nicht mehr so gut war, dort ist das Stück auseinander gegangen. Aber nicht an der Leimstelle. Genau das ist hier gemeint: „Rette deinen Knecht, denn du bist mein Gott. Und diese Beziehung, in der ich sagen kann „mein Gott“ bedeutet, wir sind „verklebt“ miteinander. Ich vertraue dir. Wie immer man das jetzt auch übersetzt. Versucht hinzuhören, was es ist, mit dem euer Inneres beginnt, bei dem euer Inneres stehenbleiben will. Dienstag, 17. August 2021 Ulrike schreibt: Gerade geht der erste ganze Tag der Schweige-Exerzitien zu Psalm 86 zu Ende. Ich habe Wolfgangs Impuls von heute Morgen verschriftlicht. Hier könnt ihr den ersten Teil nachlesen. Morgen geht es weiter und wir stellen morgen auch die Audio-Aufnahme zum Anhören zur Verfügung. 1 HERR, neige dein Ohr und antworte mir; denn ich bin gebeugt und arm. 2 Bewahre meine Seele, denn ich bin ‚fromm'. Rette deinen Knecht, mein Gott, der sich an dich klebt. Wolfgang: Wir haben gestern mit einer Beobachtung eingesetzt. Der Psalmbeter beginnt in Vers 1 mit einem Imperativ, einem Verb in der Befehlsform. Der Beter richtet seine Aufforderung an Gott: „Neige dein Ohr“ (Vers 1a). Das heisst wohl: ‚Höre du mir nicht nur nebenbei zu, sondern lass alles liegen und stehen. Konzentriere dich auf das eine, was ich jetzt zu sagen habe.’ Der Psalm selbst legt uns nahe: So darf man mit Gott reden. Ich darf Gott bitten: ‚Lass alles stehen und liegen und höre du mir jetzt zu und dem, was mich bewegt.‘ ANTWORTEN STATT ERHÖREN Etwas zweites war uns gestern aufgefallen. Der Psalmbeter bittet im Unterschied zu manchen Übersetzungen nicht: „Erhöre mich“. Sondern er bittet: „Antworte mir“. Wir haben gestern versucht, auf den Unterschied hinzuweisen. Ich finde diesen Unterschied grundlegend. Wenn ich um Erhörung bitte, dann bin ich mit meinem Wunsch und meiner Bitte die treibende Kraft und die Mitte des Redens. Wenn ich bitte „antworte mir“, dann geht es mir nicht um meine Wünsche. Sondern es geht mir um meine Kommunikation mit IHM. ‚Du, Gott, bist mir wichtig. Mir ist wichtig, dass du mir Antwort gibst und ich daran merke, wie wichtig ich dir bin. Du hörst nicht nur nebenbei zu und gehst dann einfach weiter. Sondern: An deiner Antwort merke ich, dass ich bei dir angekommen bin.‘ Es kann sein, dass jemand ‚erhört‘ wird, aber nur darum, weil der andere sich sagt: ‚Dann gebe ich ihm halt, was er will. Dann ist er still und ich habe Ruhe vor ihm.‘ Das heisst, man wird erhört, aber man ist nicht angekommen. Der Beter von Psalm 86 will und muss bei Gott ankommen. Auf diesen Weg des Betens nimmt uns der Psalmbeter mit. Es ist eine Einladung, in dieser Sprache Gott nahezukommen. Soweit zum ersten Impuls von gestern. Nun fahren wir weiter. Wir haben in der ersten Zeile des ersten Verses zwei Bitten an Gott gehört: „Neige dein Ohr und antworte“. BEWACHE MEINE LEBENDIGKEIT Nun kommen im zweiten Vers zwei weitere Verben dazu, zwei weitere Aufforderungen an Gott: Die eine heisst: „Bewahre – oder bewache – meine Seele.“ Das Wort, das hier steht, gebraucht man auch im heutigen Israel für den Wachdienst. In der Schweiz würde man sagen: für die Securitas. „Bewache bzw. bewahre meine Seele“. Und der zweite Imperativ heisst: „Rette deinen Knecht“. Da scheint also etwas auf dem Spiel zu stehen! Sehen wir uns das näher an. Was meint: Bewache meine Seele? In der griechischen Anthropologie geht man davon aus – und wir haben das weitgehend in unser Alltagsdenken übernommen – dass der Mensch, Leib, Seele und Geist hat, bzw. aus Leib, Geist und Seele besteht. Das ist im Hebräischen anders. Das Wort, das hier mit ‚Seele‘ übersetzt wird, kommt von der Vorstellung des Kehlkopfes her. Der Kehlkopf ist der Ort, durch den der Atem strömt. Wenn ich frei durchatmen kann, dann, so würde der Hebräer sagen, geht es meiner Seele gut. … Ich merke, ich lebe. … Ich kann frei durchatmen. Das tut gut. Darum heisst der Begriff, der im Deutschen meist mit ‚Seele‘ übersetzt wird, auch ‚Leben‘, bzw. ‚Lebendigkeit‘. Ich spüre meine Lebendigkeit, weil ich meinen Atem spüre. Weil ich durchatmen kann. Und ich merke, dass etwas mit meiner Lebendigkeit nicht in Ordnung ist, wenn es mir den Atem nimmt. Am Atem kann ich merken, bzw. ich merke es ohnehin sowohl bei Anderen wie bei mir selbst, wie es um meine Lebendigkeit bestellt ist. Das hebräische Denken ist auf eine seltsame Weise von Anfang an psychosomatisch. Die Begriffe, die wir für die Seele und für seelische Vorgänge haben, nimmt das Hebräische weitgehend aus der Beobachtung des Körpers: Leben bzw. Seele wird durch das Wort für ‚Kehlkopf‘ bezeichnet. Ich nenne ein anderes Beispiel. Das ‘Erbarmen‘ ist eine seelische Regung. Auch für diese seelische Regung braucht man den Begriff für ein Organ des Körpers, nämlich die Gebärmutter. Und das geht so weiter. Es sind also Körperbeobachtungen, die mir helfen zu verstehen, wie es um meine Seele (= griechisch), bzw. um meine Lebendigkeit (= hebräisch) bestellt ist. „Bewahre meine Seele“ würde ich am liebsten übersetzen mit „Bewahre meine Lebendigkeit.“ Oder noch lieber: „Bewahre meine Vitalität.“ Das ist es, was ‚Seele‘ meint. Ich bin vital. Wenn der Atem fliesst. Ich spüre etwas von der Lebendigkeit. WIE STEHT ES UM MEINE LEBENDIGKEIT? Der Psalmbeter merkt, dass bei ihm etwas auf dem Spiel steht. Seine Lebendigkeit braucht Bewahrung. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Lebendigkeit fliesst. Die Tatsache, dass der Psalmbeter Gott darum bittet, zeigt: Er kann nicht allein zuständig sein für seine Vitalität. Natürlich ist es seine Aufgabe. Es ist sein Leben. Aber er weiss, dass er Gott darum bitten muss! Wenn die Lebendigkeit in meinem Leben bleibt, dann ist das ein Stück Bewahrung von Gott. Und um die darf ich ihn bitten. Das wäre eine schöne Aufgabe für das Betrachten, für unsere Zeit mit Gott. Wie verhält es sich eigentlich mit meiner Lebendigkeit? Meiner Vitalität? Lebe ich in dem Mass, in dem Umfang an Lebendigkeit, von dem ich die Ahnung habe, das es mir eigentlich zustehen würde? Eine zweite Frage: Halte ich mich selbst für zuständig, oder gar für allein zuständig für meine Lebendigkeit? Beziehungsweise, was fange ich damit an, wenn der Psalm mich in diese Bitte an Gott mit hineinnimmt, dass etwas in mir bewacht bzw. bewahrt werden muss? Und dass ich Gott darum bitten kann. Es kann sein, dass es solche Lebendigkeit in meinem Leben einmal gegeben hat. Aber sie ist mir vielleicht schon länger, oder vielleicht jetzt erst, wie abhanden gekommen. Wie kann ich mit Gott darüber reden? Der Psalm leitet uns dazu an: Rede mit Gott darüber. Und vor allem: Bitte ihn darum, dass hier etwas bewacht und bewahrt wird in deinem Leben. Dass dir deine Lebendigkeit nicht verloren geht. .... Fortsetzung folgt morgen :-) Montag, 16. August 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind heute zu den Schweige-Exerzitien nach Rasa ins Tessin aufgebrochen. Woffgang wird in den nächsten zehn Tagen (also in 2x fünf Kurstagen) Psalm 86 mit den Teilnehmenden betrachten. Hier oben in Rasa scheint die Sonne - aber die Fahrt ins Tessin war teilweise gespenstisch. Dichter Regen, peitschender Wind, grosse Hagelkörner. Ich habe mich stellenweise gefühlt wie in einem apokalyptischen Film. Auch die Seilbahn hinauf nach Rasa fuhr wegen des Wetters nur in grösseren Abständen. Hier oben aber scheint die Sonne. Wolfgang hat heute Abend den ersten halben Vers von Psalm 86 erschlossen. Luther übersetzt: "Herr, neige deine Ohren und erhöre mich." Wolfgang erzählt, wie es ihm als kleinem Jungen ging. Wenn er seiner Mutter etwas Aufregendes, für ihn Grossartiges zu erzählen hatte, dann wollte er ihre Aufmerksamkeit. Sie sagte, während sie das Geschirr abwusch: "Aber ich höre dir doch auch zu." Nebenbei hört sie ihm zu, während sie etwas anderes macht. Er aber wollte, dass seine Mutter sich in diesem Moment ausschliesslich ihm zuwendet. Dass sie ihm "ganz" zuhört, mit aller nur mögichen Aufmerksamkeit. Das ist es, was der Psalmbeter in Vers 1 erbittet. Dass Gott sich ihm ganz zuwendet. In der Bildsprache sich sogar "körperlich" zu ihm hinneigt. Der Psalm ist uns gegeben, damit wir uns Davids Bitten zueigen machen. Auch wir dürfen und sollen um Gottes Aufmerksamkeit für uns bitten. Wolfgang weist darauf hin, dass Luther die Bitte Davids übersetzt: "Herr, neige deine Ohren und erhöre mich." Im Hebräischen steht es aber anders. Da heisst es: ".... und antworte mir." Der Beter erbittet nicht Erhörung von Gott, sondern Antwort. Das ist ein Unterschied. Es muss für ihn nicht etwas zuvor Vorgestelltes und Definiertes herauskommen. Der Beter will Antwort - ein sicheres Zeichen dafür, dass er gehört wird. Diese Antwort darf durchaus anders sein, als erwartet. ... Aber sie soll einem Herzen entspringen, dass sich mir ganz zugeneigt, mich ganz wahrgenommen hat. Samstag, 14. August 2021 Ulrike schreibt: Gestern habe ich mir bei Claudia Güdel in Basel (ein Mode-Label) ein einfaches, aber elegantes Kleid aus der kommenden Herbst/Winter-Kollektion gekauft. Die hängt im Atelier bereit und kommt in die Läden, sobald das Wetter umschlägt und es kälter wird. Das Kleid habe ich heute für einen Besuch im Pflegezentrum angezogen und bin doch sofort von zwei älteren Menschen darauf angesprochen worden. Das hat mich gefreut! In der Kirchgemeinde haben die Bibelgesprächskreise wieder begonnen und ich möchte mit Beginn des neuen Schuljahrs einen neuen Gesprächskreis beginnen. Es gibt einige Interessierte, und Sie können mich gern ansprechen, wenn auch Sie einen Glaubensort suchen. ... Apropos Glaubensort: Morgen Abend laden wir zur Abendfeier in die Stadtkirche Liestal. Wir sind immer noch bei unserem Jahresthema, dem Zuspruch "Fürchte dich nicht ...!" Morgen betrachten wir die ersten fünf Verse aus Psalm 56. Da erzählt David im Lied, wie er von seinen Feinden bedrängt wird. Sie verfolgen ihn, und auch an seinem Fluchtort bei König Achisch in Gat fühlt David sich nicht sicher: "Und David nahm sich diese Worte zu Herzen und fürchtete sich sehr vor Achisch, dem König von Gat" (1. Samuel 21,13). Was macht David gegen seine Furcht? In der Situation selbst wendet David einen Trick an, und stellt sich als 'verrückt' und damit ungefährlich dar. "Und er stellte sich vor ihnen wahnsinnig und tobte unter ihren Händen und rannte gegen die Pforte des Tores und liess seinen Speichel in seinen Bart fliessen" (1. Samuel 21,14). David täuscht seine Gastgeber darüber, dass er tatsächlich 'jemand' ist. Im Rückblick dichtet David dann ein Lied, eben den Psalm 56. Er besingt, dass er sich fürchtet und sich in seiner Furcht an Gott festmacht. Ihm vertraut er, an ihn klebt er sich an: "4 Der Tag, an dem ich mich fürchte: auf dich vertraue ich (= zu dir hin klebe ich mich). 5 Ich werde Gottes Wort rühmen; auf Gott werde ich vertrauen (= an Gott werde ich mich kleben)." Dieses Vorgehen finde ich hilfreich: Die eigene Furcht anzuerkennen und zu benennen. Und sich dann einen Fixpunkt zu suchen, an den man sich 'anklebt'. Das ist Glaube. Herzliche Einladung für morgen, 18 Uhr. Im Anschluss an die Abendfeier werden wir im Kirchhof zu Getränken und zum Austausch einladen. Sie sind willkommen. Sonntag, 8. August 2021 Wolfgang schreibt: "Berufen zum Priesterdienst …" Das mag fremd in unseren Ohren klingen. Mose nennt Israel ein „Königreich von Priestern“ (2. Mose 19,6) und Petrus nennt die christliche Gemeinde ein „königliches Priestertum“ (1. Petrus 2,9-10). Gott hat sowohl seinem Volk Israel als auch der Gemeinde eine Aufgabe gegeben. Was hat es damit auf sich? WER ist zum Priesteramt berufen? WEM gilt dieses Priestertum? WORIN besteht die Tätigkeit eines Priesters? Die Predigt von Pfarrerin Ulrike Bittner über 2. Mose 19,1-6 geht diesen Fragen nach. Sie können sie gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-BERUFEN ZUM PRIESTERDIENST. Sonntag, 01. August 2021 Wolfgang schreibt: Der heutige Predigttext irritiert. Es klingt, als ob man sich verhört hätte. Kommt es nicht vor allem auf unser Glauben an? Und jetzt spricht Jesus davon, dass alles an unserem Tun hängt. Wie ist das also mit unsem HÖREN UND TUN? Sie können die Predigt von Ulrike Bittner zu Matthäus 7,24-28 (Stadtkirche Liestal und Gemeindezentrum Seltisberg) gleich hier anhören. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-HÖREN-UND-TUN. Dienstag, 27. Juli 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich hatten letzte Woche unseren zwanzigsten Hochzeitstag. Wir sind erstaunt und glücklich, dass wir uns immer noch lieben und dass uns keinen einzigen Tag langweilig miteinander ist. Eigentlich wollten wir im Restaurant von Nik Gygax feiern - wo wir 2001 unsere standesamtliche Hochzeit gefeiert haben -, haben dann gemerkt, dass er gestorben und das Restaurant geschlossen ist. Dann wollten wir woanders essen gehen, aber es hat immer geregnet. Überhaupt, der Regen! Die Bäume in unserem Garten in Liestal wachsen bombastisch. Mittlerweile fühlen wir uns im Wohnzimmer - wegen des grünen Lichts - wie im Aquarium. Ich habe heute einen Baum und ein paar Büsche zurück geschnitten. Jetzt sehen wir nicht nur "grüne Wände", sondern auch wieder etwas Himmel. Das Baumschneiden war Arbeit, hat aber interessanterweise geklappt. Ich bereite jetzt Veranstaltungen für die zweite Jahreshälfte und für 1/2022 vor. Im November starten Wolfgang und ich wieder mit den Bibel Salons. Wer so weit im Voraus plant, kann sich schon einmal die Montag Abende im November freihalten. Diesen Sonntag - und am nächsten auch - feiere ich mit der Gemeinde in Liestal Gottesdienst. Predigttext für den 1. August ist der Schluss der Bergpredigt, Matthäus 7,24-29. Jesus sagt: "Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute (...) Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute" (Vers 24.26). Wer hört und tut, sagt Jesus. Um diesen Zusammenhang wird es gehen. Was heisst es, zu hören und zu tun? Jesus deckt seinen Zuhörern auf, dass sie zwar das Gefühl haben, viel zu tun, tatsächlich aber nicht tun, was dem Willen Gottes entspricht (Mt 7,23). Sie vermeiden es, den Willen Gottes zu tun. Das ist auch für uns interessant. Auch ich meine oft etwas zu tun, aber in Wirklichkeit bekunde ich nur meine Meinung, meine eigene Gesinnung. Jia Tolentino schreibt in ihrem sehr guten Buch Trick Mirror. Über das inszenierte Ich (deutsch 2021) davon. Wir werden durch die sozialen Medien ständig herausgefordert, unsere Meinung in Tweets oder Foren kundzutun, uns zu positionieren, Menschen recht zu geben und angebliches oder tatsächliches Unrecht anzuprangern. Das führt dazu, dass wir uns für Menschen halten, die etwas tun. Dabei tun wir gar nichts. Wir verändern gemeinsames Leben nicht, sondern wir reden nur davon. Wer viel im Internet unterwegs ist und da seine Meinung kundtut, dessen Energie wird von der Aktion weggeleitet. Er "überlässt die Sphäre des echten Lebens jenen (...), die sie ohnehin schon kontrollieren". Das Internet hält uns mit der Frage beschäftigt, "wie wir unser Leben am besten und korrektesten erklären" (32). Jia Tolentino: "Im echten Leben (sie meint: ausserhalb des Internet) münden Erfolg oder Misserfolg einer jeden einzelnen Performance oft in einer konkreten physischen Handlung - man wird zum Abendessen eingeladen, zerstört die Freundschaft oder bekommt die Stelle. Online verharrt die Darstellung meist in einem nebulösen Schleier aus Meinungsbekundungen, in einem ungebrochenen Strom aus Herzchen und Likes und Augäpfeln, aufsummiert in Zahlen, die neben dem eigenen Namen erscheinen" (Jia Tolentino, 30). Ich finde das sehr gut beobachtet. Und freue mich darauf, mit der Gemeinde dem nachzugehen, wie aus unserem Hören ein - hoffentlich auch gemeinsames - Tun werden kann. Herzliche Einladung in den Gottesdienst in der Stadtkirche um 9.30 Uhr. Donnerstag, 22. Juli 2021 Ulrike schreibt: Die Ausstellung zum Lebenswerk der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama im Gropius-Bau hat mir gefallen. Auf der Website des Gropius-Baus ist ein Film zur Ausstellung verlinkt. Am meisten macht mir Eindruck, dass die Künstlerin nicht im Hinblick auf "Andere" und deren Erwartungen zu arbeiten scheint. Da ist kein Wunsch zu gefallen, oder belehrend etwas aufzuzeigen - meine ich jedenfalls. Kunst ist Yayoi Kusamas Weise, die Welt zu verarbeiten. Und ihre Weise, sich selbst als Teil der Welt zu fühlen. ... In den 70er Jahren hat sich die heute 92jährige Yayoi Kusama in einer psychiatrischen Klinik ihren Wohnsitz gesucht - und lebt und arbeitet immer noch dort. Das beeindruckt mich auch. Ich wüsste gern, ob und vor allem worin sich Kunst als "therapeutisches Projekt" von Kunst als einem Sichtbarmachen, Strukturieren und Verarbeiten der Welt unterscheidet. Nicht weit entfernt vom Martin-Gropius-Bau liegt die Gemäldegalerie. Da wird bis 5. September 2021 die Ausstellung Spätgotik - Aufbruch in die Neuzeit gezeigt. Sie ist grossartig, mit Bildern und Schnitzereien von Martin Schongauer, Niclas Gerhaert, Tilman Riemenschneider usw.. Ich habe mir jeden (!) Text zu den Bildern und Schnitzereien durchgelesen, obwohl ich bereits den Audioguide gehört habe. Mittwoch, 21. Juli 2021 Ulrike schreibt: Wenn ich hier wenig erzähle, liegt das nicht daran, dass wenig los ist. Im Gegenteil! Es war viel in den letzten Wochen: In der Gemeinde habe ich vor allem Menschen besucht. Dann gehen Wolfgang und mir die Impulse von der VBG Woche in Moscia (Anfang Juli) noch nach. Da haben wir aufgezeigt, in welchen Spannungsfeldern wir als Christinnen und Christen leben. Und dass es wichtig ist, diese Spannungsfelder zu kennen und sich in ihnen bewegen zu lernen. ‹Verlässlich› zu sein, heisst nicht, dass man ‹stur› auf einer als christlich definierten Position beharrt. Die Impulse aus Moscia erscheinen uns als so gut, dass wir sie bei weiteren Kursen aufnehmen und vertiefen wollen. Übrigens auch bei den Bibel-Salons, die wir in der zweiten Jahreshälfte wieder starten wollen! Jetzt gerade bin ich in Berlin, vor allem um meine Eltern zu besuchen. Wir haben uns durch die diversen Lockdowns selten gesehen und jetzt nutze ich die Zeit. Weil ich mittlerweile gern nachts unterwegs bin, ist die Fahrt kein grosser Aufwand. In Berlin erscheint mir das Leben als sommerlich normal. Das ist merkwürdig, weil ja andere Teile Deutschlands durch Unwetter und Hochwasser zerstört wurden. Wahrscheinlich nimmt das zu, dass Menschen im selben Land so Unterschiedliches erleiden. Das ist eine Herausforderung an unsere Solidarität. Ich gehe jeden Tag schwimmen und geniesse das auch. Wobei Bäder in Berlin (trotz der Zeitfenster-Tickets) deutlich voller sind als die Bäder im Baselbiet. Das ist ein munteres Sich-Überholen und Überholt-Werden in den Schnellschwimmerbahnen. Ich bin nicht sooo schnell, aber ich sehe zumindest sportlich aus :-) Es gibt manches von dem zu erzählen, was ich in Berlin sehe und lerne: besonders im Blick auf Gemeindeentwicklung und Mission. Vielleicht erzähle ich davon noch. Es ist super interessant, welche Gemeinden bzw. Kirchen in Berlin neu beginnen, was sie wollen und was sie dafür tun. .... Was mich freut: eine Karte für die Ausstellung von Yayoi Kusama. Eine Retrospektive [im Gropius-Bau: hier] habe ich auch noch bekommen. Das ist alles andere als selbstverständlich, weil die Karten online sofort ausverkauft waren. Morgen schreibe ich hier weiter ... Sonntag, 11. Juli 2021 Wolfgang schreibt: Ulrike hat heute Vormittag in der Stadtkirche Liestal eine besondere Predigt gehalten. Jesus heilt einen Mann mit einer 'verdorrten' Hand (Markus 3,1-6). Das Problem: Er tut es an einem Sabbat. Warum tut er das? Und: Warum sind die Pharisäer darüber derart empört, dass sie sich mit den Beamten des Herodes zusammen schliessen, um Jesu Tod zu planen? Sie können die Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-07-11-Mk 3,1-6. Ulrike schreibt: Hier sind die Hauptlinien der Predigt: 1 Das Glück, gefunden zu werden. Der Mann mit der verdorrten Hand ist Jesus nicht hinterhergegangen. Er sass bereits in der Synagoge in Kapernaum. Jesus betritt sie mit seinen Jüngern. Es ist also Jesus, der auf den Weg des Mannes tritt. 2 Habe ich, so könnte sich der Mann fragen, damit gerechnet, dass Jesus mir dort begegnet? Habe ich also - unbewusst? - auf Jesus gewartet? Der Mann mit der vertrockneten Hand fragt sich vielleicht: Habe ich damit gerechnet, dass Jesus kommt? Jesus war ja bereits in Kapernaum gewesen. Er hat in dieser Synagoge gelesen und geredet. Das ist einige Tage, längstens einige Wochen her. Von ihm heisst es: Jesus lehrte in der Synagoge in Kapernaum „und sie entsetzen sich über seine Lehre, denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten“ (Markus 1,21). 3 Jesus hat in Kapernaum bereits geheilt. Nach dem ersten Synagogenbesuch gehen Jesus und die Jünger in das Haus des Simon und Andreas: Da ist die Schwiegermutter des Simon Petrus und er heilt sie (Markus 1,29). Später heilt Jesus - wohl ebenfalls im Haus des Simon - einen Gelähmten und spricht ihm Vergebung der Sünden zu (Markus 2,1ff). 4 Achtung: Sabbat! Wird Jesus dem Mann mit der verdorrten Hand helfen? Jesus hatte bereits eine Auseinandersetzung mit den Pharisäern. Seine Jünger raufen am Sabbat Ähren. Jesus hat sich - und damit seine Autorität - mit David verglichen. Er tritt in die Tradition des Messias. „So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat“ (Markus 2,28). 5 Wird Jesus am Sabbat helfen? Wenn ja, warum? Am Sabbat bringt Gott seine Schöpfung zu ihrer Vollendung. Wir lesen davon in 1. Mose 1,31-2,4. "Und so wurden vollendet Himmel und Erde". Das Vollenden geschieht - interessanterweise - im Akt der Ruhens. Gott bringt am Sabbat, am letzten Tag der ersten Schöpfungs-Woche, seine Schöpfung zum Ziel. Jesus stimmt in Markus 3 in das Handeln Gottes ein: Er bringt die Schöpfung zu ihrem Ziel. Darum heisst er den Mann, seine Hand auszustrecken. Und sie wird ihm wieder hergestellt. Mittwoch, 30. Juni 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind ab Sonntag, 4. Juli, für eine Ferienbibelwoche in Moscia - am Lago Maggiore. Ich weiss es nicht genau, vermute aber, dass es noch freie Zimmer hat. Wir haben als Thema für die täglichen Impulsreferate und Gespräche Wie das Herz fest wird ausgesucht. Die Casa Moscia liegt - ausgesprochen schön - direkt am See. Das ist eine Freude für alle, die gern schwimmen. Man kann auch gut wandern oder ist mit dem Bus in wenigen Minuten in Ascona. Die Ferienbibelwochen in Moscia sind so aufgebaut, dass man auch für einzelne Tage kommen kann. Hier sind Wolfgangs und meine Themen für die nächste Woche. Es sind Wege dahin, dass das eigene Herz fest bleibt und fest wird: FEST sein - und doch BEWEGLICH bleiben Keine REZEPTE befolgen - und doch GOTTES WEGE gehen VIEL WOLLEN - und doch das EIGENE MASS finden EIGENE GEFÜHLE bejahen - und doch nur auf GOTTES ZUSPRUCH bauen Menschen LOSLASSEN – und doch mit GOTTES FESTHALTEN rechnen Zwischen Menschen UNTERSCHEIDEN - und doch ALLEN Gutes tun Vergangenes VERABSCHIEDEN – und doch: ERINNERUNG schafft Gegenwart STORYTELLING Bei meiner beruflichen Weiterbildung zum Storytelling haben wir uns gestern mit der Theologie der Stories beschäftigt. Wie geht es zu, dass Gott uns Menschen in seine eigene Geschichte hineinnimmt? Geschichten bedienen Motive, die im Leben jedes Menschen eine Rolle spielen. Die Referenten haben sehr schön gezeigt, wie die Berichterstattung von der Fussball-Europameisterschaft Motive kennt, die auch in den biblischen Geschichten eine Rolle spielen. Hier sind eine paar Beispiele. Links die Berichterstattung vom Fussball, daneben Beispiele von biblischen Erzählungen. Kampf, Niederlage, Rettung, Sieg - biblisch: Landnahme Held des Abends - biblisch: Retter, König David Überlegener Gegner wird überwunden - biblisch: David und Goliath Die Auswahl hat es geschafft; es geht weiter - biblisch: Mission Team und Trainer halten zusammen - biblisch: Seesturm ..... Biblische Geschichten sind aber komplexer, bringen starke Gegensätze zusammen: Erwählung und Verwerfung - biblisch: Zerstörung des Tempels Verrat des Retters - biblisch: Jesus und Judas Team zerstritten - biblisch: Versagen der Treuen Bewahrt werden in der Zerstreuung - biblisch: Diaspora .... Die stärkste Geschichte ist die von der Auferstehung Jesu. Die Auferstehung ist das 'Re-Framing' einer Katastrophe. Die Katastrophe (Kreuzigung und Tod) muss nicht geleugnet werden. Zu relativieren ist sie sowieso nicht. Sterben und Tod können nicht relativiert werden. Die einzelnen Elemente der Passionsgeschichte neigen dazu, eine absolute Katastrophe zu schildern. Die Evangelien leugnen kein einziges Element dieses Geschehens. Sie erzählen aber mit ihnen eine ganz andere, nicht zu erwartende Geschichte: "Im Tode bezwang er den Tod, und schenkte den Entschlafenen das Leben …" So besingt die orthodoxe Kirche den unbegreiflichen Osterjubel. Montag, 28. Juni 2021 Ulrike schreibt: Unsere Ferien in Berlin und an der Ostsee sind zu Ende gegangen und meine (berufliche) Weiterbildung hat heute begonnen. Ich habe mir einen viertägigen Kurs ‹Kirche als Erzählgemeinschaft - Storytelling› ausgesucht. Es geht um die Bedeutung gemeinsamer Erzählungen: Erzählungen zu entdecken (im Hinhören) Erzählungen zu reflektieren (im Dialog) Erzählungen zu schaffen und sie einzusetzen (Gestalten) Der Tag war sehr vielfältig. Ich erzähle hier schlaglichtartig, was mir heute besonders interessant war. Wir haben einen TED - Talk mit Chimamanda Adichie gehört. Ich habe früher ihre Bücher gelesen, besonders erinnere ich mich an Americanah, deutsch 2015. Es lohnt sich sehr, ihr auch selbst zuzuhören:Die Gefahr einer einzigen Geschichte DIE GEFAHR EINER EINZIGEN GESCHICHTE Chimamanda Adichie erzählt, was geschieht, wenn man über andere Menschen nur "eine einzige Geschichte" kennt und erzählt. Wenn man das macht, schreibt man ihre Identität fest, ohne zu wissen, dass es auch ganz andere Geschichten über sie gibt. Adichie nennt mehrere Beispiele: sie erzählt von einem Jungen, der aus einer armen Familie vom Land kam und im Haushalt ihrer wohlhabenden und gebildeten Eltern in Nigeria arbeitete. Für die junge Chimamanda war dieser Junge "einfach nur arm". Bis ihre Familie eines Tages die Familie des Jungen besuchte. Da sah sie mit Verwunderung, dass im Haus seiner Familie wunderschöne Korbwaren hergestellt wurden. Und sie erschrak über sich selbst, weil sie vorausgesetzt hatte, dass eine arme Familie nicht "produktiv" sein kann. Produktiv-sein kam in ihrer Erzählung über Armut nicht vor. Sie selbst kannte - als junges Mädchen - nur eine einzige Geschichte über Amerika. In ihren ersten Schreibversuchen reproduzierte sie immer wieder diese eine Geschichte. Sie schrieb von blonden, blauäugigen Menschen, die Äpfel essen und sich übers Wetter unterhielten. Adichie: Das Problem von Stereotypen ist nicht, dass sie unwahr sind. Das Problem ist, dass sie oft die einzigen Geschichten sind. Wird von einem Menschen oder einem Volk nur eine Geschichte erzählt, raubt man ihm die Würde. ... Ein wichtiger Satz: dass man Menschen ihre Würde raubt, wenn man nur eine Geschichte über sie zu erzählen weiss. Mir wichtig: Mich freut es, wie vielfältig die biblischen Geschichten sind. Wie oft wird dasselbe erzählt, um es in unterschiedlicher Perspektive zu betrachten, zu fassen, und ihm dabei sein Geheimnis zu lassen. ZUHÖREN Wir haben uns schwerpunktmässig mit dem Zuhören beschäftigt. Wir haben kurze Interviews (im Video) gehört und uns gefragt, wie es uns beim Zuhören geht. Und warum es uns so geht, wie es uns geht. ... Das war interessant. Ich merke, dass ich gut zuhören kann, wenn ich bei einem Menschen eine Offenheit wahrnehme; wenn er oder sie sich selbst als lernend oder auf dem Weg versteht. Das kann auch in ganz kleinen Dingen sein. ... Mir fällt es aber schwer zuzuhören, wenn jemand sich bereits mit Sätzen darüber gewappnet hat, was für ihn oder sie (noch) geht und was nicht. Ralph Kunz hat uns psychologische Aspekte des Zuhörens vorgestellt. Das kam dem ziemlich nahe, was eine befreundete Psychotherapeutin uns letzte Woche in Berlin erzählt hat. Sie meinte, dass sie ihre Klientinnen und Klienten erzählen lässt und aktiv in das Erzählen eingreift. Das Ziel ist, dass die Erzählenden entdecken, dass ihnen auch ein anderer Blick auf ihre Situation möglich ist. Sie lernen im Gespräch, Dinge neu zu sehen. Sie lernen, sich Wege und Handlungsweisen für sich selbst vorzustellen - zu imaginieren - die vorher ausserhalb der eigenen Vorstellungswelt lagen. Ralph Kunz hat uns einen Wilfried Bion - ich habe nie von ihm gehört - und seine Methode des Containing vorgestellt. Der Therapeut - also der Zuhörende - hört an, was ihm erzählt wird: "Vorbild ist die Mutter, die die Ängste ihres Kindes zu lindern versucht, indem sie diese ‹unverdaulichen Anteile› in sich aufnimmt, innerlich modifiziert und sie dann strukturiert zurückspiegelt." (Folie und gleichzeitig wiki) Ich habe zurückgefragt, was denn genau dieser Container sei; es kann ja nicht die Psyche der Seelsorgerin sein, die die Last des Erzählten trägt. Ralph Kunz meinte, es sei der ‹Raum›, der sich im Zuhören öffnet, der diesen Container bildet. ... Dem muss ich noch noch nachdenken. Ich meine ja, dass alles Gehörte bei Gott zu deponieren ist. Ich höre es mit meinen Ohren, aber ich lasse es Gottes Sache sein. Gottes Herz - wenn man so reden will - ist der Container. Freitag, 25. Juni 2021 Ulrike schreibt: Heute gehen unsere Ferien zu Ende. Wir sind im Berlin am Aufräumen. Die drei Tage an der Ostsee waren wunderschön. Anders als im Wetterbericht angekündigt hatten wir viel Sonne bei knapp 20°C. Vom Hotel aus - über die Strasse und über den Deich - sind es 200m bis in die Ostsee. Der Strand war eher leer, obwohl die Strandkörbe merkwürdigerweise ausgebucht waren. Der Ort Ahrenshoop mit seinen Hotels, Cafés und Lokalen selbst war knallevoll: voll mit Autos, älteren Menschen und sehr sportlich gekleideten Radfahrerinnen. Dabei hat die Ferienzeit nicht einmal begonnen. .... Mir war es eigentlich zu voll; aber eben ein wunderbarer Strand. Hier sind ein paar Ferienbilder. Ahrenshoop war seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auch Künstlerkolonie. Für mich waren die Bilder von Anna Gerresheim, Elisabeth von Eicken, Paul Müller-Kaempff und anderen eine Entdeckung. Es sind vor allem Landschaften und Bauernhäuser. Montag, 21. Juni 2021 Ulrike schreibt: Das Wochenende war im Nachhinein gesehen sehr voll - mit lauter schönen Erlebnissen. Am Freitag Abend waren Wolfgang und ich im Strandbad Lübars. Das ist ein See im Norden von Berlin, wo mein Bruder und ich als Vorschulkinder schwimmen gelernt haben: noch so richtig mit ‹Trockenschwimmen› im heissen Sand. Ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie wir Kinder auf dem Bauch im Sand lagen, und dass mir überhaupt nicht klar war, was diese Übung mit dem Schwimmen zu tun hat. Das Strandbad war - mit seinen Zufahrtswegen - gestopft voll; es waren halt 37°C. Der See selbst - also jenseits des Nichtschwimmerbereichs - war fast leer und das Schwimmen wunderschön. Auf dem Wasser liegen die Blüten der Lindenbäume, und man ist beim Schwimmen von einem zarten süssen Geruch umgeben. So etwas Schönes kann man sich gar nicht ausdenken. ... Gestern früh war ich im Flughafensee - ebenfalls in Reinickendorf - schwimmen. Der See ist gut zum Schwimmen und bis zu 35m tief. Ich mag gar nicht dran denken, was oder wer da alles drin liegt. Aber vielleicht habe ich auch ein bisschen viel Phantasie. Zum Jubiläum in der Apostel-Johannes-Gemeinde gestern waren zwar viele gekommen - vor allem ältere Leute -, aber fast keiner von denen, auf die ich mich gefreut habe. Gefreut habe ich mich auf junge Leute von Anfang/Mitte der 80er Jahre, die jetzt wie ich 50+ sind. In meinen Augen waren das besondere Zeiten, weil viele von uns zum Glauben an Gott gekommen sind. Wo sind sie heute? Welche Wege sind sie gegangen? Ich hätte das auch in geistlicher Hinsicht interessant gefunden: wie unsere Gemeinde sich nach aussen hin vervielfältigt. Heute fahren Wolfgang und ich an die Ostsee. Wir haben recht spontan ein kleines Hotel in Ahrenshoop gefunden, sehr nahe am Strand. Bin gespannt, ob es so schön ist, wie es auf den Fotos aussieht. Freitag, 18. Juni 2021 Ulrike schreibt: Unsere erste Ferienwoche ist herum. Wir sind in Berlin und fühlen uns sehr wohl. Wolfgang bekommt von den 35°C nicht so viel mit, weil die Wohnung keine direkte Sonneneinstrahlung hat. Die Baum-Hasel (Türkische Haselnuss), die als Strassenbaum vor dem alten Berliner Mietshaus steht, wirft ihren Schatten über den ganzen Balkon. Das ist super angenehm. Bis in die Nacht sitzen junge Leute an Tischen unter unserem Balkon, denn im Nachbarhaus ist ein griechisches Lokal. Ich war zweimal zum Schwimmen im Sommerbad Seestrasse - ich wäre auch öfter gegangen, aber die Online-Tickets sind schnell ausgebucht. Jetzt bleiben nur noch die eintrittsfreien Berliner Seen. Und zweimal war ich im Museum. Einmal in der James-Simon-Galerie - dem Neubau auf der Museumsinsel - und einmal im Hamburger Bahnhof. Die Ausstellung Achmîm. Ägyptens vergessene Stadt auf der Museumsinsel fand ich nicht wirklich informativ. Die beiden Ausstellungen im Hamburger Bahnhof (Scratching the Surface und Pauline Curnier Jardin: Fat to Ashes) habe ich als sehr anregend empfunden. Jetzt am Wochenende feiert die Kirchgemeinde, in der ich als junge Frau zum Glauben gekommen bin, ihr 50 jähriges Bestehen. Das ist ein schöner Zufall, dass das Jubiläum in die Zeit unseres Urlaubs fällt. Mir war früher gar nicht klar, dass die Apostel-Johannes-Kirchgemeinde ‹jünger› ist, als ich es bin. Ich bin gespannt, wen ‹von früher› die heutige Kirchgemeinde ausfindig gemacht hat. Wir hatten in den 80ern eine sehr grosse Jugendarbeit; viele junge Leute - unter anderem ich - sind im Anschluss an den Konf.unterricht gläubig geworden. Auch mein Bruder kommt für diesen Anlass mit einem seiner Kinder nach Berlin. Hier sind ein paar Bilder aus Berlin: Freitag, 11. Juni 2021 Ulrike schreibt: Seit gestern haben wir Ferien. Ich freue mich sehr darüber. Wobei ich bereits seit Auffahrt (Himmelfahrt) regelmässig ins Freibad (beheizt) gehe, was für mich ein Feriengefühl ist. Gestern bin ich zum ersten Mal in den Rhein gestiegen und ein bisschen - aber nicht lange - geschwommen. Unsere Steuererklärung habe ich heute Morgen zum Finanzamt gebracht, was auch ein Gefühl von Ferienbeginn ist. Sie ist nur halb so dick wie in den vergangenen Jahren, weil im letzten Jahr ja viele Veranstaltungen ausgefallen sind. Gestern kam eine Einladung der Apostel-Johannes-Kirchengemeinde in Berlin zu ihrem 50jährigen Bestehen. Das ist die Kirchgemeinde in einem Berliner Hochhausviertel, in der ich 1983 zum Glauben gekommen bin. Es ist fast ein Wunder, dass wir an genau diesem Wochenende auch in Berlin sind. Ich freue mich darauf, einige Menschen aus meiner Jugendzeit in der Gemeinde wiederzusehen. Unser Garten in Liestal ist wunderschön, das Gras - mit Kornblumen, Margeriten, Disteln, Akelei, Mohn ... steht hüfthoch. Die Rosensträucher blühen üppig, wahrscheinlich, weil ich dies Jahr daran gedacht habe, sie zu düngen. Die Blumenkästen vor den Fenstern habe ich gestern neu bepflanzt - vorwiegend mit Geranien und Begonien. Das bleibt bis in den Herbst. Wo man hinschaut: es ist schön. Sonntag, 6. Juni 2021 Wolfgang schreibt: Der gestrige Studientag zum Thema Heiliger Geist war für mich selbst ganz spannend. Ohne Gottes Lebens-Geist würde die Schöpfung in sich zusammen sinken: "Nimmst du den 'Atem' (Geist) weg - zu Staub zerfallen sie …" (Psalm 104,29f). Gott selbst muss seinen Geist immer neu aussenden, damit die Schöpfung überhaupt bestehen bleibt. Es ist schon bemerkenswert, wie nahe diese Aussagen den Erkenntnissen der modernen Astrophysik kommen und zum kreativen Gespräch herausfordern. Leider war gestern dafür zu wenig Raum. Mehr Zeit blieb uns, auf die Botschaft der Propheten zu hören. Gottes Volk, so sagen sie (vor allem Jeremia und Ezechiel), hat durch sein Verhalten den Bund mit Gott derart gebrochen, dass er nicht mehr 'repariert' werden kann. Es braucht eine gundlegende Erneuerung. Wenn sie von einem "Neuen Bund" sprechen, dann erwarten sie eine grundlegende Erneuerung. Der "Neue Bund" ist gerade kein anderer Bund. Es ist Gottes Neuanfang mit seinem Volk. Der Unterschied: Er baut nicht auf den menschlichen Möglichkeiten auf, sondern auf Gott und seinen Möglichkeiten. In der Sprache der Propheten: Gott wird das fleischerne bzw. das steinerne Herz der Menschen entfernen und durch seinen Geist ersetzen. Was Jeremia (31,31-34) bzw. Ezechiel (36,24-27) in ihrer Sprache formulieren gehört zur kühnsten Hoffnung, von der die Bibel spricht. Geist, das ist Gott selbst mit den Möglichkeiten, die nur ihm zur Verfügung stehen. Es ist nötig, dem immer wieder nachzudenken und seinen eigenen Glauben an dieser Hoffnung fest werden zu lassen. Das Datum des nächsten Studientages steht schon länger fest: Samstag, 25. September 2021. Das Thema selbst ist noch offen. Irgendwie werden wir jedoch dieser prophetischen Hoffnung weiter nachgehen. Wie lautet sie? Und welche Konsequenzen hat sie bereits jetzt für die Gestaltung unseres Glaubens und Lebens: persönlich und gesellschaftlich? Ihr werdet bald mehr darüber hören. Näher liegen die Termine im Tessin. "Wie das Herz fest wird" - 4. bis 10. Juli 2021 in Moscia. Diese Tage in der Reihe "Bibelimpulse und Urlaub" sind recht gut gebucht. Aber es sind immer noch Plätze frei. Gerne laden wir dazu ein. Mit Freude bereite ich mich schon länger auf die Schweige-Exerzitien in Rasa vor (16. bis 26. August 2021: zehn Tage oder fünf Tage ab 16. oder ab 21. August 2021). In diesen Tagen wird uns Psalm 86 begleiten: Wie aus Not und Klage eine Bitte wird. "Lehre mich deine Wege … ich will ja in deiner Treue weiter gehen." Dafür sind noch ziemlich viele Plätze frei [vor allem in den ersten fünf Tagen]. Wir wären froh, wenn Ihr auf dieses Angebot im Freundeskreis aufmerksam macht - oder Euch überlegt, selbst daran teilzunehmen. Der Psalm ist 'schlicht'. Wahrscheinlich ist er gerade darum so grossartig, ja überraschend. immer noch Freitag, 4. Juni 2021 Ulrike schreibt: Morgen ist Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft: ‹WER HAT DEN HEILIGEN GEIST? Was die Bibel vom Heiligen Geist und von anderen Geistern sagt›. Wolfgang wird zu einem Gang durch die Bibel einladen: von der Schöpfung, durch die Geschichte Israels bis hin zu Jesus und zum Geist des neuen Bundes. Das ist - meiner Meinung nach - sehr grundlegend und gleichzeitig spannend. Wir sind bis jetzt erst gut zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie können sich also noch kurzfristig anmelden, alle weiteren Informationen finden Sie links bei Studientage. Freitag, 4. Juni 2021 Wolfgang schreibt: Wir freuen uns sehr auf das Stille Wochenende am 1. Advent-Wochenende (26. bis 28. November 2021): "ICH REDE MIT MEINER SEELE". Ulrike und ich werden es gemeinsam leiten. Sie können sich ab sofort anmelden. Wir kennen die innere Stimme in uns. Manchmal tröstet und ermutigt sie uns. Manchmal warnt sie uns und klagt uns an. Sie tritt auf als eine Stimme, die gründlich Bescheid weiss. Doch: Hat sie wirklich immer recht? Die Bibel weiss davon, dass es eine ernsthafte Kultur des inneren Gesprächs mit uns selbst, also mit unserer Seele braucht. Unsere 'Seele' tritt auf als Seelsorgerin, als Trösterin wie als Anklägerin, vor allem als präzise Theologin usw. Psalm 103 nimmt uns hinein in das Gespräch mit dieser eigenen inneren Stimme. Dabei stellt sich heraus, dass die Seele keineswegs immer recht hat. In ihrer Angst vertritt sie eine eigene Theologie, die unbedingt korrigiert werden muss. Es geht wahrhaftig um die SEELSORGE AN DER EIGENEN SEELE. An diesem Einkehrwochenende hören wir auf das je eigene innere Gespräch. Was spricht meine Seele mit mir? Was behauptet sie? Was und wie kann ich ihr entgegnen? Der Wüstenvater 'Evagrius Ponticus' (345 - 399) hat sich in seiner Schrift "Die grosse Widerrede" eingehend und überraschend praktisch damit beschäftigt: hilfreich bis heute. Den Flyer für unser Wochenende finden Sie gleich hier: 2021.11 Stilles Wochenende Riehen. Ein hilfreiches, kreatives und frohes Wochenende gerade zum Beginn der Adventszeit. Sonntag, 30. Mai 2021 Wolfgang schreibt: Ulrike hat heute sowohl in Liestal wie in Seltisberg über Psalm 103,1-13 gepredigt: SEGNE den Herrn meine Seele. Warum heisst es, dass die Seele Gott 'segnen' soll? Warum redet der Psalmbeter so eindringlich mit sich selbst, also mit seiner eigenen Seele? Muss sie etwas lernen bzw. etwas zur Kenntnis nehmen, das sie von sich aus nicht weiss, nicht so einfach kann? Eine spannende Anleitung zum Umgang mit sich selbst. Sie können die Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-05-30-PSALM103. Freitag, 28. Mai 2021 Ulrike schreibt: Heute Abend nehmen wir als Kirchgemeinde an der ‹Langen Nacht der Kirchen› teil. Es sind drei Konzerte (jeweils um 19/ 20/ 21 Uhr) und eine Taizéfeier um 22 Uhr. Thema der Langen Nacht ist ‹Glaube, Hoffnung, Liebe› und es gibt kurze inhaltliche Impulse. Mein Impuls ist der über Hoffnung. Was heisst es, auf Gott zu hoffen? Morgen ist der angekündigte Zoom-Studientag zu den Psalmen mit Siegfried Zimmer und Wolfgang. Damit ich morgen teilnehmen kann, muss ich heute vorbereiten: Am Sonntag - also übermorgen - feiern wir in der Stadtkirche Gottesdienst mit goldener Konfirmation, heisst: mit Gästen von auswärts. Ich predige über Psalm 103. Wir streamen einzelne Teile in den Kirchsaal, wo Theresia Gisin - die Leiterin unseres Kirchenchors - den Gottesdienst für die ‹normale› Gemeinde an die Hand nimmt. Das finde ich sehr schön, dass das so geht. Um 11 Uhr feiern wir noch auf dem Seltisberg. Am Abend bin ich von den Tübinger Jungakademikerinnen für ein Zoom Meeting über Spiritualität eingeladen. Das muss ich auch vorbereiten. Sonntag, 23. Mai 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich wünschen euch ein frohes Pfingstfest. Wir wünschen euch viel Freude an Gott, der mitten unter seinem Volk und in uns Wohnung genommen hat. Letzte Woche hat jemand erzählt, dass in unserer Synode (also der der Baselbieter Kirche) letzthin darüber abgestimmt wurde, ob die Dreieinigkeit aus der Kirchenordnung zu streichen sei. Das wurde von den Synodalen mehrheitlich abgelehnt. Aber dass man in der Schweiz über die Geltung ökumenischer Bekenntnisse überhaupt abstimmen kann, ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Der tiefere Grund: Die reformierten Kirchen der Schweiz sind - anders als die meisten Kirchen weltweit - bekenntnisfrei. Gerade ist der neue Rundbrief der Fritz-Blanke-Gesellschaft - das ist der Verein bzw. der grosse Freundeskreis, für den Wolfgang arbeitet - verschickt worden. Derselbe Rundbrief wird nächste Woche in Papierform verschickt. Es gibt eine - in meinen Augen - ausgesprochen schöne Beilage von Wolfgang zu Psalm 73. Und es sind ein paar Einladungen drin. Wir laden zum nächsten Studientag mit Wolfgang ein. Er findet am Samstag, dem 5. Juni 2021 statt, von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Ort ist der Saal der EMK (Methodistische Kirche) in Zürich im Zeltweg 10. Thema des Studientages ist: WER HAT DEN HEILIGEN GEIST? WAS DIE BIBEL VOM HEILIGEN GEIST UND VON ANDEREN GEISTERN SAGT Die biblischen Zeugnisse sprechen sehr differenziert von ganz verschiedenen Geistern, die einem begegnen bzw. die in einem wohnen können. Darum ruft die Bibel wie die christliche Tradition eindrücklich zur «Unterscheidung der Geister» auf. Woran zeigt es sich, dass uns Gottes Geist begegnet, ja in uns wohnt? Könnte es auch ein anderer 'Geist' sein? Wie unterscheidet man das? usw. Den Flyer finden Sie links, wenn Sie auf Studientage klicken. Wahrscheinlich haben wir uns selbst etwas konkurrenziert. Denn am Samstag, dem 29. Mai 2021, findet ebenfalls ein Studientag statt, den Siegfried Zimmer und Wolfgang gemeinsam gestalten. Thema: PSALMEN: beten, lesen, verstehen. Infos und Anmeldung: https://www.ticketino.com/de/Event/Die-Psalmen-Beten-Lesen-Verstehen/130725. Dieser Psalmen-Studientag findet ausschliesslich online statt. Der Studientag zum Heiligen Geist findet physisch - eben in Zürich :-) - statt. EIN MUSEUM ÖFFNET SICH Ich war heute früh - es hatte noch ein Zeitfenster um 9 Uhr :-) - in der Fondation Beyeler in Riehen. Sie zeigen eine Installation von Olafur Eliasson. Ich kenne seine Werke von Ausstellungen in Berlin (Martin-Gropius Bau), aber die in Riehen übertrifft alles. Klickt einmal hier: OlafurEliassonLife Das Museum hat seine Räume geöffnet und hat sie in eine grosse Wasserlandschaft verwandelt. Alle Räume - bis auf einen grossen Saal - sind nach aussen hin offen, es gibt keine Türen und Fenster mehr. Man kann auf Holzstegen über eine Wasserlandschaft gehen. Die ist bepflanzt und leuchtet in einem neon-hellen Grün. Abends wohl blau. Mein erstes Gefühl war, dass die ‹Natur› sich wieder in den einstigen ‹Kulturräumen› ausbreitet. So wie man es von verlassenen Ortschaften und stillgelegten Fabriken kennt. Aber es ist eben kein ‹Überwuchern›, was Eliasson zeigt, sondern dieser neue Raum ist stilisiert. Die Stege sind gradlinig und ‹streng›, laden nicht zum Verweilen ein. Ausgesprochen schön ist der Übergang dieser stilisierten Wasserwelt hin in die Parklandschaft des Museums. Da treffen die unterschiedlichsten Grüntöne und Gefühle aufeinander. ... Was mich geflasht hat ist, dass hier Menschen tatsächlich Neues denken und (mit viel Geld) baulich umsetzen. Mittwoch, 19. Mai 2021 Ulrike schreibt: Wenn Sie heute um 19.30 Uhr per Zoom beim Abend mit Assaf Zeevi dabei sein wollt, klicken Sie bitte hier: Offener Abend Wir treffen uns ebenfalls ‹leibhaft›, nämlich im Saal vom Kirchgemeindehaus Martinshof in Liestal. Thema des Abends - neben manchen anderen Fragen und Berichten - wird sein: Die Bibel für Juden, die Bibel für Christen. Wir freuen uns auf euch, auf Sie, auf das gemeinsame Hinhören, Nachfragen und Lernen. Sonntag, 16. Mai 2021 Wolfgang schreibt: Die Predigt von heute ist eine Fortsetzung der Predigt vom Himmelfahrtstag - über Epheser 1,15-23. Paulus betet für die Gemeinde. Sein Gebet ist ein grosser und konzentrierter Dank. Aber ihm fehlt auch die Bitte nicht. Was lernen wir aus der Weise, wie Paulus für seine Gemeinden betet, für unser eigenes Beten, ja für unsere Bittgebete? Es ist schon erstaunlich, dass Paulus die Zusammenhänge zwischen Gottes Handeln und unserem Beten so klar gesehen hat: DANK FÜR DIE GEMEINDE. Sie können die Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-DANK FÜR DIE GEMEINDE-Eph1. Samstag, 15. Mai 2021 Ulrike schreibt: Am Mittwoch nächster Woche - also am 19. Juni - haben wir Assaf Zeevi bei uns zu Gast in der Kirchgemeinde. Assaf Zeevi ist Reiseleiter bei Kultour und Autor des Buches "Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel" (2021). Im nächsten Frühling erscheint bereits sein zweites Buch. Ihr könnt am Mittwoch entweder vor Ort im Kirchsaal teilnehmen (Beginn 19.30 Uhr) oder euch per ZOOM einwählen, ebenfalls kurz vor 19.30 Uhr. Den ZOOM Link findet ihr im Menü links bei "Israel-Reise". Thema des Abends ist Die Bibel für Juden, die Bibel für Christen. Freitag, 14. Mai 2021 Wolfgang schreibt: GOTTES KRAFT AN UNS — Die Predigt von Ulrike zu Christi Himmelfahrt (Epheser 1,15-23) ist nun auch als Text in einer PDF-Datei erhältlich: 2021-HIMMELFAHRT-Gottes Kraft an uns-Text Donnerstag, 13. Mai 2021 - CHRISTI HIMMELFAHRT Wolfgang schreibt: Über Weihnachten und Ostern lässt sich gut predigen. Da gibt es Geschichten, die man erzählen und die man sich innerlich vorstellen kann. Wie aber ist das mit Christi Himmelfahrt? Auch das ist eine Geschichte. Nur: Was bedeutet sie? Ulrike führt es aus: Mitten in der Auseinandersetzung der Mächte, die unsere Welt und unser Leben bestimmen, hat Gott Fakten geschaffen. Die Frage, wer die letzte Macht in unserer Welt und damit auch in unserem Leben hat, ist nicht mehr offen. Sie ist endgültig entschieden … Natürlich war das ein Kampf. Der aber liegt hinter uns und nicht mehr vor uns: GOTTES KRAFT AN UNS. Die Predigt über Epheser 1,15-23 von Ulrike Bittner in der Stadtkirche Liestal kann man gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-HIMMELFAHRT - Gottes Kraft an uns. Mittwoch, 12. Mai 2021 Ulrike schreibt: Morgen feiern wir Auffahrt; in Deutschland sagt man Christi Himmelfahrt. Um 9.30 Uhr ist Gottesdienst in Liestal und am Sonntag feiern wir in Liestal (9.30 Uhr) und auf dem Seltisberg (11 Uhr). Der Predigttext steht im Brief an die Gemeinde in Ephesus im 1. Kapitel, Vers 1 und 15-23. Paulus schreibt von der "überschwänglichen Kraft", mit der Gott an uns handelt. Das ist sein Thema und "mein" Thema für den Gottesdienst morgen. Man kann allerdings blind dafür sein, mit welcher Kraft Gott unter uns zugange ist. Um diese Kraft wahrzunehmen, müssen uns "die Augen des Herzens" geöffnet werden. Das ist Thema der Gottesdienste am Sonntag. Hier teile ich ein paar Beobachtungen zu Epheser 1,1.20-23: (1) An wem handelt Gott "mit überschwänglicher Kraft"? An uns. "Uns", das sind diejenigen, die an Jesus glauben (Vers 1). (2) Wie gross ist die Kraft Gottes? Es ist die Kraft, mit der Gott seinen Sohn von den Toten auferweckt hat (Vers 20). Grösseres kann man nicht finden, als jemanden, der aus "nichts" wieder "etwas" macht. (3) Jesus sitzt zur Rechten des Vaters im Himmel. "Himmel", das ist eine Chiffre für den Ort, an dem "regiert", am dem entschieden wird. "Himmel" ist der unsichtbare Teil unserer Wirklichkeit, der da ist, aber unseren Augen verborgen ist. (4) Jesus nimmt Platz an der Seite des Vaters - das feiern wir an Auffahrt. Das heisst, dass Jesus seinen Weg zu Ende gebracht hat. Er hat Fakten geschaffen, hinter die niemand mehr zurück kann. Niemand kann mehr infrage stellen, dass Jesus stärker ist als der Tod und dass mit ihm neues Leben begonnen hat und beginnt. Mich ärgert es oft, dass gerade Christen so tun, als wäre hier noch nicht entschieden. Als müssten sie kämpfen und beten, damit Jesus Sieger bleibt und sich alles in die richtige Richtung entwickelt. Das ist irreführend. Jesus sitzt bereits auf dem Ehrenplatz, zur Rechten des Vaters. (5) Alle anderen Mächte - Menschen, Gottheiten, Herrschaften, Institutionen - sind entmachtet. Sie müssen sich Jesus unterordnen (Vers 21). Das heisst: Wer beansprucht, beliebig über Menschen verfügen und entscheiden zu können, der lügt. Niemand hat das letzte Wort über einen anderen. Es ist Jesus, dessen Wort gilt. (6) Frage: Wofür braucht es die "überschwängliche Kraft" Gottes an uns? Mir fallen schnell Menschen ein, für die ich mir eine solche Kraft wünsche. Aber es sind nicht nur diejenigen, die in einer Krankheit oder Sucht oder ausweglosen Lebensumständen festzustecken scheinen. Jeder von uns braucht diese "überschwängliche Kraft" Gottes. Ich kann mich ja nicht selbst retten. Niemand kann das. Augustinus (später Luther und Barth) beschreiben uns als Menschen, die in sich selbst verkrümmt sind: incurvatus in se - ohne jede Ausnahme. Auch derjenige, dem sein Leben gelingt, der erfolgreich ist, der vieles hat und ist, ist in sich selbst verkrümmt. Und muss gerettet werden. Jesus rettet - und dafür braucht es diese Kraft an uns. Freitag, 7. Mai 2021 Ulrike schreibt: Wir hatten diese Woche mehrere Kreise - auch einige Sitzungen - in der Kirchgemeinde. Mir ist etwas aufgefallen, was mir noch nicht bewusst war. Dass auch Gemeindemitglieder, die ich für ‹well connected› halte, sich einsam fühlen. Innerhalb von 1,5h haben drei Menschen - von denen ich es nicht gedacht habe - gesagt, dass sie sich manchmal fragen, warum sie (noch) leben. Da gibt es einiges für uns als Gemeinde zu lernen. ... Wir werden bald - mit einem kleinen Team - das Projekt Gellert Help in Basel besuchen. Und uns erzählen lassen, wie sie sich in diakonischer Hinsicht aufgestellt haben. Wir müssen lernen. Ich habe diese Woche wirklich einiges erlebt. Ich besuche u.a. die neuzugezogenen Seniorinnen und Senioren im örtlichen Pflegezentrum. Der Sinn ist, dass sie uns ‹als Kirche› einmal sehen: dass sie wissen, dass wir da sind mit Gottesdiensten und als Ansprechpartnerinnen. Mir hat ein bisschen die Motivation für Besuche gefehlt und ich habe Gott um gute Begegnungen gebeten. Und so war es dann auch. Fast wunderhaft, wie jeder einzelne Besuch seine eigene Zeit und sein eigenes Thema hatte. ... Gebete müssen nichts Grosses sein. Es geht nur darum, etwas in Gottes Hände zu geben. Eine Situation ihm anzuvertrauen und ihm zu überlassen. Mittwoch, 5. Mai 2021 Wolfgang schreibt: In unserer Lesegruppe zum Buch "Lass das Land erzählen" zur Geschichte und zum Land Israel wird einem bald einmal deutlich, wie wichtig das Judentum für das Verständnis von Altem und Neuem Testament ist. Wer sich auch nur ein wenig damit beschäftigt stösst immer wieder auf das zentrale Buch des Judentums, also auf den TALMUD. Er ist die zentrale geistige Mitte des Judentums: ein Werk mit einigen tausend Seiten und entstanden im Lauf von mehreren Jahrhunderten. Im Grunde ist der Talmud das Protokoll eines jahrhundertelangen Gesprächs. Wobei dieses Gespräch bis heute vielfältig weitergeht. TALMUD LESEN: Wie aber nähert man sich dem Talmud? Er ist eine Welt für sich, die jemandem, der mit dem Judentum nicht vertraut ist, ziemlich fremd erscheinen muss. Der gute Vorsatz im Talmud zu lesen, sollte nicht schnell in eine Enttäuschung münden. Dazu fünf Hinweise für mögliche erste Schritte: TALMUD LESEN. Montag, 3. Mai 2021 Wolfgang schreibt: Seit einem Monat lesen wir nun in einer Internetgruppe (über Threema) das Buch „Lass das Land erzählen“ von Assaf Zeevi. Überraschend anschaulich führt der Autor durch die Geschichte und das Land Israel. Seine genaue Kenntnis des Landes, der neuesten archäologischen Ausgrabungen und der Lokaltraditionen führen auch gute Bibelkenner zu manchen Aha-Erlebnissen. Erstaunlich, was man alles bisher nicht gewusst bzw. übersehen hat. Assav Zeevi wird der Reiseleiter unserer Israel-Reise im Oktober sein. So ist die Lektüre für manche von uns auch Reise-Vorbereitung. Auf jeden Fall ist es eine unterhaltsame und lehrreiche Einführung in Geschichte, Landeskunde und Archäologie von Israel. Nach unserem Leseplan kommen wir Mitte der Woche bei Samuel und den ersten Königen Saul, David und Salomo an. Das wäre eine gute Gelegenheit, ins Lesen und ins Gespräch einzusteigen. Für die Gesprächsgruppe (man darf gerne auch nur so mitlesen) kann man sich bei Ulrike anmelden. Mail an ulrike.bittner@bluewin.ch. Hier ein kleiner Zwischenbericht, auch wenn man nicht an der Gruppe teilnehmen will oder kann. Bei der Lektüre des Buches von Assaf Zeevi fällt einem auf, dass seine Darstellung auf etwa fünf Grundlagen aufbaut: 1) biblische Texte: WO in der Bibel steht das? 2) jüdische Tradition: WIE verstehen die frühen Rabbinen diese Texte? 3) Land Israel: WIE sehen Orte und Landschaften aus (Bilder, Videos)? 4) Geografie: WO im Land spielen sich die Ereignisse ab (Landkarten)? 5) Archäologie: WAS wird durch Ausgrabungen bestätigt? WAS bleibt unsicher? An seiner Darstellung schätzen wir die grosse Sorgfalt, mit der er all diesen Spuren nachgeht und sein Wissen vor uns ausbreitet. Dabei wird er nie ideologisch. Er macht auch deutlich, wo unser Wissen - historisch und archäologisch - vorläufig ist und unsicher bleibt. HILFSMITTEL für die, die ihre Lektüre erweitern bzw. vertiefen wollen: 1) BIBEL: Benützt ihr eine eher evangelistische Übersetzung der Bibel (z.B. „Hoffnung für alle“)? Dann wäre es gut, sich daneben auch an einer Bibelausgabe zu orientieren, die dem biblischen Urtext nahe kommen will (z.B. Elberfelder). Dabei gilt: Die ideale Übersetzung gibt es nicht. Hilfreich ist das Programm https://www.bibleserver.com, das einem Zugang zu 10 verschiedenen deutschen Bibelübersetzungen bietet. 2) JÜDISCHE AUSLEGUNGS-TRADITION: Es existiert eine Fülle von Beiträgen vor allem zu einzelnen Fragen, Texten und Büchern. Im englischen Sprachraum gibt es einige Bibeln, die aus dem jüdischen Verständnis übersetzt worden sind. - Wer sich für Detailfragen interessiert, der muss selbst suchen bzw. nachfragen. Vgl. auch unten der Verweis auf Guido Baltes (unter 5) ARCHÄOLOGIE). 3) BILDER und VIDEOS sowie 4) LANDKARTEN: Im Internet und vor allem auf YouTube gibt es eine kaum mehr überschaubare Fülle von Bildern und Videos unterschiedlicher Qualität. Wer den Spuren, die Assaf Zeevi gelegt hat, vertiefend nachgehen möchte, dem sei zum Einstieg das (englischsprachige) Programm „SatelliteBibleAtlas“ empfohlen. Da findet man eine 13-teilige Serie (jeweils zwischen 5 bis 15 Minuten) zur Geografie und Geschichte Israels, die der Darstellung von Assaf Zeevi ziemlich ähnlich ist. Die Serie beginnt mit dem Beitrag „01 Introduction. The Land of the Bible: Location & Land Bridge“ https://www.youtube.com/watch?v=EzzqeBx937I&list=UUcQLhhX6Eil6JoUkHihmTRg&index=15. Zusätzlich gibt es einzelne Beiträge zu Orten und Landschaften. Wer sich das ansieht, der hat eine gute Grundlage, selbst weiter zu suchen. 5) ARCHÄOLOGIE/AUSGRABUNGEN: Die meisten ideologisch gefärbten Beiträge gibt es auf dem Gebiet der Archäologie. Nicht alles, was biblisch klingt und die biblische Darstellung zu bestätigen scheint, ist zuverlässig. Wie findet man einen guten Einstieg? In Darstellung, Anliegen und Sorgfalt findet man bei Guido Baltes jenen festen Boden, der einem von Assaf Zeevi her vertraut geworden ist. In sieben Kurzvideos stellt er Grundfragen und Probleme biblischer Archäologie anhand der Ausgrabungen von Jericho sowie Ai vor: https://www.bibelentdeckungen.de/category/video/archaeologie-und-bibel/ Durch die Videos hat man alles gut vor Augen und kann nachvollziehen, warum die Meinungen der Spezialisten im Blick auf die Datierung weit auseinander gehen. Die Beiträge sind spannend und hilfreich, um sich mit Grundfragen biblischer Archäologie vertraut zu machen. Die Homepage von Guido Baltes (https://www.bibelentdeckungen.de/) ist überaus umfangreich. Im Blick auf die Bedeutung rabbinischer Zeugnisse für unser Verständnis der Bibel teilt er die Voraussetzungen, die uns von Assaf Zeevi her vertraut sind. Vor allem findet man bei Guido Baltes sehr viel Material zum Verständnis des jüdischen Hintergrundes des Neuen Testamentes. Eine überaus reiche und vor allem zuverlässige Fundgrube. Freitag, 30. April 2021 Ulrike schreibt: Ich bin für drei Tage zu meinen Eltern gefahren. Ich finde es gar nicht leicht, die für die eigene Situation geltenden Einreisebestimmungen des Bundesministeriums für Gesundheit zu finden und zu verstehen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich hier bin und diese Unternehmung nicht mehr auf ein unbestimmtes 'Später' verschoben habe. Wie immer, wenn man aus der Schweiz kommt, gibt es einige verblüffende Momente. Ich bin schnurstracks zum 'Testen' gegangen, wie man bei der Einreise per SMS angewiesen wird. In einer Apotheke scanne ich den QR Code und laufe noch beim Eintragen meiner Daten um's Haus herum zum Hintereingang. Durch das Treppenhaus kommt man in den ersten Stock, wo auf dem Treppenabsatz ein Bistro-Tischchen steht. Die Angestellte desinfiziert sich die Handschuhe und gibt berlinerisch-direktiv die Anweisung: "Lehnen Sie sich mal an die Wand da" (im Treppenhaus😎) und dann schiebt sie mir schon das Stäbchen in die Nase. Was in Lausen oder Muttenz 20 Minuten dauert, braucht hier 30 Sekunden. Kurz darauf bekomme ich das Testergebnis per Mail geschickt. Das Bild, das ich aus den Medien von der Bundes-Notbremse habe und das tatsächliche Leben auf den Strassen unterscheiden sich sehr voneinander. Der Kleine Tiergarten war aufgrund des schönen Wetters bumsvoll. Früher sassen da vor allem Randständige und Abhängige - jetzt ist der Park ein schöner Ort für Familien und unzählige Kinder. Der Spielplatz ist von Kindern belagert und auf den Wiesen sitzen - mit Abstand - Junge und Alte. Wenn Parks auch langfristig wieder zu Orten gemeinsamen Lebens werden, wäre das ein grosser Gewinn für uns alle. ... In Izmir habe ich das bei meinen Besuchen 2018 und 2019 so erlebt: wie Hunderte von Familien in kleinen Grüppchen ihren Feierabend im Park verbringen. Mit Picknick und Grill, aber man konnte seinen Tee auch vor Ort bei Händlern mit Samowar kaufen. Diese entspannte und familienfreundliche Atmosphäre werde ich nicht mehr vergessen. Aussen um den Park herum war ein Laufweg angelegt, auf dem ganz normale Bürgerinnen und Bürger - viele nicht besonders sportlich - ihre tägliche Fitness machten. Mancher allein, manche in Gruppen - das sah auch schön aus. Sonntag, 25. April 2021 Ulrike schreibt: Hier ist Wolfgangs dritter und letzter Impuls aus Rasa zu Psalm 73, diesmal zu den Versen 21 bis 28: Wir haben gestern gehört, dass der Psalmbeter lernt, sein Urteil nicht aus den Erfahrungen der Gegenwart abzuleiten. Er lernt, dass alle Dinge auf ihr Ziel zulaufen. Das hilft ihm, den Weg der anderen - den Weg der Gottlosen - zu verstehen. 'Gottlos' heisst in der Bibel: Gott bedeutet mir nichts. Er kommt nicht in meinem Leben vor. Nur ich komme in meinem Leben vor und die Menschen, die zu mir gehören. Der Psalmbeter kann seine Bitterkeit verabschieden: "Als mein Herz erbittert war und es mich stach in meinen Nieren, da war ich dumm und ohne Einsicht, war wie ein Tier vor dir." (Vers 21) Bitter war er, bevor Gott ihn an die Hand genommen hat, bevor Gott ihn gelehrt hat, auf das Ende der Dinge zu sehen. Nachdem er die Irritation über das Ergehen der Gottlosen abgelegt hat, ist für die Psalmbeter noch die Frage offen, wie es mit ihm selbst aussieht. Was ist mit meinem Ende? Wird es für mich zu einem guten Ende kommen? Wir lesen davon in den Versen 21-28. WAS IST MIT MIR? Offen ist also die Frage: Wie verhält es sich mit mir? Was ist mit meinem Ende, mit meiner Zukunft? Der Psalmbeter gibt eine Antwort und die klingt überaus zuversichtlich: "Nun aber bleibe ich stets bei dir, du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Ratschluss und nimmst mich hernach in die Herrlichkeit." (Vers 23f) Die Zuversicht, die der Beter ausstrahlt und die Gewissheit, dass ihn nichts von Gott trennen wird (Vers 25f) können einem unheimlich sein. Wie kann der Beter sich seiner selbst so sicher sein? Erinnern diese Sätze nicht an Petrus, der Jesus zugesichert hat, mit ihm ins Gefängnis, ja sogar, in den Tod gehen zu wollen? Merken wir darauf: Petrus hat das Jesus versprochen, obwohl Jesus ihn nicht darum gebeten hat. Die Lutherübersetzung von Vers 23 ist irreführend: "Dennoch bleibe ich stets an dir ..." Es klingt, als ob es in der Verfügung des Beters steht, an Gott festzuhalten. Der hebräische Text ist bescheidener. Wörtlich setzt Vers 23 ein mit den Worten: "Und ich" ... - was ist mit mir? "Und ich: beständig bei dir. Du ergreifst mich bei meiner Hand, meiner rechten." Das ist ein Parallelismus. Dass der Psalmbeter bei Gott bleibt, hat seinen Grund darin, dass Gott seine rechte Hand ergriffen hat. Der Grund für das Bleiben liegt nicht im Vermögen des Betenden. Der Grund für das Bleiben liegt auch nicht in dem, was ihm die Zukunft bringen wird. Der Grund liegt in etwas, was Gott bereits getan hat, was also bereits geschehen ist. Gott hat seine rechte Hand fest ergriffen. Das reicht aus. GOTT HAT MEINE HAND ERGRIFFEN Schauen wir noch einmal auf Petrus. Er hatte Jesus sein Bleiben versprochen und hat sich damit fehl eingeschätzt. Jesus hat das im Voraus gewusst und Petrus im Voraus gesagt, dass er ihn verleugnen wird (Lukas 22,31-34). Als Petrus seiner Fehleinschätzung erliegt, ist es keine wirkliche Katastrophe. Auch in der Verleugnung gilt für Petrus der Zuspruch Jesu: Du bleibst bei mir. Denn: Du bist längst von mir gesehen. Ich habe deine Hand fest ergriffen. Samstag, 24. April 2021 Ulrike schreibt: Hier ist Wolfgangs zweiter Impuls aus Rasa zu Psalm 73, diesmal zu den Versen 2 bis 20: Gestern haben wir gehört, dass der Psalmbeter einen Satz verinnerlicht hat, nämlich den Satz, dass "Gott gut ist zu Israel, zu denen, die reines Herzens sind" (Vers 1). Das ist ein wahrhaftiger, ein verlässlicher, ein bewährter Satz. Es ist gut, wenn man auch heute solche Sätze hat, und wenn das Leben mit solchen Sätzen ("Gott ist so und so") ruhig geworden ist. Aber auch solche wahren Sätze können einen blind machen. Das zeigt uns Psalm 73. Der Psalm fährt fort und macht uns auf eine Gefährdung aufmerksam. "Ich wäre beinahe gestrauchelt", formuliert der Psalmbeter (Vers 2). Die Gefahr des Strauchelns lag nicht in einem offensichtlich falschen Satz über Gott. Sondern an einer Aussage, die für den Glauben wirklich wichtig ist. Der Aussage: Mein Leben ist gut, wenn ich mich rein halte. Was ist es, das den Psalmbeter zum Straucheln bringen will? Die Antwort: ".... da ich sah, dass es den Gottlosen so wohl ging" (Vers 3). Der Psalmbeter sieht etwas! Er sieht etwas, was vorher auch schon da war. Aber er hat es vorher nicht wahrgenommen. Stellt euch bitte die Frage: Gibt es in meinem Leben Dinge, die ich sehen könnte, aber ich schaue nicht hin? Ich nehme sie einfach nicht wahr? DER BLICK AUF ANDERE MENSCHEN Das Sehen des Beters geht in drei verschiedene Richtungen. Die erste Richtung ist die, die im Psalm am breitesten behandelt wird: der Blick auf die anderen Menschen. "Ich sah, dass es den Gottlosen gut geht." Hier steht "Schalom", das Wort für einen umfassenden Frieden. Es sind mächtige Bilder, die vor den Augen des Beters auftauchen. Er sieht, wie die Gottlosen von grossem Frieden umgeben sind. Er nimmt drei Wesenszüge an diesen Menschen wahr: a) Sie haben eine Einstellung. Ich weiss auf einmal, wie dieser bestimmte Mensch innerlich eingestellt ist. Er wirkte zuerst vielleicht freundlich, zuvorkommend auf mich, ... aber auf einmal nehme ich auch etwas anderes an ihm wahr. Eine innere Haltung, die zu ihm gehört. b) Sie tun etwas. Plötzlich nehme ich wahr, was dieser bestimmte Mensch tut - oder nicht tut. Ein Beispiel: Er hat mir zugesagt, dass er da ist und hilft. Aber er ist nicht da, obwohl er es sagt. Und das immer wieder. c) Sie reden etwas. Mit einem Mal nehme ich wahr, was dieser Mensch redet. Wie er zum Beispiel im Reden etwas ausprobiert. Wie er Grenzen immer mehr überschreitet. Immer offensichtlicher verwendet er Lügen - und merkt, dass das bei seinen Zuhörern gut ankommt. "Er reisst seinen Mund auf bis zum Himmel", sagt der Psalmbeter (Vers 9). Und die Zuhörer schlürfen seine Worte wie kostbares Wasser (Vers 10). Kenne ich solche Bilder von Menschen, die mich umgeben? Kenne ich es, dass ich an ihnen etwas wahrnehme, was ich vorher nicht wahrgenommen habe? DER BLICK AUF SICH SELBST Dem Psalmbeter gehen die Augen auf für sich selbst. Ich kann mir auch im Blick auf mich selbst etwas vormachen. Das kann im Positiven sein - das heisst, ich schätze mich viel zu grossartig ein. Das kann im Negativen sein - das heisst, ich mache mich klein. Ich rede mich klein. Ich wehre es ab, wenn jemand mich aufmerksam macht auf das Gute, das Gott mir gegeben hat. Vielleicht halte ich es für "Nüchternheit", aber es ist in Wirklichkeit eine "Vernichtung" dessen, was an mir an Gutem zu sehen ist. Was ist es, dass der Psalmbeter an sich selbst wahrnimmt? "Ganz umsonst hielt ich rein mein Herz und wusch meine Hände in Unschuld." (Vers 13) Ganz umsonst ist, was ich gelebt habe. Der Beter fällt ein Urteil. Die zweite Frage, die ich euch mitgeben möchte: Was sehe ich, wenn ich mich selbst ansehe? DER BLICK INS HEILIGTUM Zweimal hiess es "ich sah". Auch jetzt geht es um ein Sehen. Aber es geht zuerst um einen Ort, den ich aufsuche, um an diesem Ort etwas zu sehen. Bisher hat der Psalmbeter - im Blick auf den Gottlosen, im Blick auf sich selbst - sein Denken eingeschaltet. "Da sann ich nach und suchte es zu verstehen. Es war eine Qual in meinen Augen." (Vers 16). Wir versuchen das, was wir so plötzlich am anderen und an uns selbst wahrnehmen, mit unserem Denken zu erfassen. Was bleibt uns auch anderes übrig? Nun aber kommt das Denken an seine Grenze. "Ich dachte nach, bis ..." (Vers 17). Das "bis" markiert eine Grenze. ... Jetzt braucht es einen Ortswechsel. Der Beter denkt nach, bis er an "das Heilige" kommt, den heiligen Ort Gottes. Er sucht den Tempel auf. WO BEGEGNET MIR GOTT IN SEINER HEILIGKEIT? Für uns könnte die Frage lauten: Wo gibt es in meinem Leben einen Ort, an dem ich erfahre, dass Gott mir in seiner Heiligkeit begegnet? Heilig heisst: Es fällt alles von mir ab, was vor Gott nicht Bestand hat. Alle Pseudo-Argumente fallen in sich zusammen. Manche Pseudo-Argumente bringe ich nicht heraus, wenn Gott in der Nähe ist. Der Ort reinigt mein Denken von Argumenten und Bildern, die vor Gott nicht Bestand haben. Der Psalmbeter bleibt nicht dabei stehen. Er sagt: Am Heiligtum Gottes ist etwas mit mir geschehen. Vielleicht hat er das vorher gar nicht so erwartet. Es gibt zwei Extreme, wenn Menschen einen heiligen Ort aufsuchen. Entweder, sie erwarten, dass Gott sie zusammenstaucht. Oder sie erwarten, dass Gott sie auferbaut. WIE KOMMT DAS AM ENDE HERAUS? Hier ist es so, als ob Gott den Beter an der Hand nimmt und ihm etwas zeigt. Was zeigt er ihm? "Ich hatte acht auf ihr Ende" (Vers 17). Was geschieht hier? Im Heiligtum lerne ich, darauf zu achten, wie sich die Dinge entwickeln. Darauf zu achten, wie sich ein Mensch entfaltet. Ich lerne die Frage zu stellen: Wie kommt das am Ende heraus? Vielleicht würden wir von uns und unserem Leben sagen: Eigentlich habe ich von Anfang an gewusst, wie es heraus kommt. Die Frage "Wie kommt es heraus?" kann man nicht früh genug stellen. Und es ist nicht so, als ob man die Frage erst am Ende beantworten kann. Die Frage öffnet mir das Tor zur Nüchternheit. Es ist, als ob Gott sagt: Mach dir nichts vor. Wie ist es, wenn ihr an die Vergangenheit zurückdenkt? An Projekte oder an Anstellungsverhältnisse, die ihr übenommen habt. Und in die ihr viel Hoffnung, viele Gedanken, viele Pläne hinein investiert habt? Ist es im Rückblick nicht so, dass man an manchen Stellen sagen kann: Ich habe von Anfang an gewusst, dass es nicht geht?! ... Man kann diesen Blick einüben, nämlich vom Ende her auf Entscheidungen zu sehen, die jetzt anstehen. Wer ins Heiligtum eintritt, wird von Gott gleichsam an die Hand genommen und lernt, vom Ende her zu sehen. Die einen dürfen lernen, dass nicht alles "schwarz" ist, von dem sie meinen, dass es im Moment "schwarz" sei. Die anderen dürfen lernen, dass nicht alles "hell" ist, von dem sie meinen, es sei doch hell. Geh hin zu Gott und lerne sehen. Mach dich frei von dem inneren Muster deines Charakters. Gott lehrt ein konkretes Hinschauen und Wahrnehmen dessen, was da ist. Das gilt im Blick auf Projekte, auf Menschen, auf Beziehungen. Ich kann darum bitten, dass mein Sehen gesund wird. Gesund von Übertreibungen auf die eine oder die andere Seite hin. Dass ich etwas sehe, heisst nicht, dass ich es wünsche. Es geht nicht um meine Wunschvorstellungen. Sehen heisst auch nicht, dass ich ein Anliegen formuliere, für das ich eintrete. Sehen ist etwas absichtsloses. Ich bin nicht gesteuert von meinen Wünschen und nicht von meinen Anliegen. In meinem Gebet stehe ich absichtslos vor Gott. Ich lerne - von Gott an die Hand genommen - mir nichts mehr vorzumachen. Das ist etwas Gutes. Freitag, 23. April 2021 Ulrike schreibt: Hier ist Wolfgangs erster Impuls aus Rasa zu Psalm 73, diesmal zu Vers 1; In Psalm 73 hören wir von einem Menschen, bei dem eine Krise losbricht. Vielleicht kennen wir es: Lange Zeit ist alles ruhig in einem selbst, auch in Bezug auf den Glauben. Und plötzlich bricht etwas los. Es sind drei Bewegungsrichtungen, in die hin sich der Psalmbeter bewegt. Wir werden sie in den nächsten beiden Tagen betrachten: - zu den Menschen hin - zu sich selbst hin - zum Heiligtum hin Am Ende kommt der Psalmbeter zu einer starken Gewissheit. Er spricht auf eine Weise über die Nähe Gottes, die man im Alten und Neuen Testament selten findet. Uns begegnet in seinem Gebet eine Intimität, die einem Angst machen kann. Kann und darf ich so beten, wie er betet? GROSSE ANFECHTUNGEN UND GROSSE GEWISSHEIT Vielleicht haben Sie schon einmal Kleider angezogen, die Ihnen zu gross sind. So geht es mir mir den Psalmen. Ich lese die Psalmen so, wie man ein Kleidungsstück anzieht, das noch nicht passt. Man wächst hinein. Oder es zeigt sich überraschend, dass es doch passt. Die Ängste und Anfechtungen, die der Psalmbeter ausspricht, sind gross. Sie sind grösser, als meine eigene Angefochtenheit es ist. Die Gewissheit und die Unbedingtheit, sind mir zu gross. Ich spreche sie aus mit der Bitte, dass ich in solche Gewissheit und Unbedingtheit hineinwachsen möge. Nun zu unserem ersten Impuls. Der Psalm beginnt mit einem Glaubenssatz. Der heisst: "Gut ist Gott zu Israel; zu denen, die reines Herzens sind." Sätze wie dieser könnten im Katechismus stehen. Das sind Sätze, mit denen man als glaubender Mensch auf festem Grund steht. Es sind die Selbstverständlichkeiten des Glaubens, die da ausgesprochen werden: dass Gott "da" ist; dass Gott vergibt, dass er mich führt usw.. Der erste Satz des Beters heisst also: "Gut ist Gott zu Israel; zu denen, die reines Herzens sind." (Psalm 73,1) Gut ist er zu seinem Volk Israel. An dieses Volk hat Gott sich gebunden. Gott hat sich auch an die gebunden, die mit Jesus von Nazareth leben. Auch ich darf als Nicht-Jude sagen, dass Gott gut zu mir/ zu uns ist. ... Dieser Satz wird für den Psalmbeter nun zum Problem. Der Satz ist theologisch richtig. Er ist biblisch gedeckt durch die Erfahrungen von Menschen. Er gehört zu den Sätzen, die auf tiefe Weise "wahr" sind, das heisst: zuverlässig sind. Und doch wird der Satz dem Beter zum Problem werden. Wir werden das sehen. MIT WELCHEN SÄTZEN LEBE ICH? Eine erste Frage, bzw. Aufgabe an euch: Vielleicht seid ihr mit einem ähnlichen Satz aufgewachsen wie dem, dass Gott gut ist. Populärer sind heute Sätze wie dieser: "Du kannst zu Gott kommen, wie immer du bist." Welche feststehenden Sätze haben euch in eurem Leben erreicht und selbstverständlich begleitet? Selbstverständlich zum Beispiel darum, weil sie in eurer Familie eine selbstverständliche Geltung hatten. Wie hast du damals über Gott gesprochen? Solche Sätze haben ihre eigene Zeit. In dieser Zeit sind sie stark, geben Festigkeit und Gewissheit. Dann geraten sie irgendwann in den Hintergrund. ... Welche Sätze über Gott trägst du in deinem Inneren? ... Was also ist es, was mir von Gott her feststeht? Man weiss das intuitiv, muss dem nicht gross nachdenken. HABE ICH DAS, WAS DER SATZ SAGT, SELBST ERFAHREN? Solche Sätze, die einem feststehen, sollte man vertiefen oder überprüfen. Sage ich das, oder habe ich das selbst erfahren? Ein Beispiel: "Gott ist gerne bereit zu vergeben." Das ist wahr; das meint: ich kann mich darauf verlassen. Aber ist es auch so, dass ich diese Bereitwilligkeit Gottes zu vergeben, in meinem Leben erfahren habe? Wie ist es, wenn ich angefochten war? War Gott dann derjenige für mich, der gern bereit war, mir zu vergeben? Oder gehe ich mit meiner Schuld in einer Weise um, dass ich über Jahrzehnte hin an bestimmten Dingen festhänge und nicht aus der Vergebung lebe? Das gibt es. Vielleicht kommt man in ein Erschrecken. In der Seelsorge begegnen einem immer wieder solche Sätze. Die werden im Regelfall verteidigt. Sie werden aber oft nicht gelebt. Oder nehmt die Zusage Jesu aus Matthäus 28 als Beispiel. Da sagt Jesus: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt." Eigentlich müsste unser Leben nur so strotzen vor Gegenwart Gottes! Wie sieht es aber aus in der Glaubenspraxis vieler Christinnen und Christen? Da hört man: "Ich wünsche mir so sehr, dass Gott mir endlich wieder einmal nahe ist." REICHT ES MIR, VON GOTT ZU WISSEN? Man könnte den Verdacht haben, dass solch ein Satz, wenn er bloss "gewusst" wird, nicht ausreicht. Dass nur derjenige Satz ausreicht, hinter dem auch meine Lebenserfahrung steht. Heute würde man formulieren: den ich authentisch mitsprechen kann. Wir wünschen uns die Erfahrung, das ist klar. Was aber ist, wenn die Erfahrung fehlt? Wenn die Wahrheit, die Gott mir zuspricht, nur noch - nur noch? - in meinem Wissen vorhanden ist? Reicht es, von Gott zu wissen? Reicht es mir, von Gott zu wissen? "Gut ist Gott" heisst der erste Satz des Psalmbeters. Dieser Satz wird ihm fraglich werden. Die Erfahrung, dass Gott ihm gut ist, fehlt. Aber der Satz ist immer noch da. Was machen wir also? Was machen wir mit dem Katechismus - mit den zuverlässigen Sätzen darüber, wie Gott ist und wie er handelt? .... Ich sage: Hoffentlich habt ihr wenigstens noch den Katechismus! Was ist denn, wenn ein Mensch sagt, seine Schuld hole ihn wieder ein. Dabei habe er schon so oft um Vergebung gebeten. Was sagt man diesem Menschen in der Seelsorge? Ich sage: "Du suchst nicht die Vergebung. Du suchst das Gefühl der Vergebung." Was macht man, wenn die eigenen Gefühle einem eine irritierende Bortschaft vermitteln? Was tut man dann? - Die erste Möglichkeit ist, dass man einen Weg sucht, um zu guten Gefühlen zu kommen. Man sucht einen Ort, eine Kirche, die einem gute Gefühle zugänglich macht. Wenn jemand auf diesem Wege seine Gefühle tatsächlich korrigieren lassen kann, ist das schön. - Die zweite Möglichkeit ist, dass ich wissen muss, wie Gott zu mir steht. Wenn jemand sagt: "Ich suche seit 20 Jahren Vergebung und habe sie nicht gefunden", dann ist sein Satz eine Lüge. Woher weiss ich, wie Gott zu mir steht? Ich weiss die Antwort aus dem, was Gott uns in der Bibel zuspricht. Der Weg zur Gewissheit liegt darin, dass ich mich auf das verlasse, was Gott mir als Wissen über ihn selbst zuspricht. Die Grundwahrheiten des christlichen Glaubens sind Wissenssätze. "Du bist bei mir." - "Du vergibst mir." - "Du führst mich." - "Du hast angefangen und du wirst vollenden" usw. Die Frage ist: Haltet ihr das, was Gott euch zugesagt hat, für zu wenig? Reicht es euch aus, von Gott zu wissen? Freitag, 23. April 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich sind gestern nach Rasa, ins Tessin gefahren. Ich hatte am Morgen noch einer der vielen Sitzungen in der Kirchgemeinde, die wir in diesen Wochen haben. Das war schon merkwürdig, nach so vielen Monaten 'Zuhause' wieder durch den Gotthard zu fahren. Das Tessin blüht, es waren gestern zwischen 20° und 25°C. Für die nächsten Tage ist schönes Wetter angesagt - ideal, um in den Bergen zu laufen. In Rasa hätte gestern der Kurs "Segnende Seelsorge", den die VBG (Vereinigte Bibelgruppen der Schweiz) mit Wolfgang und mir ausgeschrieben hat, beginnen sollen. Der Kurs wurde vor einigen Wochen coronabedingt abgesagt. Das Campo ist voll belegt - die Casa Moscia am Lago Maggiore übrigens auch - , aber eben ohne Kursangebot. Wir sind jetzt für ein paar eigene Ferientage hier, was auch schön ist. Drei Tage ohne Programm, aber mit Gottesdienst. Das Campo Rasa lädt ab heute Morgen jeweils zu einem Gottesdienst mit Wolfgang ein. Wenn das von der Aufnahmequalität her möglich ist - falls wir nicht in der Casa Rocca, sondern im Freien sind, gibt es zu viele Nebengeräusche - stellen wir Wolfgangs Predigt hier zum Nachhören zur Verfügung. Anfang Juli werden Wolfgang und ich übrigens für eine Ferienwoche am Lago Maggiore sein. Wenn jemand von euch mit uns Ferien machen möchte: es gibt täglich Andachten und Impulse dazu, was es heisst, dass das Herz fest wird (Hebräer 13,9). Dienstag, 20. April 2021 Ulrike schreibt: Ich hatte mich vor einigen Wochen elektronisch für einen Impftermin eingetragen. Dabei habe ich angekreuzt, dass mir "egal" ist, wo die Impfung stattfindet. Diesen Samstag kam eine SMS, dass ich mich Montag - also gestern - um 11 Uhr in Laufen einfinden möchte. So richtig hat mir die Zeit nicht gepasst (zu spät), aber ich dachte, bevor ich den Termin verschiebe und sonst wann einen neuen bekomme, gehe ich hin. Ich war ein bisschen früher am Krankenhaus (= Impfzentrum) in Laufen, in der Hoffnung, dass ich etwas früher drankomme und dann schnell wieder Zuhause bin. Ich war die allererste und habe gemerkt, dass sie überhaupt erst um 11 Uhr öffnen. Also warte ich vor dem Eingang in der Sonne. Zehn Minuten später hat sich dann schon eine Schlange mit vielen weiteren Leuten gebildet. Punkt 11 Uhr öffnen mehrere Schalter: Ich zeige Krankenkassenkarte und Ausweis, fülle zügig den Zettel aus und sprinte los auf dem Weg durchs Krankenhaus, damit ich nicht hinter anderen Leuten anstehen muss. Im dritten Stock angekommen, werde ich geimpft. Und dann sagt das Team von Krankenschwestern und Arzt: "Herzlichen Glückwunsch! Sie sind unsere erste Klientin im neu eröffneten Impfzentrum Laufen!!! Da haben wir einen Blumenstrauss für Sie." Ich war wirklich verblüfft. Ich hatte gar nicht registriert, dass Montag Eröffnungstag vom Impfzentrum war 😎. Aber ich habe mich sehr gefreut über die schönen Blumen. Und über die grosse Freundlichkeit und das grosse Engagement all derer, die den Betrieb im Impfzentrum ermöglichen und betreuen. Samstag, 17. April 2021 Ulrike schreibt: Hier nehme ich zwei Fragen auf, die im Anschluss an den Zoom vom Mittwoch gestellt wurden. FRAGE: Grund meines Mails ist neben dem Dank eine Verständnisfrage und eine Anschlussfrage zum Referat: Wenn ich recht zugehört habe, sagen die jüdischen Rabbiner, Mose habe alle 5 Bücher am Sinai verfasst! Falls das so ist, muss ich fragen: Wie konnte Mose die mindestens 35 Jahre Wüstenwanderung, die nach dem Aufenthalt am Sinai geschahen, mit all den vielen Vorfällen, im voraus wissen? Vielleicht habe ich falsch gehört? Mit den Büchern 1-3 und allen gesetzlichen Vorschriften aus den Büchern 4 und 5 schien mir ein Verfassen beim Sinaiaufenthalt schon plausibel! Nicht aber mit den Beschreibungen der Wanderung nach dem Sinaiaufenthalt! ANTWORT Der im Vortrag zitierte Satz lautete genau: „Mose empfing die Thora vom Sinai und übergab sie an Josua …“ „Thora“ hat drei verschiedene Bedeutungen: 1) die fünf Bücher Mose. 2) Die in der Bibel schriftlich überlieferten Gebote Gottes, also Gottes „Weisung“ (die schriftliche Thora). 3) Die bis heute andauernde Diskussion über die Gebote, ihre Bedeutung und vor allem ihre praktische Umsetzung (die mündliche Thora). In dem Zitat aus der Mischna (Aboth1,1) geht es darum, dass sowohl schriftliche wie mündliche Thora dieselbe Autorität „vom Sinai“ (also von Gott) haben und Teil des Bundes Gottes mit Israel sind. Wir haben als evangelische Christen gelernt, dass nur die (schriftliche) Bibel göttliche Autorität hat, nicht aber die (mündliche) Tradition, also die Auslegung. Das ist im rabbinischen Denken anders. Mischna und Talmud kommen aus der Hand Gottes genau wie die Bibel. Dabei geht es also um die Frage der Autorität von Bibel und mündlicher Thora. Davon zu unterscheiden ist die historische Frage, also die Frage, ob bzw. wie Mose Verfasser der fünf Bücher Mose ist bzw. sein kann. Darauf gab und gibt es wie im Christentum im Lauf der Jahrhunderte sehr verschiedene Antworten. Natürlich war den Rabbinen auch klar, dass Mose z.B. seinen eigenen Tod nicht beschreiben konnte. Wichtig war ihnen weniger die historische Frage. Das oben stehende Zitat meint nicht, dass Mose am Sinai die fünf Bücher der Thora erhielt. Er „empfing“ die Gesamtheit der Gebote Gottes, sowohl die schriftlichen wie die mündliche Auslegung dazu. Die „mündliche“ Thora hat also für die Rabbinen dieselbe Autorität wie die schriftliche. Mehr ist damit nicht gemeint. FRAGE Wir haben von den Bünden gehört. Dem Noahbund, dem Bund mit Mose und - mit Jesu Tod und Auferstehung - dem Bund mit den Jüngern und allen Nachfolgern Jesu. (Es gibt ja noch weitere: den Bund mit Abraham, mit David). Sagt die Bibel etwas über eine Hierarchisierung dieser Bundesschlüsse? ANTWORT Nun noch zu den Bundesschlüssen. Ich würde nicht von einer Hierarchisierung sprechen, sondern von einer heilsgeschichtlichen Abfolge. Entscheidend ist jeweils, wer Gottes Partner des jeweiligen Bundes ist. Der Noahbund gilt allen Menschen. Der Sinaibund gilt nur Israel. Die Propheten weisen darauf hin, dass Israel diesen Bund gebrochen hat. Weiter kann die Heilsgeschichte nur gehen, wenn Gott diesen gebrochenen Bund erneuert. Das ist die grosse Hoffnung, von der z.B. Jer 31,31ff eindrücklich spricht. Gottes Gebote waren im Sinaibund auf Steintafeln eingraviert. Jetzt sollen sie im erneuerten Bund ins Herz der Menschen eingeschrieben, d.h. etwas Inneres werden (vgl. auch Ez 36,23-28). Auf diesen „Neuen Bund“ (genauer: "erneuerten Bund") wartet Israel. Jesus nimmt diese Hoffnung auf. Im Abendmahl wird dieser Neue Bund eingesetzt (z.B. Lk 22,14-20; in Vers 20 spricht er deutlich vom „neuen Bund“) und in der Gabe des Geistes an Pfingsten bestätigt. Dieser „Neue Bund“ ist die Erfüllung von Gottes Verheissung (Jeremia, Ezechiel usw.) und gilt denen, die in Gottes Lebensgemeinschaft mit Jesus eintreten. Es geht also um eine heilsgeschichtliche Abfolge. Für Morgen eine herzliche Einladung auf 18 Uhr in die Stadtkirche Liestal. In der Abendfeier hören wir auf das "Fürchte dich nicht", das Gott dem Josua (Josua 1) zuspricht. Wir feiern das Abendmahl. Montag, 12. April 2021 Ulrike schreibt: Am Mittwoch, also übermorgen, laden Wolfgang und ich um 19:00 Uhr zu einem ZOOM-Treffen ein. Dieser Zoom ist Teil der Threema Lesegruppe zum Buch «Lass das Land erzählen» von Assaf Zeevi. Aber es ist auch jede/r andere Interessierte eingeladen. Wolfgang referiert, ich moderiere unser Gespräch: Was sind Talmud, Mischna, Halacha und Haggadah? Wie denkt man im rabbinischen Judentum über die «Völker», also über Nicht-Juden? Was hat es mit den Noachidischen Geboten auf sich? Dürfen Christen den Sabbat halten und das Passa feiern? Die Zugangsdaten zum ZOOM finden Sie links, wenn Sie Israel-Reise anklicken. Sonntag, 11. April 2021 Wolfgang schreibt:Hier finden Sie die Predigt, die Ulrike heute in der Stadtkirche Liestal über 1. Petrus 1,3-9 gehalten hat. Mit der Auferstehung Jesu von den Toten hat Neues begonnen. Wie ist das mit dem Neuen? Kann man es jetzt schon sehen? Kann man es sichtbar machen? Ulrike vergleicht das Neue, das Jesus in die Welt gebracht hat, mit einem Zirkus, der in eine Stadt kommt. Menschen sehen den Tross, sie laufen neben den Wagen und den Tieren her - bis der Zirkus auf einem Platz mitten in der Stadt hält. Der Platz ist von einem Bretterzaun umgeben. Als der letzte Wagen auf den Platz eingefahren ist, schliesst sich das Tor. Wir sehen den Zirkus nicht mehr. Aber wir hören die Stimmen, wir hören die Bewegung und das Klopfen der Hämmer. … Und wir warten darauf, dass sich das Tor zur Vorstellung öffnet! Und hier sind ein paar Gedanken aus der Predigt: «Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten» • Gelobt … Dieser Bibelvers ist ein Segenswort, im Jüdischen eine Beracha. Gott wird gesegnet für das, was er Gutes geschaffen hat. • Wofür wird Gott in 1. Petrus 1,3 gesegnet, bzw. gelobt? … Dafür, dass er uns wiedergeboren hat • Wozu hat er uns wiedergeboren? .... Zu einer lebendigen Hoffnung • Worauf gründet diese lebendige Hoffnung? .... Darauf, dass Jesus von den Toten auferstanden ist Ich vergleiche das Neue, das mit der Auferstehung Jesu begonnen hat, mit einem Zirkus, der in eine Stadt einzieht. Menschen haben die Wagen, die Tiere, die rollenden Buden mit ihren eigenen Augen gesehen. Sie haben sie auf dem Weg in die Stadt begleitet. Der Zirkus erreicht einen Platz mitten in der Stadt. Hier werden später die Vorstellungen sein. Der Platz hat ein grosses Tor und ist von einem stabilen Bretterzaun umgeben. Durch das Tor rollen die Wagen auf den Platz, und die Menschen, die zum Zirkus gehören, betreten den Platz und die Tiere. Als der Zirkus drinnen ist, schliesst sich das Tor. Man kann jetzt nichts mehr sehen. Aber man hört die Stimmen, man hört das Klopfen und Hämmern beim Aufbau des Zeltes. Auf diese Weise ist der auferstandene Jesus unter uns da. Aber wir sehen ihn jetzt noch nicht. Vielleicht erhaschen wir den einen oder anderen Blick durch ein Loch im Bretterzaun. Vielleicht öffnet sich für einen Moment auch tatsächlich das Tor. ... Petrus schreibt, dass wir warten. Warten darauf, dass dass das Tor endgültig aufgeht. "Zur letzten Zeit" werden wir Jesus Christus sehen und alles, was er neu geschaffen hat. Dann ist alles endgültig offen und sichtbar. Was ich in der Predigt vergessen habe zu sagen: Wir selbst sind als Menschen, die "wiedergeboren sind zu einer lebendigen Hoffnung" nicht nur ausserhalb, sondern gleichzeitig innerhalb des Bretterzauns. Wir sind ja auch neu geworden durch Jesus. Aber wir sehen uns selbst nicht! Wir sind uns selbst verborgen. Paulus schreibt das im Brief an die Gemeinde in Kolossae: "Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit." (Kolosser 3,3f) Mittwoch, 7. April 2021 Ulrike schreibt: Gestern habe ich geschrieben, dass wir heute eine Lesegruppe bei Threema (ähnlich wie WhatsApp) zum Buch von Assaf Zeevi, Lass das Land erzählen, 2021, starten. Was heisst das? Wir nehmen uns für jede Woche - von Mittwoch bis Mittwoch - einen Abschnitt zum Lesen vor. Über den tauschen wir schriftlich - eben bei Threema - aus. Man kann Beobachtungen teilen, Fragen stellen, den andern vom eigenen Besuch an den beschriebenen Orten in Israel erzählen usw.. Wir hoffen, dass sich möglichst viele aktiv beteiligen; also nicht nur Wolfgang und ich. Wenn noch jemand zur Lesegruppe dazustossen möchte, gebt mir Bescheid, und ich nehme euch auf. Wolfgang und ich schlagen vor, bis nächsten Mittwoch im Buch die Seiten 7-27 zu lesen (bei Kindle das Kapitel "Lerne das Land kennen"). Und auch parallel dazu über das Gelesene auszutauschen. Wir sehen, dass Israel ein "Durchgangsland" ist, das ehemalige Weltreiche verbindet. Wir sehen, wie Israel landschaftlich beschaffen ist, und welches seit Jahrtausenden die Verkehrswege sind. Dienstag, 6. April 2021 Ulrike schreibt: Wir hatten sehr schöne Ostertage - mit Besuch von Wolfgangs Kindern und Grosskindern. Die Sonne scheint, zwischendrin schneit es, im Garten blüht alles und auch meine wohl gehüteten Feigenbäume treiben aus. Ich habe diese und nächste Woche Beerdigungsbereitschaft. Am Sonntag feiere ich Gottesdienst in Liestal (9.30 Uhr). Predigttext ist der unglaubliche Jubel im ersten Petrusbrief, Kapitel 1,3-9: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit ...." Wir glauben, auch wenn wir noch nicht 'sehen'. Keiner von uns sieht, auch die ganz frommen Christen - wer immer das sein mag - 'sehen' nicht 😄😇 Und wer etwas ans Licht zwingen will, was erst zur letzten Zeit ans Licht kommen wird (= offenbar wird), der tut unrecht. Wir 'sehen' nicht, wir hoffen. Damit stellt sich die Frage, was eine "lebendige Hoffnung" ist? Was ist der Grund unserer Hoffnung? Wer ist der Grund unserer Hoffnung? ... Für mich selbst finde ich interessant, dass wir auch 'uns selbst' nicht sehen. Unser Leben ist neu geworden durch den Glauben an Jesus. Aber auch das ist unseren Augen verborgen. "Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott" (Kolosser 3,3) ... Also, es wird spannend. Herzliche Einladung. Morgen starten wir - über einen Zeitraum von acht Wochen hin - auf Threema eine Lesegruppe zum Israel-Buch «Lass das Land erzählen» von Assaf Zeevi. Er wird ja der Reiseleiter unserer Israel-Reise im Oktober sein. Heute habe ich mich mit einer Liestaler Familie getroffen, von der auch zwei Kinder im Oktober mit nach Israel kommen. Wir sind heute auf der Landkarte die Reise durchgegangen: es wird eine schöne Reise!! Wenn sie denn (coronabedingt) stattfinden darf. Wer an der Lesegruppe teilnehmen will, der melde sich bei Ulrike. Karfreitag, 2. April 2021 Ulrike schreibt: Von Montag bis gestern (Donnerstag) habe ich in der Kirche Passionsandachten gefeiert - zu Jesusworten aus Johannes 12. Die Andachten waren wenig besucht dieses Jahr, aber ich fand sie ausgesprochen schön. Gestern war ich auch wieder im Pflegezentrum Brunnmatt zum Gottesdienst. Ich hatte zum ersten Mal nach Monaten den Eindruck, es ‹funktioniert› wieder: die Seniorinnen und Senioren, die kommen wollen, sind da. Und wie immer: wir haben als Gemeinde einfach Glück mit unsern Musikerinnen und Musikern. Es ist eine Freude, mit ihnen zusammen einen Gottesdienst zu gestalten. Wir haben in diesen Tagen Besuch von Wolfgangs Kindern und Grosskindern. Sie übernachten hier, wir essen zusammen, lesen, reden über das Gelesene, sitzen auf der Terasse in der Sonne, gehen Blumen pflücken oder spazieren. Heute werde ich das Buch Lass das Land erzählen von Assaf Zeevi im Blick auf die Lesegruppe durchgehen. Am Mittwoch nächster Woche ist der ‹offizielle› Beginn unserer Gruppe auf Threema. Von manchen weiss ich, dass sie das Buch bereits gelesen habe, andere warten auf erste ‹Instruktionen› 😎. Sonntag, 28. März 2021 Wolfgang schreibt: Von einem Menschen oder gar von einer ganzen Gruppe von Menschen erwartet zu sein, das kann sehr verschiedene Reaktionen in uns hervorrufen: Freude, Unsicherheit, Überraschung … Dem Verfasser des Hebräerbriefes jedenfalls ist es sehr ernst: WIR SIND ERWARTET. Ehrlich gesagt: Mir ist es eher unangenehm, wenn mich jemand derart konkret erwartet. Ich falle nicht so gerne auf, bleibe lieber unbemerkt, zumindest im ersten Moment. Anders ging es mir, als ich Ulrikes heutige Predigt zum Palmsonntag hörte. Mein Inneres wurde froh. Das kommt gar nicht so oft vor. Wie es wohl Ihnen geht? Die Predigt kann man gleich hier anhören: Herunterladen kann man die Predigt unten auf dieser Seite unter dem Titel «2021-PALMSONNTAG-HEBR11+12» Freitag, 26. März 2021 Ulrike und Wolfgang schreiben: Viele haben gefragt, ob wir die Impulse zum ersten Petrusbrief gesammelt zur Verfügung stellen. Hier sind sie: Petrusbrief mit Bittners Danke für eure Geduld. Das Manuskript ist dem persönlichen Gebrauch vorbehalten. Nach Ostern werden Wolfgang und ich eine Lesegruppe zum Buch von Assaf Zeevi Lass das Land erzählen (2021) anbieten. Auch dafür haben sich viele bei uns gemeldet. Assaf Zeevi ist Leiter unserer Reisegruppe, wenn wir im Oktober - so Gott will - nach Israel fliegen. Zur Teilnahme an der Lesegruppe sind auch Nicht-Reisende eingeladen, fühlt euch willkommen! Wir werden die Gruppe bei Threema führen (ähnlich wie WhatsApp). Wer mitlesen möchte, sollte sich zum einen bis Ostern das Buch besorgen. Und ihr solltet euch die App von Threema herunterladen und mir Bescheid geben, damit ich euch in die Lesegruppe aufnehme. Und nun etwas, was uns besonders freut. Assaf Zeevi wird am 19. Mai 2021 zu uns nach Liestal kommen. Dienstag, 23. März 2021 Ulrike schreibt: Kennt ihr das Gefühl, dass Dinge euch ‹gelingen›? Dass euch etwas ‹geschenkt› wird? Wenn ein Besuch bei einem schwerkranken Menschen beglückend für den Besuchten und die Besucherin ist? Das kann man nicht selber machen und man weiss auch, dass einem da etwas zugefallen ist. Ein kleines Erlebnis von gestern. Ich zünde am späten Nachmittag ein paar bunte Kerzen auf dem Fenstersims im Treppenhaus an. Und dabei schaue ich aus dem Fenster. Da läuft draussen jemand vorbei und sieht mich durch die Scheibe hindurch an. Ich grüsse von drinnen, die Frau grüsst etwas unsicher zurück. Ich laufe zur Haustür und gehe ihr entgegen: "Bist du es, Esther?" Es war wirklich ein Raten. Wir haben uns viele Jahre nicht gesehen. Es war Esther, und sie hatte nicht gewusst, wo wir wohnen. Bei so zufälligen Begegnungen versuche ich aufmerksam zu sein, ob da eine Botschaft für mich drin liegt :-) Wir haben uns dann Zeit fürs Reden und einen Kaffee im Wohnzimmer genommen. Am Sonntag feiere ich Gottesdienst mit der Gemeinde in Liestal (9.30 Uhr) und von Montag bis Donnerstag feiern Ilja Voellmy - unser hervorragender Organist und ich - Passionsandachten (18 Uhr). Für dieses Jahr habe ich für jeden Abend jeweils ein Jesuswort aus dem Johannesevangelium, Kapitel 12, ausgesucht. Donnerstag, 18. März 2021 Ulrike schreibt: Ich habe in zwei Tagen das Israel-Buch von Assaf Zeevi gelesen, das Anfang März 2021 erschienen ist. Es heisst: Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel. Wenn ihr irgend Zeit zum Lesen habt, lest es. Assaf Zeevi stellt Zusammenhänge her, die man als christliche Leserin, als christlicher Leser normalerweise nicht kennt. Er meint, dass man das Land verstehen muss, wenn man die biblische Geschichte verstehen will. Das sind die örtlichen Gegebenheiten, die damaligen Reisewege, die Sprache und ihre Bedeutungen und vor allem den jüdischen Kontext. Das Buch ist leicht zu lesen, finde ich, und gleichzeitig extrem sorgfältig geschrieben. [Eine ausführliche Rezension von mir findet ihr bei amazon.] Denen von euch, die Wolfgangs Bibelauslegungen, die Betrachtung der Psalmen in den Schweige-Exerzitien in Rasa, seine Vorträge über hebräisches Denken usw. kennen, wird vieles vertraut vorkommen. Es ist also nichts ‹anderes›, was euch bei Assaf Zeevi begegnet, sondern eine Vertiefung und Erweiterung unseres Wissens. Assaf Zeevi ist Reiseleiter und wird uns auf der Israelreise vom 3. bis 11. Oktober 2021 begleiten. Es ist etwas Besonderes, mit ihm zusammen zu fahren und es ist auch etwas Besonderes, dass wir eine dermassen schöne und interessante Reiseroute haben. Es gibt noch freie Plätze. Den Flyer findet ihr links auf unserer Seite und auch hier bei assafzeevi Nach Ostern werden Wolfgang und ich allen Interessierten anbieten, das Buch Lass das Land erzählen mit euch zu lesen. Wir werden nicht ‹alles› lesen - das steht euch persönlich frei -, sondern vor allem die Kapitel, die sich mit Geschichten und Orten befassen, die wir im Oktober besuchen werden. Corona-bedingt wissen wir natürlich manches nicht. Aber das, was wir planen und in den Blick nehmen können, das machen wir. Samstag, 13. März 2021 Ulrike schreibt: Heute hätten die einwöchigen SCHWEIGE-EXERZITIEN von Wolfgang in Rasa/Tessin beginnen sollen. Es haben sich auch viele von euch/ von Ihnen angemeldet. Die Hotellerie vom Campo Rasa hatte sich vor einigen Wochen entschlossen, das Campo Rasa corona-bedingt erst im April zu öffnen. Jetzt fallen die Frühjahrs-Exerzitien nach 2020 zum zweiten Mal aus. ... Wahrscheinlich geht es euch auch so, dass sich jetzt vieles "zum zweiten Mal" ereignet. .... Vor einem Jahr, Mitte März, haben wir begonnen, die OFFENBARUNG DES JOHANNES online mit euch zu lesen. Dann folgten die BIBEL-SALONS im Herbst (Vaterunser, Gebote, Glaubensbekenntnis) und die PETRUSBRIEF-STUDIENGRUPPE von Dezember 2020 bis Februar 2021. Anfang März haben wir uns per Zoom zu 4 theologisch-therapeutischen Gesprächen über WOHIN MIT DER ANGST? getroffen. Ich habe gerade das Gefühl von Nichtstun. Was natürlich daran liegt, dass ich eine Woche Urlaub habe :-) Wolfgang und ich lesen recht viel miteinander, und zur Zeit ganz zweckfrei. Zuerst die Bibel und dann lesen wir ein Buch miteinander, das uns interessiert. Und zwar jeden Tag ein einziges Kapitel. Jetzt gerade lesen wir von Václav Havel das Büchlein ‹Versuch, in der Wahrheit zu leben›, 1978 (deutsch 1980). Er zeigt auf, wie post-totalitäre Systeme funktionieren. Post-totalitär nennt er Gesellschaften, in denen sich eine ‹Diktatur zum Wohle aller› bereits tief und selbstverständlich in das Denken und Verhalten ihrer Bürgerinnen und Bürger eingegraben hat. Er schreibt von der «Eigenbewegung» solcher Systeme, erklärt, warum der Anspruch auf «Legalität» so hoch gehalten werden muss, und erzählt von möglichen und nicht möglichen Formen des Widerstands. Interessant ist, dass die bedeutendeste Form des Widerstands darin besteht, menschlich zu leben und menschlich mit Anderen umzugehen. Warum Musik und Bücher und vor allem das Schreiben ein totalitäres System bedrohen. ... Ich finde es super interessant. Vorher haben wir von Timothy Snyder, Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand (2018) gelesen. Snyder ist Historiker mit dem Schwerpunkt auf der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa. Er zeigt Entwicklungen in Europa auf - vor allem im deutschen Nationalsozialismus - und sagt: "Seht her, so haben sie es damals gemacht. Und so versuchen auch rechte Parteiungen heute, Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft zu nehmen." Snyder nennt Trump und die Republikaner nie beim Namen, aber das Buch will aufmerksam darauf machen, wie die USA gegenwärtig ticken. Die 20 Kapitel tragen Überschriften wie 1: Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam, 2: Verteidige Institutionen; 5: Denke an deine Berufsehre, 9: Sei freundlich zu unserer Sprache usw.. Also o.k. zum Lesen, aber irgendwie sehr ‹richtig› und eindimensional. Donnerstag, 11. März 2021 Ulrike schreibt: Ab heute habe ich ein paar Tage Urlaub und freue mich sehr über die viele Zeit. Ich bin gestern bei Spotify auf ein Lied von Manfred Siebald gestossen, das mir unglaublich gut gefällt. Vielleicht beglückt es euch ja auch. Er erzählt von den letzten Schritten des Sohnes mit seiner Mutter - oder seinem Vater - wie von einem gemeinsamen Tanz. Hier könnt ihr es anklicken und hören: Deine letzten Schritte Deine letzten Schritte darf ich begleiten, ganz allein zu gehen fällt dir jetzt schwer. Und ich muss dich durch die Dunkelheit leiten, denn den Weg durch das Haus siehst du längst nicht mehr. Wenn uns jemand sieht wie wir uns bewegen, zwischen Tisch und Bad und Sessel und Bett, mag sich der Gedanke in ihm wohl regen: Letztes Paar, letzter Tanz, Mitternachtsparkett. Und: rechter Fuss. Und: linker Fuss. Wir nehmen uns die Zeit. Du tanzt mit mir, ich tanz mit dir bis hin zur Ewigkeit. Gab es diesen Tanz nicht schon mal zu sehen? Als ich laufen lernte, warst du dabei. Nahmst mich bei den Händen, halfst mir zu gehen Und so schliesst sich ein Kreis heute für uns zwei. Und: rechter Fuss. Und: linker Fuss. Wir nehmen uns die Zeit. Du tanzt mit mir, ich tanz mit dir bis hin zur Ewigkeit. .... wie gesagt: Text und Melodie von Manfred Siebald Mittwoch, 10. März 2021 Ulrike schreibt: Manche von euch haben gefragt, ob wir unsere Impulse zum ersten Petrusbrief gesammelt zur Verfügung stellen. Hier sind sie. Wir bitten euch, sie ausschliesslich für den persönlichen Gebrauch zu nutzen: PETRUSBRIEF ONLINE Ich bin heute in einer Zoom Gruppe unserer Kirchgemeinde, in der wir den Philipperbrief miteinander lesen. Wir lesen und besprechen die Schlussworte des Briefs. Paulus richtet Grüsse aus - von sich selbst und von anderen. Dass jemand uns grüsst, heisst, dass wir in seinem Gedächtnis und in seinem Herzen vorkommen. Wir sind aufgehoben beim andern, wir werden erinnert. Auch wenn wir einander nicht sehen, sagen uns Grüsse: Du kommst immer noch in meinem Leben vor. Montag, 8. März 2021 Ulrike schreibt: Wir sind schon wieder mittendrin in einer neuen Woche. ... Ich mache (corona-bedingt) Spaziergänge mit Menschen aus der Kirchgemeinde. Das ist sehr schön; das kann man beibehalten für spätere Zeiten :-) Manche haben mich gefragt, wo sie die Vorträge der letzten Woche nachhören können. Sie finden die Vorträge zum Beispiel hier: Vorträge-Wohin-mit-der-Angst Samstag, 6. März 2021 Wolfgang schreibt: Jetzt ist die Vortragsreihe «Wohin mit der Angst?» abgeschlossen. Es war ein ausgesprochen gutes und interessantes Experiment: Vier Vorträge von vier verschiedenen Referentinnen bzw. Referenten. Zum Abschluss sprach Ulrike heute Morgen über «Angst vor Gott – und wie ich zum Vertrauen finde.» Den Vortrag kann man gleich hier anhören: Herunterladen kann man den Vortrag unten auf dieser Seite unter dem Titel «Angst vor Gott» Sonntag, 28. Februar 2021 Wolfgang schreibt: Es gibt Geschichten in der Bibel, auf die man immer wieder zurück kommt. Man kann sie nicht genug betrachten, nicht genug erzählen. Warum ist das so? Es geht bei diesen Geschichten um Grundfragen der Menschlichkeit, ja sogar der Menschseins. Immer wieder taucht die Frage vor uns auf und fordert uns zur Antwort heraus: WAS HEISST: »DAS RICHTIGE TUN«? Ulrike hat heute über die beiden Hebammen Schifra und Pua (2. Mose 1,15-22) gepredigt. Da gibt es das eine, das den beiden Frauen von aussen her befohlen wird. Und da gibt es das andere, von dem die beiden Frauen in ihrem Inneren wissen. Es steht viel auf dem Spiel. Was heisst in diesem Fall, das Richtige zu tun? Die Szene hat sich geändert, aber die Frage ist quer durch die Geschichte dieselbe geblieben. Und die Antwort? Eigentlich ist auch sie schlicht. Sie setzt keine Bildung voraus, wahrscheinlich nicht einmal Glauben, wohl aber den freien Zugang zu dem, was man die unverrückbare Menschlichkeit im eigenen Inneren nennen kann. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-WAS HEISST DAS RICHTIGE TUN. Samstag, 27. Februar 2021 Ulrike schreibt: Morgen feiern wir in Liestal um 9.30 Uhr Gottesdienst. Im Mittelpunkt steht die Erzählung von den beiden Hebammen Schifra und Pua (2. Mose 1,15-21). Die beiden Frauen weigern sich, einer staatlichen Anordnung zu folgen und die neugeborenen hebräischen Jungen zu töten. Die Geschichte scheint mir ein guter Einstieg in die kommende Woche zu sein. Da werden wir per Zoom über ‹Angst› reden. BEOBACHTUNGEN ZU 2. MOSE 1,15-21 «Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schifra hiess und die andere Pua: 16 Wenn ihr den hebräischen Frauen bei der Geburt helft, dann seht auf das Geschlecht. Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist's aber eine Tochter, so lasst sie leben. 17 Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern liessen die Kinder leben. 18 Da rief der König von Ägypten die Hebammen und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lasst? 19 Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren. 20 Darum tat Gott den Hebammen Gutes. Und das Volk mehrte sich und wurde sehr stark. 21 Und weil die Hebammen Gott fürchteten, gab er auch ihnen Nachkommen.» EINE SITUATION VERÄNDERT SICH Durch Joseph war Israel (= Jakob) nach Ägypten gekommen. Einige Generationen später ist seine Nachkommenschaft gross geworden, die Israeliten sind stark und das Land ist voll von ihnen (1,7). Die Ägypter bekommen Angst, erinnern sich nicht mehr an das gute Miteinander und beginnen die Israeliten gezielt klein zu halten. WO ERLEBEN WIR DRUCK? Der König befiehlt den Hebammen, die neugeborenen israelitischen Buben zu töten. Er macht ihnen Druck durch seine Autorität. Woher kennen wir das, dass zum Beispiel ein Arbeitgeber den Angestellten Druck macht: Ihr müsst das jetzt so und so machen....? Zugunsten von mir, zu Ungunsten von .... euren Familien/ unseren Kunden/ eurer Gewissensbindung, ... eurem kollegialen Miteinander??? ...UND SIE TATEN NICHT Die beiden Hebammen machen das einfach nicht. Sie beugen sich nicht dem Druck. Die betroffenen - das heisst die gebärenden - Frauen erleben bei den Hebammen eine ganz grosse Klarheit. Wie fühlt sich das an, wenn man Menschen trifft, die aus einer inneren Klarheit heraus leben? Die nicht um ihrer selbst willen Zugeständnisse machen? Die keine Unsicherheiten und Skrupel ausstrahlen? Ich stelle mir vor, dass das für die gebärenden Frauen rundum gute und unglaublich erleichternde Begegnungen sind. Und auch wir sind von Herzen froh, wenn wir auf solche innerlich klaren Menschen treffen. Oder wie geht es euch? WEM BIN ICH VERPFLICHTET? Woher haben die Hebammen ihre Klarheit? Die Antwort wird in äusserster Kürze gegeben: „Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte.“ (Vers 17) Das Handeln der Hebammen ist eigentlich keine Frage des Glaubens. Es ist eine Frage der Menschlichkeit. Um die Wahrheit zu WISSEN braucht es Menschlichkeit. Es braucht dafür keinen Glauben, keinen jüdischen, keinen christlichen, keinen muslimischen. Es genügt der innere Zugang zur Menschlichkeit. Um an der Wahrheit auch FESTZUHALTEN, ist der Glaube (die Gottesfurcht; die Überzeugung, dass es etwas Grosses gibt, das unser Menschsein übersteigt … ohne das man die Menschlichkeit verliert …) eine entscheidende Voraussetzung. DIE LÜGE GEGEN DEN PHARAO Es kommt bald ans Licht, dass die Hebammen den Anordnungen nicht folgen. Sie werden zum Pharao gerufen. Sie lügen ihn dreist an. Dreist, weil leicht zu durchschauen: „Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.“ Die beiden Frauen geben kein «Zeugnis» ihres Glaubens. Das haben sie mit ihrem Handeln bereits getan. Offensichtlich meinen sie, dem Pharao in dieser Hinsicht nichts zu schulden. Das ist in anderen biblischen Geschichten anders: zum Beispiel bei Daniel (Daniel 3,17-18). ES IST EINE VORLÄUFIGE HILFE Pua und Schifra verweigern das Unrecht für eine bestimmte Zeit. Die bedrängende Situation setzt sich aber fort. Die endgültige Wende wird durch jemand anderen kommen – durch Mose. Und damit durch das Verlassen des Landes. Die beiden Hebammen bekommen aber ihren Platz in der grossen Geschichte von Befreiung und Aufbruch Israels. Ihre Namen, ihr Handeln wird erinnert. Donnerstag, 25. Februar 2021 Ulrike schreibt: Seit gestern steht es fest: Unsere Offenen Abende in der nächsten Woche «Wohin mit der Angst?» werden ausschliesslich über ZOOM stattfinden. Treffen im Kirchgemeindehaus in Liestal sind leider noch nicht möglich. Links auf unserer Homepage haben wir den Zugang zu den einzelnen Abenden - und zu meinem Vortrag am Samstag Morgen - verlinkt. Wir starten am Dienstag, dem 2. März, 19.30 Uhr, mit einem Vortrag von Dr. Heidrun Kaletsch: Was ist das: «Angst»? Wozu dient sie? Und wie begegne ich ihr? ... Ich werde den Abend moderieren und wir laden - wie immer - dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mich würde es freuen, wenn Sie Ihre Freundinnen und Bekannten aufmerksam machen. Man muss nicht Mitglied der Kirchgemeinde sein, um mitzumachen :-) Sie finden alle Zugangsdaten ebenfalls auf der Homepage unserer Kirchgemeinde: OFFENE ABENDE Samstag, 20. Februar 2021 Wolfgang und Ulrike schreiben: Heute finden Sie auf unserer Seite den letzten Impuls zum Petrusbrief. Elf Wochen (seit dem 6. Dezember) waren wir bibellesend miteinander unterwegs. Für Wolfgang und mich war es eine gute Zeit: wir haben viel über einen unaufgeregten und kräftigen Glauben gelernt. Aus dem letzten Impuls - den Sie links unter Petrusbrief-Online - finden, ein paar Beobachtungen zum Schluss des Briefs. DIE KRAFT DER GRÜSSE Der Brief schliesst mit einigen Grüssen. Das sollte man - bis heute - nicht unterschätzen. Grüsse sind keine beliebige Floskel. Sie bedeuten: Da gibt es jemanden, der an mich bzw. der an uns denkt. Ich bin nicht vergessen. Wir sind nicht vergessen. Es gibt Menschen, denen unser Ergehen nicht gleichgültig ist. Es gibt Menschen, in deren Denken und Beten wir vorkommen. Petrus nennt „die Miterwählte in Babylon“ und meint damit wohl die Gemeinde in Rom. Ausdrücklich nennt er auch „Markus“, den er zudem „meinen „Sohn“ nennt. Wir vermuten, dass Markus einigen Gemeinden persönlich bekannt war, während die Gemeinde in Rom von den verstreuten Gemeinden in Kleinasien durch Erzählungen von Boten gehört hatten. Grüsse sind für Menschen, die in der „Zerstreuung“ (1,1) leben, wichtiger, als wir vielleicht denken. Wir haben Kinder danach gefragt: „Wer ist es, der an dich denkt?“ In der Regel kam die Antwort sofort: meine Mutter, mein Bruder, meine Grossmutter … Verbunden war das mit einem Leuchten im Gesicht: Ich weiss, dass ich im Denken anderer Menschen vorkomme. Es ist nötig das zu wissen, damit man leben kann. Was geschieht mit einem Menschen, der bei anderen vergessen geht? Wir denken konkret an Gemeinden im nahen und mittleren Osten. Für sie ist es teilweise sogar überlebenswichtig, dass sie von uns nicht vergessen werden. Es bedeutet ja: Andere Menschen beobachten es und nehmen es wahr, was mit uns „in der Bedrängnis“ geschieht. Grüsse sind eine entscheidende Kraft gegen das Vergessen werden. Petrus nennt zwei Ausdrucksweisen, wie Grüsse Gestalt annehmen. Einmal der „Kuss“. Ein Kuss ist ein körperlich-intimes Zeichen dafür, dass man wahrgenommen wird, dass man bei jemand vorkommt, nicht vergessen ist und wird. Ein Kuss ist kein oberflächliches Zeichen von Nähe. Er ist ein Zeichen, in dem die Verpflichtung zum Ausdruck kommt: „Wir gehören zusammen.“ Darum schreibt Petrus von einem „Kuss der Liebe.“ Paulus nennt ihn „heiligen Kuss“ (1. Kor 16,20). Zum Gruss gehört gewiss auch das konkret ausgesprochene und verpflichtende Wort. „Friede sei mit allen, die in Christus sind!“ Es ist das Wort des Segens. In ihm tritt der lebendige Gott an unsere Seite und geht ganz gewiss seinen guten Weg mit uns weiter. Mittwoch, 17. Februar 2021 Ulrike schreibt: Seit dieser Woche ist es für mich ruhiger in der Gemeinde. Seit gestern ist es frühlingshaft warm und Schnee und Eis sind geschmolzen. Jetzt kommt mein wunderbar gemähter Rasen vor dem Haus wieder ans Tageslicht. Kurz vor dem Schneefall habe ich einen Benzin-Freischneider in der Landi gekauft. Ich dachte, dass es schade ist, wenn bald die Narzissen und Tulpen herauskommen, und sich ihren Weg durch das hohe und verdorrte Wintergras kämpfen müssen. ... Dass ich das kann: einen Rasenmäher selbst zusammenbauen, und dass er dann auch noch funktioniert, macht mich sehr zufrieden!! Glücklich macht mich, dass es mit dem täglichen Laufen immer noch gut geht. Laufen ist prima zum Nachdenken. Oder zum Hörspiel-Hören. Beim WDR (Westdeutscher Rundfunk) gibt es eine japanische Hörspielserie: "Jenseits der Zeit" - die höre ich gerade. Ich laufe ziemlich langsam vor mich hin. Vor ein paar Tagen hatte ich den Impuls, schneller zu laufen. Und bin überrascht, dass auch das geht, ohne dass ich mich dafür anstrengen muss. In unserer Petrusbrief-Lese (siehe links bei Petrusbrief Online) nähern wir uns langsam dem Ende. Wolfgang wird noch einen Impuls zu "Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch" schreiben (1. Petrus 5,7) und ich etwas zum Schluss des Briefes. Gestern habe ich alle bisherigen Impulse durchgesehen und geordnet - das wären ca. 160 Buchseiten. Mittwoch, 10. Februar 2021 Ulrike schreibt: Bei uns in Liestal liegt wieder dicker Schnee. Ich schüttle ab und zu die Bäume frei, denn unsere beiden jungen Feigenbäume sind von der Schneelast auf den Boden gedrückt worden. Ich habe ihnen ein paar Krücken gebaut, damit sie wieder aufrecht stehen und hoffe, dass sie den Frühling erleben. Mit Gemeindegruppen treffe ich mich wenn möglich per Zoom. In der Gruppe Mt 11:28 lesen wir den Philipperbrief und heute die Verse Phil 4,4-7. Da kann einem auffallen, dass in jedem Satz die Wörter "alle", "immer" oder "nichts" stehen. Das ist Absicht. "Freuet euch in dem Herrn zu jeder Zeit, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren." (Philipper 4,7-11) Paulus will, dass wir nicht mehr unterscheiden müssen. Wir haben das - weil wir in Christus sind - nicht mehr nötig. Der Anlass für Freude ist uns bereits gegeben. Darum können wir uns zu jeder Zeit freuen. Natürlich gibt es manchmal auch besonderen Grund zur Freude, der noch vor einem liegt - aber darum geht es Paulus nicht. Der Anlass für die tiefste Freude, für die vollkommene Freude, ist uns bereits gegeben. Er ist da. Wir sollen nicht "einteilen", mit welchen Menschen wir auf welche Weise umgehen. Denn auch Gott geht mit allen Menschen gut um. Wir sollen allen Menschen mit Güte begegnen - weil Gott gütig ist. Um gar nichts sollen wir uns sorgen - und da denken wir an die Dinge bzw. Zustände, die uns tatsächlich beunruhigen. Allein, dass wir sie Gott nennen - sie im Gebet vor Gott aussprechen - das nimmt uns die Sorge. Nicht, dass alles "besser" wird dadurch. Aber es ist aufgehoben bei IHM. Schliesslich spricht Paulus der Gemeinde nicht ein bisschen Frieden zu, sondern einen Frieden, der eigenartig, ja kurios ist. Er ist umfassend. Der Friede, den Gott geschaffen hat, ist "grösser als alle Vernunft". Sonntag, 7. Februar 2021 Ulrike schreibt: Die erste wichtige Nachricht vorneweg. Die SCHWEIGE-EXERZITIEN IN RASA vom 13.-18. März 2021 sind abgesagt worden. Das Campo Rasa, also der Hotelbetrieb, hat den Entscheid getroffen, die Kurse wegen Corona noch nicht im März beginnen zu lassen. Wolfgangs Schweige-Exerzitien sind ja immer der erste Kurs in jeder Saison. Wolfgang schreibt gerade an einem Brief an alle die, die sich angemeldet haben. Es ist ein Verlust, dass der Kurs nicht stattfinden kann, und zwar für uns alle. Wolfgang wird euch auch sagen, welche Kurse mit ihm und mit mir in diesem Jahr - so Gott will - stattfinden. Vielleicht mag ja der eine oder andere in einem späteren Monat nach Rasa oder nach Moscia kommen. Zum Beispiel zum Kurs Segnende Seelsorge in Rasa [22.-25. April] oder zum Bibel-Urlaub in Moscia [4.-10. Juli]. Heute haben wir einen Kurs LESEN-BETRACHTEN-WEITERGEBEN vorbereitet. Es ist ein Praxis-Kurs, der an zwei Wochenenden stattfindet [10./11. und 17./18. April 2021]. Wolfgang und ich bieten an, das betrachtende Gebet kennenzulernen und zu üben. Betrachtung ist ein sehr alter christlicher Weg. Es ist auch der Weg, auf dem Wolfgang und ich uns biblischen Texten nähern, sie erschliessen und weitergeben. Die Zahl der Plätze ist begrenzt, es braucht eine verbindliche Anmeldung. Hier findet ihr den Flyer: Heute haben wir in unserem KURS ZUM PETRUSBRIEF einen Impuls zu 1. Petrus 4,1-5 veröffentlicht (links bei Petrusbrief-Online). Wie verstehen sich die Gemeinden, an die Petrus schreibt und wie verstehen sich viele Gemeinden heute? Wir meinen, dass wir Gemeinde heute kaum noch als Gemeinschaft erleben, die einen gemeinsamen Weg geht. Wir begegnen heute vielen einzelnen Christen, die je für sich ihren Weg durchaus ernsthaft gehen. Pastoren sind kaum mehr mit der Gemeinde als ganzer unterwegs. Sie werden von Einzelnen gerufen; sie sind Mediatoren in Beziehungsfragen, Zuhörerinnen für Menschen, die in seelische Not geraten sind, Mentoren in Lebensphasen. Das hat alles seine Berechtigung. Nur: Das sind lauter Aufgaben, die im Blick auf einzelne Menschen wahrgenommen werden. Werden diese Aufgaben gut gelöst, sind die Menschen vermutlich dankbar. Aber sie haben keinen Schritt in Richtung Gemeinschaft getan. Der Aspekt des Gemeinschaftlichen droht uns bei dieser Weise, die Arbeit in der Kirche zu verstehen, verloren zu gehen. ... Wie also würde es heute aussehen, wenn Menschen im Glauben miteinander unterwegs sind? Wie würde es aussehen, wenn wir einander im Bild von Herde und Hirten wahrnehmen würden? Montag, 1. Februar 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang hat mich auf den Rabbiner Dr. Abraham Twerski hingewiesen. Twerski war Psychiater und ist gestern in hohem Alter gestorben. Hier ist ein Beitrag von ihm. "Was wir von einem Hummer lernen können". Das Video dauert etwas mehr als eine Minute und ist wirklich interessant und einleuchtend: Samstag, 30. Januar 2021 Ulrike schreibt: Gestern waren Wolfgang und ich in Basel, ein Paar neuer Schuhe abholen. Wolfgang kann keine handelsüblichen Schuhe tragen, wie man mit einem Blick auf seine Füsse schnell sieht. Es sind wirklich Kleinigkeiten, die der junge Schuhmacher zum Schluss noch korrigiert. Hier gibt er dem Fuss ein Paar Millimeter mehr Luft, da hat er eine Idee, wie sich der Verschluss leichter erreichen lässt. ... Die meiste Zeit sitzt man als Kunde daneben und wartet. Während der Schuhmacher arbeitet. Zum Schluss sage ich: "Das braucht schon ganz schön viel Zeit, nicht wahr?" Also: So viel Zeit für so kleine Sachen. Am Abend hat sich das wiederholt. Unsere Heizung funktionierte plötzlich nicht mehr. Ein Handwerker kam, und hat den Schaden schnell entdeckt. Aber dann dauerte es lange mit dem Versuch, den Schaden zu beheben. Und ich dachte: Mein Gott, braucht das viel Zeit, so ein kleines Teil zu ersetzen. Im geistlichem Leben und in der menschlichen Reifung erwarten wir ebenfalls, dass es "husch, husch" geht. Dass sich das Herz von heute auf morgen ändert. Dass sich Barmherzigkeit und Liebe ganz schnell und wie von selbst einstellen. Aber so ist das nicht. Dafür ist uns unser ganzes Leben gegeben. Wir haben die Zeit dafür bekommen. Dass wir im Glauben wachsen. Dass wir in der Liebe wachsen. Dass die Hoffnung in uns immer leuchtender wird. Übrigens liess sich der Heizkessel gestern nicht reparieren. Da ist noch ein bisschen Wartezeit angesagt - und auch das kann ein Gleichnis sein. Der Monteur war da, aber er muss noch einmal wieder kommen; mit einem neuen Heizkessel :-) Freitag, 29. Januar 2021 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich haben für Oktober 2021 (Sonntag, 3.10. bis Montag, 11.10.) zu einer Reise nach Israel eingeladen. Wir werden mit Assaf Zeevi sowohl die "Hauptorte des Glaubens" besuchen, wie auch selten besuchte biblische Orte. Drei Tage werden wir in einem Kibbuz direkt am Ufer des Sees Genezareth sein. Wolfgang und ich halten - so weit man es planen kann - an dieser Reise fest. Kultour-Reisen, der Veranstalter, ist zuversichtlich, dass Israel-Reisen im Herbst stattfinden können; einfach, weil Israel impftechnisch gut aufgestellt ist. ... Falls es im Herbst eine Quarantäne-Pflicht geben sollte (bei Einreise in die CH oder bei Einreise nach Israel), wird Kultour von sich aus die Reise annullieren. Falls es eine Impfpflicht für Einreisende nach Israel geben sollte, können diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, kostenneutral umbuchen. Vielleicht reicht auch ein negativer Test vor Reiseantritt. Das weiss jetzt noch keiner. Wer sich in diesen Wochen für unsere Israel Reise anmelden will, ist von der Anzahlung befreit. Hier verlinken wir euch unseren Flyer: ISRAEL-2021-Flyer sowie ISRAEL-2021-Anmelde-Talon. Wolfgang und ich freuen uns auf die Orte, die wir als Gruppe besuchen werden. Ich möchte Sichem wiedersehen und Bethel, will noch einmal nach Shilo hochlaufen, wo die Stiftshütte stand, und möchte mit euch auf dem Garizim stehen. Und noch einmal lebendig werden lassen, was hier geschah. Von Assaf Zeevi - unserem Reiseleiter - erscheint anfangs März 2021 ein Buch (Hardcover sowie als Kindle-E-Book): Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel. Lass-das-land-erzaehlen Vielleicht mögen ja einige von euch das Buch mit uns zusammen lesen. Donnerstag, 28. Januar 2021 Ulrike schreibt: Wir unterhalten uns jeden Tag über den 1. Petrusbrief. Die gemeinsame Beschäftigung mit diesem biblischen Text nimmt uns zeitlich und auch inhaltlich ganz schön in Anspruch. Danke für die Echos aus der Gruppe «PETRUSBRIEF-ONLINE». Im Impuls für heute geht es um BEZIEHUNGEN, um GLAUBEN und um LIEBE. Viele sagen von sich, dass sie eine Beziehung zu Gott haben. Was heisst das? Und was bedeutet es, wenn jemand sagt, er würde seinem Gegenüber glauben? Den Glauben gibt es in unserem Leben in unterschiedlichen Qualitäten. Es gibt verschiedene Weisen, Tiefen, Ernsthaftigkeiten des Glaubens, nach denen gefragt werden kann und die man beschreiben kann. … Dass Glaube unterschiedlicher Qualität sein kann, heisst nicht, dass man darum „mehr“ oder „weniger“ gerettet wäre. Es gibt nur eine Rettung. Glaube aber kann und soll sich vertiefen, soll reifen, reiner und schöner werden – was ein grosses Thema im ersten Petrusbrief ist. ... Die Liebe beschreibt die Weite und die Tiefe, in der wir unseren Glauben leben sollen. Mehr dazu findet ihr links bei Petrusbrief-Online. Samstag, 23. Januar 2021 Ulrike schreibt: Wie geht es euch und Ihnen mit unseren Beobachtungen zur Persönlichkeitsbildung? Sie finden den Beitrag links bei Petrusbrief Online (unter dem Datum vom 21. Januar). Wir hatten gesagt, dass unsere Persönlichkeit auf dreifache Weise ausgebildet wird. Wir sind durch äussere Umstände herausgefordert, wie wir auch durch innere Bilder geprägt und bestimmt sind. Wie antworten wir auf diese Herausforderungen? - Zum einen, in dem wir unser Handeln bzw. unsere Fähigkeiten ausbilden. Unsere Fähigkeiten werden ausgebildet, indem wir uns im konkreten Verhalten üben. - Zum andern, indem wir uns an Jesus Christus orientieren. Unser Charakter wird dadurch gebildet, indem wir unseren inneren Blick auf Jesus richten. Wir schauen nicht nur auf sein Verhalten, also auf seine Tätigkeiten, sondern vor allem auf seinen Charakter, also auf seine Gesinnung. Wolfgang hatte als Beispiel das Üben von Gastfreundschaft genannt, auf das hin die Gemeinde in 1. Petrus 4,9 angesprochen wird. Meine Wahrnehmung ist die, dass ich mich selbst und unsere Gemeinde als schwach im Handeln wahrnehme. Nicht, dass nicht alle irgendwie beschäftigt wären. Aktivitäten haben wir viele. Aber allein bezogen auf die Frage der Gastfreiheit: Wer ist bei uns in der Gemeinde und wer ist bei uns Zuhause zu Gast? Wer darf, kann, will eine Weile mit uns mitleben - und dann vielleicht weiterziehen? Warum klopft niemand an unsere Türen? Ist es so, dass kaum jemand etwas von uns und unserem Tun erwartet? Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung. Der dritte Bereich der christlichen Persönlichkeitsbildung ist der der Ziel- und Wegfindung. Ich meine, dass Wolfgang und ich hier schon lange einen Schwerpunkt in unseren Kursen und Vorträgen haben: Man kann lernen, von den Weg-Geschichten der Bibel her seinen eigenen Weg zu finden und dann zu gehen. Und man sollte das entschlossen und zuversichtlich tun. An diesem Wochenende laden wir dazu ein, anstelle eines weiteren Impulses noch einmal den Beitrag vom 21. Januar zu lesen, zu vertiefen und darüber auszutauschen. Ziel: Wir kommen miteinander ins Gespräch über unsere Persönlichkeitsbildung. Was fällt euch zu den drei genannten Schwerpunkten auf? Was ist euch wichtig geworden? Viele von euch sind mit uns in einer WhatsApp Gruppe zum Petrusbrief verbunden. Da könnt ihr eure Gedanken, Wahrnehmungen und Vorschläge posten, oder ihr könnt uns ein Mail schreiben. — Mit dem nächsten neuen Impuls zum Petrusbrief geht es dann am Dienstag, 26. Januar, weiter. Bald werden Wolfgang und ich aus Datenschutzgründen das Programm WhatsApp verlassen und voraussichtlich zum Messenger Dienst Threema wechseln. Wir geben euch früh genug Bescheid. Noch nicht sicher ist, ob wir auch das Programm Signal benutzen werden. Mittwoch, 21. Januar 2021 Ulrike schreibt: Für heute hat Wolfgang einen Impuls geschrieben, in dem es um christliche Persönlichkeitsbildung geht. Ihr findet den links unter Petrusbrief-Online. Bei der Bildung bzw. Reifung unserer christlichen Persönlichkeit geht es um eine Art Ausbildung, bei der sich einige Stufen deutlich voneinander unterscheiden lassen. Petrus spricht in seinem Brief relativ deutlich davon. • Es geht um unsere Fähigkeiten bzw. Handlungen: WAS kann und habe ich zu tun? • Es geht um unseren Charakter, die Formung unseres christlichen Daseins: WER kann, soll und will ich sein? • Es geht um die Wege, die ich wähle, sowie um die Ziele, die ich mir setze: WOHIN will ich kommen und WELCHE WEGE schlage ich dafür ein? Wir meinen, dass der Hinweis auf drei Aspekte der Persönlichkeitsbildung einem auch die Augen über sich selbst öffnen kann. Wir werden in den nächsten Tagen - wahrscheinlich :-) - mehr dazu sagen. Ich bin heute in drei ZOOM-Sitzungen unserer Kirchgemeinde. Zwei davon dienen der Planung, bzw. Vorbereitung von Veranstaltungen, eine dem Austausch. Für einen Geburtstagsbesuch werde ich einem Gemeindemitglied Blumen und Karte an die Haustür bringen. Sonntag, 17. Januar 2021 Wolfgang schreibt: Es ist schon erstaunlich, wie man gerade bei bekannten Geschichten immer wieder überraschend Neues entdecken kann. So ging es mir heute, als ich Ulrikes Predigten in Liestal und in Seltisberg über die Hochzeit von Kana (Johannes 2,1-11) hörte. Wie zart doch die Geschichte ist. Jesus verhindert die ganz grosse Beschämung des Bräutigams. Der war für Verpflegung und für Wein verantwortlich. Eine unbekannte Zahl von Gästen ist während sieben Tagen zu bewirten. Die Hochzeitsfreude ist etwas Heiliges. Sie darf nicht verletzt werden. Doch nun geht der Wein aus. Was alles steht jetzt auf dem Spiel? Was alles wird plötzlich sichtbar? Ihr könnt die Predigt (es ist die Fassung von Seltisberg) gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] könnt Ihr diese Predigt herunterladen unter: 2021-Hochzeit von Kana. Samstag, 16. Januar 2021 Ulrike schreibt: Eine dicke Schneedecke liegt über allem. Der Blick in den Garten, hinüber zum Passwang und hoch zum Schleifenberg ist wunderschön. Trotz des Schnees bin ich heute den Schleifenberg hochgelaufen - mit Spikes an den Schuhen, was wunderbar ging. Viele Bäume sind unter der Last des Schnees zusammengebrochen oder liegen schwer von Schnee über den Wegen, so dass man unter den Ästen durchkriechen muss. Morgen feiere ich Gottesdienst in Liestal und Seltisberg. Ich halte mich an den vorgeschlagenen Predigttext Johannes 2,1-11., die Hochzeit zu Kana. Am Donnerstag war ich nach mehrwöchiger Pause einmal wieder zum Gottesdienst im Altenpflegezentrum. Wir haben die Gottesdienste in den Wohngruppen gefeiert, das heisst, parallel zueinander und nacheinander. Das ist eine grosse Leistung, die den alten Menschen abverlangt wird - mit so wenig Kontakten nach aussen hin zu leben. Morgen Nachmittag - von 17 bis ca. 18 Uhr - laden Wolfgang und ich euch zum ZOOM ein. Wir möchten 1. Petrus 3,13-17 zum Ausgangspunkt des Gesprächs nehmen: Petrus erinnert die Christinnen und Christen in Kleinasien immer wieder an ihr Verhalten, an ihren "Way of Life". Er meint, dass an ihrer Art zu leben, etwas von der "Hoffnung" sichtbar wird, die sie durch Jesus Christus haben. Wir finden das spannend. Wie ist das bei uns heute? Was sehen Menschen an uns? An welchem Verhalten kommt unsere Hoffnung zum Ausdruck? Ihr findet den ZOOM Link links bei Petrusbrief Online. Montag, 11. Januar 2021 Ulrike schreibt: Hier könnt ihr die drei Meditations-Impulse von gestern Abend zu Jesaja 44,1-4 anhören. Diese erste Abendfeier führt ins Hauptthema des Jahres «FÜRCHTE DICH NICHT!» ein. Sie steht unter dem Thema «Getröstet - Erwählt - Gesegnet». Den Zugang zu diesen drei Impulsen gibt es also gleich hier: Sonntag, 10. Januar 2021 Ulrike schreibt: Heute Abend ist in der Stadtkirche Liestal Abendfeier. Wir haben als Jahresthema das "Fürchte dich nicht", das Gott seinem Volk immer wieder zusprechen lässt. Unser Team hat sich verändert - als Gründungsteam der Abendfeier waren wir 12 Jahre miteinander unterwegs. Das ist wirklich lang. Wolfgang und ich werden an zwei Wochenenden im April einen Kurs anbieten. Da üben wir das Betrachten einer biblischen Geschichte, das Strukturieren und das freie Reden. Wenn Sie Interesse haben, merken Sie sich den 10./11. und 17./18. April 2021. Heute Abend werden wir Jesaja 44,1-4 betrachten. Ein unglaublich schönes und starkes Trostwort. Die Impulse heissen GETRÖSTET - ERWÄHLT - GESEGNET. Samstag, 9. Januar 2021 Ulrike schreibt: Wenn Sie links Petrusbrief Online klicken, finden Sie Impulse, um mit uns zusammen den ersten Petrusbrief zu lesen. In dieser Woche haben wir gefragt, in welchem gesellschaftlichen Setting die frühen christlichen Gemeinden in Kleinasien leben. In seinem Brief beschreibt Petrus ein Umfeld, das klar in „oben“ und „unten“ eingeteilt ist. Es scheint klar zu sein, wohin jede und jeder gehört. Petrus spricht vier verschiedene Beziehungsgefüge an. Viermal schreibt er den Gemeinden „Seid untertan!“ (2,13.18; 3,1 und 5,5). Als Einwohner sollen sich die Christinnen und Christen der Obrigkeit unterordnen, die christlichen Sklaven sollen sich den ‘Herren’ unterordnen, die christlichen Frauen ihren Männern, die christlichen jungen Leute den älteren. Interessanterweise sind die Christinnen 'eigentlich', das heisst durch den Glauben an Jesus frei geworden. Sie sind nicht mehr an gesellschaftliche Einteilungen in "oben" und "unten" gebunden. Frei sind sie, weil der Glaube – das neue Leben, das durch Jesus begonnen hat – die Unterschiede zwischen ihnen aufhebt (Galater 3,26ff). Petrus fragt also, wie durch den Glauben erneuerte Menschen (Christen) in der für ihre Zeit relevanten Gesellschaftsstruktur – z.B. im röm. Kaiserreich – leben sollen. Wie lebt man als Christin bzw. als Christ in der Ehe, in Sklaven/‘Herren‘-Beziehungen, im Staat, im Verhältnis von jungen und alten Menschen usw.? Das sind ja Strukturen, zu denen man sich verhalten muss. Im Impuls für Morgen denken wir darüber nach, was wir, die wir als Christinnen und Christen in einer demokratisch organisierten Gesellschaft leben, von Petrus lernen. Sonntag, 3. Januar 2021 Wolfgang schreibt: Es hat sich in den letzten Jahren eingebürgert, dass zum Jahresanfang über die Jahreslosung gepredigt wird. Ulrike hat heute keine Ausnahme gemacht und über die neue Jahreslosung 2021 gepredigt: «Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist» (Lukas 6,36). Sie ist befreiend und verpflichtend zugleich. Befreiend weil wir in unserem Verhalten zu anderen nicht mehr 'rechnen' müssen … Verblüffend der Hinweis, dass diese Botschaft nicht nur uns als Einzelne angeht, sondern auch uns als ganze Gemeinde. Wie reden die Menschen von uns, von unserer Gemeinschaft? Kann man an unserem Verhalten Gottes Barmherzigkeit lernen? Jesu Wort ist erstaunlich vielfältig, befragt uns ernsthaft und spricht uns ebenso ernsthaft frei. — Eine Predigt zu einem guten Jahresanfang. Ebenso und vielleicht vor allem eine Predigt, die man sich während des Jahresverlaufs immer wieder anhören muss: allein, als Freunde, im Gemeindekreis, als Kirchgemeinde. Immer wieder. Mit seinem Wort stellt Jesus in eine Freiheit, die wir nicht verlieren dürfen. Und gleichzeitig stellt er uns in eine Verpflichtung, aus der wir nicht aussteigen können. Die Predigt könnt Ihr gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: 2021-JAHRESLOSUNG: BARMHERZIGKEIT. Mittwoch, 30. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Ziemlich von jedem, mit dem ich rede, höre ich, dass dieses Jahr "schnell" vorbei gegangen ist. Auch Wolfgang und ich erleben das so. Vor einem Jahr - also Anfang Januar 2020 - haben wir begonnen, die Johannesoffenbarung mehrmals zu übersetzen und zu lesen. Im März haben wir mit vielen von euch die Gruppe Online-in-die Offenbarung gestartet, und bis in den Juni hinein miteinander gelesen ... Wolfgang und ich haben für uns selbst dann auch weiterhin jeden Tag übersetzt, vor allem Bücher des Alten Testaments. Morgen zum Beispiel werden wir das Buch Josua zu Ende gelesen haben. Dieses sorgfältige Lesen ist ungalublich nährend. Man kann vom Wortlaut her so viele Beobachtungen machen, die verblüffen, etwas verdeutlichen und noch einmal neu hinschauen lassen, wie Gott mit seiner Welt unterwegs ist. ... Seit Anfang Dezember lesen wir nun mit einigen von euch den ersten Petrusbrief. Hier habe ich neu sehen gelernt, wie die christliche Gemeinde ihren Weg vom Weg Israels her versteht. Die Sprache des Petrusbriefs ist voll von Anklängen, vor allem an die Exodusgeschichte. Man lernt an Gottes Weg mit Israel, auf welche Weise Gott mit Menschen unterwegs ist, wie er führt. Man lernt, worauf unbedingt Verlass ist, wo Gefährdungen liegen, wie sehr Zuspruch benötigt wird. ... Wer Interesse hat, kann links bei Petrusbrief-Online klicken und die Impulse nachlesen oder mitlesen. Für mich gab es ausser dem Bibel-Lesen noch eine zweite Konstante in diesem Jahr. Ich war an fast jedem Tag laufen oder schwimmen. Und das nach 35 Jahren ohne Sport. ...Schwimmen war ich vor allem im Sommer im wunderbaren Freibad kurz vor Rheinfelden. Am schönsten waren die kalten Tage und die Regentage, wo man die Schwimmer/innen an einer Hand abzählen konnte. Das Laufen habe ich mittlerweile zu meinem Tagesschluss gemacht. In der Kirchgemeinde habe ich in diesen Wochen Beerdigungsbereitschaft und bin ab und zu auf dem Friedhof. Morgen feiere ich Jahresschlussandacht - um 17.30 Uhr in der Stadtkirche. Ich will mit der Gemeinde das Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" von Dietrich Bonhoeffer betrachten. Ich denke, man kann etwas daran lernen. Das "Geborgensein" setzt nicht erst ein, wenn alles gut geworden ist. Es ist schön und ein grosses Geschenk, wenn etwas gut werden darf ("noch einmal Freude haben, an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz"). Aber das ist für Bonhoeffer keine Bedingung. Er kann sich in einen grösseren Zusammenhang einordnen ("dann lass uns hören jenen vollen Klang: der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet"). ... Die Andacht morgen ist eine Fortsetzung der Heiligabend Predigt. Unsere Freude hängt nicht an einer Bedingung, nicht an einem "Wenn". Sie macht sich an dem fest, was Gott für uns bereits getan hat. Freitag, 25. Dezember 2020 Wolfgang schreibt: So schnell vergeht die Zeit, und schon ist wieder Weihnachten. In aller Vergänglichkeit gibt es etwas, das bleibt. Es ist die Freude, die uns durch das Evangelium zugesagt wird. Ulrike macht in der Predigt über Lukas 2,10-11 auf einen grundlegenden Unterschied aufmerksam. Wir erwarten die Freude oftmals dann, wenn unsere Bedingungen erfüllt sind bzw. erfüllt werden. Es ist eine Freude WENN … Und daneben steht die Freude, wenn Gott uns ohne jede Bedingung reich beschenkt. Es ist eine Freude WEIL … Aber hören Sie selbst … Donnerstag, 24. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Wir wünschen euch von Herzen frohe Festtage. Ich, Ulrike, werde heute um 22.30 Uhr in der Stadtkirche einen Heiligabend Gottesdienst feiern. In unserer Kirchgemeinde feiern wir alle Gottesdienste wegen der beschränkten Teilnehmerzahl (maximal 50 Personen) parallel: in der Kirche und zeitgleich im Gemeindesaal. Ich werde heute über die FREUDE predigen. Ich unterscheide zwischen einer «Freude, wenn ...» und eine «Freude, weil ...» Der Engel der Weihnachtsgeschichte sagt den Hirten an, dass die Freude «da» ist. DENN euch ist heute der Herr geboren. Die Weihnachtsfreude ist eine «Freude, weil ....»! Wir lesen zwei Verse der Weihnachtsgeschichte: «Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Herr geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.» Lukas 2,10-11 Viele von uns machen ihre Freude von einem "Wenn" abhängig: Wenn dies und jenes eintreffen wird, dann werde ich mich freuen. Dann werde ich erleichtert sein und aufatmen. Dann wird es weit in mir werden. … Wer so denkt, macht seine Freude von einer Bedingung abhängig. Es muss sich etwas ändern für mich, und DANN werde ich mich freuen können. Machen wir uns klar: Für die Hirten auf den Feldern bei Bethlehem hat sich in dieser Nacht nichts geändert. Ihre Arbeitsbedingungen wurden nicht besser, sie haben keinen Lohnzuschlag bekommen in dieser Nacht, sie hatten auch nicht plötzlich Family-Time. Wenn wir unsere Freude von einem «Wenn» abhängig machen, ist es fraglich, ob sie jemals eintreffen wird. Ich bezweifle das. Denn mit dem «Wenn nur dies zuvor anders wird ...» kommt man nicht zu einem Ende. Vielleicht trifft das Erhoffte ein - und einen kurzen Moment wird es leicht in einem. Bis schlagartig die nächste Sorge im Herzen Platz nimmt und ein neues «Wenn …» auftaucht. Auf den GRUND der Freude, hören wir im zweiten Teil der Predigt. Es ist derjenige geboren, der Herr ist, der Christus/Gesalbter/Messias ist, der Retter ist, der in der Stadt Davids zur Welt kommt. Was heisst das? … Das sind lang erwartete Geschichten, die hier zum Ziel kommen. Weihnachten ist keine «plötzliche» Angelegenheit. Da kommt eine Geschichte zu ihrem Ziel und Höhepunkt, die «vor Grundlegung der Welt» (1. Petrus 1,20) ihren Anfang genommen hat. Schluss der Predigt ist, dass die Hirten diesen Grund der Freude nun auch FINDEN. Sie gehen nach Bethlehem und schauen nach. Sie werden aufgefordert, zu verifizieren, was sie gehört haben. Auch wir finden Jesus in unserem Leben. Und das ist Freude! Links bei Petrus Online findet ihr eine - meines Erachtens - extrem gute Beobachtung darüber, wie Petrus mit den Gemeinden redet. Verkürzt würde man sagen, dass er die Menschen sowohl tröstet als auch ermahnt. Und zwar andauernd, ständig. Im Griechischen ist das ein einziges Wort, da wird - interessanterweise - nicht zwischen trösten und ermahnen unterschieden. Petrus begegnet den Menschen mit einem "kräftigen Zuspruch". So nennen wir das in diesem Impuls. ... Für die Seelsorge ist der heutige Impuls meiner Meinung nach wichtig. Sonntag, 20. Dezember 2020 Ulrike und Wolfgang schreiben: Im Impuls zum 1. Petrusbrief geht es heute um das Lieben, um Gottes Lieben und um unser Lieben. Wann hat alles angefangen? Wann bin ich Gott das erste Mal aufgefallen? Worüber verfüge ich und worüber verfüge ich nicht? Wie bleibt das Lieben lebendig? ... Der Text dafür ist 1. Petrus 1,20-25. Sie finden die Betrachtung links bei Petrusbrief Online. Wir wünschen euch einen schönen Sonntag und einen gesegneten vierten Advent. Donnerstag, 17. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Heute Vormittag war ich ein paar Stunden in der Kirchgemeinde unterwegs - ich habe von verschiedenen Gemeindemitgliedern etwas abgeholt. Und zwischendurch auf dem Weg habe ich für jemanden ein Tannenbäumchen gekauft, das dann noch geschmückt werden musste. XY hat gesagt, ich soll das Bäumchen doch in seiner Stube schmücken. Da sass ich dann in der Küche, der Ofen bollerte vor sich hin und es lief leise Schlagermusik im Radio. Nebenan haben die Männer einander beim Einrichten ihrer Computer geholfen. Das war SEHR weihnachtlich, sehr geschwisterlich. ... Und an vielen anderen Orten war es das heute auch. Gestern haben wir mit einer Gruppe der Kirchgemeinde den Advent per ZOOM gefeiert. Ich fand es schön, einander zu sehen, aber ansonsten war es ziemlich mühsam. Gemeinsam - also vor den Bildschirmen - zu singen ist ja ein Ding der Unmöglichkeit; es sei denn, jeder schaltet sich auf "stumm" ... Später am Abend haben wir uns per ZOOM zu einem Bibelgesprächskreis getroffen. Das geht deutlich besser, weil die Gesprächsstrukturen klarer sind. Heute Abend werde ich zum ersten Mahl an einem Abendmahl, das per per WhatsApp gefeiert wird, teilnehmen. Die beiden jungen Pfarrkollegen aus Gelterkinden, einem Nachbarort von uns, laden dazu ein. Abendmahl per WhatsApp klingt nicht sehr "attraktiv", aber es auszuprobieren und mitzufeiern, schadet nicht. Wer weiss, was man daran entdecken und lernen kann. Sonntag findet ihr den Impuls zum 1. Petrusbrief, zum Ende von Kapitel 1, auf unserer Homepage (links bei Petrusbrief Online). Wolfgang und ich finden ihn ausgesprochen gut und leicht verständlich. Es geht um den Zusammenhang von Glauben und Lieben. Montag, 14. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Wenn Sie unsere Impulse zum 1. Petrusbrief mitlesen möchten, können Sie das links unter Petrusbrief Online tun. Wir veröffentlichen die Impulse - bis auf weiteres - jeweils am Sonntag, am Dienstag und am Donnerstag. Morgen beginnt mit Kapitel 1,13 ein neuer Abschnitt. Nach einem ausführlichen Lob Gottes fragt Petrus von nun an, wie ein entsprechender "Way of Life" aussieht. Luther übersetzt mit "euer ganzer Wandel". Wie also sollen wir leben? Was heisst es für unser Tun, dass Gott uns in ein neues Leben gerufen hat? Ich finde es erstaunlich, dass Petrus (1,13) damit einsetzt, dass wir die "Lenden unseres Urteilsvermögens gürten und nüchtern" sein sollen. Die "Lenden zu gürten" meinte in der damaligen Welt, sich für den Aufbruch fertig zu machen. Man raffte das lange Kleid und steckte es oben in den Gürtel, damit man nicht darüber stolperte. Und dann ging man los. Christinnen und Christen sollen ihr Urteilsvermögen "gürten". Sie sollen sich durch gutes Unterscheiden gut fortbewegen können auf ihrem Weg. Was kommt von Gott her und was sieht nur so aus, als würde es von Gott her kommen? "Nüchtern" sollen sie ihren Weg gehen und nicht wie ein Trunkener unschlüssig in verschiedene Richtungen stolpern. ... Mehr dazu morgen. Auf der Suche nach einem bestimmten Buch bin ich auf einen Ordner mit meinen Grundschul-, also Primarschulzeugnissen gestossen. Den habe ich seit dem Umzug nach Liestal nicht mehr in der Hand gehabt. Aus Neugierde habe ich das Zeugnis der ersten Klasse gelesen und bin verblüfft. Da schreibt meine damalige Lehrerin über das siebenjährige Kind, und ich fühle mich noch heute als 50+jährige angesprochen. "Ulrike beteiligt sich rege und kritisch am Unterricht .... Ihr Problemlösungsverhalten ist ausgeprägt und kreativ" usw.. Ich glaube schon, dass es nicht daran hängt und nicht immer stimmt, was andere an einem wahrnehmen. Aber es ist verblüffend und schön, wenn man merkt, dass man gesehen wurde bzw. wird. Mich hat dieses Zeugnis tatsächlich auf eine Spur gesetzt und lange Vergessenes wieder erinnert. Sonntag, 6. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Heute geht es los mit dem gemeinsamen Lesen des ersten Petrusbriefs. Ihr findet den Impuls zum Anfang des Briefs links, wenn ihr auf ‹Petrusbrief-Online› klickt. Wolfgang und ich machen es so, dass wir die Auslegungen für euch im Wechsel schreiben. Wer gerade nicht schreibt, liest gegen und fragt nach. An Wolfgangs Impuls für heute war mir einiges überraschend neu, zum Beispiel, dass Gottes erwählendes Handeln ein Warum, ein Wodurch und ein Wohin hat. Petrus ordnet das dem Vater, dem heiligen Geist, dem Sohn zu. Ich habe verschiedene Menschen per Mail eingeladen, beim Petrusbrief Lesen mitzumachen. Eigentlich möchte ich vielen einzeln schreiben und nicht per Rundmail, aber ich schaffe es oft nicht. Manchmal bekomme ich Rückmeldungen, die beglückend für mich sind. Ich habe vor fünfzehn Jahren Frau XY in Eisenhüttenstadt taufen dürfen. So wie ich als Christin und Pfarrerin engagiert war, so war sie es als Sozialistin und Schulleiterin - eben mit Herzblut. Aus der Begegnung ist eine Freundschaft geworden, auch wenn wir uns nicht mehr oft gesehen haben. Nun schreibt mir XY, dass sie mittlerweile im Altenpflegezentrum wohnt: "Da niemand Fremdes ins Heim darf, übernehme ich mit einer Gitarre die Adventssonntage. Zum Fest bereite ich mich auf eine kleine Feier mit gemeinsamen Gebet vor. Du siehst, Deine Überzeugungsarbeit trägt noch am alten Baum Früchte. Ich umarme Euch in aller Herzlichkeit und wünsche frohe Weihnacht!" Wer in Eisenhüttenstadt Christin ist, gehört zu denen "in der Verstreuung" - wie es im ersten Petrusbrief heisst. Der Anteil der Kirchenmitglieder (beider Konfessionen) liegt bei deutlich unter 10% der Einwohnerinnen und Einwohner. Donnerstag, 3. Dezember 2020 Wolfgang schreibt: Am Montag, 30. November, hatten wir den dritten Abend unserer Reihe zu den 'Christian Basics'. Diesmal zum Glaubensbekenntnis. Die Lösung, diese Abende sowohl 'leibhaftig' im Saal des Kirchgemeindehauses als auch gleichzeitig 'online' über das Internet (über das Programm 'Zoom') anzubieten, hat sich bewährt. Bei den inhaltlichen Impulsen ging es um die Frage, was eigentlich ein Bekenntnis ist. Es ist ja schon eine spannende und vielfältige Geschichte: von den Evangelien bis zu den grossen christlichen Bekenntnissen, der theologischen Erklärung von Barmen (1934) und zur Leuenberger Konkordie (1973), in der die Kirchen der Reformation zur kirchlichen Einheit gefunden haben. Eigentlich fehlen jetzt noch weitere Abende, damit wir uns in die vielfältigen Inhalte der klassischen Bekenntnisse vertiefen können: was bedeutet die Trinität, der Ausdruck 'Schöpfung', die Jungfrauengeburt, die Auferstehung, das Gericht usw. … Es gibt also noch genügend Themen für weitere Treffen an unseren BIBEL-SALON-Abenden. Den Vortrag vom Montag können Sie gleich hier anhören: Mittwoch, 2. Dezember 2020 Ulrike schreibt: Ab dem 6. Dezember 2020 - also ab Sonntag - laden Wolfgang und ich zum gemeinsamen Bibellesen ein. Wir veröffentlichen auf unserer Homepage kurze Impulse zum ersten Petrusbrief. Sie finden sie, wenn Sie links im blauen Feld auf PETRUSBRIEF-ONLINE klicken. SICH AN JESUS ORIENTIEREN Das Thema des ersten Petrusbriefs ist überraschend modern. Petrus schreibt an verschiedene Gemeinden in Kleinasien, dem Gebiet der heutigen Türkei. Sie leben verstreut als Minderheit in einem Umfeld, das den Glauben an Jesus nicht teilt. Die Gemeinden werden nicht wirklich verfolgt. Aber im Alltag werden sie in ihrem Glauben und vor allem in ihrer Lebensführung bedrängt. Soll man sich anpassen? Oder soll man sich zurückziehen und seinen Glauben verschweigen? Petrus geht in seinem seelsorgerlichen Rundbrief auf diese Spannung ein: Assimilation oder Isolation — Anpassung oder Abschottung? Wie lebt man mit seiner Umgebung im Frieden und bleibt trotzdem seinem Glauben an Jesus treu? Wie kann man Einschränkungen oder Schikanen, denen man wegen seiner christlichen Lebensweise ausgesetzt ist, freimütig auf sich nehmen, ohne sich dabei aufzureiben? Wo findet man Orientierung, um als Christ glaubwürdig leben zu können? Für Petrus war Jesus Christus in seinem Verhalten ein überraschend klares und überaus praktisches Vorbild. MACHEN SIE SELBST EINE GRUPPE AUF Vielleicht haben Sie vor Ort ein paar Menschen, mit denen Sie den ersten Petrusbrief lesen. Vielleicht ist das ein Hauskreis, vielleicht ist das die eigene Familie, oder es sind ein paar Freundinnen. Die Anregungen und seelsorgerlichen Hilfen, die Petrus den Gemeinden schreibt, sind sehr praktisch. Sie können sie miteinander ausprobieren, sie können füreinander beten. AUCH WIR BIETEN EINE GRUPPE AN Wie beim Lesen der Offenbarung im Frühjahr 2020 können Sie an einer WhatsAppGruppe teilnehmen. Sie heisst Petrusbrief-Online. Die Gruppe ist ein Ort, um miteinander ins Gespräch zu kommen: um Fragen zu stellen oder eigene Beobachtungen zum Gelesenen zu teilen. Oder auch um still mitzulesen. Für Rückfragen bzw. für die Anmeldung zu dieser WhatsApp Gruppe wenden Sie sich bitte mit Angabe Ihrer Handy/Natel-Nummer an Ulrike. Entweder in einem Mail (ulrike.bittner@bluewin.ch) oder Sie senden ein SMS/WhatsApp an Ulrike, [0041(0)775208869] Die Anmeldung für die WhatsApp Gruppe ist ab sofort möglich. Montag, 30. November 2020 Ulrike schreibt: Wir laden heute zum dritten Abend des Bibel-Salons ein - um 19.30 Uhr in den Saal des Kirchgemeindehauses in Liestal. Wir befassen uns heute mit dem christlichen Bekennen: Wen oder was bekennen wir? In welchen Situationen war und ist ein Bekenntnis gefordert? Warum sind die reformierten Kirchen der Schweiz bekenntnisfrei? usw. Wer per ZOOM dabei sein möchte, möchte bitte die Zugangsdaten bei uns erfragen. Sonntag, 29. November 2020 (1. Advent) Wolfgang schreibt: Heute hat Ulrike über den 'offiziellen' Text zum ersten Advent gepredigt: Die Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem (Mt 21,1-11). Eigentlich gehört diese Geschichte zum Palmsonntag. Bereits die Alte Kirche hat dieselbe Geschichte auch am ersten Advent gelesen. Wie Jesus zu seinem Leiden und Sterben in Jerusalem einzieht (Palmsonntag), so zieht er ja auch in seiner Menschwerdung (Weihnachten) bei uns Menschen ein. Auf dieses Kommen Jesu bereiten wir uns in der Adventszeit vor. Wahrhaftig eine Geschichte mit einem doppelten Boden. Die Menschen jubeln Jesus bei seinem Einzug zu, erzählen von dem, was er tut und bekennen damit, wer er ist. Nur: Wissen sie wirklich, was sie damit sagen? Sie können die Predigt gleich hier anhören: Freitag, 27. November 2020 Wolfgang schreibt: Hier teilen wir mit Ihnen ein schönes Zitat über eine Eigenart jüdischen und auch biblischen Denkens. Zuerst die deutsche Übersetzung: Jüdische Menschen haben immer versucht, das Stellen von Fragen voranzutreiben. Der Talmud selbst ist eine Sammlung von Fragen und Antworten. Der Rabbiner Jonathan Sacks erinnert uns in einem Aufsatz – ‘Die Kunst Fragen zu stellen’ – dass der jüdische Physiker Isidor Rabi, ein Nobelpreisgewinner, von seiner Mutter auf folgende Weise lernte, Wissenschaftler zu sein: «Jedes andere Kind würde von der Schule nach Hause kommen und gefragt werden: Was hast du heute gelernt? Aber meine Mutter fragte stattdessen: Izzy, hast du heute eine gute Frage gestellt?» Sacks erklärt weiter: «In der Jeshiwa, dem Zuhause des traditionellen Talmudischen Lernens, ist das grösste Kompliment, das ein Lehrer einem Studenten machen kann, das: Du fregst a gutte kasha, ‘Du erhebst einen guten Einwand’ … Eine Frage zu stellen ist ein tiefgreifender Ausdruck des Glaubens.» Und hier das Original. Es ist von Rabbi Johnny Salomon, A Daily Dose of Talmud [Daf Yomi], zu Pesachim 6, vom 27. November 2020: »Asking Questions is a Sign of Faith« The Jewish people have always sought to promote questioning. The Talmud itself is a series of questions and debates. Rabbi Jonathan Sacks z’’l reminds us, in an essay titled “The Art of Asking Questions,” that the Nobel prize-winning Jewish physicist Isidore Rabi learned to be a scientist from his mother in this way: “Every other child would come back from school and be asked, What did you learn today? But my mother used to ask, instead, Izzy, did you ask a good question today?” Sacks further explains: “In the yeshiva, the home of traditional Talmudic learning, the highest compliment a teacher can give a student is Du fregst a gutte kasha, ‘You raise a good objection’ … asking a question is itself a profound expression of faith.” Samstag, 21. November 2020 Ulrike schreibt: Heute habe ich einen Artikel für die Zeitschrift Amen von Campus für Christus, Schweiz, geschrieben. Hätte ich ja früher nicht gedacht, dass ich das mal mache. Andreas Boppart hat mich gefragt, und seine Arbeit schätze ich sehr. Thema für ihr nächstes Heft ist die Frage nach der Bedeutung der ‹Kontrolle› im eigenen Leben. Wie ist es mit dem Bedürfnis, meine nächsten Schritte, aber auch Gott und sein Tun kontrollieren zu wollen? Vielleicht merke ich in Corona-Zeiten, dass ich weniger in den Händen habe, als ich bisher dachte. Wie ist das? Was ist mir gewiss und was nicht? Diese Woche haben Wolfgang und ich einen Ausflug auf die Rigi - ein Bergmassiv am Vierwaldstätter See - gemacht. Wir waren in den ersten Jahren unserer Ehe mehrmals da und haben viele schöne Erinnerungen. Diesmal sind wir nicht von Arth-Goldau, sondern von Vitznau aus mit der Zahnradbahn nach Rigi-Kulm gefahren. Die Sonne schien, es waren 14°C. Wer sehen will, wie schön dieses Land ist, kann hier schauen: Dienstag, 17. November 2020 Wolfgang schreibt: Gestern hatten wir also den zweiten Abend unserer Reihe zu den »CHRISTIAN BASICS«, diesmal zur Bedeutung der ZEHN GEBOTE für unseren Glauben. Während des Vortrages und erst recht danach dachten wir: Jetzt hätten wir viel, viel Zeit nötig, um über alles ausführlich zu sprechen. Allzu leicht sind Worte und vor allem Bilder bzw. Vergleiche missverständlich. Wie geht es Euch damit? Als Beispiel: Gilt das Arbeitsverbot für Christen auch am Sonntag? Anders: Wenn die zehn Gebote uns als Christen nicht gelten, warum sind sie für uns dennoch wichtig? Oder sind sie das gar nicht mehr? Das Gespräch darüber erscheint uns notwendig. Als Anregung zum eigenen Weiterdenken und zum Gespräch: Die zehn Gebote sind für eine christliche Ethik grundlegend wichtig. Wir halten uns an sie - jedoch NICHT, weil sie als Gebote auf uns gelegt sind. Warum dann? Weil wir Gott lieben und aus Dankbarkeit seinen Willen suchen und tun wollen. Den Vortag zu den »ZEHN GEBOTEN« von gestern Abend können Sie gleich hier anhören: Sonntag, 15. November 2020 Ulrike schreibt: Morgen Abend geht es weiter mit den Bibel-Salons - und zwar mit den Zehn Geboten. Wir fragen, worum es in den Zehn Geboten geht und für wen sie verbindlich sind: für das jüdische Volk oder auch für uns Christinnen und Christen? Es gibt - meiner Meinung nach - viel Neues zu entdecken!! Wer morgen über ZOOM am Bibel-Salon teilnehmen möchte, kann mir ein kurzes Mail schicken, und ich schreibe euch dann die Zugangsdaten. Der Bibel-Salon findet auch ‹live› statt, im Saal vom Kirchgemeindehaus unter den bekannten Vorgaben (Maskenpflicht, Abstand halten). Wir freuen uns auf euch, ob ihr nun elektronisch oder leibhaft dabei seid. Mittwoch, 11. November 2020 Ulrike schreibt: Ich habe einen Artikel, der gestern in DIE ZEIT erschienen ist, gleich mehrmals gelesen. Ich finde ihn grossartig. Der Journalist Thomas Assheuer beschreibt Donald Trump als «Symptom einer unbegriffenen Krise, ein Produkt seines Zeitalters: die Synthese aus Leben und Geld. Mit ihm haben die USA in einen Abgrund geschaut.» Was wir heute in den USA beobachten, haben Assheuer zufolge die Soziologen Max Weber und Georg Simmel bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorausgesehen. Donald Trump verkörpert Max Webers ‹Geist des Kapitalismus›, oder mit Simmel gesagt: die Synthese aus Leben und Geld. Donald Trump ist kein Ausrutscher der Geschichte. Er hat das Potenzial, eine historische Gestalt zu werden, in dem Fall, dass seine Präsidentschaft tatsächlich das Ende einer Ära markiert. Das «Unbegreifliche muss man erst einmal begreifen: Drei Jahrzehnte nachdem die USA über den Kommunismus triumphierten, regierte im Herzland des ‹freien Westens› ein Mann, der bekennerhaft jene Prinzipien verachtet, mit denen die amerikanische Demokratie ihre Überlegenheit über den totalitären Gegner Sowjetunion einmal begründet hatte.» Ich empfehle euch, den Artikel selbst zu lesen. Ihr findet ihn hier: Assheuer, Der Geist des Kapitalismus in: DIE ZEIT vom 10.11.2020. Hier teile ich ein paar Auszüge mit euch: «In seinem Jahrhundertbuch Philosophie des Geldes (1900) beschrieb Simmel die befreiende Wirkung des ‹Allvermittlers› Geld, denn wenn man es hat, emanzipiert es Menschen aus quälenden Abhängigkeiten und bedrückenden Traditionen. Es schenkt ihnen, jedenfalls zur vorvergangenen Jahrhundertwende, eine ‹unerhörte Bewegungsfreiheit›, eine individuelle Autonomie, so groß wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte.» Aber es bleibt nicht dabei. Das Geld hat nicht nur Potenzial zum Befreien. «In der kapitalistischen Gesellschaft, so fürchtete er (= Simmel), gehen die Zirkulation des Geldes und die Bewegung des Lebens bruchlos ineinander über. Aus dieser Verschmelzung entstehe ein neuer Sozialcharakter, gerissen und gierig, ebenso geizig wie verschwendungssüchtig, extrem ‹selbstisch› und ohne jede Rücksicht ‹ethischer Art›. In Simmels Augen war dieser Zyniker wie geschaffen für die ‹Menschheitstragödie der Konkurrenz› mit ihrer ‹Wüstheit und Erbitterung›, denn selbst seine innersten Gefühle investiert er ins Geld. (...) Vier Jahre nach Simmels Meisterwerk erschien Max Webers Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Auch Webers Gedanken kreisen um den Sozialcharakter der Zukunft, um jenen kalten, geistlosen Menschentyp, der auftritt, sobald der Kapitalismus die alteuropäische Tradition abgestreift und sich ohne Rest in eine kapitalistische Kultur verwandelt hat. Markt und Bürokratie bilden nun ein ‹stahlhartes Gehäuse›, aus dem der alte Geist gewichen ist». Der Artikel führt in die interessante Beobachtung, dass die Pandemie Trump in die Quere gekommen ist. Denn sie lässt sich nicht beliebig umdeuten. «Es war die Pandemie, die Trumps Mythisierung der Politik an ihre Grenzen brachte. Covid-19 ist eine tödliche Tatsache, man kann das Virus weder wegverhandeln noch durch eine One-Man-Show aus der Welt lügen. Dennoch hat der Meister des Framings versucht, die kollektiven Bedrohungsgefühle narrativ zu entschärfen und die Pandemie zu normalisieren. Erst war das Virus eine Erfindung seiner politischen Gegner, dann ein heimtückisches chinesisches Attentat, schließlich ein Naturphänomen im Darwinismus des geschichtlichen Lebens. Es treffe nur die Schwachen, während es die Starken verschont, und wenn es die Starken wider Erwarten doch treffe, dann mache es sie bloß stärker. Das war noch einmal perfid kalkulierte Mythenpolitik, denn Trump unterschlug den Unterschied zwischen einem vermeidbaren und einem natürlichen Tod. Sterben müssen wir alle, die einen leider früher, die anderen gottlob später. Inzwischen zählen die USA fast eine Viertelmillion Covid-Tote. Donald Trump hat nicht nur die amerikanischen Institutionen verachtet, sondern auch etwas Ungeheures versucht, etwas, das in dieser Skrupellosigkeit noch niemand vor ihm versucht hat: Er wollte den Medienkapitalismus mit dem politischen System verschweißen und das, was man mit guten Gründen immer noch als Wirklichkeit bezeichnet, in einer Scheinwelt, einer gigantischen Show, einer neurechten Mythologie verschwinden lassen. Er wollte sie in einem Morast aus Trash, Propaganda und alternativen Fakten versenken, er wollte Klassenkämpfe unsichtbar machen, umlügen, manipulieren.» Ich selbst bin immer noch mit der Offenbarung des Johannes unterwegs, die wir von März bis Juni 2020 mit vielen von euch gelesen haben. Die Impulse findet ihr links im Menü. Wir haben gelesen, dass das Böse - wie auch das Gute - heranwachsen muss. Dass es nicht von Anfang an zu erkennen und zu unterscheiden ist. Das Tier bzw. der Antichrist verhält sich ‹wie› der wirkliche Christus. Es ahmt Jesus nach, es bietet den Menschen Rettung und Hilfe an. Unter der Bedingung, dass sie ‹anbeten›. Es sind politische Mächte, die mit einem quasireligiösen Anspruch auftreten und Verehrung einfordern. Mit dem zweiten Tier - Offenbarung 13,11-18 - tritt eine Art Propagandaminister auf. Das Böse deutet die Wirklichkeit um und verbreitet seine Weltdeutung. Noch einmal Thomas Assheuer: «Warum sonst waren Trump und seine spin doctors bis zur Besinnungslosigkeit besessen von Weltdeutungsmedien, von Fox News, Twitter, Facebook und allen anderen Social-Media-Kanälen? (...) Im pausenlosen diskursiven Kriegszustand sollte die Glaubwürdigkeit der Altmedien so lange perforiert und erschüttert werden, bis kein Leser und keine Zuschauerin mehr glaubte, dass die empirische Welt, auf die sie sich beziehen, überhaupt existiert. Die Wirklichkeit, von der sie berichten, gibt es angeblich gar nicht – sie ist bloß eine Erfindung, bloß die Realität der Medien. "Merkt euch", verkündete Trump im Jahr 2018 vor Kriegsveteranen, ‹was ihr seht und lest, passiert nicht wirklich. Glaubt einfach uns.›» Dienstag, 10. November 2020 Wolfgang schreibt: Gestern hat also der angekündigte erste Abend des diesjährigen »BIBEL-SALONS« stattgefunden: im Saal des Kirchgemeindehauses und gleichzeitig über das Internet per ZOOM. Wir sind dankbar, dass die technische Seite geklappt hat. Je mehr Menschen aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleiben bzw. zuhause bleiben müssen, desto mehr sind wir alle darauf angewiesen, diese elektronischen Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen. Wir sind gespannt, welche Erfahrungen wir damit machen werden. Den Flyer über diese dreiteilige Reihe zu den »CHRISTIAN BASICS« finden Sie hier: 2020-BASICS-FLYER Den Vortag zum »UNSER VATER« von gestern Abend können Sie gleich hier anhören: Mittwoch, 4.November 2020 Ulrike schreibt: Sehr gefreut habe ich mich über Rückmeldungen zur Feier des Abendmahls am letzten Sonntag. Der logistische Aufwand in Corona-Zeiten ist gewöhnungsbedürftig. Aber es bedeutet den Menschen etwas, ‹bei Jesus Christus› zu sein und ‹beieinander zu sein›. Und das ist schön. Jesus ist der, der uns empfängt, der uns vergibt, der sich selbst als unser ‹Zuhause› anbietet. Ich bin gerade daran, mich im Umgang mit ZOOM zu üben. Heute am frühen und am späteren Abend haben wir Bibelgesprächskreise. Die Teilnehmenden treffen sich leibhaft im Saal vom Kirchgemeindehaus und die, die nicht kommen können oder wollen, beteiligen sich per ZOOM: Diese beiden Kreise sind heute mein Übungsfeld ... Ich hoffe, sie sind ein geduldiges Übungsfeld! 😇😎 Dienstag, 3. November 2020 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich werde in den nächsten Wochen - und vielleicht auch den nächsten Monaten - unsere Veranstaltungen per ZOOM zugänglich machen. Wir beginnen mit den drei Bibel-Salons, von denen der erste am Montag nächster Woche ist. Ihr erinnert euch: 9. November 2020 WIE WIR CHRISTLICH BETEN - UNSER VATER IM HIMMEL Warum ist dieses Gebet zum gemeinsamen Gebet der Christinnen und Christen geworden? – Gottes Anliegen und unsere Anliegen – Wie beten wir ‹ganz praktisch› miteinander? 16. November 2020 WIE WIR CHRISTLICH LEBEN – DIE ZEHN GEBOTE Wem sind die Gebote gegeben: allen Menschen, dem jüdischen Volk, den Christen? – Was ist für Christinnen und Christen verbindlich? – das Gebot der Liebe 30. November 2020 WAS WIR CHRISTLICH GLAUBEN – DAS GLAUBENSBEKENNTNIS Ein gemeinsames Bekenntnis weltweit – Gottes Wirken als Vater, Sohn und Geist unterscheiden – Kann bzw. muss ich glauben, was ich bekenne? Wir meinen, dass die drei Abende dazu helfen, den eigenen Glauben besser zu verstehen und ihn auch für andere Menschen verständlich zu machen. Zu den Bibel-Salons treffen wir uns – so wie es die behördlichen Vorgaben zulassen - 'leibhaft' im Kirchgemeindehaus im Saal. Den Flyer für die drei Abende erhalten Sie gleich hier: 2020-BASICS-FLYER. Denen unter euch, die Zuhause sind, ermöglichen wir die Teilnahme per ZOOM. ZOOM ist eine ähnliche Internetplattform wie Skype, aber sie ist übersichtlicher. Die Zugangsdaten für die jeweilige Sitzung könnt ihr bei mir erfragen. Entweder per Mail an ulrike.bittner@bluewin.ch oder per WhatsApp an die +41 (0)775208869. Wolfgang und ich freuen uns darüber, dass dann auch Menschen an den Bibel-Salons teilnehmen können, für die Liestal räumlich zu weit weg ist. Jetzt können auf diese Weise miteinander unterwegs und einander verbunden sein. Sonntag, 1. November 2020 Wolfgang schreibt: Fürchte dich nicht! Reformationsgottesdienst in Liestal und Seltisberg. Es gibt Aussagen der Bibel, die man keinesfalls überschätzen kann. Der Befehl Gottes "Fürchte dich nicht!" gehört gewiss dazu. Jesus schickt die Seinen hinaus, die Botschaft von der Herrschaft Gottes zu verkünden. Die Reaktion ist vorhersehbar. Einige werden diese Botschaft annehmen. Andere werden sie und damit die Boten ablehnen. Aber: Gerade das ist Grund genug, sich davon in seinem Verhalten nicht bestimmen zu lassen. — Ulrike nimmt uns in ihrer eindrücklichen Predigt mit, auf dieses entscheidende Wort Jesu zu hören. Donnerstag, 29. Oktober 2020 Ulrike schreibt: STILLES WOCHENENDE IN RIEHEN: So schnell ändert es. Es haben sich heute viele von euch für 'Stornierung' entschlossen, und so haben wir das Stille Wochenende in Riehen abgesagt. Damit muss man wohl leben zur Zeit, dass sehr unterschiedliche Befindlichkeiten und Einschätzungen der Situation nebeneinander stehen. Wichtig scheint mir, dass wir einander nicht beurteilen. Wir wollten ja am Wochenende den Trost betrachten, den Johannes im Buch der Offenbarung mit uns teilen will. Der Trost besteht wesentlich darin, dass Johannes zu sehen bekommt, dass Jesus bereits der Sieger ist. Das hätten wir betend angeschaut. Und gefragt, wie es sich dann mit Erfahrungen von Anfechtung und Widerstand in unserem Leben verhält. Wie sind sie einzuordnen? Was steht noch auf dem Spiel und was nicht? Ich hatte Wolfgang gebeten, dass er am Samstag Abend von Johann Christoph Blumhardt und dessen grosser seelsorgerlicher Tätigkeit erzählt. Blumhards Seelsorge verbindet sich mit dem Ruf, dass Jesus 'Sieger' ist. Es hätte mich sehr gefreut, an diesem Wochenende miteinander von Blumhardt zu lernen. Am Anfang seiner Seelsorge, als Blumhardt dachte, ihm werde alles zuviel, hat er durch Zufall am Morgen einen Abschnitt im Buch Jesus Sirach gelesen. Man kann das nachlesen in: Die Krankheitsgeschichte der Gottliebin Dittus (enthalten in: Blumhardt, Der Kampf in Möttlingen, 1979). "Mein Kind, willst du des Herrn Diener sein, so bereite dich auf Anfechtung vor. Festige dein Herz und wanke nicht und lass dich nicht erschüttern in der Zeit der Not. Halt dich an Gott und weiche nicht, damit du am Ende gestärkt bist. Alles, was dir widerfährt, das nimm auf dich, und sei geduldig bei jeder neuen Demütigung (Trübsal). Denn wie das Gold durchs Feuer, so werden auch, die Gott gefallen, durchs Feuer der Trübsal erprobt. Vertraue Gott, so wird er sich deiner annehmen; geh gerade Wege und hoffe auf ihn! Die ihr den Herrn fürchtet, wartet auf seine Gnade und weicht nicht, damit ihr nicht zugrunde geht." (Jesus Sirach 2,1-7) Das sind erstaunliche Sätze. Die Teilhabe am Sieg Jesu schliesst ein, dass wir angefochten und erschüttert werden und betrübt. Man könnte denken, dass man 'falsch' liegt und möglichst schnell aus Anfechtung, Erschütterung und Betrübnis hinaus muss. Aber Jesus Sirach schreibt: Ihr sollt das entgegen nehmen und in dieser Zeit fest werden. . ... Genau das ist es, was Wolfgang in der Auslegung von Psalm 22 gezeigt hat. Die schweren Zeiten sind nicht dazu da, ihnen möglichst schnell zu entfliehen. Sondern: Gerade in ihnen lernen wir den festen Glauben. Mittwoch, 28. Oktober 2020: Wolfgang und Ulrike schreiben: STILLES WOCHENENDE IN RIEHEN: In den letzten Tagen haben wir zusammen mit Claudia Roche und dem Diakonissenhaus Riehen sorgfältig abgewogen, ob und unter welchen Voraussetzungen unser Wochenende zur Offenbarung des Johannes stattfinden kann, darf und soll. Nun ist der Entscheid gefallen: Wir können mit gutem Gewissen das Wochenende durchführen: sowohl vom heutigen bundesrätlichen Entscheid her als auch durch Hilfe und Entgegenkommen des Diakonissenhauses. Herzlichen Dank dafür. Zur Situation: Wir halten uns selbstverständlich an die Distanzregelung wie an eine durchgängige Maskenpflicht - also auch während unseres Zusammenseins. Auf gemeinsames Singen müssen wir leider verzichten. Die Mahlzeiten nehmen wir mit genügend Abstand an Vierer-Tischen ein. Usw. Mit diesen Vorsichtsmassnahmen sind wir wohl besser geschützt als beim Besuch eines Einkaufszentrums oder einer belebten Quartierstrasse. Wichtig scheint uns: Zum Glauben gehört die Erfahrung konkreter Gemeinschaft, Begegnung und der Austausch. Es ist für uns alle gut, wenn wir - gerade auch in einer solchen Zeit - gute Erfahrungen von Gemeinschaft machen. Nun verstehen wir aber auch, wenn bei manchen von Euch weiterhin die Bedenken überwiegen. Wir sind dem Diakonissenhaus Riehen sehr dankbar, dass sie angesichts der besonderen Situation auf die vereinbarte Stornogebühr verzichten. Wer also Bedenken gegen seine Teilnahme hat, der melde sich bitte ab. Es entstehen dafür also keine Kosten. Wie also sieht es aus? Wir sind jetzt 25 angemeldete Personen. Unser Wochenende wird durchgeführt bei einer Mindestzahl von 10 Personen. Damit wir und das Haus in dieser knappen Zeit planen können, bitten wir ALLE Teilnehmenden UMGEHEND um eine kurze Rückmeldung an Claudia Roche: „JA - Ich komme“ … oder: „Nein – Ich melde mich ab“. Bitte sendet Eure Nachricht an Claudia bis morgen, Donnerstag, um 14:00 Uhr. In der Vorbereitung auf das Wochenende ahnen wir, wie wichtig das Thema gerade für unsere konkrete Lebenssituation ist. Wie verhalten wir uns in einer solch spannungsvollen Zeit? Wer bestimmt die Situation? In wessen Hand liegt das alles? Wie reagieren wir darauf? — Aktueller könnten die Themen kaum sein. Montag, 26. Oktober 2020 Ulrike schreibt: Am Mittwoch - also übermorgen - wird Claudia Daniel-Siebenmann in unserer Kirchgemeinde einen Abend dazu leiten, ob und wie man das Abendmahl online feiern kann. Ich finde die Frage in dieser von Corona geprägten Zeit tatsächlich wichtig. Gemeinschaft ist in erster Linie ein leibhaftes Zusammensein. Egal, ob es um Familie, um Freundinnen, um die Gemeinde geht. Wir müssen einander als reale Menschen erleben. In der Feier des Abendmahls wird uns als realen, sündigen, angewiesenen Menschen von Jesus Vergebung zugesprochen. Es ist so wichtig, dass wir uns nicht ‹idealisiert› wahrnehmen, sondern als Menschen, die gerne auf Gott und aufeinander angewiesen sind. Zur Zeit aber können wir das oft nicht: einander leibhaft erleben. Manche Gemeindemitglieder verlassen ihre Wohnungen wegen des Corona-Virus nur selten. Sie wollen oder können sich nicht in die Nähe von ihnen fremden Menschen begeben. Was aber dann? Wir wissen ja schon immer, dass die Gemeinde Jesu eine unsichtbare Dimension hat. Wir sind mit glaubenden Menschen verbunden, die wir nicht sehen und nie kennenlernen werden. Weil sie an anderen Orten leben als wir oder zu anderen Zeiten. Und doch sind wir von Jesus an denselben Tisch geladen. Wir alle treffen uns im Abendmahlssaal in Jerusalem. Wir alle sitzen zusammen mit den ersten Jüngern am Tisch. Wir alle nehmen das Brot aus Jesu Händen entgegen. Ich lade Sie und euch herzlich ein, am Mittwoch um 19.30 Uhr bei Claudias Vortrag dabei zu sein - mit Mund-Nasen-Schutz im Kirchsaal im Martinshof. Wenn ihr am Mittwoch Abend dem ZOOM Meeting beitreten wollt, könnt ihr den untenstehenden Link anklicken. Das ist nicht derselbe Link wie beim letzten Mal. Bitte verwendet den neuen Link unten. Wer ZOOM bisher noch nicht installiert hat, der klickt erst auf den Link und dann im nächsten Schritt auf ‹installieren›. Das Programm ist kostenlos und der Download braucht nur wenige Sekunden. Die Meeting-ID und den Kenncode für Claudias Vortragsabend könnt ihr bei mir, Ulrike Bittner, per Mail erfragen: ulrike.bittner@bluewin.ch. Ich schicke euch beides umgehend. Den gebt ihr dann ins vorgesehene Feld bei ZOOM ein. unibas.zoom.us/j/91668628778?pwd=ZnFpNEFHNWNmeEpzWTZpeUNJUEF6dz09 Das Treffen beginnt am 28. Oktober 2020 um 19.30 Uhr. Einwahl ist ab 19.00 Uhr möglich. Samstag, 24. Oktober 2020 Ulrike schreibt: Ich freue mich, dass heute und Morgen 'Wochenende' ist. Es scheint sogar die Sonne! Wolfgang und ich haben heute das Buch Hosea zu Ende gelesen und übersetzt. Gottes wirbt um sein Volk. Er will es wieder werden lassen wie es 'am Anfang' war - als die Liebe zueinander frisch und jung war. Als Israel durch die Wüste ging und Gott sie gefunden hat. ... Es sind unglaubliche Bilder der Zuneigung und der Mühe Gottes um sein Volk - und damit auch der Zuneigung Gottes zu uns. Manch einer fragt, ob das Stille Wochenende in Riehen am nächsten Wochenende stattfindet. Von Wolfgang und mir aus gesehen: Ja. Wir halten uns an das Schutzkonzept des Hauses und wir werden darüber hinaus auch im Saal - das heisst bei den Impulsen zur Offenbarung - den Mund-Nasen-Schutz tragen. Um das Haus herum gibt es viel Grün und einen grossen Garten, da kann man dann wieder unbedeckt sitzen oder herumlaufen. Sonntag, 18. Oktober 2020 Wolfgang schreibt: Beim Lesen berühren mich dann und wann einzelne Sätze besonders. Manchmal notiere ich sie mir, damit sie nicht so schnell wieder aus dem Blickwinkel meines Bewusstseins entschwinden. Eines davon - gelesen erst in den letzten Tagen: "Auch wenn man spricht, die Währung müsste gedeckt sein durch Stille. Früher hatte man dieses altmodische Wort Betrachtung, das meint: genau hinschauen und lange hinschauen. Immer durch dieselben Straßen gehen und warten, bis man etwas entdeckt. Ich bin nicht für Abwechslung. Ich reise nicht gerne. Betrachtung ist für mich ein äußerst wichtiges Wort. Zu Beginn mag es langweilig sein, weil man es nicht beherrscht. Später kann man erfahren, dass Geist in der Welt ist. Immer die gleiche kleine Menge.“ Ilse Aichinger in einem Interview von Iris Radisch. Zu finden in: Radisch, Iris. Die letzten Dinge: Lebensendgespräche. – Ob das Zitat auch in Euch etwas auslöst? Samstag, 17. Oktober 2020 Wolfgang schreibt: Die Veranstalter des Studientages vom 14. November 2020 zum Thema "PSALMEN" (mit Prof. Siegfried Zimmer und mir) haben aus Bedenken wegen des Corona-Virus diesen Studientag abgesagt bzw. verschoben. Er wird zum selben Thema im kommenden Jahr am 29. Mai 2021 stattfinden. Falls Sie sich dafür bereits angemeldet haben oder einen Besuch dieses Studientages überlegen, weisen wir gerne auf den Studientag des LKF (Landeskirchenforum) hin, der ebenfalls am 14. November in Jegenstorf geplant ist und stattfinden soll bzw. wird. Ein anderes Thema, aber mindestens so spannend: "Mittendrin statt nur dabei. Relevant Kirche leben." Referent ist Pfr. Dr. Alex Kurz. Den Flyer für diesen Studientag finden Sie gleich hier: 2020-11-14-Mittendrin statt nur dabei - LKF - Flyer. Die Veranstalter bitten darum, sich umgehend dafür anzumelden, damit sie im Blick auf die Sicherheitsmassnahmen frühzeitig genug und sorgfältig planen können. Sonntag, 10. Oktober 2020 Ulrike schreibt: Seit zwei Wochen sind wir jetzt aus dem Urlaub zurück und sie kommen mir vor wie zwei Monate. In der Gemeinde war ich für Gottesdienste, Besuche bei Gemeindemitgliedern, Besuche im Pflegezentrum, Beerdigungen, verschiedene Bibelgesprächskreise. Ich fand die meisten Treffen ausgesprochen schön - ein gemeinsames und lebendiges Unterwegssein im Glauben. Manches ist überraschend. Da bringe ich einem älteren Menschen einen Blumengruss der Kirchgemeinde. Er versteht mich akkustisch kaum, sagt, dass er nichts mit der Kirche zu tun haben will und ‹wedelt› mich schliesslich mit den Armen fort. Ich sage: «Na, dann stelle ich die Blumen mal weg» und bringe die Vase ausserhalb seiner Sichtweite. «Aber etwas interessiert mich: Von woher sind Sie eigentlich?» ... Als ob er nur auf diese Frage gewartet hat, beginnt dieser Mensch zu erzählen. Und es ist wirklich interessant! Als ich ihm eine Viertelstunde später ein zweites Mal die Blumen anbiete, nimmt er sie gern und etwas verlegen. Und tritt dann auf den Flur hinaus und schaut mir hinterher, wie ich weggehe. Berührend fand ich die Beerdigung von F., einem randständigen Menschen vor ein paar Tagen. Weil ich nicht wusste, ob überhaupt jemand zur Beerdigung kommt - das Sophie Blocher-Haus hatte den Abschied bereits ‹intern› gefeiert - habe ich einen Freund aus der Kirchgemeinde gebeten, dass er Panflöte spielt. Das schätze ich sehr, in der Gemeinde um Mitwirkung bitten zu können. ... Dann kamen nacheinander die Freunde, um Abschied von F. zu nehmen: der Pfarrer der italienisch-sprachigen Gemeinde aus Basel mit einigen Gemeindemitgliedern. Sie hatten den Verstorbenen von Geburt an gekannt. Der Pfarrer hat auf italienisch aus dem Leben des F. erzählt. Der Psychotherapeut war auch da und hat ein Gedicht von F. vorgelesen. So eines, das ich gern ein zweites Mal gehört hätte. Ein Freund hat erzählt, wie die Verkäufer/innen im nahegelegenen COOP - einem Supermarkt - um F. trauern. Dass sie ihn gemocht und geschätzt haben. Also: ohne ein ‹richtiges› vorgängiges Gespräch war die Beerdigung ganz vielfältig und in meinen Augen auch so, dass wir von diesem einen, besonderen Menschen Abschied genommen haben. Morgen treffe ich mich mit einigen Menschen in der Kirchgemeinde, weil wir über ein Konzept für einen zeitgemässen christlichen Besuchsdienst nachdenken wollen. Das war nicht meine Idee, sondern eine Teilnehmerin aus der Online-in-die-Offenbarung Gruppe hat(te) das auf dem Herzen. ... Die meisten Besuche in der Gemeinde bekommen Seniorinnen und Senioren - und da meist diejenigen, zu denen eh ein Kontakt besteht. Oder diejenigen, die einen hohen Geburtstag feiern. ... Diese Menschen bilden aber nur einen Teil der Gemeinde ab. Ich finde das eine ‹echte› Frage, ob und wie wir als Gemeinde auf unsere Mitglieder zugehen können. Heute sind Sie um 18 Uhr zur Abendfeier in die Stadtkirche Liestal eingeladen. Es gibt Musik, Stille und Impulse zur Segnung Rebekkas (1. Mose 24). Wir feiern - im Chor der Kirche und mit viel Abstand zueinander - das Abendmahl. Nämlich, dass wir miteinander und mit Jesus Christus auf dem Weg sind. Sonntag, 4. Oktober 2020 Wolfgang schreibt: Ulrike hat also heute die Predigt zur Speisung der 4000 (Markus 8,1-9) gehalten. Meist überliest man diesen Abschnitt, da die Evangelien kurz zuvor von der Speisung der 5000 berichten. Aber es lohnt sich, den Abschnitt sorgfältig auf sich wirken zu lassen. Worum geht es? (1) Drei Tage bei Jesus bleiben. Die vielen Menschen haben nicht über Verpflegung nachgedacht. Wo war es bei mir so, dass ich gern geblieben wäre und dass mir alles andere zweitrangig war? Vielleicht bin ich auch geblieben, habe weiter von Gott gehört, von ihm Hilfe empfangen? (2) Alles, was wir haben. Nicht: alles, was wir entbehren können. Die Jünger geben alles. Sie behalten nichts für sich privat zurück. Was heisst es, wenn ich in einer Notsituation das gebe, was ich gerade habe? (3) Wir werden beteiligt: Wie Jesus, so auch wir. Die Jünger werden am Verteilen der Brote beteiligt. Jesus beteiligt uns am Tun der Güte. Die Predigt kann man gleich hier anhören und herunterladen: nochmals Freitag, 2. Oktober 2020 Ulrike schreibt: Am Sonntag feiern wir in Liestal (9.30 Uhr) und in Seltisberg (11 Uhr) Gottesdienst. Als Gast ist Kathi Kaldewey dabei und stellt ihr neues Buch Herbstproviant (2020) vor. Ich werde euch - die Gemeinde - und Kathy Kaldewey fragen, was euch nährt. Text für die Predigt ist die sogenannte Speisung der 4000 in Markus 8,1-9. Freitag, 2. Oktober 2020 Wolfgang schreibt: Natürlich ist es unangemessen, das jüdische Laubhüttenfest SUKKOT, das heute Abend beginnt und gut eine Woche dauert, mit einem Camping-Event zu vergleichen. Aber einige Parallelen gibt es. Es ist eine verordnete Zeit der Erinnerung daran, dass der Glaube Israels mit einer Wanderung durch die Wüste begann: 40 Jahre Unterwegs-Sein. Also vierzig Jahre Beweglichkeit, vierzig Jahre Einübung des Aufbruchs, vierzig Jahre unerfüllte Sehnsucht nach einem endgültigen Ankommen, vierzig Jahre Warten auf Heimat. Gleichzeitig sind es 40 Jahre Gotteserfahrung: Gott geht täglich und täglich erfahrbar mit seinem Volk. Im tragbaren Heiligtum (dem Zelt der Begegnung; in anderer Übersetzung ist es die Stiftshütte) ist Gott immer und treu dabei. Er ist ständig erreichbar für sein Volk. Dennoch: Das sind 40 Jahre Glauben und Leben im PROVISORIUM … 40 JAHRE ist die Dauer eines ganzen Lebens. Die christliche Kirche hat die Feier des Laubhüttenfestes nicht in ihren Festkalender übernomen. Jedoch: Um die Dynamik auch des christlichen Glaubens zu verstehen, sollten wir die Feier des Laubhüttenfestes verstehen. Immer wieder müssen wir an den Anfang zurück, zurück also ins Provisorium. Das Laubhüttenfest spielt sich nicht bloss in Gedanken ab, in Liedern, in Vorträgen usw. Für die Dauer einer Woche wird Menschen zugemutet, ihr festgefügtes äusseres Leben zu ändern: Essen, Trinken und Schlafen im Provisorium einer Laubhütte. Sie begegnen sich anders, arbeiten anders, glauben anders. Die Zeit und die Gemeinschaft gestalten sich anders. Sie leben, arbeiten und beten immer noch jeden Tag. Aber es gibt keine festen Türen, die man vor anderen bzw. hinter sich schliessen kann. Einmal im Jahr dauert das eine Woche. Was ist es, das man für das Leben lernt? Was ist es, was man da für den Glauben in der Gemeinschaft lernt? Sonntag, 27. September 2020 Wolfgang schreibt: Gestern waren wir – endlich! – wieder einmal zu einem Studientag zusammen. Thema: "Neuer Leib und neue Erde". Es hat gut getan, sich wieder einmal gemeinsam mit biblischen Texten und einem immer wieder bedeutenden Thema des Glaubens auseinander zu setzen. So bald wie möglich werden wir die Vorträge und einen Teil der Gespräche hier zugänglich machen. Jetzt schon danke allen, die mit dabei waren und sich so lebendig am Gespräch beteiligt haben. Heute schalten wir eine frühere Predigt frei. Ulrike hat am 30. August über 1. Korinther 3,9-17 gepredigt. Thema: "GEMEINDEBAU: WAS BLEIBT?" Die Predigt kann man gleich hier anhören und herunterladen: Nochmals Donnerstag, 24. September 2020 Hier gibt es ein paar Bilder aus den letzten Tagen. Für diejenigen, die gern eine Postkarte aus der Steiermark bekommen hätten :-) Donnerstag, 24. September 2020 Ulrike schreibt: Wir sind zurück in Liestal. Bis Ende der Woche habe ich noch Urlaub. Wir waren nach den Tagen im Hochschwab in der Südsteiermark. Mit dem Auto fährt man etwa 1,5 Stunden an Graz vorbei in Richtung Slowenien. Es gibt da verschiedene Weingegenden, zum Beispiel das Schilcher-Land, die Sausaler Weinstrasse usw. Überall haben Buschenschenken geöffnet und bieten Wein zum Verkosten an. Schön warm war es auch, so dass ich Schwimmen konnte. Das Schwimmen im Sulmsee habe ich genossen, wobei die vielen Karpfen beim Einsteigen ins Wasser schon irritierend sind. Manche baden mit Delphinen, ich mit Karpfen :-) Wir sind also gut Zuhause angekommen. In Bayern - wir sind über Salzburg und durchs Allgäu zurück gefahren - fand ich es sehr praktisch, dass an einer grossen Raststätte die Autos einzeln angehalten und gefragt wurden, ob die Insassen einen kostenlosen Corona-Text machen wollen. Weil man ja aus dem Ausland eingereist ist. Es gibt dann zwei Spuren für die Autos: entweder fährt man an's Corona-Test-Zelt oder man fährt zurück auf die Autobahn. Wolfgang und ich kommen an, ich kümmere mich ein bisschen um den Garten und wir bereiten den Studientag für Samstag vor. Apropos Garten: Unser örtliches Gartencenter hat ja leider zugemacht. Mein zweiter Favorit ist Blumen-Kaiser in Rheinfelden, was hinter der Grenze liegt. Ich habe zwei wunderbare Stechpalmen (einen Baum und einen Strauch) und eine Schwarze Apfelbeere gekauft. Wolfgang möchte vor seinem Fenster etwas Vogelfreundliches gepflanzt haben. Mir war klar, dass ich mit den Sträuchern im Auto am Zoll rausgewunken werde. Der Zollbeamte war misstrauisch gegenüber der Einfuhr von invasiven Pflanzen - was o.k. ist. Er selbst hatte aber null Ahnung davon, wie die tatsächlich aussehen, was die Kontrolle dann wieder überflüssig macht. ... Wenn noch jemand schöne, vogelfreundliche Sträucher oder Bäume zu verschenken hat - zum Beispiel Vogelbeeren (Ebereschen) - könnt ihr euch gern melden. Samstag, 19. September 2020 Ulrike schreibt: Wir haben die erste Nacht in der Steiermark verbracht und sind heute aufgewacht in der Nähe von Sankt Katharein an der Laming. Das Zimmer ist Teil eines Bauernhofs oben am Berg. Auf der Fahrt in den Süden haben wir uns viel Zeit gelassen. Wir haben einen Abstecher nach Naumburg an der Saale gemacht - das nahe an der Autobahn A9 liegt. Vor 21 Jahren waren Wolfgang und ich das letzte Mal im Dom. Er ist wunderbar, schon das blosse Herumlaufen und Anschauen löst Freude aus: www.naumburger-dom. Wolfgang ist fasziniert von den lebensnahen Darstellungen der Stifter im Westchor. Mich berührt der Zugang zum Westchor. Man geht durch den Lettner unter den Armen des Gekreuzigten hindurch. Wir waren gestern in Bruck an der Mur, wo Wolfgangs Familie begraben ist, und haben in Kapfenberg eine Freundin besucht. Die Friedhofskirche St. Ruprecht in Bruck ist ausgesprochen schön. Heute wollen wir zum Grünen See, den ich noch gar nicht kenne. ... Miteinander lesen wir die Bibel im Blick auf den Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft am Samstag: ‹‹Ein neuer Himmel und eine neue Erde›. Donnerstag, 17. September 2020 Ulrike schreibt: Heute hat Wolfgang den Rundbrief für die Fritz-Blanke-Gesellschaft fertig geschrieben. Die FBG ist ein Freundeskreis von Menschen, die die Arbeit von Wolfgang seit vielen Jahren tragen und begleiten. Im Freundesbrief erzählt Wolfgang von seiner Arbeit. Wenn ihr die FBG nicht kennt und wir euch den Brief schicken dürfen, gebt uns bitte mit einem Mail Bescheid. EINANDER MEHR BESUCHEN In Berlin ist mir - auch im Blick auf Liestal - wichtig geworden, dass wir uns mit unsern Geschwistern und Freunden im Glauben mehr verbinden. Dass wir einander mehr besuchen, mehr treffen, mehr füreinander beten. Immer wenn wir das machen, bin ich glücklich und ermutigt. Wir leben nicht in langweiligen Zeiten. Versteht mich nicht falsch: Im Unterwegssein mit Gott kommt es nicht auf Quantität (‹mehr›) an. Aber darauf, - dass wir voneinander lernen: wie seid ihr - in den Herausforderungen unserer Zeit - im Glauben unterwegs? - dass wir uns aufeinander freuen. Immer, wenn ich alte Freunde wiedersehe, erfahre ich auf diese Weise etwas von der Treue Gottes. - dass wir Leben teilen. Wie sollen andere Menschen sonst dazukommen und mitmachen? Heute fahren Wolfgang und ich von Berlin aus weiter. Wahrscheinlich bis in die Steiermark, aber mal gucken. Wir sind in den letzten Jahren flexibler geworden und machen das, ‹was geht›. Aber das machen wir wirklich :-) Dienstag, 15. September 2020 Ulrike schreibt: Heute war ich in der Ausstellung ‹Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit› im Deutschen Historischen Museum. Ich habe gehofft, etwas zu sehen/ zu hören/ zu lesen, was ich selbst nicht weiss. In der Ausstellung zeigen sie nur, was (meines Erachtens) eh selbstvertändlich ist. Da finde ich einen einzelnen Raum im Melanchthon-Haus in Wittenberg interessanter: um zu markieren, wie Umbrüche in der öffentlichen Kommunikation zustande kommen und sich auswirken. ... Na ja. Und irgendwie leer ist es in der Stadt. Ich gehe gern zu Fuss, weil es mir Spass macht und ich mehr sehe. Im Regierungsviertel mit dem Reichstagsgebäude kann man die Touristen fast an der Hand abzählen. Wolfgang und ich waren am Wochenende bei Freunden im Berliner Umland und haben das sehr genossen. Sie haben wiederum ihre Freunde eingeladen und wir haben miteinander Bibel gelesen, gegessen, geredet, die Sonne genossen. Es ging um die Frage wie Gott führt und wie man Gottes Stimme von anderen inneren und äusseren Stimmen unterscheiden kann (‹Unterscheidung der Geister›). Das war ein gutes Miteinander. Schwimmen war ich in dieser Woche nur ein einziges Mal: in einem See in einem Wald nahe beim Wohnort meiner Eltern. Der See hat einen Zufluss, und war wirklich kalt. Boah, war der kalt. Gelesen habe ich seit langer Zeit mal wieder einen Krimi: ‹Achtsam morden› von Karsten Dusse. Es geht darum, dass ein Anwalt - um seine Ehe zu retten - einen Psycho-Kurs über ‹Achtsames Leben› belegt. Der führt ihn dazu, dass er das, was er nicht tun will, tatsächlich nicht mehr zu tut, bzw. seinem eigenen Rhthymus folgt. ... Letztlich geht es um die Frage, was mit Menschen, die über andere verfügen, passiert, wenn diese konsequent keine Grenzverletzungen mehr dulden. ... Kann man lesen, muss man nicht :-) Freitag, 11. September 2020 Ulrike schreibt: Ich stand im Juni dieses Jahres wie vor einem Rätsel und heute, im September, ist das wieder so. Anfang Juni ist der Theologe Dr. Gerald Lauche ganz unerwartet gestorben. Er hatte uns und unsere Gemeinde in Liestal im Februar zusammen mit seiner Frau besucht. Vorher hatte ich Gerald in meinem Studienurlaub (Ende 2018) in Kairo und Assuan kennengelernt - wo er lebte. Er hatte uns am Abend - da pulsierte das Leben auf den Strassen in Assuan - das Evangelische Krankenhaus von innen gezeigt. Für mich ist es ein Rätsel, dass Gott einen Menschen, der im Blick auf das Reich Gottes voller Möglichkeiten und Begabungen ist, sterben lässt. Heute höre ich, dass Sr. Anna-Maria aus der Wiesche - die frühere Priorin der Communität Christusbruderschaft Selbitz - gestorben ist. Auch sie war 2018 in Ägypten mit dabei. Eine bescheidene und gleichzeitig grossartige Frau. Das legt nahe, dass Gott beim Bau seines Reiches nicht den Kriterien von Effektivität und Wirtschaftlichkeit folgt. Die wirklich ‹grossen› Menschen sind nicht unbedingt lange unter uns. Sie stehen nicht unbedingt im Rampenlicht und werden nicht unbedingt gehört. .... Aber wer ihnen begegnet, wer sie hört und wer von ihnen lernt, der wird bleibend gesegnet. Ich bin manchmal merkwürdig berührt davon, wie in den evangelischen Kirchen die mittelmässig begabten Menschen umworben und in Ämter gehoben werden. Es sind diejenigen, die «so sind, wie man selbst ist». In meinen Augen reproduzieren die Kirchen sich damit selbst, auch in unserer Zeit. Es gibt eine Angst vor wirklicher Niedrigkeit und es gibt eine Angst vor wirklicher Grösse. Beides aber muss man erkennen und ehren können. ... Es scheint Gottes Geheimnis zu sein, dass er für seine Leute nicht um den ersten Platz, um das längste Leben, das höchste Amt kämpft. Er baut sein Reich mit ihnen da, wo sie gerade sind. Und: wer ihnen begegnet, wer sie hört, wer von ihnen lernt, wird bleibend gesegnet. Donnerstag, 10. September 2020 Ulrike schreibt: Wir sind schon den dritten Tag in Berlin. Ich habe Wolfgangs Impulse zu Psalm 22 jetzt alle verschriftlicht - und finde sie richtig gut. Ich habe eine Einleitung geschrieben, damit man weiss, worum es geht: Der Psalm setzt ein mit einem Ruf aus grosser Verlassenheit: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Der Beter nimmt wahr, was Menschen ihm antun und er nimmt wahr, dass Gott ihm nicht zu Hilfe kommt. Am Tag bekommt er keine Antwort und in der Nacht findet er keine Ruhe. Wir kennen den Psalm 22 vor allem darum, weil Jesus ihn zu seinem Gebet gemacht hat. Wir entdecken, dass es der ganze Psalm 22 ist, den Jesus betet. Mit der schonungslosen Beschreibung seiner Verlassenheit beginnt das Gebet. Aber es endet nicht damit. Gott ist zuverlässig und sein Weg ist gut – sogar gross –, auch wenn der Beter das im Moment nicht sieht. Psalm 22 nimmt uns auf einen Weg, in einen Lernprozess mit hinein. Diesen Weg ist auch Jesus gegangen. Wir gehen ihn mit Jesus mit. Für dieses Lernen braucht es die schonungslose Offenheit – «So steht es um mich» –, es braucht die Mütter und Väter im Glauben, die sich an Gott ‹festgeleimt› haben. Es braucht den Lobpreis Israels, in dem Gott zu finden ist. Mit Psalm 22 lernen wir zu glauben, auch wenn die gegenwärtige Erfahrung gegen uns steht. Wer diesen Weg des Lernens mitgehen möchte, wird in Wolfgang Bittner einen Begleiter finden. Sein Buch ist aus Schweige-Exerzitien heraus entstanden, in denen Menschen Klarheit für ihren Lebensweg suchen. Wolfgang Bittner hilft dabei, Klarheit zu finden: in Bezug auf die eigene Situation, in Bezug auf die Stimmen, die im Innern auftauchen und unterschieden werden wollen, in Bezug darauf, wo die Hilfe zu finden ist. Es liegen noch ein paar halbfertige Manuskripte auf dem Tisch, da gehe ich jetzt hinter. Wolfgang hat Vorträge über Traumdeutung gehalten - was die sogenannten ‹bedeutsamen› Träume angeht. Die finde ich sehr hilfreich, auch für mein eigenes Träumen. Man findet in der Bibel sowohl Träume, in denen das Unbewusste einem Menschen Bescheid gibt über das, was kommt und worauf er sich vorbereiten soll, als auch Träume, die eine Intervention Gottes von aussen sind. ... Mir ist es noch wichtig, dass auch Träume, in denen mein Unbewusstes mir Bescheid gibt über Dinge, die mein Bewusstes nicht wahrnehmen kann oder will, für den geistlichen Weg wichtig sind. Wie soll Gott mich führen, wenn ich um mich selbst und meine wirkliche Situation nicht Bescheid weiss? Sondern ständig in Fehleinschätzungen festhänge? ‹Berlin› ist natürlich auch mehrmals täglich ein Erlebnis. Gestern war ich die Treppe zur U-Bahn Station hinuntergegangen. Vor mir läuft ein grosser junger Mann afrikanischer Herkunft. Er stellt am Fuss der Treppe einen Einkaufstrolley ab, zieht die Nase-Mund-Maske über und entfernt sich schnell über den Bahnsteig. Ich löse mein Ticket und habe den Trolley am Fuss der Treppe im Blick. Der steht immer noch alleine da. Und meine Phantasie - mit der ich gut ausgestattet bin - sieht schon die Bombe hochgehen. Also gehe ich dem jungen Mann hinterher bis zur Mitte des Bahnsteigs und spreche ihn an. "Entschuldigung, was ist mit dem Trolley, den Sie dahinten abgestellt haben?" Er - genauso selbstbewusst wie ich - "Den habe ich für eine alte Frau hinunter getragen." Ich: "Ah, so. Vielen Dank für die Auskunft." Keine Ahnung, ob die Auskunft stimmte, weil die Frau ja irgendwann hätte auftauchen müssen. Aber jemanden als potenziellen Attentäter zu behandeln, ist auch nicht richtig. Es ist echt schwierig, schnell gute Kriterien zu haben, wann man etwas fragt oder sagt und wann nicht. Montag, 7. September 2020 Ulrike schreibt: Gefühlt geht der Sommer allmählich zu Ende und es wird Herbst. Heute werde ich ein letztes Mal ins Freibad in Rheinfelden schwimmen gehen. Bei gutem Wetter freue ich mich an der Sonne und wenn es kalt ist, daran, dass das Bad so schön leer ist :-) Ein paar Senioren haben mir angeboten, nach Saisonende mit ihnen im Rhein schwimmen zu gehen, .... mal sehen. Wolfgang hat allerlei Schreibtischarbeiten erledigt. Jetzt sind wir frei für den Urlaub. Heute Abend wollen wir nach Berlin fahren und dann die erste Woche in Berlin sein. Dieses Wochenende sind wir bei Freunden zu Besuch, die wiederum ihre christlichen Freunde und Freundinnen für einen Tag gemeinsamen Betens und Lernens mit Wolfgang einladen. Wir überlegen ausserdem, frühere Freunde in Eisenhüttenstadt zu besuchen - wo wir von 2000-2008 gelebt haben und ich Pfarrerin an der Nikolaikirche war. Wahnsinn, wie sich die Region in kirchlicher Hinsicht verändert hat. Falls hier jemand ‹von früher› mitliest und sich über unsern Besuch freuen würde, schreibt mir gern. STUDIENTAG ZU UNSERER ZUKUNFTSHOFFNUNG Für Samstag, den 26. September, lädt die Fritz-Blanke-Gesellschaft von 9.45-16.30 Uhr zu einem Studientag ‹Ein neuer Leib - eine neue Erde› ins Nidelbad/ Rüschlikon ein. Der Studientag schliesst gut an die Lektüre der Offenbarung im Frühjahr 2020 an. Wolfgang und ich fragen, was wir genau erwarten fürs Ende/ bzw. die Vollendung unserer Welt. Ich finde, dass es sich absolut lohnt, die Bibel daraufhin zu lesen und zu befragen. Hier sind die Themen, die Wolfgang und ich mit euch am Studientag bearbeiten werden. Wir machen es so, dass man auch dann gut mitmachen und verstehen kann, wenn man keine christliche Vorbildung hat. WAS MENSCHEN HEUTE GLAUBEN Fast jede und jeder hat Vorstellungen von der Zukunft des Kosmos – davon, auf welches Ziel sich die Erde und das eigene Leben zu bewegen. Wir stellen Überzeugungen vor, die im heutigen Glaubensklima häufig anzutreffen sind. Manche dieser Vorstellungen – wie die vom vergänglichen Leib und der unsterblichen Seele – sehen christlich aus, sind es aber nicht. JESU AUFERSTEHUNG UND DER JÜDISCHE KONTEXT Wie ist Jesu Auferstehung von den Toten im Kontext seiner eigenen Zeit zu verstehen? Was glaubte man im frühen Judentum und was in der antiken nicht-jüdischen Gesellschaft über Tod und Jenseits? Mit der Auferstehung Jesu wird der jüdische Glaube an die Aufer- stehung einerseits aufgenommen, andererseits wird er siebenfach modifiziert. OSTERN UND DIE FRAGE NACH DER WELTANSCHAUUNG «Historische Argumente allein können niemanden zwingen, an die Auferstehung Jesu zu glauben, aber sie eignen sich hervorragend dafür, das Gestrüpp zu entfernen, hinter dem sich Skeptizismen verschiedener Art seit langem versteckt halten.» Wir kommen um die Frage nach Weltanschauung nicht herum: Die Auferstehung «ist kein absurdes Ereignis innerhalb der alten Welt.» Sie ist der Beginn der neuen Schöpfung. (Tom Wright, Von Hoffnung überrascht, 90 und 94) JESU AUFERSTEHUNG VERÄNDERT DIE WELT - JETZT Was wir über das Ende der Erde und unser persönliches Ende glauben, hat Einfluss auf unser gegenwärtiges Leben. Durch Jesu Sieg über den Tod sind andere Herrschaftskonzepte entmachtet. Das hat die Gemeinde heute beispielhaft vorzuleben. WIR BEANTWORTEN FRAGEN Beispiele: Werden wir als Auferstandene dieselben sein wie heute? Was wird neu sein? Sehen und erkennen wir einander wieder? Gibt es eine zeitliche Abfolge der Ereignisse? Spielt die Art der Bestattung eine Rolle für die Auferstehung? Den Flyer und nähere Angaben finden Sie, findet ihr links unter ‹Studientag›. Dienstag, 1. September 2020 Ulrike schreibt: Am Sonntag haben wir die Taufe von Marita gefeiert - sie ist ein fröhlicher, verschmitzt lachender Säugling. Hinterher waren wir als Familie in der Kulturscheune in Ziefen - einem benachbarten Dorf - zusammen. Bei "uns zu Hause" ist es in Corona-Zeiten eben doch zu eng, obwohl wir grosszügig wohnen. Bis gestern hatten wir verschiedene Menschen zu Besuch, die wir zum Teil lange nicht gesehen haben. Sehr schön! Auch heute kommt jemand für Wolfgang zu Besuch. Ich selbst bin - bevor bald unsere Ferien beginnen - viel in der Gemeinde. Fast ausschliesslich, um mich mit Leuten zu treffen. Gleich jetzt treffe ich mich mit dem Sozialdiakon des Nachbarorts. Er wird eine kirchliche Trauung in Liestal feiern und braucht gemäss der heute geltenden Kirchenordnung - das wird sich bald ändern - eine Pfarrperson, die die Verantwortung übernimmt. Ich will ihn im Gegenzug ein paar Dinge zur Jugendarbeit fragen; wie er es macht: das interessiert mich wirklich. Meine Meinung ist, dass wir als Kirche es Menschen, denen es ernst ist mit ihrem Engagement, einfach machen müssen. Keine bürokratischen Hürden aufbauen. ... Ich selbst war angenehm berührt, wie zuvorkommend die reformierte Kirche Biel/Bienne auf Maritas Taufe bei uns in Liestal reagiert hat. Da muss man - weil es die Wohnsitzgemeinde ist - nämlich auch fragen vorher. Und die sind durchaus interessiert und sagen nicht einfach "Ja, dann machen Sie das eben so, wenn Sie meinen". Oder: Ich habe eine grosse Stückzahl von Seelsorge-Schriften im Erzbistum München bestellt, die ich kenne und wirklich gut finde. Deren Verwaltung/ Versand ist auch angenehm unkompliziert. Zwischendurch habe ich Wolfgangs Impulse von den Schweige-Exerzitien zu Psalm 22 fast vollständig verschriftlicht. Wir wollen sie euch und Ihnen zur Verfügung stellen. Und ich gehe immer noch jeden Tag ins Freibad in Rheinfelden schwimmen. Mittlerweile sind es nur noch wenige Schwimmer/innen am Tag, die hingehen. Manchmal habe ich das ganze Becken für mich alleine. Es nieselt sanft, das Wasser ist angenehm halb-warm, und der Blick auf den Rhein einfach nur toll. Der strömt jetzt durch den vielen Regen mit hohem Tempo und viel braunem Schlamm vorbei. Mittwoch, 26. August 2020 Das kleine Video - es ist wirklich einfach - ist für diejenigen, die Rasa auch kennen, lieben und ebenfalls gern hier unterwegs sind. Der Säugling ist Wolfgangs jüngstes Grosskind. Wir taufen Marita diesen Sonntag in der Stadtkirche in Liestal. Es gibt eine gute Predigt - 1. Korinther 3,9-17 - die Gott mir auf dem steilen Weg hinunter nach Terra Veccia geschenkt hat :-) Herzliche Einladung. Montag, 24. August 2020 Ulrike schreibt: Ich habe die bisherigen Impulse von Wolfgang verschriftlicht. Schön, dass er so langsam redet: da kann ich gut mitschreiben :-). Hier der achte Impuls zu Psalm 22: Psalm 22 hat manches, das nach meinem Urteil selten oder einzigartig in den Psalmgebeten ist. Er setzt ein mit einem grossen Ruf der Verlassenheit. Er gibt der Beschreibung der Verlassenheit weiten Raum. Ich denke, das kann man sich schon einmal merken: Die eigene Verlassenheit, die eigene Not, das, was mit einem geschieht, das darf im Gebet Raum haben. Darauf haben wir hingewiesen. Dann endet der Psalm aber in einer völlig anderen Tonlage. Das kennen wir aus anderen Psalmen auch. Die setzen auch mit Klagen ein, dann gibt es so etwas wie einen Umbruch, dann lobt der Psalmbeter. Man weiss nicht so recht, was denn da passiert ist. So ähnlich geht es in Psalm 22 auch zu. WIE SIEHT DIE ERHÖRUNG AUS? Vers 20 hören wir die Bitte: „Aber du, Herr, sei nicht ferne. Meine Stärke, eile mir zu helfen. Errette meine Seele vom Schwert, mein Leben von den Hunden. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern wilder Stiere.“ Dann der Satz: „Du hast mich erhört.“ Wie sieht das aus, dass der Beter erhört worden ist? Sind die Tiere jetzt weg? Wenn die Tiere Bilder für Menschen sind, für Institutionen: Haben sich die Menschen entschuldigt, haben sie sich geändert? Was hat sich da geändert? „Du hast mich erhört.“ Was ist die Folge davon? Davon erfahren wir nichts. Wir erfahren nur, dass der Beter jetzt sagt: „Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern. Dich in der Gemeinde rühmen.“ Er ruft auch andere auf: „Rühmet den Herrn, die ihr ihn fürchtet. Höret ihn, ihr alle vom Hause Jakobs." Er lädt also sein Glaubensumfeld, seine Glaubensgemeinde, ein, Gott zu loben. Aber der Grund dafür - was denn genau geschehen ist - bleibt blass in der Beschreibung. Genannt wird etwas Inneres, eine Erfahrung. Vers 25: „Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen, sein Antlitz vor ihm nicht verborgen. Und als er zu ihm schrie, hörte er es.“ Auf jeden Fall hören wir daraus: Der Beter begegnet Gott erneut als einem, der ‘hört‘. Ich würde interessiert daran sein, wie das denn nun aussieht, dass er hört. Aber vielleicht soll es reichen. DAS ENDE SEHEN UND DIE WEITE GLAUBEN Der letzte Teil des Psalms, geht noch einmal weiter. Er scheint weiter zu gehen in die Weite der Welt und in die Weite der Zeit. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das war, als Jesus am Kreuz hängt. Er weiss, dass nun keine Bewegung mehr möglich ist. Sein Ende ist da. In diesem Ende muss Jesus die kommende Weite gesehen haben. Dem Schächer am Kreuz sagt er: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das, was man sieht, was auch Jesus sieht, ist, dass er gekreuzigt ist. Dass das Ende jetzt unwiderruflich kommt. Was er dem Schächer am Kreuz sagt, für ihn und für sich selbst: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Der Blick geht in der Situation der erfahrenen Endes hinaus auf das Kommende. Ich denke, dass das für Jesus zum Glauben dazu gehört hat. Und dass es zur Deutung dessen, was Glauben heisst, unbedingt dazugehört. GLAUBEN, WO ES NICHTS MEHR ZU GLAUBEN GIBT Paulus hat das erfasst und am Glauben des Abraham beschrieben, im Römerbrief Kapitel 4. Man lernt glauben, sagt Paulus, wo es nichts mehr zu glauben gibt. Es ist als ob unser Psalm eine Situation beschreibt, in der man gar nicht mehr glauben kann. In der also menschlich kein Weg des Glaubens mehr offensteht. In dieser Situation setzt – so sagt Paulus – für Abraham der Glaube ein. An einer anderen Stelle sagt Paulus: Man glaubt an den, der die Toten auferweckt. Man glaubt nicht einfach an den, der vor dem Tod rettet. Sondern an den, der die Toten auferweckt. So endet unser Psalm mit einem Blick über das Ende hinaus. Der menschliche Blick geht zum Ende. Was ich aktuell sehen und beschreiben kann, ist die zunehmende Schwäche, das Eingeengt sein, das Leiden, das Sterben. Das Alte und das Neue Testament sagen: Es gibt gerade dort den Blick darüber hinaus. Dieser Blick hat etwas Protestierendes: Nein, ich glaube nicht daran, dass das das Ende ist. Von diesem Protest her ist der Schluss des Psalms zu verstehen und zu lesen: „Ich werde dich preisen in der grossen Gemeinde.“ Obwohl die Gemeinde überhaupt noch nicht in Sicht ist. „Ich will meine Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.“ (Vers 26) Der Beter sieht, wie die Armen gesättigt werden. (Vers 27) Das sieht er vor seinem geistigen Auge, nicht im Blick auf das, was menschlich möglich ist. Sondern er sieht mit den Augen Gottes über das menschlich Mögliche in das hinein, das von Gott her kommt. Wir lernen im Alten Testament an vielen Geschichten diesen Blick kennen. Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert, den einzigen. Im Glauben daran, dass es von Gott her weitergeht. Und es geht auch weiter. JESUS SIEHT ÜBER DAS EIGENE HINAUS Wir lernen es am Kreuz Jesu kennen. Jesus ist am Kreuz nicht der Verzweifelte, der stirbt. Sondern er ist der, der über das Eigene hinaus sieht. Auf das, was von Gott her kommt und kommen wird. Diesen Blick des Glaubens kann man und muss man einüben. Diese Einübung geschieht, indem ich nicht das, was mich betrifft, als das Ziel ansehe. Das Ziel Gottes setzt immer ein mit dem ‚Trotzdem‘. Auch wenn es mit mir zu Ende geht, trotzdem, Gott, geht dein Weg weiter. Auch wenn mein Mund verstummt und das Lob nicht mehr sprechen kann, trotzdem geht dein Lob weiter. Auch wenn mein Herz nicht mehr glauben kann, trotzdem wird der Glaube, und nur der Glaube weitergehen. Wer hier betet, der hat gelernt, dass das Glauben mit dem ‚Trotzdem‘ zusammenhängt. Glauben heisst nicht, ich bete und es wird besser und immer besser. Ich bete weiter und es wird noch besser, und dann geht es am Ende schon irgendwie. Sondern Glauben heisst: Ich bin in der Hand Gottes. Und ich weiss, das Heil wird zu seinem Ziel kommen. Auch, wenn ich von dem dahinten, was sich anbahnt, jetzt nichts sehe. Im Unservater enden wir mit dem Lobpreis „denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“. Das ist das Wissen darum, dass das Reich – nämlich alle Herrschaft und damit das letzte Wort – Gott gehört. Das gilt auch dann, wenn uns der Blick dafür genommen wird. „Dein ist das Reich“ ist das Wissen darum, dass die Kraft Gottes ist. Auch wenn ich selbst von dieser Kraft nichts sehe. ES IST DIE ZUSAGE GOTTES Dass es weitergeht, ist mein Glaube. Der Glaube lebt aus der Zusage Gottes. Wir sind dankbar, dass dieser Glaube auch immer wieder Erfahrungen macht und zeichenhaft von Gott eingelöst wird. Glauben heisst aber auch, wir haben uns entschlossen, zu glauben, auch wenn unser Weg dahin führt, dass wir nichts sehen. Die Märtyerinnen der Kirche und die Märtyrer Israels, sind in den Tod gegangen, ohne zu sehen. Sie haben gegen alles Sehen, erfahren, was es heisst zu glauben. Auf diesen Weg will uns Psalm 22 mitnehmen. Was uns der Schluss von Psalm 22 beschreibt, ist eine Schau der Hoffnung. Die Hoffnung ist stärker als alle Erfahrung, die der Hoffnung widerspricht. In anderen Psalmen steht auch der Begriff ‚dennoch‘ da. Psalm 73, den ich mehrmals erwähnt habe, hat dieses ‚dennoch‘: „Dennoch bleibe ich stets bei dir. Du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ IN GOTTES ZUKUNFT IST AUCH MEIN PERSÖNLICHER WEG AUFGEHOBEN Der biblische Gedanke der Hoffnung meint doch, dass es in Gott weitergeht und in Gott auch mit mir weitergeht. Aber ich bekomme in mir, in meinem momentanen Leid, meiner Begrenztheit, meinem Eingesperrtsein und mein Gebundensein, nichts als dieses Wort: Es geht mit dir weiter. Dieses Weitergehen ist ein Weitergehen, das in Gott liegt. Es ist sein Versprechen. Dieses Versprechen führt mich dazu, zu sagen: Ich will nicht glauben, dass das, was mir in mir selbst ansichtig ist, auch mein Letztes ist. Sondern mein Letztes, das auch mich übersteigt, ist in ihm schon da. Das ist nicht symbolhaft gemeint, wie wenn Leute sagen: „In meinen Kindern geht ja mein Leben weiter.“ Das ist nur das Leben der Kinder, das weitergeht, aber nicht meines. MICH IN DIE ZUSAGE EINÜBEN In dem Hoffnungsdenken des Alten und Neuen Testaments ist es tatsächlich mein Leben das weitergeht. Aber dass mein Leben weitergeht, ist mir nur als eine Hoffnung zugänglich und nicht als etwas Vorweisbares hier drinnen. Diese Hoffnung kann man nicht einüben. Sie ist ja kein Ergebnis einer Übung. Und doch kann ich üben, es mir immer wieder zuzusagen. In Gott geht das, was mich meint, was mit mir gemeint gewesen ist, weiter. Obwohl es hier, in dem Leben, das ich sehe, nur abbricht. Samstag, 22. August 2020 Ulrike schreibt: Hier könnt ihr den nächsten Impuls von Wolfgang zu Psalm 22 lesen. Es ist der siebte. Psalm 22 - Der Name als verdichtete Erfahrung (7) Kommen wir noch einmal in Fortführung von heute Morgen zum Gespräch mit den Brüdern: „Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen.“ (Vers 23) Der Beter in Psalm 22 hat zunächst einmal mit sich selbst gesprochen und mit Gott gesprochen. Wir denken daran: Er redet nicht ‘über’ Gott, sondern er redet ‘mit’ ihm. Ich selber bin in meiner Erziehung zum Beten nach meinem Urteil viel zu wenig darauf aufmerksam gemacht worden, dass man zu Gott so offen sein darf. Ich wusste zwar, dass man zu Gott offen sein darf, den Satz hatte ich gehört: Du darfst Gott alles sagen. Aber das zu wissen und es dann auch zu tun – dass ich so offen reden darf wie der Beter es hier tut – das ist noch zweierlei. Vielleicht kann ich dem auch einmal nachgehen: Wie weit ist meine Offenheit Gott gegenüber wirklich offen? Vielleicht habe ich gelernt, dass man mit Gott ‘schön’ reden muss. Dass man Gott gegenüber ‘sehr dankbar’ zu sein hat. Dass man Gott loben soll usw.. Das hat in meinem Weg zum Beten hin einen hohen Stellenwert gehabt. Dann habe ich halt zusammengesucht in meinem Leben, was es da gibt zum Loben. Auch wenn mir nicht zum Loben zumute war, habe ich für vieles gelobt und gedankt. Der Psalmbeter hat hier eine andere Form von Offenheit, das ist das eine. Und nun, nach gut der Hälfte des Psalms, nämlich von Vers 23 an heisst es: „Ich will (oder werde) von deinem Namen meinen Brüdern erzählen, inmitten der Versammlung werde ich dich preisen.“ DIE VERLORENHEIT FÜHRT ZUM ERZÄHLEN Er ahnt, dass seine Erfahrung mit der Verlassenheit, der Verlorenheit – der Verlorenheit innen und der Verlorenheit aussen – so gross ist, dass sie zum Erzählen führen soll. Weil Gott ihm heraushilft. Nun hören wir, wie dieses Erzählen aussehen könnte: „Ihr die ihr ihn fürchtet; preist ihn, aller Same Jakobs ehrt ihn, erschauert vor ihm, ihr alle vom Samen Israels!“ (Vers 24) Er spricht Israel als die Volksgemeinde an: den Samen Jakobs, den Samen Israels. Er nennt sie, „die, die ihn fürchten“. Ich hoffe, dass das unter uns klar ist. Es geht hier nicht um Angst vor Gott, sondern es geht um die Erfahrung, dass man Gott ernst nimmt. Und zwar Gott so ernst nimmt, wie man sonst nichts ernst nimmt. Gott fürchten heisst, ihn über alle Dinge lieben und vertrauen und ernst nehmen. Das begründet der Psalmbeter. „Denn er hat nicht missachtet, nicht verschmäht die Gebeugtheit der Gebeugten, nicht die Niedrigkeit der Niedrigen. Er hat sein Antlitz vor ihm nicht verborgen, er hat gehört, wenn er – der Niedrige – zu ihm gestöhnt hat.“ (Vers 25, Übersetzung von Martin Buber) GOTT IST BESONDERS Was lernen wir daraus? Der Psalmbeter erfährt Gott in einem Handeln, das ihm als besonders erscheint. Das Besondere: „Gott hat nicht missachtet und nicht verschmäht den Niedrigen.“ Es kann sein, dass unsere Art, das Leben zu bewerten, auch im Glauben eine Rolle spielt. Wir bewerten einen Menschen hoch und wir werden hoch bewertet, wenn wir tüchtig sind, wenn wir leistungsfähig sind, wenn wir Dinge können und beherrschen. Der Beter macht die Erfahrung, dass Gott darauf nicht achtet. Der Gebeugte, der im Laufe des Lebens, des Berufes, der Beziehungen, wenig zählt, der übersehen wird, wird von Gott ernst genommen. Der Begriff 'Gebeugtsein' spielt in meinem Wortschatz keine Rolle. Aber ich kann mir überlegen: Wie nenne ich das? Eine Lebenshaltung, die unter den Menschen nicht viel zählt. Eine Lebenshaltung, aus der ich selber aussteigen möchte, damit ich wertvoll bin. Damit ich überhaupt ‘etwas‘ bin. Das Besondere verdichtet der Psalmbeter jetzt in diesem einen Satz. Wie würde ich das Besondere - wie Gott Menschen begegnet – für mich in einem Satz zusammenfassen? Dem Psalmbeter scheint das wichtig, weil er seine Brüder, also die Mitglieder seiner Glaubensgemeinschaft, daran erinnern will. Er will sie daran erinnern, nicht auf den Irrtum hereinzufallen, dass Gott Menschen bewerten könnte, so wie wir Menschen bewerten. DIE ANGST, ÜBERSEHEN ZU WERDEN Welche Erfahrungen tauchen da bei uns auf? Ich kann es auch umgekehrt sagen: Wo habe ich Angst, dass ich bei Menschen nicht zähle? Nicht vorkomme, übersehen werde? Wo habe ich Angst, dass ich bei Gott nicht vorkomme, nicht zähle, übersehen werde? Wo bin ich froh, wenn es mir jemand immer wieder zuspricht: Bei Gott ist das nicht so. In unserem Psalm formuliert der Psalmbeter in Vers 23 das auf eine merkwürdige Art und Weise. Auch Martin Buber schleicht sich da ein bisschen drum herum. „Ich will meinen Brüdern erzählen“. Wörtlich heisst es: zählen, aufzählen. Ich will meinen Brüder etwas aufzählen. Was will er aufzählen? Seinen Namen. Das ist eine merkwürdige Formulierung. Was steckt dahinter? Der Name Gottes ist eine verdichtete Erfahrung, die ich mit Gott mache. Wir kennen das, wenn wir einen Menschen lieben oder von einem Menschen geliebt werden. Wir haben dann das Bedürfnis, diesem Menschen einen Namen zu geben. Einen Kosenamen, einen Liebesnamen. Von diesem Namen wissen dann nur wir beide, er und ich. Wenn dieser Name ausgesprochen wird, dann klingt etwas ganz Besonderes an. Das lässt sich mit dem Verstand nicht analysieren. Das ist auch nicht nötig. Ich bin froh, wenn ich einen solchen Namen auch vom andern bekomme, und dann sage ich dem andern vielleicht: Du hast mich schon lange nicht mehr so genannt. So geht es dem Menschen auch mit Gott. HAGARS ERFAHRUNG UND DER NAME Es gibt eine wunderschöne Geschichte, 1. Mose 16. Sara wird nicht schwanger und gibt darum ihre ägyptische Magd dem Abraham zur Frau, damit sie anstelle von Sara schwanger wird. Sie wird schwanger und der Bibeltext erzählt sehr nüchtern, ohne grosse Umschweife, dass die Hagar sich nun der Sara gegenüber überhebt. Sara beschwert sich bei Abraham. Abraham sagt: „Das ist deine Magd.“ Hagar ist Privatbesitz von Sara. „Du kannst ja mit ihr machen, was du willst.“ Abraham mischt sich in dieses Verhältnis nicht ein. Der Bibeltext erzählt nicht gross. Er sagt nur, dass Sara hart mit Hagar umgeht. Wir erfahren, dass es so schwer ist, dass Hagar davon läuft. Sie flieht und will nach Hause, nach Ägypten. Auf dem Weg findet sie ein Engel und fragt sie: „Woher kommst du Hagar und wohin gehst du?“ Hagar antwortet: „Meine Herrin ist hart gegen mich.“ Der Engel sagt ihr: „Hagar, geh zurück.“ Sie bekommt das Versprechen, dass ihr Sohn, den sie Ismael nennen soll, eine grosse Nachkommenschaft bekommen wird. ‚El‘ heisst Gott und ‚schama‘ hören, also: Gott hat gehört. Dann verschwindet der Engel. Hagar ist an einem Brunnen. An diesem Brunnen gibt sie Gott einen Namen. Das ist nach meinem Wissen die einzige Geschichte, in der ein Mensch Gott einen Namen gibt. Sie macht die Erfahrung, dass Gott sie sieht, dass Gott sie in ihrer Not sieht. Diese Erfahrung Gottes verdichtet sie zu einem Namen, mit dem sie Gott nun anspricht: „Du bist der El Roi, der Gott meines Ansehens; der Gott, der mich sieht.“ Wir erfahren damit, was ein Name ist. Ein Name ist eine erhoffte oder eine verdichtete Erfahrung. Wir kennen das. Ich gebe einem Kind einen Namen, weil ich mir diese Erfahrung, zum Beispiel, dass Gott hört, oder dass Gott gibt, für dieses Kind wünsche. Ich nenne mein Kind vielleicht Nathan – das heisst: Gott hat gegeben – weil dieses Kind mir von Gott gegeben ist. Meine Erfahrung verdichtet sich zum Namen, den ich diesem Kind gebe. DER PSALMBETER MACHT EINE ERFAHRUNG UND MUSS ERZÄHLEN Was wir in Psalm 22 lesen, ist etwas ganz ähnliches. Der Psalmbeter macht in seiner Not des Verlassenseins, des Nicht-Gehörtwerdens, eine Erfahrung mit Gott. Diesen Namen, diese Erfahrung verdichtet sich zu einem Namen. Wir wissen nicht zu welchem. Den gibt er seinen Brüdern weiter. Jedes Mal wenn der Name genannt wird, erinnert man sich daran: Diese Erfahrung habe ich mit Gott gemacht. Ich lade ein, dem selbst einmal nachzugehen: welche Erfahrung habe ich mit Gott gemacht? Was hat meinen Weg im Glauben auf besondere Weise geprägt? Welche Erfahrung brauche ich, dass ich sie mit Gott mache? Was wünsche ich mir an Erfahrung, die mir dringend ist für meinen Weg im Glauben? Wenn ich diese Erfahrung oder diesen Wunsch zu einem Namen verdichte, wie lautet dieser Name? „Du bist der Gott, der ...“ Soweit die Anregung, dem eigenen Erfahren und dem eigenen Sehnen nachzugehen, auch für das Gespräch mit den Schwestern und Brüdern im Glauben. Freitag, 21. August 2020 Ulrike schreibt: Heute bin ich sehr früh nach Rasa zurück gekommen. Ich mag es, nachts Auto zu fahren, wenn die Strassen noch leer sind. Und wenn ich ohne Wartezeit durch den Gotthard fahren kann. Hier teile ich mit euch Wolfgangs Impuls von gestern Vormittag. Ein Impuls 'fehlt' also - ich habe den Mitschrieb in Liestal liegen gelassen. PSALM 22 - GEBET ALS ANTEILNEHMEN (6) Etwas zum Aufbau des Psalms. In der ersten grossen Hälfte des Psalms spricht der Beter, die Beterin über sich und seine bzw. ihre Not. Das klingt nach einem Menschen, der sich in seiner Not isoliert weiss und sich als einsamer Mensch an Gott wendet. Die anderen Menschen, die in der ersten Hälfte des Psalms (Verse 1-22) vorkommen, sind die, die der Beter als Gegner, als Angreiferinnen, als seine Not erfährt. HINWENDUNG ZUR GEMEINSCHAFT Von Vers 22 an – „du hast mich erhört“ - geht der Psalm in einen zweiten Teil über. Der ist wesentlich kürzer. Dort tauchen die Brüder auf und damit sind auch die Schwestern gemeint. Der Beter wendet sich gedanklich, betend, an die nahe Gemeinschaft, zu der er gehört. Diese Wende an die Gemeinschaft ist damit verbunden, dass er „erhört“ worden ist. Er will die Erfahrung des Erhörtseins mit den glaubenden Menschen teilen, zu denen er gehört. WELTWEITE GEMEINDE Dann haben wir einen dritten Teil des Psalms, der mit Vers 26 beginnt und bis zum Ende geht. Auch hier gibt es eine Wende. Es heisst: „Ich will dich preisen in der grossen Gemeinde“ (Vers 26). Die grosse Gemeinde, das sind die Glaubenden in der ganzen Welt. Hier geht die Dimension über die eigene Glaubensgemeinschaft weit hinaus. Und zwar so weit, dass sogar die Verstorbenen darin eingeschlossen sind. "Es werden gedenken und zum Herrn umkehren aller Welt Enden (...) Vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staube hinabfuhren" (aus den Versen 28-30). Auch diejenigen Menschen, die uns in der Geschichte als Glaubende vorausgegangen sind, gehören in dieses Gebet mit hinein. Soweit zum Aufbau. Wir merken: der Psalm beginnt zwar mit einer Erfahrung der Isolation („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“). Aber er endet nicht damit. Sondern er geht in die grösste mögliche Weite des Betens und Glaubens hinein. JESUS BETET DEN PSALM Wir haben damit den Weg Jesu vor Augen. Jesus betet am Kreuz diesen Psalm, er teilt diese Erfahrung der Isolation mit vielen anderen. Es gibt wahrscheinlich keinen Ort, der so in die Isolation führt wie diese Kreuzeserfahrung. Aber indem Jesus diesen Psalm betet, bettet er seine Isolationserfahrung ein in den Glauben, dass sein Weg - zur Erhörung führt - zu den Brüdern und Schwestern in der Gemeinde führt - bis ans Ende der Welt reicht, also die letzte und grösstmögliche Dimension hat Man könnte sagen: der Psalm 22 ist auf alle Seiten hin extrem. Extrem in der Isolation und extrem in der Weite. beides miteinander. Gestern habe ich versucht, darauf aufmerksam zu machen, dass die Erfahrung, die der Psalm im ersten Teil beschreibt, befragbar ist, ob der Beter/ die Beterin nicht übertreibt. Ich glaube ich würde so manchen, der das Gespräch mit mir sucht, daraufhin ansprechen. Es ist im Erleiden der eigenen Not möglich, dass einen die Not zur Übertreibung führt. Das darf auch sein. Denn ich erlebe mich und meinen Weg, den Gott mich führt, als derart extrem, dass ich ihn nur noch so ausdrücken kann, wie der Beter es hier tut. Aber es gibt tatsächlich Erfahrungen im Glauben, die nicht zur Übertreibung gehören, sondern die tatsächlich derart schwerwiegend, derart extrem sind. Das gilt auch für die anderen Psalmen. Es gibt Psalmen, die im Ausdruck des Leidens, der Angst und der Anfechtung, aber auch in der Erfahrung des Jubels, des Lobes Gottes so gross sind, dass ich nicht weiss, ob ich mit meiner Erfahrung da hinein passe. WENN DER PSALM ‚ZU GROSS‘ IST Auch ich erlebe Anfechtung. Aber ich muss sagen, dass meine Anfechtung nicht so gross ist, wie sie der Psalm formuliert. Ich erlebe Freude und Jubel, aber so gross wie die Freude und der Jubel im Psalm ausgedrückt wird, ist meine Erfahrung nicht. Das gehört mit zu den Psalmen. Die Psalmen bieten mir eine Sprache an, die grösser ist als meine Erfahrung. Ein Theologe (Fulbert Steffensky) hat einmal die Psalmen mit einem Paar zu grosser Schuhe verglichen. Ich will lieber von einem zu grossen Kleid reden. Es ist, als ob die Psalmen 'Kleider' sind. Die Kleider, die mir angeboten werden, sind ein paar Nummern zu gross. Aber ich ahne, dass ich, wenn ich sie erst einmal anziehe, hineinwachsen kann. Es ist verhängnisvoll, wenn ich glaube, ich dürfte nur das beten, was meiner jetzigen ‚Kleidergrösse‘ entspricht. Um diese Erfahrung verständlich zu machen, sollte man an die Erfahrung in Gethsemane denken. Jesus bittet drei seiner Jünger, mit ihm zu kommen. Er sagt: „Bleibt hier und wacht mit mir.“ Die Erzählung macht deutlich, dass Jesus seine Jünger damit hoffnungslos überfordert. Sie schlafen ein. Was Jesus in seiner Not braucht und erbittet, ist ‚gross‘. Das ist eine grosse Nummer. In diesen Stunden mit ihm zu beten, ist die Einladung Jesu, an seinem Leiden mit Teil zu nehmen. Auch dann, wenn es im Moment nicht das Leiden der Jünger/ nicht mein Leiden ist. ANTEILNEHMEN AN DER NOT DER ANDEREN Psalm 22 ist eine solche Einladung. Es wäre nicht aufrichtig, wenn ich sagen würde, dass Psalm 22 ‚mein‘ Gebet ist. Ich erfahre im Moment nicht, dass Gott schweigt oder dass er mich verlassen hat. Das ist nicht meine Erfahrung. Aber ich weiss, dass es diese Erfahrung gibt, dass es Menschen gibt, die diese Erfahrung machen. Ich darf im Gebet an die Seite dieser Menschen treten und mit ihnen in ihrer Not mitbeten. Bei mir geschieht das so, dass ich, wenn ich Psalm 22 bete, mir vorstelle, wer das ist. Ich kenne diese Menschen zum Teil nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie in einer psychischen Isolation oder einer menschlichen Isolation an diesen Punkt geraten sind. An dem sie nur noch so beten können. In einem geistlichen Sinn trete ich an die Seite dieser Menschen und bete mit ihnen. So wünsche ich es mir auch für mich selber. Wenn ich einmal in diese Not gerate, würde ich gern die Erfahrung machen, dass andere auch an meine Seite treten. Hier schliesst sich uns eine Dimension des Betens auf, die manchen Menschen fremd erscheint. Der Philosoph Blaise Pascal hat viel über Gethsemane nachgedacht. Auf französisch spricht er von l'agonie. ‚Agonie‘ meint den Todeskampf. Pascal sagt, dass Gethsemane, die Agonie Jesu, bis an das Ende der Welt geht. Was meint er damit? In den nicht christlich-jüdischen Vorstellungen ist es so, dass wir Menschen in der Not ‚unten‘ sind. Die Götter sind ‚oben‘ und sind unberührt. Beten heisst dann, dass ich in der Not versuche, diese Götter dort oben zu erreichen, um sie aus ihrer Unberührtheit herauszulocken und sie für meine Not zu engagieren. ES IST GOTTES LEIDEN Im jüdisch-christlichen Bereich ist das Denken anders. Auch wenn mancher Christ, manche Christin eher auf heidnische Weise denkt. In den biblischen Erzählungen ist es vor allem Gott, der vom Leiden und der Not seiner Menschen berührt ist. Wenn Menschen hungern und leiden in der Welt, dann ist Gott betroffen. Es ist zunächst einmal nicht mein Leiden. Es ist sein Leiden. Es ist ja seine Welt, es sind seine Menschen. Das ist es, was Blaise Pascal meint: Mache die Augen auf für das Leiden Gottes an dieser Welt und in dieser Welt. So kann ich Psalm 22 beten als meinen Versuch, in Gethsemane an die Seite Jesu zu treten. Ich bete dann diesen Psalm zusammen mit ihm. Psalm 22 ist wie kein anderer Psalm der Bibel eine Beschreibung des Leidensweges, wie ihn Jesus geht. Man kennt die Leiden, die in Psalm 22 genannt werden, aus den Evangelien: den Spott, die Menschen, die den Kopf schütteln und sagen: „Gott soll dir helfen, du hast ja auf ihn vertraut“ und die Kleider, um die gewürfelt wird. All das taucht in der Passionsgeschichte auf. Wichtig ist die Einsicht, dass die Passion nicht etwas ist, was für Jesus nur Vergangenheit ist. Es ist wie Blaise Pascal sagt: Die Agonie Jesu geht bis an das Ende der Welt. Sie zeigt mir die Aktualität von Psalm 22. Es gibt ein paar Stellen in den Psalmen, die ich für mich als Ausdruck meiner Situation nur schwer beten kann. Ich hatte auf Psalm 73 hingewiesen, einen Psalm, der für mich einige Ähnlichkeit hat. Dort betet der Psalmbeter: „Was immer kommt, will ich ertragen um deinetwillen.“ Ich weiss nicht, ob ich das beten kann. Ich wünsche es mir, dass, wenn es soweit ist, ich in solcher Erfahrung Gott treu sein kann. Aber ich weiss es nicht. IN GOTTES ANLIEGEN EINSTIMMEN Soweit zu unserem Psalm 22. Heute Vormittag haben wir eine bestimmte Dimension dieses Psalms kennengelernt. Beten heisst nicht zuerst „für sich zu beten“, sondern beten heisst „Anteil zu nehmen“. Damit beginnt übrigens auch das Vaterunser: Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe. Wenn Jesus uns Beten lehrt, lehrt er zunächst das Gebet als Anteilnehmen. Damit öffnet sich mir eine Möglichkeit, Anteil zu nehmen, und das in zwei Richtungen. Zum einen nehme ich Anteil am Leiden Jesu - bis heute. Zum anderen begreife ich die Not dieser Welt als eine Not Gottes. Die Einsamkeit in der Welt begreife ich als eine Einsamkeit Gottes. Den Hunger in der Welt, die Erfahrung von Lieblosigkeit, von Hass und Brutalität usw. begreife ich als Leiden Gottes am Hunger, am Hass, an der Lieblosigkeit. Und dann trete ich an seine Seite, um ihn nicht allein zu lassen. Christliches Beten gibt es nur als solches Anteilnehmen. Wenn ich Anteil nehme an ihm, dann führt mich das hin zu den Brüdern und Schwestern. Darauf kommen wir heute am Nachmittag. Mittwoch, 19. August 2020 Ulrike schreibt: Ich bin heute mit dem Auto nach Liestal zurückgefahren. In der Kirchgemeinde haben wir morgen nicht-verschiebbare Sitzungen. Wolfgangs Impulse zu Psalm 22 habe ich heute noch gehört. Beide Impulse (4 und 5) beschäftigen sich mit der Wirklichkeitswahrnehmung des Psalmbeters und mit unserer eigenen Wirklichkeitswahrnehmung. Woher weiss ich, dass ich Gott, sein Handeln und meine Lage 'richtig' wahrnehme? Woher weiss ich, dass ich nicht meinen persönlichen Empfindungen, Ängsten usw. aufsitze? ... Den zweiten mehr praktischen Impuls veröffentliche ich dann morgen. Wolfgang nennt Hilfen zur Unterscheidung. Was kann ich dafür tun, nicht mir selbst - meiner inneren Stimme - aufzusitzen und mich täuschen zu lassen? Hier also der erste Impuls: DIE WIRKLICHKEIT UND MEIN INNERES ECHO Wir wenden uns einer Frage zu, die das biblische Denken grundsätzlich durchzieht. Wie stelle ich fest, dass das, was ich glaube - wovon ich überzeugt bin - 'wirklich' ist? Was ist Wirklichkeit? Wir schauen noch einmal die Fotos der Stadt Cordes-sur-Ciel an. Die Stadt liegt auf einem Berg. Man sieht auf den Bildern nur den oberen Teil der Stadt. Der untere Teil der Stadt und der gesamte Berg sind im Nebel verborgen. ... Auf einem anderen Foto beginnt sich der Nebel bereits zu lichten: er wird durchsichtig. Der Betrachter ahnt, dass es im Nebel ‚mehr‘ gibt als er sieht. Vielleicht kennen wir das Dahinterliegende sogar und wissen: Da ist nur für den Moment etwas verdeckt. Wir schauen weitere Fotos von Cordes-sur-Ciel an. Sie sind zu verschiedenen Tageszeiten gemacht. Die Stadt ist einmal in klares Morgenlicht getaucht, ein anderes Mal in warmes Abendlicht. Auch unser eigenes Leben kann wie in unterschiedliches Licht getaucht sein. Das gilt auch für unsere Beziehung mit Gott. Manchmal ist sie wie von hellem Morgenlicht überstrahlt, manchmal wie in warmes Abendlicht getaucht, manchmal liegt sie versteckt wie im Nebel. WAS LÄSST SICH ERZÄHLEN? Im Hebräischen legt man Wert auf die Frage: "Was geschieht wirklich?" Heisst: Was lässt sich erzählen? Es gibt Vorgänge, die ‚draussen‘ sind, und es gibt mein inneres Echo auf diese Vorgänge. Wolfgang rät, sich nicht zu sehr auf sein inneres Echo einzulassen. Es sagt mir nicht das Entscheidende über die Wirklichkeit. Wesentlich ist das, was draussen geschieht, was auch von anderen wahrgenommen und erzählt werden kann. Manche Menschen haben eine sehr scharfe Wahrnehmung davon, was draussen vorgeht. Andere sind sehr scharf im Wahrnehmen dessen, was in ihrem Inneren vorgeht. Im seelsorgerlichen Gespräch kommt es dann oft zur Frage, was denn 'wirklich' ist. Welches Gewicht muss ich den äusseren Vorgängen geben und welches Gewicht soll mein inneres Empfinden haben? Wie geht man zum Beispiel damit um, wenn das eigene innere Echo im Moment nur ‚Nebel‘ wahrnimmt? Wenn man aber weiss: Da war einmal etwas. Man fragt sich: Ist das immer noch so? Gibt es das noch und ist es im Moment bloss verdeckt? WOHER WEISST DU DAS? Der Psalmist betet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.“ (Psalm 22,2) Wir können die Rückfrage an den Beter stellen: Woher weisst du, dass Gott dich verlassen hat? Ist das eine Wahrnehmung oder ist das dein persönliches Empfinden, dein inneres Echo? Das ist nicht leicht zu unterscheiden. Der Psalmbeter fährt fort und gibt die Antwort (Vers 3): „Ich rufe, aber du gibst keine Antwort.“ Dass er keine Antwort bekommt, ist eine Wahrnehmung und kein Empfinden bzw. inneres Echo. WIE KANN ICH UNTERSCHEIDEN? Wie kann ich Wahrnehmung und inneres Echo/Empfinden unterscheiden? Woher weiss ich, wer Gott ist und was er tut? Und woher weiss ich, was mein inneres Empfinden ist? Wir sind in unserer Kultur sehr daran gewöhnt, auf unser inneres Empfinden zu hören. Wir fragen uns: Welchen Eindruck macht ein Mensch auf mich? Gefällt mir etwas, spricht es mich an? usw. Wir schliessen aus unserem inneren Echo, was 'wirklich' ist. Die biblischen Berichte erziehen uns in dieser Hinsicht zu Vorsicht und sogar zur Kritik. Das hebräische Denken ist in dieser Hinsicht radikal: ‚Wirklich‘ ist das, was du wahrnehmen kannst, was auch andere wahrnehmen, was du miteinander teilen kannst. Die alttestamentlichen Propheten sind in einer schwierigen Position, weil sie ihre Wahrnehmung nicht teilen können. Sie sehen bzw. hören etwas, was die anderen so nicht sehen bzw. hören. Die Propheten gehen darum zurück zu Gott und er bestätigt ihnen ihre Wahrnehmung. Wenn ich in meinem Sehen alleine bleibe, heisst das nicht, dass es nicht Wirklichkeit sein kann. Es wird dann aber schwierig. Wolfgang lädt ein, den Psalm 22 auf die Aussagen des Beters hin zu lesen und eine Unterscheidung zu versuchen - Was davon ist wahrnehmbar? - Was davon ist sein inneres Echo? Es ist zum Beispiel die Wahrnehmung des Beters, dass Menschen ihn verspotten, das Maul aufsperren und den Kopf schütteln (Vers 8). Das werden ihm auch andere Menschen so bestätigen. Wenn er aber sagt „Ich bin ein Wurm und kein Mensch“, dann ist das sein Empfinden/ sein inneres Echo. Oder: Es ist eine Wahrnehmung, dass die anderen seine Kleider unter sich teilen und das Los um sein Gewand werfen (Vers 19). Wahrnehmungen solcher Art machen Menschen heute in gleicher Weise. MEIN EMPFINDEN AN DEM FESTMACHEN, WAS GESCHIEHT Wir fragen also wieder: Woher weiss der Beter von Psalm 22 von Gott und seinem Tun? (1) Er weiss von Gott aus seiner eigenen, früheren Erfahrung, seiner Wahrnehmung, die er oft mit anderen Menschen geteilt hat. (2) Er weiss von Gott durch die Väter. Im Lesen der Bibel bekommen wir Anteil an dem, was die Mütter und Väter des Glaubens wahrgenommen haben. Sie haben auf Gott gehofft, sich haben sich mit Gott „verklebt“ (Vers 5). Auch ihnen gibt ihr Inneres ein Echo, selbstverständlich. Aber sie begründen es und erzählen: Dies und jenes ist geschehen und darum empfinde ich so. Die Bibel ist kein Buch, das zu guten Empfindungen anleiten will. Wir sollen vielmehr lernen, unser Empfinden an dem fest zu machen, was tatsächlich geschehen ist. DIE LOBGESÄNGE ISRAELS In Vers 4 heisst es: „Aber du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels.“ - ‚Heilig‘ meint, dass etwas grundsätzlich anders ist. - Du thronst, heisst wörtlich: du sitzt. Du hast dich dauerhaft niedergelassen (jaschab) - Im Hebräischen steht nicht 'auf' und nicht 'über'. Sondern da steht: „Du (bist) heilig, thronend – die Lobgesänge Israels.“ Man stellt sich vielleicht vor, dass Gott 'auf' den Lobgesängen wie auf einer Wolke sitzt. Aber das steht nicht da. Der Satz ist rätselhaft. Wolfgang bietet sein eigenes Verständnis an: Im Alten Testament ist die Frage von Bedeutung, wo Gott wohnt. Darum: Wohnt Gott in den Lobgesängen Israels? Wolfgang: Die Lobgesänge Israels erzählen mir von Gott und seinem Handeln. Ich lausche auf die Lobgesänge Israels. Der Psalmbeter lauscht auf die Lobgesänge Israels. Wir sind eingeladen, in sie einzustimmen. Die Lobgesänge erzählen nicht meine Erfahrung, auch nicht mein Empfinden davon, wer Gott ist. Die Lobgesänge erzählen von den Vätern und Müttern des Glaubens. Sie erzählen von dem, was diese wahrgenommen haben - miteinander und als einzelne. Die Lobgesänge Israels sind keine protokollarischen Mitschriften. Sie sind eine glaubende und lobende Stellungnahme. Sie erzählen davon, wie es zugegangen ist: wie sich die Väter und Mütter „festgemacht“ haben und „verklebt“ worden sind mit dem Gott Israels (Vers 5). Auch die Väter haben den Glauben an Gott lernen müssen. ES MUSS NICHT DURCH EIGENE ERFAHRUNG GEDECKT SEIN Wolfgang sagt, dass wir uns frei davon machen sollen zu meinen, alles müsse unser eigenes Echo sein, damit es ‚wirklich‘ ist. Viele von uns haben vieles von dem, was die Väter Israels erfahren haben, nicht selbst erfahren. Aber wir stimmen in den Lobgesang Israels mit ein. Das sollen wir auch, dazu lädt uns der Lobgesang ein. Wenn Gott so beschaffen wäre, wie er in meinem kleinen persönlichen Echo vorkommt, dann könnte mein Glaube davon nicht leben. Es kann Zeiten im Leben geben, wo es im Innern kein Echo mehr auf Gott und sein Handeln gibt. Wir sollten nicht meinen, das unser eigenes Echo die Wirklichkeit erzählt. Es sind die Lobgesänge Israels, die die Wirklichkeit erzählen. Frage: Was ist, wenn eine Glaubensgemeinschaft heute viele persönliche Erfahrungen mit Gott macht? Wenn sie viel inneres Echo haben? Können sie sich darauf beziehen und davon leben? Wolfgang meint, dass auch das Echo, das ein starker Jubel ist, daraufhin befragbar sein muss, ob es der Wirklichkeit entspricht. Stimmt es mit dem überein, was die Lobgesänge Israels uns erzählen? Dienstag, 18. August 2020 Ulrike schreibt: In Rasa scheint die Sonne, aber es ist kühler als in Liestal. Sehr angenehm. Wolfgang hat den zweiten und dritten Impuls zu Psalm 22 gegeben. Ich stelle Ihnen und euch meine Mitschrift zur Verfügung. Wir haben festgestellt, dass wir unseren Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft richten können. Es geht dabei nicht darum, dass die eine Blickrichtung besser wäre als die andere. Es geht nicht um 'richtig' oder 'falsch'. Sondern um die Frage: Was bringt mir der Blick auf meine gegenwärtige Situation? Und was kann dieser Blick nicht leisten? Wir erinnern uns: In Psalm 73 sagt der Betende: „Beinahe wäre ich gescheitert. Denn ich sah, dass es den Gottlosen gut geht“ (Vers 2f). Da passiert etwas mit ihm. Er ist versucht, seine gegenwärtige frustrierende Erfahrung für das Endgültige zu halten. Das ist sein Fehler. Die gegenwärtigen Erfahrungen sind da – die Gegenwart hat im Hebräischen einen starkes Gewicht. Aber sie ist nicht das Endgültige. Was ist es, das dem Betenden in seiner Anfechtung hilft? Er tritt in das Heiligtum und sieht "auf ihr Ende" (Psalm 73,17). Manchmal entwickeln wir aufgrund einer gegenwärtigen Erfahrung eine innere Vorstellung davon, wohin unser Weg uns führen wird. Zum Beispiel: Weil jetzt eine bestimmte Sache gut geht, wird Gott es immer so mit mir machen. Das kann ein Irrtum sein: das jetzige Erleben für das Bleibende zu halten. JESU GEBET AM KREUZ Jesus betet am Kreuz den ganzen Psalm 22. Wolfgang fragt, warum so viele Christinnen und Christen die "Verlassenheit Jesu" in der Vordergrund stellen. Warum hat sich in der Tradition der Ruf der Verlassenheit dermassen festgeschrieben? Zum einen beginnt dieser Satz – nämlich Vers 2 – nicht mit der Verlassenheit. Er beginnt mit der Anrede an Gott: „du, mein Gott“. Wie würden wir die Kreuzigungsgeschichte erzählen, wenn wir unser Hören auf Jesu Anrede richten: „Du, mein Gott“? Jesus ist am Kreuz im Gespräch mit seinem Gott. Zum anderen beginnt der Psalm 22 mit Verlassenheit und Verzweiflung, aber er endet nicht damit. Der Psalm mündet dahinein, dass viele Menschen kommen und Gott für das loben, was er getan hat. Wenn der ganze Psalm gelesen sein will: Warum lesen so viele Christinnen und Christen die Kreuzigungsgeschichte nicht „vom Ende“ des Psalms her? Vom gemeinsamen Lob der Völker für diese besondere Tat Gottes? "MEIN GOTT" - WIE SPRICHT SICH DAS AUS? Wolfgang lädt ein, die Aussage „mein Gott“ im Innern zu bewegen und klingen zu lassen. Er fragt, ob die Anrede "mein Gott" uns vertraut ist. Oder ist sie uns fremd? Spielt diese Anrede in unserem Gebetsleben eine Rolle? Vielleicht kann man einen Spaziergang machen und Gott dabei auf diese Weise anreden, immer wieder. Was löst das bei mir aus? Was bleibt? Klar ist, dass es um etwas Ungeheures geht: Gott ist Schöpfer dieser Welt. Und der Mensch redet ihn an: „Mein Gott“. MIT GOTT REDEN Der Psalmbeter spricht nicht über Gott – in der dritten Person -, sondern er spricht mit Gott. „Warum hast du – mein Gott – mich verlassen?“ (Vers 2) Er sucht sich nicht eine Gruppe von Menschen, Freunde usw., um mit ihnen über seine Not mit Gott zu reden. Er redet direkt mit Gott darüber. Jesus redet mit Gott über seine Not des Verlassenseins. Er erfährt die Verlassenheit, aber das Gespräch bricht nicht ab. Wie ist das mit meinem Gespräch mit Gott? Wie ist das mit Gesprächsabbrüchen? Vielleicht nehme ich die gar nicht wahr. WENN ES ANDERS IST ALS FRÜHER Der Beter von Psalm 22 ruft aus seiner Verlassenheit um Hilfe. Er bekommt – am Tage – keine Antwort und in der Nacht findet er keine Ruhe (Vers 3). Der Beter kennt es aber anders. Er kennt es aus seinem bisherigen Leben so, dass er Antwort bekommt und dass er zur Ruhe findet. Aber jetzt ist es nicht mehr so. Was er aus seiner Erfahrung kennt, tritt jetzt nicht ein. Das ist seine Gegenwart. Er weiss: Gott kann reden, er kann helfen, er kann befreien. Aber jetzt ist er in einer Situation, in der Gott ihm nicht antwortet, sondern fernbleibt. Wolfgang lädt ein, dabei stehen zu bleiben. Das, was wir hier hören, gehört zu den Grunderfahrungen biblischen Glaubens. Die Not des Psalmbeters ist nicht alltäglich. Aber sie gehört zu den Grunderfahrungen biblischen Glaubens. Wir lernen: Gott ist 'da', auch wenn er in meiner gegenwärtigen Erfahrung 'nicht da' ist. Wir lernen: Gott ist 'gut', auch wenn seine Güte für mich gegenwärtig nicht erfahrbar ist. LERNEN WIR ZU GLAUBEN – ODER WOLLEN WIR NUR SCHNELL RAUS? Im Hebräerbrief heisst es, dass Jesus seinen Brüdern und Schwestern gleich werden musste, um Barmherzigkeit zu lernen. Um ihnen - das heisst auch 'uns' - dienen zu können. „Daher musste der Sohn in allem seinen Brüdern gleich werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes" (Hebräer 2,17). Das war ein Lernprozess. Diesen Weg des Lernens gehen wir als glaubende Menschen mit Jesus mit. Wir lernen zu glauben: und zwar auch dann, wenn die Gegenwart anders aussieht, als wir es uns im Glauben wünschen. Jeder von uns kennt Menschen, die aus einer Situation der Verlassenheit und der fehlenden Hilfe „nur schnell heraus“ wollen. Das aber geht nicht. Was wir tun können, ist, mit Gott über unsere Verlassenheit und die fehlende Hilfe zu reden. DAS VERGANGENE ERINNERN Der Psalmbeter weiss von früher her, dass Gott ihm antwortet. Er kennt es, dass es nachts ruhig wird in ihm. Jetzt aber ist es nicht so. Damit sind wir beim Phänomen der Vergangenheit. Die Vergangenheit birgt einen Schatz an guten Erfahrungen mit Gott. Den brauche ich, wenn meine Gegenwart plötzlich anders auf mich zukommt. Es ist aber nicht nur der Schatz der eigenen Erfahrung, den wir brauchen. Es sind die biblischen Zeugen, die mich in die Erfahrung herein nehmen, wie Gott mit Menschen umgeht. Sie erzählen: „So macht es Gott." Und sie sagen: "So macht es Gott nicht.“ „Unsere Väter hofften, und als sie hofften, halfst du ihnen heraus.“ (Vers 5) Das Wort hoffen, heisst eigentlich „sich festmachen“. Im Deutschen wird es oft mit „glauben“ übersetzt. Wörtlich heisst es: Unsere Väter machten sich an dir fest. Man kann sich zwei Stück Holz vorstellen, die aneinander geleimt werden. Wenn das Holz übermässig belastet wird und bricht, dann bricht es nicht an der geleimten Stelle. Es ist so fest, dass es dort nicht mehr bricht. Die geleimte Stelle bleibt zusammen. Es ist das Zeugnis der Väter und Mütter im Glauben, dass ihre Verbindung mit Gott so fest ist, dass sie nicht brechen wird. ES IST EIN LERNEN Der Psalmbeter hat also mit seiner eigenen gegenwärtigen Erfahrung begonnen. Er steht dazu, er macht sich selbst nichts vor. Das Gebet ist nicht der Ort, an dem 'schön geredet' wird. Das Gebet ist der Ort, an dem 'wahr geredet' wird. Nun hält der Beter seine Gegenwart zusammen mit der Erinnerung der Väter und Mütter im Glauben. Das ist ein Lernen. Ich lerne: So wie ich meine Gegenwart erfahre – dass Gott mir nicht antwortet – ist es nichts das letzte. In meiner Verzweiflung könnte ich denken, dass es nicht weitergeht mit mir. Darum brauche ich das Zeugnis der Väter und Mütter im Glauben. Kenne ich Menschen, die mir nichts vormachen? Die mir sagen: „Das gibt es wirklich, aber es ist nicht das letzte“? Sie bezeugen mir, dass es ein „Zusammen-geleimt-sein“ mit Gott gibt, das nicht mehr auseinander bricht. Montag, 17. August 2020 Ulrike schreibt: Heute haben die Schweige-Exerzitien in Rasa - im Tessin - begonnen. Die Teilnehmenden sind alle gut angekommen. Das kommt mir in diesem Corona-Zeiten gar nicht selbstverständlich vor. Wolfgang lädt in diesen Tagen zur Betrachtung von Psalm 22 ein. Für die Vorstellungsrunde hat er eingeladen zu sagen - wenn man möchte -, was die Anrede "mein Gott" (Vers 2) in einem auslöst. Der Psalmbeter, die jüdische Gemeinde und dann auch Jesus reden Gott auf diese Weise an: "mein Gott, mein Gott". AUFSTIEG DURCH DEN NEBEL Die Teilnehmenden haben ein sehr schönes Foto mit einer Stadt auf einem Berg bekommen. Der Berg ist in Wolken getaucht, so dass man den Aufstieg zur Stadt nicht sehen kann. Erst die mittelalterliche Stadt selbst schaut oben aus den Wolken heraus. In dieser Stadt waren Wolfgang und ich übrigens wirklich einmal, sie heisst Cordes-sur-Ciel. Wolfgang nennt die Stadt, deren Berg von Wolken umhüllt ist, ein Bild für einen Ort der Ruhe. Die Beziehung zu Gott ist zur Ruhe gekommen und klar geworden und auch die Beziehung zu mir selbst. MIT DEM ANFANGSSATZ IST ALLES GEMEINT Jesus hat den Psalm 22 am Kreuz gebetet. Dieses Gebet ist so wichtig, dass es im Neuen Testament auf aramäisch überliefert ist. Viele heutige Leser/innen des Psalms meinen, dass Jesus nur den ersten Satz des Psalms gebetet hat: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen." Es ist aber anders gemeint. Mit dem Zitieren des ersten Satzes ist der ganze Psalm gemeint. In der Antike und bis ins Mittelalter hinein hat man den Anfangssatz genannt, wenn man einen Textabschnitt oder ein literarisches Werk gemeint hat. Kein literarisches Werk der Antike hat einen Titel; man kennt und zitiert die Eingangsworte. Das erste Buch Mose beispielsweise heisst "Be'reschit" ("Am Anfang"). Wir können davon ausgehen, dass Jesus am Kreuz nicht nur den ersten Satz von Psalm 22, sondern den ganzen Psalm 22 gebetet hat. Der Ruf "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" erzählt davon, wie es dem Betenden, gegenwärtig geht. Hier wird vom gegenwärtigen Abschnitt eines Weges erzählt und nicht vom Ende des Weges. Der Psalm 22 - und damit auch der Weg des Betenden - endet anders. Da heisst es zum Beispiel: "Ich will von deinem Namen meinen Brüdern erzählen. Inmitten der grossen Versammlung will ich dich preisen" (Vers 23). Das, was Gott getan hat, wird einem Volk erzählt werden, das noch geboren wird. (Vers 32) Wenn wir es mit Gott zu tun haben, haben wir es im hebräischen Denken immer mit einem Weg zu tun. Auf einem Weg treten drei Aspekte in Erscheinung: Wie hat der Weg begonnen? Wo stehe ich jetzt? Wohin führt mich der Weg? Wolfgang meint, dass die Frage "wie es mir jetzt geht", nicht aus dem Moment heraus zu beantworten ist. Wie es mir wirklich geht, sehe ich, wenn ich es vom Ziel, vom Ende her sehe. Ich muss meinen Weg verstehen und wissen, wohin er mich schliesslich führt. Wie wird er enden? Wolfgang macht das von Psalm 73 her deutlich. Mit Blick auf seinen gegenwärtigen Zustand ist der Psalmbeter verzagt. Es geht ihm nicht gut. Während die Gottlosen "jetzt" ein gutes Leben haben, wird es beim ihm, der sich so sehr um Gott bemüht, "jetzt" immer schlechter. Was hilft dem Betenden? Er "ging hinein in das Heiligtum Gottes und sah auf ihr Ende" (Psalm 73,17). Er findet Klarheit und Ruhe, indem er vom Ende her aufs Leben schaut. DREI MÖGLICHKEITEN, DEN EIGENEN LEBENSWEG ANZUSCHAUEN Es gibt drei Möglichkeiten, den eigenen Weg anzuschauen. Wolfgang fragt, wovon wir anderen Menschen am liebsten erzählen - auch in Bezug auf unser Unterwegssein mit Gott? Von dem, was wir bereits erfahren haben? Von dem, was gerade ist? Von dem, was wir schlussendlich erwarten? - Wie hat es angefangen? Ich sehe auf die Vergangenheit. Wie war das bei mir? Wie hat der Weg Gottes mit mir begonnen? Ich erzähle die vergangene Geschichte. - Was liegt drin? Ich sehe auf den Moment. Vielleicht gibt es da viel Beglückendes. Zum Beispiel die Erfahrung dessen, was mir alles anvertraut ist. Oder es gibt vielleicht viel Schweres und mir Unverständliches. Der Moment kann sich sehr unterschiedlich darstellen. - Was ist versprochen? Ich sehe auf das Ende. Am Ende zeigt sich, wie es gemeint war. Wie das, was ich jetzt erfahre, gemeint war. Der Blick zurück auf den Anfang und hinein in den Moment hat seinen Wert. Aber ich darf mich nicht dazu verleiten lassen, das Gegenwärtige für das Ziel zu halten. Auf das Ziel müssen wir warten. Der Ruf "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" (Vers 2) ist ein Blick auf das Gegenwärtige. Er wird aber erst vom Ziel her verstanden. Sonntag, 16. August 2020 Mit der heutigen Predigt »SEHEN UND BLINDHEIT« hat Ulrike wie angekündigt die Erzählung von der Heilung des Blinden (vom 2. August) aufgenommen und weiter geführt: Johannes 9,13-41. Wer ist eigentlich blind? Wer kann sehen? Wie wird man sehend? So einfach, wie das klingt, ist es nicht … Die Predigt kann man gleich hier anhören und herunterladen: Ulrike schreibt: Hier hat mir ein Gemeindemitglied ihre Gedanken/ Beobachtungen zur Predigt geschrieben. Danke dafür!! Ich denke, dass sie für den einen oder anderen sehr anregend sind: "Ich habe dreimal etwas Neues gelernt: - Erstens, dass es einen Israelsonntag gibt, - zweitens, dass die Pharisäer Laien waren – also eine Art „Besserwisser“ aus dem Volk ;-) - drittens, dass der Sabbat ein Vorfreudenfest für die kommende Welt ist. Ich weiss, dass der Sonntag aus Freude über die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird, aber er könnte noch schöner sein, wenn ich auch an das ewige Leben im Himmelreich denken würde. Das ist mir bis jetzt noch nie in den Sinn gekommen. Das Wörtchen „fand“ (Johannes 9,35) hätte ich völlig überlesen – so schön, was du daraus gemacht hast! Die Stelle „und er betete ihn an“ passte für mich nicht richtig; es fühlte sich an wie Götzenanbetung, bis du sagtest, dass dieses Wort ursprünglich bedeutet „sich der Länge nach hinzuwerfen“. Das wirkt auf mich viel demütiger. Über den letzten Teil habe ich noch lange mit anderen diskutiert. Wir sind zum Schluss gekommen, dass nur Jesus oder Gott entscheiden kann, wer blind und wer sehend ist. Wenn wir das Gefühl haben, ein Mensch sei auf überhebliche Art sehend – d.h. in Gottes Augen blind - dann sind wir vielleicht genau wie die Pharisäer solche Sehende, die blind sind, weil wir nicht erkennen können, wie GOTT diesen Menschen sieht." Ich danke für die sorgfältigen Beobachtungen und Ergänzungen! Wiederum eine Reaktion von mir: Die Pharisäer sehe ich deutlich positiver als du. Sie sind Menschen, die sich um das Kommen des Reiches Gottes mühen. Sie wollen ja, dass der Messias/ der Christus endlich kommt. Und sie versuchen - so gut sie es können - das Volk darauf vorzubereiten. Jesus hat sie ernst genommen. .... Und dann würde ich sagen, dass die "Hoffnung auf die Erneuerung von Himmel und Erde" mit "Leben im Himmelreich" etwas missverständlich formuliert wird. Es geht wirklich um eine Neuschöpfung, die mit dem Kommen Jesu bereits begonnen hat. Donnerstag, 13. August 2020 Ulrike schreibt: Gestern wurde ich an meine eigene Jugend erinnert. Laetitia, die mein Patenkind ist, ist mit ihrer Freundin zum Campen in der Schweiz und sie haben einen Halt bei uns in Liestal gemacht. Als ich damals mit 19 Jahren meinen Führerschein gemacht habe, sind meine beste Freundin und ich auch in den Urlaub gefahren. Und zwar nach Amsterdam. Aus dem einfachen Grund, dass man von Berlin aus immer nur geradeaus fahren muss ... Das erschien uns als machbar :-) Gestern hatten wir zwei Bibelgesprächskreise in der Gemeinde. Ein Kreis beginnt jetzt - nach den Sommerferien - mit der Lektüre des Philipperbriefs, der andere mit dem Römerbrief. Die Teilnehmenden hatten mich eingeladen, eine Einführung in den Römerbrief zu geben. Ich habe für mich selbst zuvor die ersten Kapitel gelesen und dann einen Abschnitt aus Kapitel 3 für den gemeinsamen Einstieg gewählt - gleich ins Zentrum. Gestern war ich - als Vertreterin des Seelsorgeteams - eingeladen zur Sitzung des Palliative Care Teams im örtlichen Pflegezentrum Brunnmatt. Ich finde es interessant und bereichernd, die Fragen/ Herausforderungen anderer Berufsgruppen im Blick auf den Umgang mit alten und sterbenden Menschen kennenzulernen. Heute Vormittag bereiten wir mit einigen Pastoren in einem übergemeindlichen Treffen einen Weiterbildungs-Nachmittag für eben dieses Pflegzentrum vor. Vorher haben wir heute noch unsere "eigene" Pfarrteamsitzung, die erste nach den Ferien. Danach bin ich mit einer jungen Frau für ein Kircheneintrittsgespräch verabredet. Am Nachmittag feiere ich Gottesdienst im Pflegezentrum Brunnmatt. Einer der Senioren, die dort wohnen, wird Geige spielen und hat bereits mit der Organistin geprobt. .... Bei den meisten Sachen in diesen Tagen muss man sagen, dass es voraussichtlich so sein wird. Ob Weiterbildungen tatsächlich stattfinden (wegen Corona), ob der demente Mann tatsächlich spielen wird, ob ..... , das weiss ja niemand. Ich stelle mich langsam darauf ein, dass manches vielleicht auch anders sein/ kommen wird. Am Sonntag feiern wir in der Stadtkirche Liestal um 9.30 Gottesdienst und um 11 Uhr in Seltisberg. Beide Male werde ich über den Schluss von Johannes 9 predigen: "Jesus hörte, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's, auf dass ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn ja gesehen, und der mit dir redet, der ist's. Er aber sprach: Herr, ich glaube. Und er betete ihn an. Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, auf dass die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden. Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind? Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde." Die Frage ist bis heute spannend: Reicht es zu meinen, dass man sehen kann? Wer kann es wirklich? Wer ist tatsächlich blind? Um 18 Uhr ist dann unsere monatliche Abendfeier in der Stadtkirche. Wir betrachten Lukas 6,27-33: "Segnet, die euch fluchen." Und wir feiern im Chorraum der Kirche in grosser Runde das Abendmahl – natürlich mit genügend Abstand und mit Einzelkelchen. Herzliche Einladung! Mittwoch, 5. August 2020 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich bereiten verschiedene Veranstaltungen vor. Für Wolfgang beginnen am 17. August die Schweige-Exerzitien zu Psalm 22 in Rasa. In der zweiten Woche (ab dem 22. August) gibt es noch einige freie Plätze. Wolfgang und ich haben es in dieser Woche ruhig und ich finde das sehr schön. Ich gehe regelmässig ins Freibad nach Rheinfelden. Gestern und vorgestern war ich wegen der niedrigen Temperaturen und des Regens zeitweise der einzige Badegast. Das ist wunderbar, bei Regen zu schwimmen, wenn das Wasser von unten und von oben kommt. Im Hintergrund fliesst der Rhein, der jetzt Hochwasser hat, und die Gänse, erobern sich die Liegewiesen zurück, sobald die Menschen ausbleiben. Heute Abend sind wir zum Ferienausklang mit einem unserer Bibelgesprächskreise in einem Freiluftlokal im Baselbiet. Eigentlich stehen da nur ein paar Tische und Stühle unter grossen Bäumen und ein Kühlschrank, aus dem man sich mit Getränken und Desserts bedienen kann. Der "Ideengeber" für heute bestellt am Abend Pizza für alle. Ich freue mich auf das Zusammensein an diesem schönen Ort. Sonntag, 2. August 2020 Johannes 9,1-12 war der heutige Predigttext: Die Heilung eines Blinden. Vertieft man sich in diesen Bericht merkt man schnell, dass es sich dabei um Weltliteratur handelt. Es sind elementare und vielschichtige Lebensfragen, die hier aufgeworfen werden: Wer ist schuld? Wer hat geheilt? — Wie gut, dass es in zwei Wochen (also 16. August) mit demselben Bibel-Abschnitt weiter gehen wird. Die Predigt kann man gleich hier anhören und herunterladen: Mittwoch, 29. Juli 2020 Ulrike schreibt: Sommerferienzeit ist immer auch Vorbereitungszeit. Heute haben wir uns als Leitungsteam der Gruppe Matthäus 11:28 getroffen. In dieser Gruppe sind Menschen miteinander unterwegs, die in irgendeiner Weise in einer «schweren Lebenslage» sind: das kann eine Krankheit sein, der Verlust eines nahen Menschen o.ä.. Wir haben also die zweite Jahreshälfte geplant und eine Probeeinheit vorbereitet. Wir werden den Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi lesen und dazu - als Hilfe - die Predigten von Christoph Ramstein lesen: Im-Leben-Sterben-Philipperbrief-ausgelegt Ramstein - der ja lange mein Kollege im Baselbiet war - schreibt sorgfältig und lebensnah. Heute am Abend kommen - wie auch in der letzten Woche - einige Menschen zum Bibellesen zu uns nach Hause. Wegen der Corona-Krise teilen sich die Gruppen, aber wir treffen uns weiterhin. Wir lesen heute miteinander Johannes 9,1-12. Das ist der Predigtabschnitt für den kommenden Sonntag in der Stadtkirche Liestal (9.30 Uhr) und in Seltisberg (11 Uhr). Jesus heilt einen Blinden. Die Geschichte ist grossartig. Es scheint ein Zufall zu sein, dass gerade dieser blinde Mann geheilt wird: «Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?» Der blinde Mann ist Auslöser und Gegenstand einer Frage. Die Jünger sind interessiert, wie es sich verhält. Wie ist der Zusammenhang zwischen unserem Tun - oder dem Tun unserer Vorfahren - und unserem jetzigen Leben? Wir wissen alle, dass unser Tun Folgen hat. «Was der Mensch sät, das wird er ernten.» Oder: «Wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es heraus.» Diese Zusammenhänge zur Kenntnis zu nehmen, fällt unter Lebensweisheit. Das ist nichts Religiöses. Hier in der Geschichte ist die Frage eine andere: Kann man vom «Zustand» eines Menschen darauf schliessen, dass er seinen Zustand (mit) verursacht hat? Hier sagt Jesus ein klares «Nein». Dieser Rückschluss ist nicht möglich. «Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern.» Vor solchen Rückschlüssen wird bereits im Alten Testament gewarnt: in den Psalmen, in der Person der Naomi (im Buch Ruth), in der Person des Hiob. Es kann einen Zusammenhang geben; aber es muss ihn nicht geben. Interessanterweise nimmt Jesus die Krankheit des Blinden nicht einfach zur Kenntnis. Mit einem bedauernden «Das ist halt so» und einem Verweis auf die beschädigte Schöpfung, die gefallene Welt. Jesus stellt nicht einfach einen Zustand fest. Er verändert ihn. Er schafft Neues. Jesus sagt: An diesem Menschen soll etwas sichtbar werden. «Es sollen die Werke Gottes an ihm offenbar werden.» (Joh 9,3) Offenbar werden heisst sichtbar werden. Man soll Gottes Handeln am Leben dieses Menschen wahrnehmen. Sollen die Werke Gottes nur an diesem einen blinden Menschen offenbar werden? Nein, sie sollen an jedem von uns sichtbar werden. Auch an mir und an dir. Dazu ist Jesus in die Welt gekommen: dass an uns und mit uns etwas Neues beginnt. Weil mit dem Kommen Jesu etwas bleibend Neues begonnen hat. Die neue Schöpfung bricht mit dem Kommen Jesu - und explizit mit seiner Auferweckung von den Toten - an. Das soll man an dem jetzt noch blinden, bald aber sehenden Mann entdecken. Das soll man an uns als Gemeinde in Liestal-Seltisberg wahrnehmen. Freitag, 24. Juli 2020 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich lesen seit einigen Wochen die beiden Briefe des Petrus an die Gemeinden in Kleinasien. Es sind Briefe an Menschen, die in der ‹Zerstreuung›, in der Diaspora, leben. Petrus antwortet auf die Frage: Wie lebt man als Christin, als Christ, als kleine Gemeinde in einer überwiegend ‹heidnischen› Gesellschaft? Einer Gesellschaft, die eigenen Gesetzmässigkeiten und ihrer eigenen Dynamik folgt? Wolfgang und ich möchten den ersten Petrusbrief - so wie wir es von März-Juni mit der Offenbarung getan haben - mit euch gemeinsam lesen. Per WhatsApp und über unsere Homepage. Vielleicht können wir uns diesmal noch mehr als Gemeinschaft verstehen - als Christen, die sich für einige Woche miteinander auf den Weg machen. Wir geben euch den Startpunkt rechtzeitig bekannt. In unserer Kirchgemeinde in Liestal bin ich jeden Tag zu Besuchen unterwegs. Es sind nicht viele Veranstaltungen, so dass ich Zeit für Besuche habe. Ich glaube, dass Menschen sich vor allem nach Barmherzigkeit sehnen. Dass jemand gut mit ihnen umgeht, und nicht noch mehr oder neue Forderungen an sie stellt. Ich finde es ein grosses Vorrecht, mit Jesus unterwegs zu sein und den Glauben an Jesus mit anderen Menschen zu teilen. Am letzten Wochenende haben Wolfgang und ich übrigens unseren 19. Hochzeitstag gefeiert. Wir waren in Solothurn, das wir beide sehr mögen. Direkt am Ufer der Aare sind mehrere Lokale und wir haben einen freien Tisch gefunden und dort zu Mittag gegessen. Mit Blick auf das dunkelblaue Wasser und einige Schwimmer, die sich flussabwärts treiben liessen. Die Sonne knallte nur so vom Himmel und es war eine leichte Stimmung wie in Südfrankeich oder Spanien. Auf dem Rückweg sind wir durch Wangen a.d.Aare gefahren, wo wir geheiratet haben. Freitag, 17. Juli 2020 Ulrike schreibt: Hier ist sie: die Einladung zu unserer Israelreise im nächsten Jahr. Wie manche von euch wissen, war ich im November 2019 in Israel und habe daraufhin Assaf Zeevi gefragt nochmals mit «unseren» Leuten - das seid ihr! - diese Orte anzuschauen. Wir besuchen bekannte Orte (Beersheba, Bethlehem, Jerusalem, Kapernaum, Megiddo, Nazareth), sowie eine Reihe von Landschaften und Orten, die selten in einem Reiseprogramm vorkommen (Maon, Gilgal, Bethel, Schilo, Garizim, Sichem). Auch wer Israel gut kennt, wird Neues entdecken. Als christliche Gemeinschaft beginnen und beenden wir die Reisetage mit einem Lob Gottes. Assaf Zeevi stellt die historischen, archäologischen und biblischen Bezüge vor Ort her. Inhaltliche Fragen zur Reise könnt ihr/ können Sie gern an Wolfgang und mich richten. Für alles, was die Organisation und die Anmeldung betrifft, ist Kultourreisen der Ansprechpartner. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht wirklich wissen, welchen Einfluss die Corona-Pandemie im nächsten Jahr haben wird. Wir wollen aber nicht 'vorsorglich' Reisen wie diese vermeiden, sondern wir laden im Wissen um manche Unsicherheit ein. Hier findet ihr den Flyer: ISRAEL-2021-Flyer und hier den Anmeldetalon: ISRAEL-2021-Anmelde-Talon Freitag, 10. Juli 2020 Ulrike schreibt: Die Ferienzeit teilt sich gerade für mich auf in Gemeinde, in Gartenarbeit und in "ins Schwimmbad gehen". Ich habe ein Saison-Abonnement gelöst und versuche, etwa jeden zweiten Tag meine Bahnen zu schwimmen. Ich mag das Freibad in Rheinfelden (CH), weil man auch im Rhein schwimmen kann. Was nicht ungefährlich ist, aber erfrischend und schön. In der Kirchgemeinde mache ich gehäuft Besuche. Es gibt manchmal sehr anrührende Szenen. Ein alter Mensch, den ich zum ersten Mal besuche und dem ich Blumen mitbringe, zieht seine Brieftasche. Er zeigt mir einen dicken Batzen Geld. Er hätte genug Geld, und jedem, der ihm etwas Gutes tut, würde er 50,- CHF schenken wollen. Ob er mir etwas geben darf? ... Da wird deutlich, wie wichtig es ist, dass unsere Aufmerksamkeit füreinander umsonst und aufrichtig ist. Und nicht bezahlt werden will. Ein äusserst heikles Thema für unsere Kirchen, deren Leben auf Mitgliedsbeiträgen und der Entgeltung der Hauptamtlichen beruht. Ich habe in den kommenden Wochen Abdankungsbereitschaft. Das heisst: Wenn jemand in Liestal-Seltisberg stirbt, der zur reformierten Kirche gehört, werde ich angerufen. In den Ferien mache ich das wirklich gerne, weil ich Zeit und innere Ruhe habe. Und ich merke natürlich, dass ich schon fast 12 Jahre in Liestal bin. Da sagt mir die Tochter des Verstorbenen am Telefon: "Sie haben vor sechs Jahren mein Mami beerdigt. Das haben Sie schön gemacht." Heisst: Da ist Vertrauen entstanden, und darum ist das Miteinander einfach. Mit dem Kreis für Menschen mit Depression haben wir am Mittwoch einen längeren Spaziergang über Land mit Einkehr in einem Restaurant gemacht. Peter - einer aus dem Leitungsteam - hat das vorbereitet. Das Baselbiet ist unglaublich schön: mit den sanften Hügeln, dem abwechslungsreichen und weiten Blick bis in den Schwarzwald. Es gefällt mir, wie freundlich der Umgang der Gruppe miteinander ist: auch mit den Eigenarten der Anderen. Ich habe zum Beispiel nach drei Stunden des Zusammenseins gesagt, dass ich allein zurücklaufe. Ob das für jemanden ein Problem sei? Sagt B.: "Wir kennen dich doch, Ulrike." :-) Wolfgang bereitet die Schweige-Exerzitien zu Psalm 22 vor. Es gibt - besonders in der zweiten Woche - noch freie Plätze in Rasa. Wer mit hinhören möchte auf Gottes Reden, kann überlegen, ob das etwas für ihn/ für sie wäre. Die näheren Angaben finden Sie links unter: RASA - Schweigen im Tessin. Sonntag, 5. Juli 2020 Heute hat Ulrike in der Stadtkirche Liestal sowie im Gemeindezentrum Seltisberg den Gottesdienst gefeiert. Thema: "NICHT VERGELTEN". Was Paulus in Römer 12,17-21 in drei Anweisungen verdichtet, das entfaltet die Geschichte, wie Josef mit seinen Brüdern, die grosses Unrecht an ihm getan haben, umgeht (1. Mose 50,15-21). Spannend! - und gleichzeitig: Die Predigt ist sehr praktisch! Man kann sie gleich hier anhören und herunterladen: Freitag, 3. Juli 2020 Ulrike schreibt: Wir sind schon eine Weile zurück in Liestal. Unser Garten ist ein grüner Dschungel: dabei hatten wir den Gärtner im Februar da und haben alle Hecken und Pflanzen zurückschneiden lassen. Gestern habe ich zusammen mit unserem Klavierspieler Werner Spinnler den ersten Gottesdienst nach der Corona-Pause im Pflegezentrum Brunnmatt gefeiert. Ich hatte die Befürchtung, dass nach der monatelangen Pause fast niemand kommt. Das war - Gott sei Dank - ein Irrtum. Der Gottesdienst war überraschend gut besucht: das ist schön, dass die Gemeinde ‹da› ist!! Ich habe in diesen Tagen einige Vorbereitungstreffen für die zweite Jahreshälfte und ich besuche Gemeindemitglieder. ... Und vielleicht kaufe ich einen anständigen Rasenmäher und Heckenschere. Samstag, 27. Juni 2020 Ulrike schreibt: Morgen ist unser letzter Urlaubstag in Berlin. Schon komisch, mitten in der Stadt Urlaub zu machen, auf dem Balkon oder im Café zu sitzen und im Tiergarten spazieren zu gehen. Heute haben Wolfgang und ich bereits den Predigttext für den Gottesdienst am kommenden Sonntag [5. Juli 2020] in Liestal gelesen. Für Sonntag ist Römer 12,14(17)-21 vorgeschlagen. Ich freue mich über diesen Text. «Gebt niemandem Böses mit Bösem zurück. Seid auf Gutes bedacht gegenüber allen Menschen. Ist es möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Schafft euch nicht selbst Recht, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): ‹Mein ist das Recht-Schaffen; ich werde vergelten, spricht der Herr.›»(V.17-19) Ich war in der Ausstellung über Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert im Deutschen Historischen Museum. Ich finde die Ausstellung sehr gut gemacht: sie hilft zur Meinungsbildung und Kriterienfindung. Grossartig finde ich die Sitzecken in jedem Raum, wo man Hannah Arendt im Original hören kann. Für die, die sie gar nicht kennen, eine kurze Zusammenfassung: WER IST SIE? Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte Philosophie, Theologie und Altgriechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers, bei dem sie 1928 promoviert wurde. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1941 nach New York. Von 1946 bis 1948 war sie als Lektorin, danach als freie Schriftstellerin tätig. Sie war Gastprofessorin für Politische Theorie in Chicago und lehrte ab 1967 an der New School for Social Research in New York. Zuletzt erschien bei Piper ‹Was heisst persönliche Verantwortung in einer Diktatur?›. [Zusammenfassung abgeschrieben bei: amazon] DIE KOSTEN DER ANPASSUNG Interessant fand ich, dass Hannah Arendts erste Buchveröffentlichung eine Auseinandersetzung mit Rahel Varnhagen war. Arendt war skeptisch gegenüber den Versuchen der jüdischen Bevölkerung in Preussen, sich zu assimilieren. Sie meinte, dass man sich Erfahrungen von Zugehörigkeit nicht durch Selbstverleugnung erkaufen darf. ... Hannah Arendt selbst hat nach dem 2. Weltkrieg nur unter der Bedingung in Deutschland publiziert - sie war 1941 vor der NS-Herrschaft in die USA emigriert -, dass sie als Jüdin gefragt und gehört wird. Andernfalls verzichtet sie. MENSCHEN IHR MENSCHSEIN ABSPRECHEN Berührt hat mich auch, dass Hannah Arendt in der europäischen Kolonialpolitik zwischen 1880 und 1914 eine Voraussetzung für den Holocaust sieht. Die europäischen Kolonisatoren haben die Menschen Afrikas nicht einfach als von ihnen unterschiedene Völker angesehen. Sie haben ihnen ihr Menschsein abgesprochen. Sie haben sie aus ihrer Definition des Menschseins ausgeschlossen. Damit haben sie das jüdisch-christliche Weltbild hinter sich gelassen. DAS BÖSE IN SEINER UNGEHEUERLICHKEIT - UND IN SEINER BANALITÄT Vielen bekannt geworden ist Hannah Arendt dadurch, dass sie 1961 den Prozess in Jerusalem gegen Adolf Eichmann als Kommentatorin begleitet hat. Als ich in der Ausstellung in Aufnahmen gehört habe, in welcher Weise Hanna Ahrendt vom Bösen spricht, habe ich die Offenbarung des Johannes wieder im Ohr gehabt. [Wir haben sie mit der Gemeinde und mit Freunden drei Monate lang bis Mitte Juni gelesen.] Es gibt eine Schuld, die jede Rechtsordnung übersteigt. Die sich durch ihre Ungeheuerlichkeit der Möglichkeit von Strafe und Vergebung entzieht. ... Karl Jaspers meinte, dass Schuld - wenn man auf diese Weise von ihr redet, wie Arendt es tut - als eine satanische Grösse erscheint. Dann aber sei der Mensch nicht mehr dafür zu behaften. Darum müsse man gleichzeitig das Böse in seiner Banalität ansehen. Nur so kann man Menschen in die Verantwortung für ihr Handeln nehmen. ... Die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum geht noch bis zum 18. Oktober 2020. Freitag, 26. Juni 2020 Ulrike schreibt: Berlin hat für mich viele persönliche Seiten. Weil meine Familie hier lebt – mittlerweile im Umland – und weil ich die Stadt (immer noch) gut kenne. Weil ich zufällig vorbeigelaufen bin, war ich im Hamburger Bahnhof. Der liegt – anders als der Name vermuten lässt – nicht in Hamburg, sondern nahe beim Hauptbahnhof und ist ein Museum für Moderne Kunst. Zur Zeit kann man sehen: Katharina Grosse: It wasn’t us. Die Idee ist sehr einfach und gut umgesetzt: Die Künstlerin hat die Böden innerhalb und ausserhalb der Ausstellungshalle grossformatig und farbig besprayt (auf durchsichtiger Folie). Sehr dynamisch. Man kann über die Farbfelder drüber laufen. Am Ende der Halle heben sich Skulpturen aus dem Boden - wie eine grosse Eisscholle oder wie ein riesengrosses gesplittertes Stück Holz. Sehr wuchtig, sehr organisch und mit klaren Linien. Man sieht erst beim genauen Hinschauen, dass es aus Styropor gesägt ist. Einen guten Bericht mit Bildern findet man hier: https://www.apollo-magazine.com/katharina-grosse-it-wasnt-us Das Kunstwerk setzt sich im Freien fort. Es überschreitet den Ausstellungsraum, ergiesst sich ins Öffentliche hinein. Das ganze Gelände ist in Farbe getaucht. Mittendrin gibt es eine Wiese, wo manche Besucher/innen sitzen und sich sonnen, picknicken, reden ... Das Kunstwerk nimmt Raum ein, will betreten, erlaufen, von verschiedenen Seiten angesehen werden. Mir gefällt, dass es kein symbolisches Erlaufen ist, sondern durch seine Dimensionen ein tatsächliches. Es geht zu, wie bei jedem ganz normalen Lebensvollzug: Schau hin, lass dir Zeit. laufe um die Sache herum und sieh sie dir von verschiedenen Seiten an. Und wenn du ‹raus› gehst, weg von ihr, dann ist sie immer noch da. Donnerstag, 25. Juni 2020 Ulrike schreibt: Heute haben Wolfgang und ich das Lesen des 1. Briefes des Johannes beendet. Also: jeweils einen Abschnitt übersetzen, darüber sprechen, uns den Kommentar von N.T. Wright für den entsprechenden Abschnitt vorlesen. Johannes schreibt am Ende des Briefes über das Gebet. Er schreibt, dass wir wissen, wenn Gott unser Gebet hört. Es gibt ein Wissen darum. "Und darin besteht die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er auf uns hört, wenn wir nach seinem Willen um etwas bitten. Und wenn wir wissen, dass er auf uns hört bei dem, worum wir bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene wirklich besitzen, das wir von ihm erbeten haben." (1. Joh 5,14f) Es gibt ein Wissen darum, dass Gott unser Gebet hört. Also die Frage an euch: Wie ist das bei euch? Wisst ihr es, wenn euer Gebet von Gott erhört ist? Wie "fühlt" sich dieses Wissen an? Wie fühlt es sich bei euch an? Wolfgang hat mir dazu eine Legende erzählt. Hier ist sie: Sie sagten von Rabbi Chanina ben Dosa, dass er für die Kranken betete. Er sagte dann immer: "Dieser wird sterben, dieser wird leben." Sie fragten ihn: "Woher weisst du das?" Der Rabbi antwortete: "Wenn mein Gebet leicht fliesst, dann weiss ich, dass es angenommen wurde. Und wenn nicht, dann weiss ich, dass es abgelehnt wurde." (in der Mischna, Traktat BERACHOT 5,5) Chanina ben Dosa lebte zwischen 40 und 75 n.Chr. in Galiläa und ist auch in Galiläa begraben. Er war Schüler von Jochanan ben Zakkai. Dieser Jochanan ben Zakkai soll zur selben Zeit wie Paulus bei Gamaliel II studiert haben. Chanina war weit herum bekannt als Beter und Wundertäter. Mit ihm, so sagt die Tradition, habe die Reihe der „Männer des Tuns“ (des Wunder-Tuns), also die Reihe der „vollmächtigen Beter" im Judentum aufgehört. Wolfgang und ich würden eher von den „Männern des hinhörenden Betens“ reden. — Spannend sich deutlich zu machen, dass Chanina nahe bei den ersten Jüngern in Galiläa gewohnt hat. … Bekannt war neben seinem Beten seine grosse Armut. Samstag, 20. Juni 2020 Ulrike schreibt: Heute früh ein typisches Beispiel für Berliner Mentalität. Ich will Blumen kaufen. Im Netz steht, dass der Blumenladen um die Ecke um 7 Uhr öffnet. Als ich da bin, steht am Eingang 10 Uhr als Öffnungszeit. Gehe ich also in den nächstbesten Supermarkt, wo im Eingangsbereich auch immer Pflanzen stehen. Es sind nicht die schönsten, aber ich suche mir die Sträusse heraus, aus denen ich etwas machen kann. Da ruft mir eine Angestellte von der Infotheke des Supermarktes her zu: "Ey, Sie, komm'se mal her!" Ich (irritiert) gehe zu ihr. Die Angestellte: "Die kann ick Ihnen billijer machen. Die loofen bald ab." Und pappt mir "Verbilligt-Kleber" auf zwei der fünf Sträusse. Dann schaut sie zu den Blumengestellen hinüber und sagt: "Und stimmen tun die Preise ooch nich." Ich: "Mir ist das egal, ich zahle gern mehr." Sie: "Nöö, is jut so." Donnerstag, 18. Juni 2020 Ulrike schreibt: Die Urlaubstage füllen sich wie von alleine, obwohl wir nichts Besonderes machen. Zuerst habe ich den Balkon gewischt - eine Stadt macht viel Schmutz -, um im Freien sitzen zu können. Mittlerweile wird der Balkon wunderschön von einer Baum-Hasel überschattet. Schräg unter dem Balkon stehen die Tische von Athenas Lokal. Die Gäste, es ist immer voll, sitzen bis in die Nacht hinein und es ist immer eine gute Atmosphäre. Heute war ich touristisch unterwegs. Auch, um die Stadt wieder einmal zu spüren. In der U-Bahn tragen >90% der Leute eine Gesichtsmaske und auch auf der Strasse ist sie viel mehr in Gebrauch als in der Schweiz. Ich war im Martin-Gropius-Bau, der eigentlich immer gute Ausstellungen hat. Die eine ist von Akinbode Akinbiyi. Er ist Strassen-Fotograf aus England/Nigeria und erläuft Städte um ihre Menschen und ihre soziale Dynamik zu erfassen. Akinbode Akinbiyi geht zu Fuss durch unterschiedliche Städte der Welt (Lagos, Kairo, Berlin, Johannesburg ...) und bemüht sich um grösstmögliche Offenheit gegenüber dem, was er sieht. Weil ich selber gern zu Fuss unterwegs bin, kamen mir die Bilder überwiegend vertraut vor. Fast ein bisschen klischeehaft. Es wird ein Film gezeigt, in dem Akinbode Akinbiyi auf seinem Weg durch Berlin begleitet wird: den fand ich sehr schön. Die Ruhe, mit der der Fotograf auf das wartet, was sich ihm zeigen wird. Es gibt im Gropius Bau noch eine zweite grosse Ausstellung von Lee Mingwei. Ich vermute, dass sie die ‹mehr populäre› ist. Es geht im wesentlichen um Erinnerungskultur. Unsere Geschichte formt unser Leben jetzt. Lee Mingwei fragt in mehreren einzelnen Installationen nach der Biografie der Besucherinnen und Besucher. Und lädt dazu ein, sie zu ‹reparieren› (ein kaputtes Kleidungsstück nähen zu lassen), sie ‹dankbar zu erinnern› (die Geschichte eines einzelnen wichtigen Kleidungsstücks zu erzählen), sie ‹abzuschliessen› (einen Brief zu schreiben, den man lange schon schreiben wollte) usw.. Er macht das, in dem er als Künstler in ‹Vorleistung› geht und einem etwas zum Anschauen oder Anfassen gibt. Ich empfinde das mehr als Einladung zur kollektiven Biografiearbeit und weniger als Kunst. Aber das ist Ansichtssache. Zwischendrin habe ich meinen Ehering zum Goldschmied gemacht und ein Paar Schuhe gekauft. In Berlin gibt es deutlich mehr Menschen mit grossen Füssen als in der Schweiz. Und ich habe in einem Strassenlokal gesessen und die Leute angeschaut. Allerdings ohne zu fotografieren. Nachdem Wolfgang und ich die Lektüre der Offenbarung abgeschlossen haben, lesen und übersetzen wir nun ein anderes biblisches Buch. Parallel dazu lesen wir einen Kommentar von N.T. Wright. Mittwoch, 17. Juni 2020 Wir haben versprochen, euch unsere Impulse zur Offenbarung des Johannes zur Verfügung zu stellen. Hier könnt ihr sie als PDF herunterladen und - wenn ihr mögt - ausdrucken: IMPULSE ZUR OFFENBARUNG BITTNER 2020 Sie sind für den persönlichen Gebrauch bestimmt und dürfen nicht weiter veröffentlicht werden, auch nicht in Auszügen. Mittwoch, 17. Juni 2020 Ulrike schreibt: Letzte Nacht sind Wolfgang und ich in den Urlaub gefahren. Das passt ganz gut, denn ab morgen kommen Bauarbeiter/Gärtner an den Küngelbrunnenweg. Der ‹untere Garten› am Pfarrhaus bekommt (endlich) einen Zugang. Er war bisher nur durch das Haus zu erreichen. Wolfgang und ich sind mit dem Auto nach Berlin gefahren. Das ist immer wieder erstaunlich, wie schön die gemeinsamen nächtlichen Fahrten sind. Es sind ein bisschen viele Baustellen, wenn man über Heilbronn, Nürnberg, Leipzig fährt, aber nachts sind die Strassen frei und man kommt gut durch. Für mich ist es verblüffend, mit wie vielen Orten, die wir auf einer Fahrt durch Deutschland passieren, sich mein Leben mittlerweile verbindet. Wir haben auf der Fahrt das Hörspiel ‹Das Unternehmen Wega› von Friedrich Dürrenmatt (1954) gehört. Man findet es als Podcast bei ‹SRF Hörspiele›. Es spielt im Jahr 2255: Die Welt ist in zwei Lager geteilt, und eine Delegation der ‹Vereinigten freien Staaten Europas und Amerikas› fliegt zur Venus. Die Venus ist mittlerweile eine Strafkolonie der Erde und soll für eine Zusammenarbeit gegen ‹die Russen› gewonnen werden. Die Bewohner der Venus haben aber kein Interesse daran, sich einspannen zu lassen. Sie sind, obwohl sie auf einem unwirtlichen Planeten wohnen, innerlich unabhängig. ... Nach dem Lesen der Offenbarung scheint mir die ‹Venus› auch ein Bild für die Gemeinschaft der Glaubenden zu sein. Dürrenmatt war Sohn eines Pfarrers. Wolfgang und ich haben in der letzten Woche die Impulse zur Johannes Offenbarung abgeschlossen, einen Reader stellen wir bald zur Verfügung. Ich fand das gemeinsame Unterwegssein absolut lohnend und schön und wünsche mir, dass die Gemeinschaft, die entstanden ist, in irgendeiner Weise bleibt. Die Abendfeier in der Stadtkirche am Sonntag habe ich als einen Ausdruck für unsere Gemeinschaft in Jesus Christus empfunden. Donnerstag, 11. Juni 2020 Ulrike und Wolfgang schreiben: Wir sind ein wenig verwundert, dass wir es tatsächlich geschafft haben, gemeinsam die ganze Offenbarung zu lesen! Zwölf Wochen waren wir mit Menschen aus der Gemeinde und weit darüber hinaus unterwegs. Heute stehen wir also vor dem letzten Abschnitt und lesen Offb 22,6-21. Den letzten Impuls findet ihr hier. Wolfgang und ich planen im Herbst ein ähnliches Projekt – ein zweites gemeinsames Bibellesen mit Impulsen per WhatsApp bzw. über unsere Homepage. Für uns war es das erste Mal, und wir können einiges verbessern und weiter denken. Wir möchten euch über drei Dinge Bescheid geben. Diesen Sonntag, 14. Juni, beginnen wir nach der ‹Corona-Pause› wieder mit den Abendfeiern in der Stadtkirche Liestal, 18 Uhr. Herzliche Einladung und wir freuen uns, wenn wir einige von euch sehen! Im August finden im wunderschönen Bergdorf Rasa im Tessin die Schweige-Exerzitien von Wolfgang statt: NOT UND VERZWEIFLUNG ... beide haben – bis zum Kreuz - nie das letzte Wort (Psalm 22) Die Teilnahme ist entweder für zehn Tage möglich (17.-27. August 2020) oder für fünf Tage (7.-22. bzw. 22.-27. August). Mehr Angaben findet ihr links auf unserer HP oder könnt sie bei uns erfragen. Vom 3.-11. Oktober 2021 (im nächsten Jahr!) werden wir mit unserer Kirchgemeinde und mit Freunden – auch ihr seid eingeladen! – eine Israel Reise machen. Der Flyer erscheint in den nächsten Tagen. Wir haben Assaf Zeevi als Reiseleiter gewinnen können. Wir werden bekannte Orte besuchen (Beersheba, Bethlehem, Jerusalem, Kapernaum, Megiddo, Nazareth), sowie eine Reihe von Landschaften und Orten, die selten in einem Reiseprogramm vorkommen (Maon, Gilgal, Bethel, Schilo, Garizim, Sichem). Auch wer Israel gut kennt, wird auf dieser Reise Neues entdecken. Sonntag, 7. Juni 2020 Ulrike schreibt: Heute beginnt die zwölfte Woche, in der wir mit der Gemeinde und mit Freunden die Offenbarung lesen. Wolfgang und ich haben die Impulse weitgehend fertig geschrieben und gehen jetzt nochmals auf Fragen von Einzelnen ein. Wer mitlesen möchte, kann das hier tun: OFFENBARUNG-ONLINE Ich bin manchmal über Wolfgangs Beobachtungen und Deutungsangebote überrascht. Den Impuls für heute zum sogenannten tausendjährigen Reich (Offb 20,1-10) hat er geschrieben. Wolfgang schlägt vor, diese Zeit als einen ‹Erfahrungszeitraum› zu verstehen. So wie man von Krankheitszeiten, Krisenzeiten, Ferienzeiten usw. spricht, gibt es auch Zeiten, in denen einzelne Völker und Kulturen erfahren, dass Menschenwürde und Rechtsstaaltlichkeit geschützt werden. Dass grundsätzlich jeder Mensch willkommen ist, gefördert und geschützt wird. Wir würden dann sagen, dass die ‹Welt› etwas von dem widerspiegelt, was mit der Herrschaft Gottes gemeint ist. Versteht man das tausendjährige Reich derart, dann kann es zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen der Welt anbrechen - und auch wieder zu Ende gehen. Heute habe ich mir eine Saison-Karte im Freibad Rheinfelden (dem Bad auf der Schweizer Seite) geholt. Ich mag es, dass man im Becken und im Rhein schwimmen kann. Weil es heute kalt war, war das Bad fast leer und das habe ich sehr genossen. Das Wasser im Rhein ist überraschend warm, vom Gefühl her ca. 19°C. Dann habe ich mir im Kiosk einen Kaffee geholt, mit jemandem geplaudert und dabei den Tauchern beim Üben zugesehen. Diese Woche - also ab morgen - ist eine normale Arbeitswoche in der Kirchgemeinde. Ich will versuchen, manche Begegnungen und Gespräche der "Corona-Zeit" abzuschliessen. Mit Beginn der nächsten Woche haben Wolfgang und ich dann vierzehn Tage Ferien. Dienstag, 2. Juni 2020 Ulrike schreibt: Die letzten Wochen und Monate waren eine dichte und in mancher Hinsicht schöne Zeit: vor allem durch das gemeinsame Lesen der Offenbarung in der WhatsAppGruppe. Heute haben wir den 53. Impuls bereitgestellt. In unserer Kirchgemeinde kehren Abläufe in ihre früheren Bahnen zurück. Seit Pfingsten ist in der Schweiz die Feier von Gottesdiensten im Kirchgebäude wieder möglich. Mit dem katholischen und dem methodistischen Kollegen bereite ich eine Weiterbildung für das Personal unseres örtlichen Pflegeheims vor (Arbeitstitel: Vergebung - Versöhnung - Schalom). Morgen Nachmittag feiere ich eine Abdankung, die wegen der Zahl der Teilnehmenden nochmals unter freiem Himmel stattfinden wird. Ich feiere die Abdankung zusammen mit der Cellistin Annina Voellmy, was mich sehr freut. Am späten Nachmittag trifft sich dann der erste Bibelgesprächskreis wieder Face-to-Face im Kirchgemeindehaus. Wir treffen uns erst einmal wöchentlich statt vierzehntägig: um wieder zueinander zu finden. Ich bin gespannt, wie der Wiedereinstieg ‹nach Corona› aussieht. Überrascht bin ich, dass das Stille Wochenende Ende Oktober bereits voll ist. Das war so früh noch nie der Fall. Wenn sich die Versammlungsregeln ‹wegen Corona› ändern, können auch mehr Menschen teilnehmen. Wir haben grosse Räume gebucht. Heute stelle ich die Einladungshefte für die Israel-Reise mit Wolfgang, mir und Assaf Zeevi von Kultour-Reisen fertig (3.-11. Oktober 2021). Donnerstag, 21. Mai 2020 - Christi Himmelfahrt Wolfgang schreibt: Unsere besten Wünsche erreichen Sie zum Fest Christi Himmelfahrt. Ulrike hat dazu eine überraschende Predigt über Apostelgeschichte 1,1-11 gehalten. Sie können sie gleich hier anhören: Mittwoch, 20. Mai 2020 Ulrike schreibt: Gestern waren ein Mitglied unserer Kirchgemeinde Liestal-Seltisberg und ich im Geistlich-Diakonischen Zentrum in Riehen. Die Sonne schien, und wer Riehen kennt, weiss, dass es unglaublich grün und gepflegt dort ist. Wir haben uns von den Diakonissen die Räume für das Stille Wochenende vom 30. Oktober bis 1. November 2020 zeigen lassen. Diesmal werden Wolfgang und ich das Wochenende gemeinsam leiten. Nach dem Lesen – dem Verstehen von Sprache, Hintergründen, biblischen Bezügen – der Offenbarung des Johannes, laden wir nun zum Beten ein. Wir wollen uns den „grossen Trost für unsere Zeit“ (Titel des Wochenendes) schenken lassen. Den Flyer zum Wochenende finden Sie links bei RIEHEN. Wenn Sie sich anmelden möchten, tun Sie das bitte bald; die Häuser/ Hotels sind darauf angewiesen, gut zu planen und möglichst wenig Leerstand zu haben. Dann habe ich auf Einladung hin ein Mitglied unserer Kirchgemeinde besucht. Schön mit Abstand – und mit Kaffee und Kuchen – auf dem Balkon. Das war interessant, denn mein Gesprächspartner hatte einige – gut begründete – Anfragen an unser Gemeindeleben in der Corona-Zeit. Wir sind als Gemeinde wenig sichtbar und unsere Online-Gottesdienstangebote bleiben in ihrer Ausführung hinter denen anderer Gemeinden zurück. Ich finde, dass er recht hat. Aber es hat seine Gründe. Das ist eine meiner Hauptentdeckungen in diesen Wochen, dass ‚Corona‘ ans Licht bringt, wie es um uns als Gemeinde steht. Die Krise bringt uns ans Licht. Das ist Titel meines Beitrags im Buch von Ulrich Eggers (Hg). Es ist jetzt diese Woche erschienen und man kann hier ins Buch hinein lesen: Eggers: Glauben in der Krise Gestern Nachmittag war ich im Pflegezentrum Brunnmatt, das heisst im Innenhof. Am Dienstag organisieren wir Kirchen immer eine Musik bzw. einen Gottesdienst. Gestern hat ein junger Schüler und Musiker – Colin Schmidlin – gesungen: eigene Lieder und moderne Balladen. Hut ab, er hat das richtig gut gemacht!!! Das ist nicht leicht, wenn die Leute versteckt hinter den Fenstern sitzen oder auf den Balkonen. Am Abend haben wir dann in einer Skype-Sitzung die Abendfeier für Sonntag, den 14. Juni, vorbereitet. Es geht mit den Abendfeiern also in drei Wochen wieder los in der Stadtkirche Liestal (18 Uhr). Bitte notiert euch das und kommt - herzliche Einladung! Ganz am Abend habe ich Wolfgangs Impuls zu den beiden Erntebildern (Offb 14,14-20) durchgesehen. Wir bereiten ja gemeinsam vor und schreiben dann die Texte im Wechsel. Endlich korrigieren und helfen wir uns gegenseitig bei der Anfertigung der Endfassung, die Ihr dann zu lesen bekommt. Das mächtig wirkende Bild von der »Kelter des Zornes«, aus dem das Blut bis zum Zaum der Pferde hoch und 1‘600 Stadien weit steigt, hat von früher Zeit an dazu geführt, darin die Darstellung eines schrecklichen Blutgerichtes zu sehen. Statt darin ein Bild innerhalb der apokalyptischen Bildsprache zu erkennen, hielt man es für die Beschreibung der Wirklichkeit. Diese Deutung hat sich derart verbreitet, dass sich auch heutige Ausleger kaum davon lösen. Dabei weisen viele Einzelheiten des Bildes in eine andere Richtung. Wolfgang bietet als Deutung an, dass in Offb 14,14-20 nicht – oder nicht nur – das vor uns liegende Endgericht gemeint ist, sondern das hinter uns liegende Gericht, das sich in Jesu eigenem Sterben „draussen vor der Stadt“ (vgl. Offb 14,20 mit Hebr 13,12f) vollzogen hat. Die Anklänge von Offb 14,14-20 an die Jesusworte in Joh 12,23f sind deutlich: (1) Das Bild vom Menschensohn (Offb 14,14), (2) der Hinweis auf die Zeit bzw. die Stunde, die gekommen ist (Off 15,15), (3) das Bild vom Weizen, (3) vom Sterben, (4) vom Fruchtbringen, also von der reichen Ernte. „Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Jesu Worte wurzeln in den Ankündigungen des Propheten Jesaja. Er selbst hat die Kelter getreten (Jes 63,1-6), wobei Gottes Zorngericht ihn selbst getroffen hat, freiwillig und stellvertretend für alle (Jes 53,4-5). Sonntag, 17. Mai 2020 Ulrike schreibt: Einen frohen und gesegneten Sonntag wünschen wir euch. Beim gemeinsamen Lesen der Offenbarung setzen wir heute mit Kapitel 14,9ff ein. Angesichts der schlimmen Bedingungen, in denen Menschen auch heute weltweit leben, werden wohl die meisten Leserinnen und Leser zustimmen, dass es Gericht braucht. Gericht ist notwendig – es sei denn, wir meinen, dass es kaum etwas Falsches gibt oder dass Gott das alles nichts ausmacht. Das aber wäre eine blasphemische Ansicht. Es würde allem widersprechen, was wir von Gott wissen. Der jüdisch-christliche Glaube hat viele und deutliche Aussagen dazu, dass Gott seine Welt wieder ins Lot bringen wird. Diese Aussagen sind gute Nachricht, lösen Jubel aus. "Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; jauchzen sollen alle Bäume im Walde vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit." (Psalm 96,11-13) Solches Ins-Lot-Bringen muss notwendigerweise die Beseitigung all dessen beinhalten, was Gottes gute und schöne Schöpfung verzerrt, insbesondere alles, was seine ebenbildlichen menschlichen Geschöpfe entstellt. In den nächsten Tagen werden wir uns mit Fragen zum Gericht Gottes auseinandersetzen. Der heutige Abschnitt - klickt links auf OFFENBARUNG-ONLINE - ist einfach zu verstehen. Die Offenbarung nimmt hier 1:1 die Verkündigung Jesu auf. Es gibt aber auch Fragen, die schwer zu beantworten sind: weil die biblischen Schriften selbst kein Interesse an ihnen haben, bzw. keine Lehraussagen machen. Das ist zum Beispiel die Frage, ob es Verdammnis von Menschen gibt und wie man sich das vorstellen kann. Diese Fragen versuchen Wolfgang und ich mit der notwendigen Achtsamkeit zu beantworten. Denn ihr stellt uns diese Fragen im WhatsAppChat sowieso. Mittwoch, 13. Mai 2020 Ulrike schreibt: Heute hatten wir ein Bibelgespräch der Kirchgemeinde per Skype. Es ist total schön, einander zu sehen. Aber es ist gar nicht leicht, als Gruppe miteinander zu reden. Es hat eine andere Dynamik als ein Face-to-Face-Treffen. Ein Teilnehmer steht auf, weil es an der Tür klingelt, und verschwindet erstmal. Der nächste sinniert darüber, warum er manche Gesichter nur "halb" sieht und bittet die anderen, sich "richtig" vor die Kamera zu setzen. Der dritte ist plötzlich "weg", weil der Akku leer ist, usw.... Das führt schon zu sehr besonderen Gesprächen. Ich habe heute an diese nette Parodie denken müssen. (Ihr könnt bei dem Video im unteren Bildrand "Untertitel" aktivieren.) Der Pastor will einen ZOOM Gottesdienst feiern. Damit ihm nicht ständig alle Leute reinquatschen, bittet er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer "to mute yourself" - also ihr eigenes Mikrofon auf stumm zu schalten. Was aber niemand versteht. Bis er schliesslich sagt: "The Lord wants everybody to klick on that little mikrophone with the red line through it and when it says 'mute', hit yes. Amen?" Als es endlich funktioniert und alle stumm-geschaltet sind, ist der Chor an der Reihe... Montag, 11. Mai 2020 Ulrike schreibt: Gestern hat die Sonne vom Himmel gebrannt - es waren 26°C in Liestal - und heute ist es regnerisch und diesig. So üppig wie in diesem Jahr war unser Garten selten: Tulpen, Narzissen, alles in Fülle. Sie sind jetzt schon lange verblüht und ich habe in den letzten Tagen die Blumenbeete gejätet und aufgeräumt. Auf der Terrasse blühen die Rosensträucher, ebenfalls üppig und mit handtellergrossen Blüten. Seit Beginn der Pandemie gehe ich viel mehr ins Freie als früher, fast jeden Tag. Wir haben hinter unserem Haus den Schleifenberg mit dem Aussichtsturm. Das ist für mich ein Geschenk dieser Zeit, dass ich den Wald so regelmässig und so nahe erlebe. Ich glaube, das war zuletzt in meiner Kindheit so. Ein anderer grosser Gewinn ist, dass ich begonnen habe, regelmässig zu kochen. Ich habe nie gelernt zu kochen, aber ich bin richtig gut. Meistens hole ich mir grundlegende Infos von Wolfgang ("Wie macht man eine Steinpilz-Sauce? Eine Sauce Hollandaise? ...) oder aus dem Internet. Wobei ich es gar nicht zu genau wissen will. Meist reicht es mir, die "Hauptidee" des jeweiligen Rezepts zu kennen. Ich decke dann für Wolfgang und mich den Tisch: oft draussen auf der Terrasse. Der dritte grosse Gewinn dieser Zeit besteht für m |
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